Hoher Gaif (2288 m) - kompletter Ostgrat


Publiziert von Nic , 24. Juni 2018 um 07:00. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:23 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz der Alpspitzbahn
Kartennummer:AV-Karte BY8

Der Hohe Gaif im Wettersteingebirge ist ein markanter Gipfel im langen Grat zwischen der Mauerscharte und dem Hochblassen. Der sogenannte Blassengrat lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Dem oberen vergleichsweise häufig begangenen Teil und einem kaum bekannten unteren. Letzterer bietet mit Ausnahme von zwei Abseilstellen ausschließlich gruselfreies Genussgelände, gespickt mit ein paar Kletterstellen im moderaten Schwierigkeitsbereich. Der durchwegs feste Fels lässt auch am steilen oberen Ostgrat keine Zweifel aufkommen und ermöglicht dem geübten Bergsteiger trotz der durchaus spürbaren Ausgesetztheit einen genussvollen Anstieg.

Da für den Nachmittag laut Prognose mit zunehmender Bewölkung zu rechnen war, haben wir uns spontan für eine kurze Rundtour im Wettersteingebirge entschieden. Unser heutiges Ziel war eine Begehung des kompletten Ostgrats von der Mauerscharte zum Gipfel des Hohen Gaif. Mit Benutzung der Kreuzeck- bzw. Alpspitzbahn eine entspannte Halbtagesunternehmung.

Von der Bergstation der Kreuzeckbahn wandern wir gemütlich und nahezu eben auf dem beschilderten Steig in Richtung Stuibenhütte. Aufgrund von Bauarbeiten ist dieser Steig momentan wegen Steinschlaggefahr offiziell gesperrt! Eine Nachahmung ist nicht empfohlen! Von der Hütte gelangen wir infolge deutlich steiler hinauf zur landschaftlich eindrucksvollen Mauerscharte.

Zunächst folgen wir den Markierungen über einen ersten Gratkopf hinweg zu einer Beschilderung, an der die deutlichen Spuren enden und der Schützensteig hinab ins Reintal abzweigt. Den folgenden Abbruch haben wir nach kurzer Erkundung unschwierig südlich über Schrofengelände und Gamsspuren umgangen. Meist wird an dieser Stelle abgeseilt, was unseres Erachtens komplett unnötig und zeitaufwändig ist. Laut AFV lässt sich der Felszacken auch abklettern (III, ohne Gewähr).

Nach der Umgehung folgt meist grasdurchsetztes Schrofengelände, gewürzt mit ein paar felsigen Aufschwüngen (bis II), bevor man auf die erste Abseilstelle trifft (BH).

Nach einer kurzen etwas plattigen Passage (II), folgt im Anschluss auch gleich der nächste Abseiler (einzementierter Ring). Beide Stellen sind vorbildlich eingerichtet und das Abziehen des Seils ist dank der leicht überhängenden Felsen kein Problem.

Über grasiges Gehgelände erreichen wir im Anschluss mit dem oberen Ostgrat den anspruchsvollsten Abschnitt der heutigen Unternehmung. Dieser ließe sich dank einiger Haken bei Bedarf auch komplett durchsichern. Der feste Fels und die zahlreichen guten Griffe und Tritte ermöglichen allerdings einen relativ entspannten Anstieg und das Seil bleibt im Rucksack. Die T6-Bewertung einiger Hikr User ist meines Erachtens übertrieben, da es sich überwiegend um Kletterei handelt. Am Gipfel erwartet uns neben einer tollen Wolkenstimmung ein neues Gipfelkreuz samt Gipfelbuch, in das wir uns gerne eintragen.


Zurück am Beginn des oberen Ostgrats halten wir uns links und folgen den Spuren über schrofiges Gelände hinab zum Stuibensee und weiter hinauf in die Bernadeinscharte. Anschließend gelangen wir über den versicherten Norwandsteig unterhalb der Alpspitze rasch hinüber zum Osterfelderkopf und schweben mit der Alpspitzbahn zuletzt ganz gemütlich hinab ins Tal.


Schwierigkeiten:

Vom Kreuzeck zur Mauerscharte T2-3
Hoher Gaif kompletter Ostgrat (Unterer Blassengrat) T5 II (2x ca. 15 m abseilen, BH vorhanden)

Fazit:

Beim kompletten Ostgrat aka Unteren Blassengrat handelt es sich mit Benutzung der Seilbahn um eine überaus lohnende Halbtagesunternehmung, die vor allem landschaftlich zu überzeugen weiß. Die klettertechnischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen und bleiben im Genussbereich. Für Anfänger ist allerdings vor allem im oberen steilen Abschnitt Seilsicherung empfehlenswert.

Tourengänger: Nic, frehel


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Kommentare (4)


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quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 24. Juni 2018 um 14:26
Hallo Ihr zwei,

ja, da habt Ihr wirklich eine schöne Kraxeltour rausgesucht. Wenigstens gab's noch ein bisschen Aussicht. Das Wetter war doch schon eher zweifelhaft im Osten...

Lieben Gruß an Euch
Ulf


megatom hat gesagt: Abseilen Länge
Gesendet am 9. Oktober 2019 um 18:34
Servus,
"2x ca. 15 m abseilen, BH vorhanden"
Meinst ein 30 Meter Seil reicht?

MTM hat gesagt: Umgehung erste Abbruchstelle
Gesendet am 3. Januar 2024 um 17:27
Schon Interessant, wie individuell das oft wahrgenommen wird. Ich finde die Ernfsthaftigkeit des unteren Gaifgrats so viel Höher, als die des oberen Bereich zum hohen Gaif, wo eigentlich super kompakter, fester Fels einen Klettergenuss bietet. Der untere Teil nach der Mauerscharte, welche für sich schon gar nicht so ohne ist, ist ein Grasschrofen Grat, welcher nicht allzu vertrauenserweckend und zudem unübersichtlich ist. Wir haben da tatsächlich bei der Schrofenquerung am Ende des ersten Drittel abgebrochen, weil dunkle Wolken aufzogen und die Stelle auch nicht wirklich angenehm aussieht. Da diese Umgehung Absturzgefährdet ist und das Gelände nicht vertrauenswürdig erscheint hätte ich hier auch ein T5+ vergeben.
Insgesamt empfand ich den unteren Grat als um einiges ernsthafter, als den Ausflug auf den Hohen Gaif.

Beste Grüße

Nic hat gesagt: RE:Umgehung erste Abbruchstelle
Gesendet am 9. Januar 2024 um 19:22
Von welcher schrofigen Querung sprichst du? Meinst du die Umgehung des ersten Abbruchs? An der Algi abgeklettert ist? Links rum fand ich persönlich jetzt nicht sonderlich schwierig oder heikel. Aber ist natürlich immer Ansichtssache. Rechts herum zur möglichen Abseilstelle fand ich sehr heikel. Das hätte ich auch nicht gemacht. Gruß Nico


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