Biwaktour Hahnen & Märe


Publiziert von Camox , 7. April 2018 um 19:17.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 6 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-FR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1420 m
Abstieg: 1420 m
Strecke:Enge im Simmental - Pt. 985 - Pt. 1'169 - Geltigrabe - Vorderi Richisalp - Rossrügg - Hahnen - Märe (gleicher Weg retour)

Der Frühling und sicheres Wetter lockten an diesen Tagen nach draussen. Ich entschloss mich, das Wochenende etwas früher zu beginnen und eine Biwaktour zu unternehmen.

Im Vorfeld der Tour glaubte ich nicht, auf grosse Schneemengen zu treffen. Trotz langem Überlegen wollte ich das Gewicht meines Gepäcks minimiert halten was dazu führte, dass die Schneeschuhe zu Hause blieben; die Stöcke kamen aber wie üblich mit. Dafür kam das Spuren auf dieser Tour nicht zu kurz.


Ich starte am Freitagabend kurz vor 17 Uhr in Enge im Simmental. Mein damaliges Gipfelziel, der Schafarnisch, habe ich bereits vom Zug aus mit Ehrfurcht erblickt. Er war noch vollkommen in seinem zuckrigen Winterkleid eingehüllt.

 

Ab dem Bahnhof von Enge steige ich stets nahe dem Wüestebach den Wegen (nicht immer markierten Wegen) entlang hoch zu Pt. 1'169. Dort folge ich dem Wanderweg in den Geltigraben. Schon kurz nach dem Einstieg ging es bereits los mit den ersten Schneeflecken, welche bald nicht mehr umgangen werden konnten. Noch vor Purboden ging es dann nur noch im Schnee und weiterhin ohne Spur vorwärts, was einiges an Kraft erforderte. Denn der Schnee war weich und ich sank nicht selten Knie-, teils auch Bein-tief, ein. So kämpfte ich mich hoch bis ich aus dem Wald und nach Schnägge kam und schon bald die Vorderi Richisalp erblickte.

 

Mich hier noch weiter zum Schafarnisch zu schleppen, hielt ich für aussichtslos. Nach kurzem Innehalten erblickte ich aber ein anderes Gipfelziel, den Hahnen, dessen Grat auf der Südseite einige apere Stellen aufwies. Kurz recherchierte ich im Internet nach möglichem Aufstieg. Aufgrund der Lawinengefahr hielt ich das nur über den Rossrügg für möglich. Denn im unteren Hang war bereits Schnee abgerutscht und der obere steile Teil, der in eine Waldschneise führte, war grösstenteils aper.

 

Und so lief ich dem Rügg entgegen und stieg diesen empor. Das Gelände war im oberen Teil etwas anspruchsvoll, da ich hier auf mühsam rutschiges Gras stiess. Dieses lag vom Schnee erdrückt direkt auf dem Boden und war wie mit einem Kamm gestrählt hangabwärts gerichtet. Darauf lief ich vorsichtig die Schneise hoch und gelangte dort nochmals kurz in Bäume und auch wieder in Schnee. Der Schlussaufstieg auf den Hahnen lief ich wieder auf aperem und flacherem Gelände und so war der Gipfel bald erreicht. Noch schien die Sonne knapp über dem Horizont und ich zog noch kurz nach Nordwesten los, um den Grat zur Märe zu begutachten. Aus der Ferne betrachtet war ich einer Begehung nicht abgeneigt und ich hielt mir dies als Option für den Folgetag im Hinterkopf.

 

Bald ging die Sonne unter und ich begann mit dem Aufbau des Zelts, etwas unterhalb und östlich vom Gipfel. Dabei war Vorsicht angebracht, denn diese einzige flache Stelle grenzte direkt an die Wächte, hinter welcher der Grat steil abfiel. Danach begann ich Schnee zu kochen. Denn da ich im Aufstieg kein fliessendes Wasser fand, waren meine Flüssigkeits-Vorräte aufgebraucht. Bald waren auch meine Holzvorräte aufgebraucht, den bei diesen windigen Verhältnissen war mein Holzvergaser nicht sehr effizient im Umgang mit dem Brennstoff (auch wenn das Wasser bei zunehmender Meereshöhe bei tieferen Temperaturen zum Sieden gebracht werden kann). Aber es reichte trotzdem für einen heissen Tee, welcher ich genüsslich im Zelt zu einem Z’Nacht schlürfte. Dann war ich müde und ich legte mich schlafen.

 

Am nächsten Tag wachte ich vor sieben Uhr auf und ich starte zu einem Morgenspaziergang zur Märe rüber. Den Abstieg konnte ich zumeist auf aperen Stellen gehen während ich beim Wiederaufstieg immer wider auf Schnee traf. Ich war froh um die Zaunpfosten, welche mir die Sicherheit gaben, nicht auf der Wächte zu laufen. Relativ problemlos erreichte ich so den Gipfel der Märe, welcher vor allem westwärts eine tolle und neue Aussicht bot.

 

Danach ging es zurück zum Hahnen, wo ich meine Sachen zusammenpackte. Danach machte ich mich an den Abstieg und den Rossrügg wieder vorsichtig runter. Der Schnee war auch am Morgen weich und er vermochte mich auf dem weiteren Abstieg in der Regel nicht zu tragen. So brach ich immer wieder durch die nasse Schneedecke, was nochmals einige Kraft erforderte und die Rumpfmuskulatur ordentlich beanspruchte. Zurück bei Pt. 1'169 waren meine Hosen trotz Stulpen ordentlich und bis über die Knie durchnässt. Dafür war nun der gröbste Teil der Tour geschafft. So lief ich gemütlich dem Frühling und dem Bahnhof von Enge entgegen.

 

So wurde mir bewusst, es liegt noch viel Schnee in den Bergen. Dass ich trotzdem ohne Schneeschuhe zwei Gipfel besteigen konnte, war eine schöne Überraschung. Denn als ich mich zu Beginn der Tour noch weit unten im Aufstieg durch den ersten Schnee wühlte, glaubte ich nicht wirklich an einen Gipfelerfolg.

 

Bemerkungen:

  • Die Beurteilung der Schwierigkeit dieser Tour habe ich sowohl in der Schneeschuh- wie auch der Wanderskala angegeben. Als reine Schneeschuhtour würde ich die beschriebene Route aufgrund der Steilheit am Rossrügg und am Hahnengrat (NW-Grat) nicht begehen. Die Schwierigkeit T4+ bezieht sich auf diese Abschnitte (Rossrügg T4+, Hahnengrat T4-). Auf den sonstigen Abschnitten werden die 30° Hangneigung im freien Gelände nicht überschritten. Bei der Querung des Geltigrabens sollte allerdings die Gefahr von Lawinen und Steinschlägen berücksichtigt werden.
  • Im Frühling sollte die Gefahr von Gleit- und Nassschnee-Lawinen im freien Gelände über der Baumgrenze nicht unterschätzt werden. Ich habe im Gebiet einige abgerutschte Stellen entdeckt.
  • Die Märe hat hier auf Hikr zwei Wegpunkte. Touren finden sich zu beiden Einträgen.
  • Ab Pt. 1'169 bin ich keiner Menschenseele begegnet. Dafür sah ich Gämsen, Auerhühner und sonstige Vögel.

 

 

Tag 1:  5.8 km,  1‘295 m,  65 m, 3.00 h (inkl. Pausen)

Tag 2:  7.3 km,  195 m,  1420 m, 2.25 h (inkl. Pausen)

 

Tour im Alleingang


Tourengänger: Camox


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