Zwölferkopf (2556 m) – Hochkarkopf (2772 m) – Hochkarspitze (2836 m)


Publiziert von Ben77 , 15. Dezember 2018 um 18:49.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:19 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:15
Strecke:Gand (St. Jakob a. Arlberg) - Weg Nr. 770 - Innere Rendlalpe - Zwölferkopf - Hochkarkopf - Hochkarspitze - namenloser Gipfel (P. 2744) - Vorderes Rendlkar - Innere Rendlalpe - Gand
Kartennummer:AVK 28, freytag & berndt WK 5504

Auf Entdeckertour

 

Abgesehen von dem auf Hikr bereits dokumentierten Zwölferkopf sowie Angaben zu den Erstbesteigern (alpinwiki.at) und dem klettertechnischen Schwierigkeitsgrad der Hochkarspitze (gipfelstuermer.de), fand ich im Internet keine Informationen zu den Gipfeln oberhalb des Rendlalp-Gebiets. Das wunderte mich, denn diese bilden von St. Jakob aus gesehen eine recht stattliche Kulisse. Drei der vier Gipfel dieser im folgenden beschriebenen „Entdeckertour” sind vom Ort aus gut sichtbar. Sie liegen also nicht in einem versteckten Winkel einer schwer zugänglichen Gebirgsgruppe oder so etwas. Obendrein suggerieren ihre eher moderate Prominenz und nicht allzu steil wirkenden Grate und Flanken mäßige Schwierigkeiten. Wo also waren die Tourenbeschreibungen?

 

Die Tatsache, dass es keine gab, und die damit im Widerspruch stehende offensichtliche Machbarkeit versprachen mir eine Bergfahrt, auf der ich einfach mal schauen könnte, wie weit ich kommen würde. Welch eine Freiheit! So oft gehe ich Touren, die vollständig dokumentiert sind, über deren Schwierigkeiten ich – dankbarerweise – größtenteils vollständig informiert bin und deren Wegverlauf ich vorab mehr oder weniger genau plane. All das reduziert Ungewissheit und Angst, aber es verhindert auch Spontanität und schränkt die Freiheit ein. Und was wäre Bergsport ohne diese beiden Aspekte? Allerdings möchte ich deshalb jetzt nun nicht für weniger Tourenbeschreibungen plädieren, sondern höchstens dafür, auch mal ohne eine loszugehen.

 

Glücklicherweise hatte ich mir hinsichtlich meines Vorhabens trotzdem etwas Rückversicherung verschaffen können, und zwar in Form eines Gesprächs mit meiner Gastgeberin in St. Jakob. Ihre Familie und andere Einheimische würden des öfteren dort oben sein – nicht zuletzt für die alljährlich im Frühsommer stattfindenden Bergfeuer – und man könne eine Wanderung dort beliebig ausdehnen. Genau das legte mir auch der Blick auf das Gelände nahe. Jedenfalls würde sie sich keine Sorgen um mich machen müssen, wenn ich dort sporteln ginge. (Zwei Tage zuvor hatte ich die Familie in leichte Aufregung versetzt, weil ich nach einer Tour auf den Patteriol erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückgekehrt war. Was allerdings daran lag, dass es in der zweiten Septemberhälfte bereits so zeitig dunkel wird, und nicht etwa daran, dass ich so lange unterwegs war.)

 

Aber genug der einleitenden Worte. Start war also im heimeligen Ort St. Jakob gegen 10.45 Uhr und mein erstes Ziel war der Zwölferkopf. Diesen erreichte ich, indem ich zunächst über eine Forststraße und später einen Wanderweg zur Inneren Rendlalpe aufstieg (siehe Weg 770 auf der Wanderkarte freytag & berndt WK 5504). Während des Aufstiegs faszinierte mich der Anblick der Lechtaler Alpen aus einer mir bis dahin unbekannten, wunderbaren Perspektive. Was für eine ausgedehnte Gebirgsgruppe, deren südwestliche Peripherie auf voller Länge des Stanzer Tals einen über 1000 Meter hohen Superwall aufwirft. Wahnsinn. Aus diesem stechen, weit östlich, Eisenspitze, Parseierspitze und Grießmuttekopf mit eigenwilligen Formen eindrucksvoll hervor.

 

Dessen ungeachtet war mein Aufstieg vor allem schweißtreibend und Versuche, die Forststraße abzukürzen, indem ich schwachen Pfadspuren durch den Wald folgte, endeten meist im Dickicht. Ich empfehle daher, auf der Forststraße zu bleiben bis auf ungefähr halber Strecke ein gelbes Schild zu einem kleinen Wanderpfad leitet. Ich kann mich leider nicht mehr genau daran erinnern, ob dieser hoch bis zur Alpe führt oder später wieder in die Forststraße übergeht. Aber wenn man den Beschilderungen folgt, kann man sich nicht verlaufen.

 

An der Alpe kam ich gegen 12.45 Uhr an. Auf einem recht deutlichen Pfad geht es nun nach links (in Richtung Süden) und bald darauf einen Hang hinauf. Oben betritt man dann nochmals die besagte Forststraße (die sich, zumindest laut Karte, bis unter die Trasse der Rendlbahn fortsetzt). Nach rechts auf die Straße biegend, folgt man dieser solange, bis linker Hand ein schöner, aus Holz geschnitzter Wegweiser auf den Steig zum Gipfel des Zwölferkopfs zeigt. Der Steig führt im Zickzack an Lawinenverbauungen vorbei und, effektiv an Höhe gewinnend, nach oben.

 

Mein Blick schweifte dabei immer wieder nach St. Anton unten im Tal. Dort war bereits das Sommersaisonende eingeleitet worden. Die Straßen waren wie leergefegt und die Angestellten der zahlreichen Hotels, Geschäfte und Restaurants vermutlich die einzigen Menschen, denen man jetzt dort begegnen würde. So malte ich mir das jedenfalls aus. – Derweil über mir kreiste ein Adler, oder eine andere Vogelart mit einer ungewöhnlich großen Flügelspannweite. Sowohl Form als auch Bemusterung seiner ausgestreckten Flügel ließen mich für einen Moment lang glauben, ich sei irgendwo im Wilden Westen unterwegs ...

 

Etwa 1,5 Stunden nach der Rendlalpe erreichte ich dann den Gipfel des Zwölferkopfs, der mir eine weitere beeindruckende Aussicht bot: gen Osten auf das Massiv des Hohen Rifflers. Aus dieser Perspektive betrachtet, bildet es einen wuchtigen Halbkreis, der von einer tiefen Schlucht durchschnitten wird und dessen Zinnen und Zackengrat beinahe wie eine Krone wirken. Der Hohe Riffler, wahrlich ein König.

 

Auf meinem Gipfel indessen wehte ein herbstlich kühler Wind und am Himmel formten sich stellenweise dichte graue Wolken, so dass ich befürchtete, meine Erkundungstour abbrechen zu müssen, noch bevor sie richtig in Fahrt gekommen war. Deshalb verweilte ich nicht lange, sondern ging bald weiter, um wenigstens noch einen der ins Auge gefassten „unbekannten” Gipfel, nämlich den Hochkarkopf*, einzusacken.

 

* (Anmerkung: Es ist es leider nicht ganz sicher, ob es sich tatsächlich um den Hochkarkopf handelt. Es könnte stattdessen auch eine unbenannte Erhebung sein. Für Zwecke dieses Berichts belasse ich es jedoch bei der von mir vorgenommenen Zuordnung und verweise interessierte Leser auf meinen einschlägigen Nachtrag „Unklarheiten in der nördlichen Rendlgruppe“ hier.)

 

Die Gratstrecke vom Zwölferkopf zum Hochkarkopf ist fast vollständig einsehbar und das Gelände, welches den Weg vorgibt, entpuppte sich als gut begehbar. Auch wenn es wegen des Gerölls und der Blockfelder teilweise unwegsam ist, hält sich die Steilheit meist in Grenzen, ist man selten exponiert und gibt es oft mehrere Möglichkeiten der Routenwahl. Insbesondere anfangs kann man bequem einer schwachen Pfadspur folgen, später tauchen dann hin und wieder sogar Steinmänner auf. Man ist also nicht wirklich auf einer Terra incognita unterwegs obwohl mir die Kargheit dort durchaus auch ein solches Gefühl vermittelte.

 

Nach einer kurzen Weile gelangt man zu einem kleinen Bergsee, der in die steinerne Landschaft wunderbar eingebettet ist und ihr etwas Lebendigkeit verleiht. Jenseits des südlichen Uferrandes erhebt sich ein namenloser Gipfel, dessen bronzefarbenes Gestein mir sehr gefiel und den man vom Ufer aus in anregender Kletterei (I-II) erkraxeln können dürfte. Aber das war nicht der Hochkarkopf, und der war ja gerade mein Ziel.

 

Weiter ging es also in östlicher Richtung, hinweg über Blockwerk und Schutt aus mit grünlich schimmernden Flechten überzogenem „Urgestein”. Ich bin dem Grat dabei nicht streng treu geblieben, sondern immer dann, wenn unbequemere Kraxelei vonnöten gewesen wäre, seitlich daran vorbeimanövriert. In leichter Kletterei (I) erreichte ich nach einer Stunde Gehzeit ab Zwölferkopf (gegen 15.20 Uhr) schließlich den Gipfel des Hochkarkopfs.

 

Für die Aussicht vom Gipfel verweise ich auf die Fotos am Ende des Berichts. Eine bemerkenswerte Beobachtung jedoch an dieser Stelle: Der Übergang zur Gamskarspitze* sieht halsbrecherisch aus. Ein messerscharfer Grat, vermutlich aus teilweise brüchigem Gestein, verbindet die beiden Gipfel, jedoch nicht auf einer einsehbaren und einschätzbaren Linie, denn er wird von einer steilen Einschartung, die bestimmt 100-150 Höhenmeter misst, unterbrochen. Ich hatte mir im Vorfeld überlegt, wenn es das Gelände zulassen würde, aus meiner Tour eine klassische horseshoe-Runde zu machen und über die Gamskarspitze und den daran anschließenden Kogl* abzusteigen und so wieder in das Gebiet der Rendlalpe zu gelangen. Aber diese Überlegung legte ich beim Anblick des Grats ad acta.

 

* (Anmerkung: Hier rächt sich nun meine anfängliche Ungenauigkeit, denn bei der Zuordnung der Gamskarspitze und des Kogls liege ich definitiv falsch – ein Folgefehler der oben angesprochenen Thematik, den ich auf die Ungenauigkeit der Wanderkarte schiebe. Die beiden Gipfel befinden sich weiter östlich. Statt um die Gamskarspitze handelt es sich daher um eine zweigipflige Erhebung, die dem eigentlichen Hochkarkopf entsprechen könnte. Und statt des Kogls handelt es sich um einen parallel zu dessen Kamm in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Seitengrat. Mehr dazu im oben erwähnten Nachtrag.)

 

Zwischenzeitlich hatte sich die Lage am Himmel verbessert und die Sonne schien nun teilweise kräftig durch die Lücken in der Wolkendecke. Somit stand einer Fortführung meines Abenteuers wettertechnisch nichts mehr entgegen und ich machte mich auf zu meinem nächsten Ziel, der Hochkarspitze.

 

Auch der Übergang vom Hochkarkopf zur Hochkarspitze vollzieht sich in logischer Linie am Grat entlang (in Richtung Süden). Insbesondere am Ende des Übergangs muss man etwas kraxeln (I+), wobei es wieder mehrere Möglichkeiten gibt und sich die Ausgesetztheit zum Glück in Grenzen hält. So gelangt man mehr oder weniger problemlos zum Vorgipfel, von dem aus ein Grat gen Westen abzweigt, über den man den zuvor bereits erwähnten namenlosen Gipfel erreicht. Dazu weiter unten aber mehr.

 

Etwas unterhalb des Vorgipfels, in der Westflanke, quert man in die Scharte vor dem Hauptgipfel. Bis dorthin halten sich die Schwierigkeiten aus meiner Sicht in Grenzen. Ab dort wird es dann kurzweilig ernst. Man klettert an der Gratkante (links und rechts geht es in die Tiefe) über teilweise etwas marode erscheinende Blöcke auf den Gipfelgrat (T5+/II). Auf diesem geht es dann ein paar Meter luftig kraxelnd entlang. Dann folgt eine weitere Kletterstelle (II), über die man zum Gipfel mit Steinmann gelangt. Alles in allem war das eine ganz schöne Zitterpartie – für mich jedenfalls.

 

Da ich meinen Rucksack in der Nähe des Vorgipfels deponiert hatte, wäre eine Überschreitung logistisch umständlich gewesen. Nun hatten meine Recherchen aber ergeben, dass auch der Südgrat der Hochkarspitze begangen werden kann und dessen Schwierigkeit wohl ebenfalls im II. Grad liegt. Daher wollte ich mir das zumindest einmal anschauen. Nach dem Steinmann ging ich also noch ein paar Meter den Grat entlang bis dieser einige Meter steil abbricht – ohne dass ich den Abbruch richtig einsehen konnte. Unweit davon führt eine Rinne in die Westflanke. Diese bietet sich für den weiteren Abstieg (bzw. auch für einen Zustieg) an. Aber die verbindende Passage zwischen Grat und Rinne konnte ich nicht sehen und die Situation somit nicht einschätzen.

 

So blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als die heikle Kletterei über den Nordgrat auch noch einmal im Abstieg zu bewältigen. Insbesondere die Passage hinab in die Scharte habe ich dabei als besonders nervenaufreibend in Erinnerung behalten.

 

Diese Passage würde ich übrigens mit zwei charakteristisch ähnlichen in den Allgäuer Alpen vergleichen. Und zwar einerseits mit der II-er-Stelle im Aufstieg zum Krummenstein. Diese ist zwar kürzer, aber hinsichtlich der Steilheit und Exponiertheit m. M. n. gut vergleichbar. Und andererseits mit der eventuell etwas weniger bekannten II-er-Passage im Aufstieg auf den Heiterberg. Interessanterweise ist allen drei Passagen gemeinsam, dass sie sich in Nordgraten befinden.

 

Meiner Aufregung ist es geschuldet, dass ich vom Gipfel der Hochkarspitze nur wenige Eindrücke behalten habe. Es ist in jedem Fall schmal und luftig dort oben. Es gibt einen Steinmann, wie erwähnt, aber ein Gipfelbuch habe ich nicht gesehen, allerdings auch nicht danach gesucht. Eine weitere Besonderheit dieses Berges ist sein anthrazitfarbenes, vielfach schwarz geflecktes Gestein, was ihn einerseits alt und verwittert wirken lässt, ihm aber auch eine besondere Eleganz verleiht.

 

Überhaupt bildet das kristallin-schimmernde, fleckig-farbige metamorphe Gestein im Verwall einen wunderbaren Kontrast zum grauen Hauptdolomit, der die nördlich und westlich angrenzenden Gebirgsgruppen Rätikon, Lechquellengebirge und Lechtaler Alpen stark prägt. Dafür geht es im Verwall botanisch eher etwas spartanischer zu – so jedenfalls mein Eindruck. Obgleich ich dort schon großflächige, mit Alpenrosen und Heidekraut bewachsene Areale gesehen habe, die es umgekehrt in den erwähnten angrenzenden Gebirgsgruppen in diesen Größenordnungen wohl eher nicht gibt.

 

Verunsichernd empfinde ich es im Verwall jedoch, beispielsweise an Graten und steilen Absätzen über Blockstapel zu steigen, weil ich befürchte, dass die Stapelstruktur bei Belastung kollabieren könnte. Auf den Hauptdolomit-, Kalk- und Grasschrofenbergen des Allgäus und Lechtalgebiets erscheinen mir die Felsstrukturen insgesamt kompakter und zusammenhängender und dadurch, von der Brüchigkeit mancherorts einmal abgesehen, weniger instabil. Wobei das nur meine subjektive Einschätzung ist.

 

Die Erkundung der Rendlgruppe wiederum hatte ich für diesen Tag nun fast abgeschlossen und trat zufrieden den Rückweg an. Dieser führte mich über den bereits erwähnten, vom Vorgipfel der Hochkarspitze nach Westen ziehenden Grat auf den namenlosen Gipfel und von diesem ins Vordere Rendlkar. Der Grat ist kaum schwierig, aber man muss schon ab und zu Hand anlegen. Abermals halten sich die Ausgesetztheit, die Steilheit links und rechts sowie auch die Höhe in Grenzen.

 

Vom namenlosen Gipfel geht es dann nach Herzenslust auf frei wählbarer Route hinab (westlich, leicht nordwestlich). Mir machte das richtig Spaß. Anfangs steigt man hauptsächlich noch über Geröll, weiter unten wird es dann aber endlich entschieden weicher unter den Füßen, wenn man über einen aus Moosen, Gräsern und Sträuchern gemischten, bunt gefärbten „Flickenteppich stapft. An zwei oder drei Stellen muss man dabei auch nochmal durch felsigere Geländestufen navigieren, was jedoch keine größeren Schwierigkeiten bereitet.

 

Unten im Kar angekommen, pausierte ich am Stockibach und entschied mich spontan dazu, noch ein kleines Bad zu nehmen. Die Sonne schien ja und es war angenehm warm. Außerdem dachte ich, dass ich mich so zünftig von der Wandersaison 2018 verabschieden könne. Gesagt, getan. Als die Sonne danach dann langsam hinter den umliegenden Bergketten verschwand, wurde es rasch kühl – und Zeit, den Rückweg fortzusetzen.

 

Vom Stockibach aus gelangte ich bald auf die anfangs bereits erwähnte Forststraße, auf die ich nun nach rechts einbog und in Richtung der Abzweigung zum Zwölferkopf ging. Links gegenüber von dem hölzernen Wegweiser existiert eine Pfadspur, welche in Richtung Norden durch Lawinenverbauungen zu führen scheint und eventuell sogar bis hinunter nach St. Anton leitet. Die Spur war jedoch ziemlich schwach ausgeprägt und sie ist auf der Karte nicht eingezeichnet. Außerdem wollte ich zu dieser späten Stunde – es war bereits nach 18 Uhr – keine Pfadfinderei mehr betreiben.

 

So ging ich dann doch lieber auf meinem Anstiegsweg hinab zur Inneren Rendlalpe. Von dort nahm ich jedoch nicht wie auf dem Hinweg die Forststraße (Weg 770), sondern den markierten Waldwanderweg nach St. Jakob, wo ich schließlich gegen 20 Uhr frohen Mutes ankam.

 

Geschichtliches und Alpinistisches

 

Laut alpinwiki.at wurde die Hochkarspitze im Jahr 1886 von Baptist Hämmerle und Julius Volland über ihren Nordgrat erstbestiegen.1  Während sie über ihren Südgrat zuerst 1921 von Franz Malcher bestiegen wurde.2  Vielleicht ist der Südgrat also etwas schwieriger als der Nordgrat. Der Autor der Website gipfelstuermer.de hat die Hochkarspitze 2013 überschritten, vermutlich von Nord nach Süd, und dies mit II bewertet.3  Womit die Schwierigkeiten am Südgrat aber eigentlich nicht höher sein dürften als am Nordgrat.

 

Baptist Hämmerle war übrigens ein sehr bekannter Alpinist aus Vorarlberg, der nicht nur die heimischen Gebirgsgruppen wie seine Westentasche kannte, sondern wohl ein Kenner der gesamten Ost- und Westalpen war.4  Er bestieg auch einige weitere namhafte Berge des Verwalls und der Lechtaler Alpen als Erster, z. B. die Vollandspitze (obgleich der Name etwas anderes suggeriert), die Westliche Faselfadspitze und die Fallersteisspitze, und er war Erstbegeher des Ostgrats der Vorderseespitze.5  Auch führte er interessante, heutzutage m. M. n. immer noch eher sehr selten durchgeführte Unternehmungen durch, wie beispielsweise die „Kammwanderung” von der Flexenspitze über die Große Grätligratspitze zur Großen Wildgrubenspitze, von der sogar eine sehr lesenswerte Tourenbeschreibung von ihm überliefert ist.6  Von dieser Route gibt es aber übrigens auch einen Bericht auf Hikr von Bene69 (siehe „8-Gipfel-Rundtour am Spullersee”).

 

Nicht weniger beeindruckend ist, was von Julius Volland überliefert ist, nämlich dass er im Jahr 1877 zusammen mit Andreas Madlener die Kuchenspitze erstbestieg, des nach dem Hohen Riffler zweithöchsten Gipfels des Verwalls.7  Und auch Franz Malcher war ein mit dem Verwall vertrauter (und darüber hinaus auch weltweit aktiv gewesener) hervorragender Bergsteiger und Kletterer. Er beging beispielsweise als erster den Verbindungsgrat von der Kuchenspitze zur Küchlspitze im Jahr 1905, welcher heutzutage mit IV bewertet wird.8
 


1
http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/routen/routedetail.php?route=4272

2 http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=2729

3 https://www.gipfelstuermer.de/gipfelliste?seoctl00_pcDomain_phInhalt_gvGipfel=page4%7Csort1%7Cd0

4 http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Haemmerle_Baptist_1845_1933.xml?frames=yes

5 http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=2727

6 https://archive.org/stream/bub_gb_QH09AQAAMAAJ/bub_gb_QH09AQAAMAAJ_djvu.txt

7 https://de.wikipedia.org/wiki/Verwall

8 http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=2729


Tourengänger: Ben77


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5+ WS II
23 Jun 18
Hochkarspitze (Verwall) · Plauscher
T3
6 Jul 23
Zwölferkopf · a1
5 Jul 15
Bergtour auf den Zwölferkopf bei St. Anton · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
II ZS-
18 Feb 19
Skitour von der Rendlbahn Bergstation auf Hochkarspitze,... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II

Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 15. Dezember 2018 um 20:15
Hallo Ben,
Danke für den schönen Bericht! Die Gegend reizt mich schon länger, aber so ganz ohne Infos und auch Bildern sind die Schwierigkeiten hier schwer einzuschätzen- den Verwall AVF kann man ja leider weitgehend in die Tonne kloppen. Das hört sich ja so an, dass zumindest der Hochkarkopf im T4er-Gelände zu erreichen ist?

Mir scheint der Gipfel dann aber auf der Kompass- und der AV-Karte zu weit östlich eingezeichnet, also zu weit am Verbindungsgrat Richtung Gamskarspitze. Tatsächlich scheint der Gipfel ja deutlich näher an der Hochkarspitze zu liegen, und zwar so wie uch Dich verstehe dort, wo der Seitengrat von nördlich des Sees her einmündet.
VG Sven


Ben77 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Dezember 2018 um 18:48
Hallo Sven,
vielen Dank für dein Interesse und deine Fragen. Ich denke, T4 für den Hochkarkopf kommt hin. Vielleicht ist es eher eine I+ als eine I. Leider fällt mir nicht so recht eine vergleichbare Passage ein. Mit deiner Beurteilung hinsichtlich seiner Verzeichnung auf den Karten hast du glaube ich recht. Ich lade dir aber mal den entsprechenden Abschnitt der freytag & bernd Karte hoch (siehe bei den Bildern); dort ist die Lage des Gipfels glaube ich korrekter eingezeichnet.
VG
Ben

Nic hat gesagt:
Gesendet am 16. Dezember 2018 um 03:47
Gratulation zu dieser schönen Tour und dem exzellenten Bericht. Sehr informativ und hervorragend geschrieben.Gute Wortwahl. Mehr davon! :-)

VG Nico

Ben77 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Dezember 2018 um 19:15
Hallo Nic,
na besten Dank dafür! Das baut auf :)
Ich habe kürzlich auch einen deiner Berichte gelesen, und zwar den für den Gehrenspitze-Ostgrat. Ich war überrascht, dass man die Schwierigkeiten bei der Besteigung der Blachenspitze durch einen, wie du glaube ich schreibst "Rechtsbogen" überlisten kann. Ich fand nämlich die Route, die die anderen Hikr alle beschreiben, schon happig und hätte mich gefreut, wenn ich es mir hätte leichter machen können.
VG
Ben


Kommentar hinzufügen»