Grenzwanderung Schweiz * Etappe 23 * Les Charbonnières - Le Sentier


Publiziert von laurentbor , 23. Mai 2018 um 14:29.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Jura
Tour Datum:19 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 632 m
Abstieg: 622 m
Strecke:21,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Yverdon - Cossonay - Le Day - Les Charbonnières
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Le Sentier - Le Day - Cossonay - Yverdon - Zürich

Heute sind wir zu dritt unterwegs. Mit Eveline aus Genf und Dominique aus Zürich will ich die unendlichen Wälder des Risoux hier an der Französich-Schweizerischen Grenze weiter erkunden. Der Start in Les Charbonnières führt durch das verschlafene Dörflein am Ufer des Lac Brenet. Ein Museum würde hier die Geschichte des Stinkekäse Vacherin Mont-d'Or erzählen, wir jedoch wollen in die Höhe und in den Duft der Nadelbäume. Vorbei am Dorffriedhof, der etwas auf einer Anhöhe über dem Ort liegt kommen wir zum Waldrand. Beim Betreten des Waldes wissen wir noch nicht, dass wir diesen für den ganzen Tag nicht mehr verlassen werden.

Der Risoux ist der grösste zusammenhängende Wald der Schweiz und besteht vorallem aus grossen, mächtigen Fichten. Die Bewohner des kargen Hochtales kannten die Vorzüge dieser Holzart bereits im 16 Jahrhundert und fertigten daraus begehrte Holzgefässe an. Zusammen mit der sich in den strengen Wintern entwickelnden Fertigkeiten der Feinmechanik entstanden kunstvolle Spieldosen, die den Weg bis in die Pariser Salons fand. Wir gehen gemütlich durch den Fichtenwald, mal über schmalere Pfade, mal über Forstwege. Bis zur Grenze geht es leicht hoch. Beim Wegpunkt Grande Combe folgen wir der Fahrstrasse nach links.

Nun wird es etwas monoton und wir vertiefen uns in Gespräche - zwar gibt es immer wieder schöne Anblicke von mächtigen Fichten und moosigem Unterholz - doch es fehlt nach einigen Stunden etwas die Abwechslung. Ausserdem kommt dazu, dass man obwohl man hochgewandert ist nirgends einen Ausblick erhaschen kann, zu dicht ist die Bewaldung. Beim Refuge de Poteau wollen wir eine Pause machen und plötzlich kommen uns Regentropfen entgegen. So suchen wir den Schutz eines Unterstandes auf einer französischen Kuhweide. Nebenan kommen ab und zu ein paar Autos vorbei - wir sind an der einzigen Strasse durch den Risoux, dem Weg vom französischen Mouthe ins Vallée de Joux.

Nach der Pause geht es noch ein wenig hinauf, denn bald sind wir auf, beziehungsweise neben dem höchsten Punkt des Risoux, der Grand Crête. Dieser waldige Gipfel mit 1419 Metern Höhe ist nicht begehbar und die wenig weiter liegende Hütte Kennedy ist daher der bessere Rastplatz. Auch weil es mittlerweile wieder angefangen hat zu regnen. Diese Gegend ist bekannt für Gewitter und viel Niederschlag - daher auch der moorige Waldboden und das üppige Grün überall. Die Refuge Kennedy ist die erste der vielen Hütten am Wege welche wir besuchen. Ein vorgängiger Besucher hatte den kleinen Ofen eingeheizt gehabt und so konnten wir in Kürze unsere Kleider trocknen. Nicht alle Hütten im Risoux sind so gemütlich und sauber, einige sahen ziemlich verlottert aus. Hier jedoch können wir uns richtig entspannen und die lustigen Beiträge im Hüttenbuch studieren.

Weiter geht es durch den nassen Wald - und da wir wegen dem Regen nicht links weder rechts schauen, sind wir froh, dass wir die etwas versteckt liegende Hütte Sauvageonne entdecken. Auch hier trocknen und wärmen wir uns wieder. Jede der Hütten welche wir besucht haben ist geöffnet und verfügt über Tische, Bänke und einen Ofen mit Feuerholz. Streichhölzer oder Feuerzeuge jedoch waren manchmal etwas knapp. Sogar Geschirr und ein Fonduetopf sind teilweise vorhanden. Das Übernachten ist eigentlich verboten, beziehungsweise für Notfälle gedacht. Ich frage mich jedoch ob dies jemand kontrollieren würde.

Weiter geht es durch den Regen immer der Grenze entlang bis zur nächsten Hütte. Die Refuge des Mines ist einiges grösser als ihre Vorgänger und steht für einmal auf einer kleinen Lichtung. Hier gäbe es Platz für ein ganzes Bankett. Im Küchenschrank lockt eine Flasche Wein. Und als wir uns bereits fragen wer den Flaschenöffner am Taschenmesser besitzt, kommt plötzlich die Sonne zurück. Erleichtert treten wir nach draussen und weiter gehts.

Nun geht es spürbar hinab und bei der kleinen Refuge de la Marocaine zweigen wir nach links ab um zurück ins Tal zu gelangen. Über einen tollen kleinen Pfad schlagen wir uns durchs Grün. Die Sonne drückt durch die Blätter und taucht alles in ein fantastisches Licht. Bei der nächsten Hütte de la Turque fragen wir uns was es wohl mit all diesen exotischen Namen auf sich hat. Es fühlt sich fast an als wären wir im Botschaftsviertel unterwegs. Nach weiteren 20 Minuten sind wir endlich am Waldrand angelangt. So muss es für Frodo in Herr der Ringe oder Atreju in der unendlichen Geschichte gewesen sein wenn sie aus dem Zauberwald hervortraten...erleichtert über das wiedergewonnene Licht und den Ausblick.

Über den Weiler Derrière la Côte schreiten wir hinab zum Industrieörtchen Le Sentier und besteigen den Jurazug nach Vallorbe.

Hier gehts zur Etappe 24


Tourengänger: laurentbor


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