Spaghetti-Tour ohne Spaghetti


Publiziert von El Chasqui , 19. Juli 2018 um 07:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 4 Tage

Wunderschöne Hochtour auf zehn Viertausender – auch Spaghetti-Tour (ohne Spaghetti) genannt

Lange hegten wir die Idee im Kopf eine mehrtägige Hochtour für unseren Firmensportclub im Monte-Rosa-Gebiet zu organisieren. Das Ziel war eine einfache, aber erlebnisreiche Gletscherhochtour anzubieten und dabei einige 4000er Gipfel zu sammeln. Im Januar verschickten wir die Ausschreibung. Ob’s am bekannten Slogan ‘Spaghetti-Tour’, an der ansehnlichen Anzahl 4000er oder einfach an der Erwartung an eine spannende Hochtour im Schweiz-Italienischen Grenzgebiet lag, innert 48 Stunden war die Tour ausgebucht. Und die Teilnehmer wurden nicht enttäuscht: Das Wetter und die Verhältnisse zeigten sich von der besten Seite, wir bestiegen mehr 4000er als versprochen und wir hatten eine ausgesprochen lustige Zeit.
 
Um die Tour frühzeitig starten zu können, trafen wir uns bereits am Mittwochabend in der Zermatter Jugendherberge. Das war ganz nett und so konnte sich unsere 11-köpfige Gruppe bei gutem Nachtessen im Jägerstübli besser kennen lernen. Es war der Anfang einer grossartigen Tour!

Tag 1, Castor, Felikhorn und runter zum Rifugio Quintino Sella
Am Donnerstagmorgen 06.30 standen wir bereit für den Transport auf das Klein Matterhorn. Infolge einer technischen Störung verzögerte sich die Bergfahrt aber um 50 Minuten. Vor dem Klein Matterhorn besammelte sich die verschiedenen Gruppenmitglieder an unterschiedenen Stellen auf dem Breithornplateau, so dass wir uns gegenseitig etwas suchen mussten und nochmals etwas Zeit verloren. Doch dies waren die einzigen Makel während der vier Tagen. Danach lief alles wie am Schnürchen: Wir erreichten in gut 3.5 Stunden den Castor. Der Aufstieg wirkte von weitem sehr steil mit einigen Steilpassagen, aber diese konnten dank guter Spuranlage und besten Schneeverhältnissen gut umgangen werden. Danach ging es über den wunderschönen Südostgrat (wenig ausgesetzt und am Schluss steil) auf das Felikjoch und in gleichem Schwung hinauf zum einfachen Felikhorn (wobei hier nicht ganz klar ist, warum dieser Gipfel nicht Felikhügel heisst).
Dann ging es die steile Schneeflanke hinunter auf den Felikgletscher und bei langsam aufziehendem Gewitter und Nebel hinunter zum Rifugio Quintino Sella, eine schöne gelegene Hütte, mit WiFi Empfang (gab’s übrigens in allen Hütten) und gutem Wein. Nur das Einweg-Plastikgeschirr war etwas gewöhnungsbedürftig.

Tag 2, Il Naso del Lyskamm, Balmenhorn und Vincenpyramide
Nach einem Kaffee aus einem Plastikbecher startete der zweite Tourentag um 05.30 bei schönster Morgenstimmung über den Lysgletscher zum Fusse der Naso. Eine steile Sache stand uns bevor. Andere Seilschaften stiegen direkt das steile Firnfeld hoch zu einem wenig ausgeprägten Felsgrat und über eine weitere, etwas vereiste Firnflanke zum Gipfel. Aufgrund der grossen Gruppe entschieden wir, die Naso westlich, auf der Skitourenroute zu umrunden. Hierzu holten wir nach rechts aus und spurten den steilen Schräghang hoch Richtung Passo di Naso. Zum Glück war der Schnee griffig, ein Ausrutscher hätte hier schlimme Folgen gehabt. Ab dem Pass ging es dann über eine kurze Steilstufe hinauf zum Naso. Der Abstieg Richtung Osten war steil, aber bei den angetroffenen Bedienungen gut machbar (aufgeweichter Nassschnee mit guten Tritten).
Nun folgte der Aufstieg zum Balmenhorn. Eine Seilschaft unserer Gruppe versuchte den Gipfel über den Felsgrat zu erreichen, brach das Vorhaben aber ab, nachdem sie feststellte, dass die Kletterei über die Abfallentsorgungsrinne des Bivacco Giordano zum Gipfel führte.
Der nachfolgende kurze, aber sehr anstrengende Latsch hoch zur Vincentpyramide war die letzte Anstrengung an diesem Tag.Wir waren sehr glücklich, den letzten Gipfel des Tages erreicht zu haben.
Der Abstieg zur Capanna Gnifetti war unten hinaus schon ziemlich weich und die Spalten winzelten schon tückisch hervor. Hier ist es definitiv sinnvoll, am langen und gestreckten Seil zu gehen.
Die Übernachtung in der bis auf den letzten Platz (offiziell 176 Matratzen) gefüllten Capanna war wiederum sehr angenehm und freundlich. Die Hütte auf 4 Stockwerken verteilt wird hervorragend bewirtet und auch am nächsten Morgen kam keine Hektik auf. Auch hier gab’s WiFi und wir schätzten das Keramikgeschirr, das nette Personal und das wunderbare italienische Essen.

Tag 3, Corno Nero, Ludwigshöhe, Parrotspitze, Signalkuppe, Zumsteinspitze und nochmals Signalkuppe
Nach dem Frühstück, beim obligaten frühmorgentlichen Wetterkontrollgang auf die Terrasse, trauten wir unseren Augen kaum. Aus allen umliegenden Hütten machten sich Menschenmassen Richtung Signalkuppeauf. So viele Bergsteiger habe wir noch nie gesehen und lustig, alle folgten den steilen, über wacklige Scheebrücken führenden Spuren. Es ging einige Meter vor, dann waren die Bergaspiranten zum Anhalten gezwungen. Entweder weil sie verschnaufen mussten oder durch Verschnaufungssuchende dazu gezwungen wurden. Wir scherten gegen Westen aus und stiegen so gemütlich in flachen Serpentinen hoch Richtung Abzweigung zum Corno Nero. Die steile Flanke zu diesem Gipfel war mit grossen Tritten gespickt. So erreichten wir zwar steil, aber unschwierig den Gipfelgrat. Von hier ging es in kurzer, einfacher Kletterei zum höchsten Punkt. Der Weg zum Gipfelbuch und zur Madonna ersparten wir uns wegen der Gruppengrösse und der knappen Platzverhältnisse.
Nun folgte der Gegenanstieg zur einfachen Ludwigshöhe. Von dieser ging’s runter auf das Gletscherplateau und anschliessend über den wunderschönen Firngrat auf die Parrotspitzeund danach wieder runter und in einer grossen Rechtskurve hinauf zur Signalkuppe, bzw. Rifugio Regina Margherita. Nach einer kurzen Pause nahmen wir bei starken Windböen die Besteigung der Zumsteinspitze unter die Schuhe. Ein schöner Berg mit einer kurzen einfachen Felspassage. Anschliessend ging es zum zweiten (für einige zum dritten) Mal auf die Signalkuppe.
In der bestens geführten Margheritahütte erholten wir uns horizontal liegend mit kurzen Phasen des leichten Schlafes. Der kühle Wind und die Höhe machten uns zu schaffen und wir waren alle froh, als um 4:15 der Wecker den Anbruch des letzten Tourentages ankündigte.

Tag 4, Abstieg über den Grenzgletscher nach Zermatt
Nach einer unruhigen Nacht (dünne Luft und draussen Gewitter und Sturm) starteten wir um 05.30 zu unserem langen Abstieg. Über Nacht hatte es rund 20 cm geschneit, so dass von den Abstiegsspuren auf dem Grenzgletscher kaum mehr etwas zu sehen war. Wir fanden aber auf dem Gletschergute Bedingungen vor, so dass wir ohne grössere Probleme die Monte Rosa-Hütte erreichten. Hier legten wir eine kurze Rastpause ein und stiegen dann über den spannenden, neuen Hüttenweg über die wenigen verbleibenden Gletscherstücke nach Rotenboden ab.

Fazit: Tolle Tour, tolle Gruppen, tolles Wetter, tolle Verhältnisse. Was will man mehr? Von den Schwierigkeiten her darf die Naso nicht unterschätzt werden, die restlichen Gipfel sind bei den aktuellen Verhältnissen nicht schwierig.
Und ja, Spaghetti gab es auf keiner der drei Hütten (nur Penne und Fusilli). Das geht doch gar nicht.... und so beschwerte ich mich auf der Margeritahütte. Reaktion: Der Koch spendierte mir eine köstliche Spaghettisuppe! Das war der Hammer! Super! Danke nochmals auch an dieser Stelle!

Danny, Meli, Daniela, Nicola, Jörg, Emmanuel, Manfred, Stephan, Ricky und Christian besten Dank für die tollen Tagen. Wir waren eine Super-Truppe!
 
 
 
 


Tourengänger: El Chasqui, leuti


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Kommentare (2)


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Francesco hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2018 um 17:04
..Wowww !!!!
...Big !!!

memphisto0 hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2018 um 21:36
Hat Spass gemacht!
Herzlichen Dank den Organisatoren und Seilführern.


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