Kurzbericht 

Mönch via Nollen


Publiziert von Dolmar , 2. August 2018 um 23:40.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:31 Juli 2018
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Eisklettern Schwierigkeit: WI3
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 640 m

Für dieses Frühjahr habe ich keine passende leichte Wand im kombinierten Gelände gefunden, mittlerweile ist es für mich schon zur Gewohnheit geworden eine solche nach der Skitourensaison anzugehen.
Nun bin ich definitiv kein Hochtourengeher und doch hat die Nollenroute einen Mega Reiz ausgelöst. Schon bei meinem ersten Besuch am Eiger 2014 und nun bei einer weiteren Skitour im Juni 2018, kam mir das nochmal ganz Dicke in die Birne. Ein großer Vorteil für den gemeinen Solist ist, das kein spaltiger Gletscher zu bezwingen ist um ans klettern zu kommen. 
Die Bedingungen für die Nollenroute dürften im allg. früher im Jahr, so ab Juni deutlich besser sein, da dann meistens noch alles gut im Firn zu begehen ist und Blankeis eher selten angetroffen wird.

Es war nun halt nicht früher im Jahr möglich und so wurde das ganze eine durchaus anspruchsvolle Aktion für mich, soll heißen am Limit des akzeptablen.
Mir war von vornherein klar und auch zu sehen, das der Nollen selbst Blankeis haben wird, jedoch über diese Strecke definitiv sehr fordernd für Kopf und Waden.

Am Montag Nachmittag starte ich von der kleinen Scheidegg aus zur Guggihütte, wehmütig werden in der Gluthitze an der unteren Moräne des Eigergletschers wieder bereits gewonnene Höhenmeter hinunter zum Eigergletscherbach vernichtet. Danach schweißtreibend auf gut erkennbarem Wanderweg durch Schutt hinauf zur Guggihütte. Ein wahrer Adlerhorst vor grandioser Fels und Eisszenerie. Ich werde die Hütte den ganzen Abend für mich alleine haben, außer mir sind keine weiteren Aspiranten für eine der Nordwandrouten auf der Hütte.
Schnell noch die anfängliche Wegführung hinauf zum Mönchsplateau ausgekundschaftet, die Wegführung ist sehr gut zu finden, im Geröll findet sich ein regelrechter Wanderweg und sonst helfen viele Steinmännle weiter, das sollte in der Dunkelheit keine Sorgen bereiten.
Zurück an der Hütte wird Feuer gemacht um Spaghetti kochen zu können, Trinkwasser gibt es keines, nur Oberflächenwasser von einem Bächlein und dem Hüttendach, egal abgekocht geht das ja auch für einen Tee.

Schon um kurz nach neun Uhr liege ich im Nest, bin noch müde von der Sonntagstour 10 SL durch die NW vom Wiss Stöckli im Brunnital. 
Nein es geht mir nicht optimal, mich fröstelt etwas trotz zweier Decken, um Mitternacht stehe ich auf, schaffe es gerade noch vor die Hütte bis die ersten Würgeattaken einsetzen. Viel geht mir nicht durch den Kopf, aber Kotz elend ist mir, ob`s vom mangelhaft abgekochten Teewasser oder von der Anspannung kommt weiß ich nicht, jedenfalls finde ich nach der Erleichterung in einen wohligen Schlaf. Und dieser sein Ende um 3:20 Uhr

Um 3:45 Uhr breche ich im Stirnlampenlicht auf in die Nacht. Der Weg findet sich sehr gut dank der Wegspuren und Steinmännle, gesamthaft ist der aufstieg teils ganz links der Rampe, wo sich mal keine Steinmännle mehr finden, helfen zur Orientierung die Kratzspuren der Steigeisen auf dem Fels weiter, dies sind aber nur kurze Passagen. Vom Mönchsplateau geht es weiter über den Grat am Ende recht steil zum Beginn des Nollen, bis hier komplett schneefreier Aufstieg.  Die Firnzunge unter dem Nollen ist zum Teil auch schon aper, das wird eine harte Sache werden, mache mir schon etwas sorgen um meine Waden. Ich wähle den Anstieg zum Nollen in letzten Firnresten bis die Distanz zum linkerhand freiliegenden Fels am geringsten ist. Nun in ca. 55 ° Grad geneigtem Blankeis diagonal rüber. Dank dem Fels kann ich die Wanden entlasten. Nun weiter nach links in einer seichten Rinne hinauf auf Blankeis, hier wird es zunehmend Steil, kurz an die 70 ° Grad. Wechsle bald aus der Rinne nach rechts zur Abbruchkante des Nollen, da hier Risse und Dellen Entlastung für meine Waden bringen.
Ist schon immer wieder ein Irre Gefühl auf Frontzacken zu stehen. welche gerade mal 10-15mm  im Eis stecken, gut das das hält. Ich bin kein Eiskenner, hatte aber keine Probleme die Eisgeräte so zu platzieren das sie gefühlt vertrauensvoll halten, mehrfaches nachschlagen eher selten nötig. Wo sich der Nollen wieder zurücklegt, hat er dann auch wieder eine dünne Firnauflage, was alles gleich einfacher macht.

Auf dem Nollen, kann dann Prima die folgende Westwand bestaunt werden, von ca. 3700m geht es nochmal gut 50° Grad steil 300Hm hinauf zum Westgrat. Der Bergschrund lässt sich genau in der Mitte Dank einer Schneebrücke  einfach überwinden. Danach in teils gutem Trittfirn immer gerade hoch, weiter oben wechseln eisige Passagen mit Passagen mit dünner Firnauflage ab. Die Wand wirkt mit jedem Meter aufwärts saugender durch den beeindruckenden Tiefblick. Bei erreichen des Westgrates kommt Erleichterung auf, die Waden sind weitgehend durch und auch die Handgelenke haben genug vom Eisgeräte einschlagen. Ja auch der Westgrat zieht sich noch in die Länge, bereitet aber keine Schwierigkeiten mehr. 
Bei Windstille und herrlicher Weitsicht stehe ich alleine auf dem Gipfel des Mönch, nun schon das zweite mal und dazu noch im gleichen Jahr. 
Vom Südostgrat her kommt eine 3er Seilschaft entgegen, hier gibt es keine Möglichkeit aneinander vorbei zu kommen, diese Gratwanderung flösst mir ganz ganz Ordentlich Respekt ein. Als die 3 am Gipfel sind mach ich mich hochkonzentriert an die Gratwanderung. Blicke die Ostwand hinunter lassen es mir kaum glauben schenken, das ich diese vor 2 Monaten mit den Ski abgefahren bin. Über ca. 20 Meter ist der Schneegrat keine 30cm breit, Wind könnte ich da nicht brauchen. Allzu spät möchte ich da auch nicht rüber laufen, da die Sonne alles aufweicht. Erleichtert erreiche ich das andere Ende der Gratschneide, nun in Firn noch hinunter zu den ersten Felsen, über diese in schöner Kletterei, teils im II Grad hinunter auf der Jungfraufirn. Der Massentourismus hat mich wieder, auf der Radtrackspur zur Sphinx sind alle Nationalitäten anzutreffen.
Mit schmerzenden Füssen wegen Blasenbildung fahre ich wenig entspannt mit der Jungfraubahn hinunter nach Lauterbrunnen.

Gehzeiten: 
kleine Scheidegg - Guggihütte      2 1/2 h
Guggihütte - Mönchsplateau            3/4 h
Mönchsplateau - über den Nollen  2 3/4 h
Westwand - zum Gipfel                    2 h        

            

Tourengänger: Dolmar


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