Karlsruher Grat - im nassen Winter-Nebel


Publiziert von WolfgangM , 30. Dezember 2018 um 21:10.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:30 Dezember 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 440 m
Abstieg: 440 m
Strecke:Ottenhöfen - Gottschlägbach-Klamm - Karlsruher Grat - Ottenhöfen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Regionalbahn von Achern nach Ottenhöfen.

Nasses Wetter verbietet eigentlich Kletterpartien, weil Gestein dann glatt und rutschig wird. Für den Quarzporphyr des Karlsruher Grats oberhalb von Ottenhöfen im Schwarzwald gilt dies jedoch nur beschränkt, denn dieses Gestein ist so rauh und zerklüftet, dass man auch im feuchten Zustand noch ordentliche Tritte und Griffe findet. Und so machte ich mich an einem nassen nebligen Wintertag auf zum Karlsruher Grat. Dieser ist mir bei gutem Wetter wohl bekannt, hat aber bei Nebel einen ganz eigenen Reiz. Außerdem ist man dann dort ziemlich alleine, anders als bei schönem Wetter.

Mit der Bahn reiste ich über Achern nach Ottenhöfen an und ging dann durch den Ort und am Steinbruch vorbei zum unteren Ende der Gottschlägbach-Klamm. Autofahrer können hier auch parken. Die am Eingang der Klamm stehende Gastwirtschaft ist geschlossen und verlassen, ein Zettel in der Tür verspricht eine Wiedereröffnung im nächsten Jahr. Dann stieg ich in der Klamm auf, die durch einen mit Treppen und Geländern ausgebauten Weg erschlossen ist. Bei der heutigen Nässe erforderten aber die rutschigen Holzbohlen der Brücken besondere Beachtung. Ich passierte das "Edelfrauengrab", eine Höhle neben einem Wasserfall, zu der es auch eine Legende gibt, in der ein Burgfräulein und ein Ritter vorkommen. Oberhalb der Klamm geht es auf einem bequemen Weg weiter bis zu einer kleinen Steinhütte, in der im Sommer Getränke verkauft werden, die jetzt im Winter aber auch verlassen ist. Hier wendete ich mich nach links auf einen schmaleren Weg, der bis zum Beginn des Karlsruher Grats aufsteigt.

Auf dem Karlsruher Grat gibt es keine markierte Route, sondern man kann sich frei bewegen. Die teilweise benutze Bezeichnung "Klettersteig" ist irreführend, es gibt keinerlei Sicherungen oder Hilfestellungen. Normalerweise hält man sich knapp rechts oder links des Grats, zwischendurch gibt es auch Gehstrecken mit deutlichen Trittspuren. Als Alternative gibt es links etwas unterhalb des Grats einen durchgehenden Fußweg, den ich jedoch noch nie in Anspruch genommen habe. Der Grat selbst ist durch das rauhe Quarzporphyr-Gestein sehr einfach zu begehen, man muss Griffe und Tritte nicht suchen sondern findet sie einfach überall im Überfluss. Bei dem heutigen nassen Wetter musste ich allerdings darauf achten, dass ich Reibungs-Tritte vermeide.

Etwa auf der halben Strecke passierte ich den rechts liegenden Felsvorsprung des Eichhaldenfirsts mit seinem Gipfelkreuz. Der Weg dorthin ist mit UIAA II+ bis III für mich zu anspruchsvoll und gefährlich und bleibt deshalb besseren und mutigeren Kletterern vorbehalten (wie z.B. *diesem Hikr ). Passend zum Eichhaldenfirst hieß der Karlsruher Grat übrigens früher Eichhaldengrat, er wurde erst 1926 umbenannt.

Die technischen Schwierigkeiten des Karlsruher Grats sind mäßig und liegen bei maximal T4 und UIAA I. Die als "Schlüsselstelle" bezeichnete schwierigste Stelle wird von manchen Autoren in UIAA II eingestuft, was ich für stark übertrieben halte. Aus meiner Sicht ist diese Stelle nur eine UIAA I, wobei ich ihr am heutigen nassen Tag wegen Ausfalls eines sonst nutzbaren Reibungstritts eine UIAA I+ geben würde.

Am oberen Ende des Grats kommt man wieder auf einen ausgebauten Wanderweg und kann sich entscheiden, auf welchem von zwei Strecken man wieder nach Ottenhöfen zuückgeht: Entweder, was ich meistens mache, nochmal etwas aufsteigen zum Bosenstein und dann über Brennte Schrofen hinunter nach Ottenhöfen. Oder, was ich angesichts des nassen Wetters heute wählte, auf dem etwas langweiligen direkten und gut ausgebauten Weg unterhalb des Karlsruher Grats hinunter.

Disclaimer: Dies ist ein persönlicher Erlebnisbericht. Ein Nachwandern geschieht auf eigene Verantwortung und erfordert für den Schwierigkeitsgrad der Tour (T4 / UIAA I) angemessene Fähigkeiten und Ausrüstungen.

Tourengänger: WolfgangM


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