Den schönen Kochelsee stets im Visier: eine einsame, kurze Gipfeltour im Norden des Herzogstands


Publiziert von Vielhygler , 23. Juni 2019 um 02:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:15 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P. kostenlos am Walchenseekraftwerk
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Unterwegs natürlich keine Übernachtungen. Einkehr im Cafe des Walchenseekraftwerks möglich. Der in gleich mehrfacher Hinsicht kultige Imbiß "Kloa Scharnitz" am P. des Kraftwerks grillt bei gutem Wetter Renken. Der auch in der AV-Karte verzeichnete "Felsenkeller" war wohl einmal ein Gasthaus, ist aber mittlerweile ein Privathaus.
Kartennummer:DAV BY 9 Estergebirge, Herzogstand, Wank

Weglos Wandern kann sehr erfüllend sein. Ich hatte mir ein kleines, einsames Ziel über dem Kochelsee ausgesucht und wurde reich belohnt: mit einer malerischen Bachschlucht, licht stehendem Buchenwald, hübschen Felsschrofen und überraschenden Ausblicken: nicht nur, aber vor allem auf den schönen Kochelsee

Es ging heute noch einmal in das kleine und interessante Gebiet "Am Stein" direkt oberhalb des Kochelsees, dessen...

...östlichen Teil ich erst kürzlich besucht habe. Mir hat das Gebiet ausgesprochen gut gefallen und heute möchte ich senen westlichen Teil näher erkunden und mich zum P. 846 m aufmachen. Dieser kleine Gipfel, der direkt über dem südlichen Ufer des Kochelsees steht, ist in der AV-Karte als P. 846  m verzeichnet, doch im Bayernatlas als P. 838 m angegeben. Wie auch immer: in diesem Bericht soll es beim P. 846 m bleiben.
Der weglose Zustieg in den westlichen Teil des Gebiets Am Stein soll diesmal nicht über das Jochbachtal erfolgen, sondern von dem in der AV-Karte verzeichneten Felsenkeller in Raut aus, was mir die Gelegenheit bietet, endlich einmal den Kochelsee- Felsenweg und seinen Felsvorsprung Nase kennenzulernen.

Die Wegbeschreibung und der Tourentag

Ich starte erst mittags am Kraftwerk am Walchensee. Abends sind Gewitter angesagt, aber mal sehen, lang ist die Tour ja nicht.
Westlich vom Kraftwerk sind gleich "Felsenweg" und "Schlehdorf" beschildert. Es geht auf einer Straße unter beeindruckenden Strommasten hindurch über freie Wiesen nach Norden zum Kochelsee. Kurz vor dem See führt eine, wiederum mit "Felsenweg" beschilderte Forststraße nach Westen zu einem Brückerl, das den nahen Jochbach überquert. Selbstverständlich mache ich vorher noch einen kurzen Abstecher zum Ufer des Kochelsees, an dem sich schon die ersten Badegäste tummeln. Solche Weite: ein schöner See!

Felsenweg und Nase bis zum Felsenkeller in Raut

Es geht am Felsenweg zunächst auf einem Wirtschaftsweg, dann auf einem bequemen Wanderweg immer oberhalb des Kochelsees nach Nordwesten. Höhenunterschiede gibt es auf diesem Weg fast keine: 20 Hm rauf, 20 Hm wieder runter, das war' s auch schon. Auch Felsen lassen sich auf dem "Felsenweg" zunächst nur dann blicken, wenn man aufmerksam nach links durch die Büsche späht und auf Zustiegspfade achtet, denn gleich oberhalb des Felsenwegs befindet sich das Klettergebiet: "Panoramawand" (gesperrt laut zweier Schilder wg. Vogel-Brutschutz vom 1. Jan. bis 31. Juli).
Die schnell erreichte "Nase" (621 m) ist eigentlich gar kein Gipfel, obwohl sie als Hikr.-Wegpunkt als solcher bereits verzeichnet war, sondern ein großes Kruzifix auf einem aussichtsreichen Felsen direkt über dem Kochelsee. Dennoch: die Nase ist schon ein schöner Höhepunkt dieses Wegabschnitts!
Endgültig wird der "Felsenweg" seinem Namen erst im letzten Abschnitt gerecht, als er direkt unterhalb wirklich beeindruckender Felswände über dem Kochelsee entlangführt. Dies ist eine besonders hübsche Passage, die viel zu schnell vorüber geht, denn der Felsenweg endet bald an einem Brückerl, das über einen Bach führt, dessen Name in der AV-Karte nicht verzeichnet ist, der sich aber im Bayern-Atlas bei näherer Betrachtung als Fallende Lahne identifizieren ließ.
Ich gehe hier allerdings noch nicht über deren Bachbrücke, sondern folge zunächst auf der südlichen Seite der Fallenden Lahne einem auch in der AV-Karte eingetragenen Abkürzungspfad bis zum "Felsenkeller" in Raut. Dort finde ich eine weitere Brücke über die Fallende Lahne, die ich nun zu ihrer Nordseite überquere.
Sofort wird klar, daß der vielversprechend in der Karte verzeichnete "Felsenkeller" kein Gasthaus mehr ist, sondern ein Privatgrundstück. Jenseits dieses umfriedeten Grundstücks liegt eine Weide mit einem kleinen Stadel. Ich übersteige den Weidezaun und überquere die Wiese in westlicher Richtung, bis ich den von Süden herabkommenden Bachgraben der Fallenden Lahne in zunächst etwas matschigem Bachgrund erreiche.

Der weglose Anstieg auf den P. 846 m:

Der weitere Verlauf des Bachgrabens der Fallenden Lahne soll, was die weglose Tour auf den P. 846 angeht, mein Richtungsgeber sein. Ich habe mir für den Anstieg die orographisch (in Fließrichtung) linke (westliche) Seite des Bachgrabens ausgesucht  weil das Anstiegsgelände dort in der Karte gut aussah.
Der erste Abschnitt ist gleich der steilste, aber es geht sehr gut, teilweise finde ich auch Wildwechsel. Oberhalb des Bachgrabens finde ich noch einen weiß beringten Baum , sowie eine bald endende, überwachsene Karrenwegtrasse, aber das war' s auch schon mit den Spuren menschlicher Tätigkeit. Das hat mich heute in diesem Gebiet am meisten erstaunt, daß ich keinen einzigen mit der Säge abgeschnittenen Baum oder Ast gefunden habe, auch keinen Hochsitz oder orangerote Holzerzeichen, von Hütten oder Straßen ganz zu schweigen. Solche Einsamkeit gibt es in unseren Voralpen fast nirgendwo!
Landschaftlich ist der Anstieg dafür umso schöner. Es sind stattliche Buchen, die hier den Bergwald dominieren oder besser gesagt, schmücken. Ich steige, als ich etwa eine Höhe von knapp 800 Metern erreicht habe, zum ausflachenden Graben der Fallenden Lahne  etwa 20 Hm ab, überquere ihn und erreiche in einer Art Sattel eine große Lichtung. Nicht einmal hier steht ein Hochsitz, dafür aber Rehe, die sich blitzschnell aus dem Staub machen.
Von der Lichtung ging es nun in östlicher Richtung bergauf, bis ich den höchsten Punkt des westlichen, wohl geringfügig niedrigeren, der beiden Buckel erreiche, die ich heute anstrebe. Östlich und etwas unterhalb dieses "westlichen Vorgipfels" befindet sich ein kleiner Sattel und jenseits von ihm kann ich auch schon den etwas markanter wirkenden, kegeligen Gipfelaufbau des P. 846 sehen.
Der nun folgende weglose Anstieg zum P. 846 m hat mir heute am besten gefallen, einfach, weil es so lieblich unter schattigen Buchen über Gras und hübsche Felsschrofen zu diesem kleinen Gipfel hinaufging.

Der P. 846 m...

...ist natürlich nur ein ganz unbedeutender Gipfelpunkt. Dennoch: es hat mir dort gefallen! Es war sehr gemütlich, auf einem Graspolster sitzend zu brotzeiten und mich umzusehen.
Der P. 864 m ist auch gar nicht ohne Aussichten: der Kochelsee ist zu sehen, außerdem der Herzogstand und last not least gleich gegenüber der Dominator des  Am Stein-Gebiets, ein Gipfel, der, was seinen Artikel betrifft, etwas abundant Der Stein (930 m) heißt. Der Der Stein blockiert paradoxerweise weitere Aussichten des P. 846 m, obwohl er selbst vollkommen blickdicht ist.

Der Rückweg erfolgte auf dem Anstiegsweg...

...und der Ausklang der kleinen Tour, wie könnte es anders sein, schwimmend: im Kochelsee, der endlich die Idealtemperatur von 18° erreicht hat. Wahnsinn, wie erfrischend das war! Und direkt vor einem Gewitter ist das Wasser immer besonders geschmeidig...

Tourengänger: Vielhygler


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