No mans land um den Mönch


Publiziert von nprace , 20. Mai 2018 um 09:09.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:19 Mai 2018
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: AS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 2000 m

Seit Wochen steigern sind die Erwartungen von epischen Abfahrten. Die massive Schneemassen und papige Schnee in den steilen Wände sorgen sicherliche für perfekte Bedingung...nur wenn nicht dieses Wetter... Am Pfingstsamstag konnten Simon und ich trotzt einer heftigen Dosis Skepzis wirklich eine prächtige hochgebirge Tour endlich von der Liste abhacken welche wild, einsam und extrem beeindrückend war.

Plan: Mönch Nollen abzufahren. Eine der ganz grosse Linien dieses Landes. Nicht super schwierig aber bei einer einmalige Postion, hochgebirge Pow und Schnee bis unten stehen die Sternen gut.
Und doch...
Simon kündigt schon beim pick up um 4:20 an..."hast du das Wetter gesehen? Ist noch Mal viel schlechter geworden..." Wir fahren trotzdem los richtung Lauterbrunnen. First stop Brunnig: Der Himmel ist zwar etwas verhängt aber viel besser als prognostiziert. Next stop Lauterbrunnen: Der Silberhorn zeigt und versteckt sich im Minutentakt. Gross und Breithorn stehen für eine Weile in der Sonne....wir brauchen eigentlich nur 3 Std Sicht und keine Gewitter.  Ok. Weiter. Next stop kleine Scheidegg. Dort erblicken wir den eigentlichen Nollen just unter der Wolkendecke...wäre Schade den oberen 450hm Hang mit perfektem Schnee nicht so fahren zu können wie unsere grosse Ski (dieses Mal dabei) es gerne hätten aber die Chance auf 3 Std. Sonne steht noch also spontan Billet gelöst. Ausgang Stollen: Sunshine! Wärme! Windstill! Mönch mit einem leichten Hut aber NW Wand und Nollen frei. Schnell! In 25min sind wir beim Einstieg der normale Route und schwitzen in der Sonne. Einen exzellente Spurr liegt vor uns und in 1.30h stehen wir oben nach dem spassigen und abwechslungsreichen Aufstieg; die letzte 100m auf dem Grat bei Nullsicht. Ich verliere fast meinen Stock in die Südwand welcher glücklerweise 4m unter dem Grat stoppt. Beim Holen stelle ich den mächtigen Bruchdecklel auf 30cm Pulver fest...nichts mit Südwand als Ausweichstour.

So. Da sind wir im Nebel... momentane Blick 2000m tiefer zum kleinen Scheidegg birgen nicht viel Hoffnung. Wenigstens windet es nicht und ist erstaunlich angenehm. Wir traversieren eine Stück auf dem Grat in Richtung Nollen sehen aber nichts. Das wird nada. Hie und da kommt ein Loch. Nicht genug. Falls wir gerade bei der Abseilerei in einer Wolken sitzen wird das ganz schnell sehr seriös. Das 3 Std. Loch ist nicht da.

Plan B. Wir blicken in die noch graue NE Wand. 50+ Grad über 200m bei exzellenten Schnee. Gute Alternative. Da die Sonne leicht durch die Wolken druckt warten wir und trinken. Und dann Sicht! Schnell setzen wir eine simple Verankerung und Simon macht gesichert ein paar Belastungstests in der Wand, hängt sich aus und schreddet das Wändli in einem Schnutz in 30 Sekunden. Seil eingepackt stehe ich an der Kante und just dann kommt noch mehr Blau. Push off, zwei kurze kontrollierte Turns und dann gehts nur in die Falllinie. Den Ablick vom rasseden Sluffwolke welche neben mir beim gleichen Speed die Wand herrunter donnert ist einmalig. Straightline über dem Bergschrund und wir gratulieren uns zu einem super Run als wir plötzlich in blendenen Sonneschein stehen....

Von unserer Position blicken wir rüber zum Eiger und zum Eigerjoch und haushohen Seracs des wilden Eigergletschers. Da steckt einen weiteren 350hm Steilhang und einen der spektakulärsten Runs im Gebiet. Diese Abfahrt haben wir spätestens seit dem Eiger Besuch in 2013 auf dem Radar und bei jene Fahrt zum Jungfraujoch spionieren wir den Gletscher. Der Kopf arbeitet schon an der Checkliste: Exposure passt, Eis soll es nicht geben, fiese Steine dafür doch, gute Sicht und hohe Wolkendecke, rekord Schneemassen auf dem Gletscher und Wegfindung von hier gut übersichtlich. Schnell ist die Entscheidung getroffen.

Wir fahren eine weitere 100hm im perfekten May Pow zum Südliches Eigerjoch und stechen in den grossen Hang ein. Einen leichten zugeschneiten Deckel macht das Skifahren etwas anspruchsvoller in den anhaltenden 45+ Grad Hang und man muss immer Ausschau für Felsen halten aber in 10 Minuten sind wir unten und grinzen wie blöd. Das war doch eine zeimlich eingagierte Steilwand! Wir sind beide der Meinung, dass der N Hang des Südlichen Eigerjochs ist selten in guten Bedingungen wie jetzt und  ist sonst sehr sehr steinig... eine Seltenheit also ausgnutzt.

Das Wetter ist immer noch top mit dem zusätzlichen Bonus von spektakulären Wolkentürmen nördlich des Eigers. Wir vernichten schnell Höhenmeter aber schauen ständig rum in diesem wohl von Mensch sehr selten besuchten Gletscherkessel. Die Auffirnung ist so so, und wir müssen etwas fester gegen einen Deckel drucken aber noch ganz ok zu fahren. Wir finden durch die grosse Gletschermulde einen leicht fahrbaren Weg welcher die Hauptmulde sozugsagen folgt. Die Dimensionen sind kaum vorstellbar und die 1500hm des Mönch Nordwands wirken lächerlich aus dieser Perspektive verkürzt ...wie das täuscht.
Gegen 2800 wo wir zum Ausläufer der Lauperroute kommen querren wird stark Skiers Links und müssen durch eine ziemlich abenteuerlichen Spaltenzone. Vor uns liegt eine mönströse Eislawine welche wir weiter unten queren bevor wir mit Sumpfschnee zwischen Kalkbänder kämpfen müssen. Die Wegfindung hier unten ist ziemlich schwierig aber nach etlichen Traversen landen wir im alten Gletscherkessel just als das Regen kommt.

Wow wow wow! Wir sind ca. 2000hm vom Gipfel des Mönchs abgefahren! Ein Run mindestens so würdig wie der Nollen!

15 Minuten später schmeissen wir unsere durchnässte Sache herrunter bei der Station Eigergletscher und warten beim Alplermacronen im leeren Restaurant für den nächsten Zug. Draussen regnet's fest und 15 Minuten später ist die Sonne wieder da.
Angespornt von dieser Abenteuer spionieren wir bereits neue Routen - vielleicht Silberhorn? - im Zug herrunter und fühlen uns müde aber zufrieden. In Lauterbrunnen ist die grosse Bergwelt wieder in dicken Wolken eingepack und Simon und ich verbringen die nächste zwei Tage mit unseren Babys auf der Spieldecke.

Tourengänger: nprace


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Kommentare (2)


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jfk hat gesagt:
Gesendet am 20. Mai 2018 um 11:35
Ganz geile Aktion, Gratuliere! Du erinnerst mich daran, dass ich am Mönch diesen Frühsommer auch noch ein kleines Projekt habe... Und die NE-Wand ist wirklich ein geiles Wändli!

Gruess Jonas

nprace hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Mai 2018 um 16:13
Ciao Jonas,
Die Bedingungen können kaum besser werden für Wände und co. Du wirst dich noch lange vergnügen können. Reinhauen!
Grüsse
Nic


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