Inner Fürberg 2627m


Publiziert von Bergamotte , 2. April 2019 um 11:37.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:29 März 2019
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1770 m
Abstieg: 640 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Hinter Klöntal, Bodenberg (P. 870)
Unterkunftmöglichkeiten:Glärnischhütte SAC
Kartennummer:236S (R. 21a, 202)

Während im Sommer beinahe eine Autobahn über den Gletscher zum Vrenlisgärtli verläuft, ist der Glärnisch im Winter eine ganz einsame Ecke. Eigentlich wäre das Gebiet für Skitouren geradzu prädestiniert. Doch der einzige Zustieg durchs Rossmatter Tal ist nicht nur weit, schattig und wenig spannend, sondern im Hochwinter häufig gefährlich und/oder anspruchsvoll. Im Frühling hingegen apern die steilen Südhänge unterhalb der Hütte schnell aus, womit der Zugang "frei" wird.

Um das ganze Gebiet ausgiebig erkunden zu können, übernachte ich im gemütlichen Winterraum der Glärnischhütte - ein tolles Erlebnis fernab jeglicher Zivilisation und Handyantennen. Als schöner Abschluss des Zustiegstages sei dabei der Besuch vom Inner Fürberg empfohlen. Man kann zuvor das Gepäck deponieren und gerät aufgrund der Westexposition auch im Frühling nicht in Zeitnot.


Um 6:15 geht's los mit schwerem Rucksack im Hinteren Klöntal. Gleichzeitig starten auch zwei Feldkirchner, welche den Bächistock als Tagestour begehen. Ihre Spurarbeit sollte mir am nächsten Tag noch sehr gelegen kommen. Der Klönstaldenstutz ist wie häufig im Winter kein Vergnügen: Lawinenkegel wechseln sich ab mit aperen Stellen. Am besten trägt man die Skier bis oben. Ab Klönstalden (1062m) liegt dann eine durchgehende Schneedecke bis hoch nach Werben (1383m). Wer die Skier nicht mehr abziehen mag, wählt die alternative Hüttenroute via Zeinen- und Bächistafel. Im Hochwinter wäre das zudem die sichere (aber auch nicht harmlose) Variante. Schneller geht's aber über den Sommerweg durch die apere Grieseren-Flanke. In der Spitzplangge liegt dann wieder knapp durchgehend Schnee. Der Aufstieg über die gefrorene Unterlage ist aber technisch anspruchsvoll und entsprechend anstregend. Im oberen Bereich überschreitet man kurz die 35°. Die beiden Feldkirchner wählen auch hier den Fussaufstieg.

Mit Erreichen der Glärnischhütte SAC (1989m) hat man all diesen Unbill hinter sich gelassen. Ab sofort bewegt man sich durch gutmütige, grosszügige Schnee- und Gletscherlandschaften. Wobei, bevor ich die Hütte inspizieren und das Gepäck deponieren kann, muss ich zunächst eine halbe Stunde den Eingang freischaufeln... Später im Jahr dürfte das kein Thema mehr sein. Wenig überraschend bin ich deshalb der erste Besucher in diesem Jahr. Nach einer Pause geht es um zehn Uhr ohne Eile an den Eingang vom Steintäli. Hier gilt es ein Felsband zu überwinden, was im Aufstieg angenehmer zu Fuss über apere Schrofen geht (T5). In der Abfahrt hingegen kann zurzeit noch eine Schneezunge abgerutscht werden (gut 40°).

Nach dem flachen unteren Teil steilt das Täli Richtung Gipfel nochmals über 35° auf, es gibt hier  verschiedene Routenvarianten. Das Gipfelplateau vom Inner Fürberg (2627m) - er heisst seit neustem übrigens Gross Fürberg -  ist dann recht grosszügig und bietet ein tolles Panorama in alle Richtungen. Erwähnenswert ist natürlich der Blick über den gesamten Glärnischfirn; ich kann meine morgige Route durchgehend einsehen. Aber auch der 1800m-Tiefblick ins Klöntal ist nicht zu verachten und kann ganz wechtenfrei genossen werden.

Gegenüber beobachte ich die zwei Bächistock-Aspiranten am Fuss vom vorderen Couloir. Lange geschieht nichts: Sind sie unsicher wegen der Route? Sind die Verhältnisse heikel? Oder brauchen sie schlichtweg eine Pause? Irgendwann geht's dann doch weiter, aufatmen, ihre Spurarbeit nehme ich mit Handkuss. Nach einer ewigen Mittagsrast geht's irgendwann auch bei mir an den Aufbruch. Gerademal zehn Minuten und eine Sulzabfahrt später bin ich zurück auf der Hütte.

Ich mach's mir auf der Terrasse gemütlich und lasse den langen Nachmittag dahinplätschern. Was für eine Wohltat: kein Handempfang, kein Radio, keine Erledigungen, kein gar nichts. In weiser Voraussicht hatte ich den kleinen Gaskocher mitgeschleppt, das Kochen mit dem trägen Holzofen wäre sonst gar mühselig ausgefallen. Sobald die Sonne weg ist, wird's empfindlich kalt - Ofen hin oder her - und ich lege mich schlafen begraben unter einer dicken Schicht Wolldecken.

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (5)


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DonMiguel hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 2. April 2019 um 12:29
zur ersten Hikr-Ski-Beschreibung des Inner Fürberg! Freue mich schon auf die folgenden Berichte!

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 2. April 2019 um 15:03
Vielen Dank. Ich staune immer wieder, wieviele Hikr-Erstbegehungen noch möglich sind. Auch auf dem Konkurrenzportal gibt es nur zwei Sommer-Einträge zu den Fürbergen. Nicht dass man sich davon was kaufen könnte, aber der Hauch Pioniergeist ist trotzdem ganz nett.

Primi59 hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 3. April 2019 um 18:27
welch ein Genuss muss das sein so ganz alleine
in der kleinen Hütte, ganz romantisch, da könnte man(Frau) fast neidisch werden.
Toller Bericht, Tour und Bilder !

Lg
Priska

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 4. April 2019 um 08:12
Ja, so eine solo-Übernachtung in einer abgelegenen Hütte ist was ganz Spezielles und war wichtigter Bestandteil dieser Unternehmung. Darauf habe ich mich jahrelang gefreut.

Primi59 hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 4. April 2019 um 08:17
.... dann ist dieses Abenteuer für dich fast unbezahlbar, freut mich für dich

Lg


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