In 2-1/2 Tagen von Leymen nach Lucelle


Publiziert von kopfsalat , 2. April 2018 um 08:54. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Alsace » Haut-Rhin » Sundgau
Tour Datum: 1 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU   F 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 700 m
Strecke:40km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Leymen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Lucelle
Unterkunftmöglichkeiten:Ferrette, (Winkel?), Le petit Kohlberg, Lucelle?
Kartennummer:map.geo.admin.ch oder IGN Top25

Die nass-kalte Wettervorhersage liess uns für einmal nicht in die Ferne schweifen, denn dort war es genau so unfreundlich. Stattdessen fanden wir das Unbekannte in der näheren Umgebung.

Karfreitag, 30.03.2018

Mit dem 10er Tram fahren wir von Basel (CH) nach Leymen (F). Grauer Himmel und kühler Wind, genau wie prognostiziert, dafür vom Club Vosgien sehr gut ausgeschildert und markiert gelangen wir zur Kapelle von Heiligenbrunn, die von einem Spanngurt zusammengehalten wird.

Da bis hierher alles auf Asphalt verläuft, haben Fränzi's Füsse in ihren Goretex-Schuhen mittlerweile Kochtemperatur erreicht. Normalerweise tragen wir auf unseren Wanderungen - ausser im Winter - nie Schuhe mit wasserdichter Membran, da wir darin viel zu stark schwitzen. Aufgrund der Wettervorhersagen waren wir dieses Mal aber wohl etwas zu vorsichtig. Zum Glück haben wir aber je ein Paar (noch) leichte(re) Schuhe zum Wechseln dabei. Somit wechselt Fränzi nun in ihre sogenannten Barfussschuhen, die wiederum nahezu ungepolstert sind und sich überhaupt nicht für Hartbelag eignen.

Zum Glück verläuft der Weg ab hier aber mehrheitlich auf den, für den Sundgauer Löss typischen tiefen, matschig, lehmigen Feld- und Forstwegen. Zuerst überqueren wir so den auf der Karte enorm steilen Wessenberg. Bei genauer Betrachtung verbirgt sich die massive Steigung aber einzig in der 5-Meter Äquidistanz der Höhenlinien.

Beim Britzkiwald statten wir der namengebenden Kappelle St. Brice einen Besuch ab. Insgeheim hoffen wir, dass die Gastwirtschaft geöffnet ist. Leider zu früh gefreut. Fermé pour rénovation. Ouverture printemps 2018. Oder sowas in der Art.

Da der Sentier Interregio - wie es sich für den Jakobsweg gehört - auf der Asphaltstrasse weiterführt, ändern wir die Route etwas und gelangen über Feldwege nach Oltingen. Im Kaff ist leider alles geschlossen. Denn die ehemals Deutschen Gebiete Elsass-Lothringen sind von der, für Rest-Frankreich seit 1905 geltenden strikten, Trennung von Kirche und Staat ausgenommen und haben so u.a. 2 kirchliche Feiertage (Karfreitag und Stephanstag) behalten dürfen.

Für den Aufstieg nach "Hinter dem Berg", nehmen wir den Weg hinter dem Berg und gelangen so auch auf der Nordseite geologisch vom Sundgauer Hügelland in den Elsässer Jura. Unter anderem merken wir das daran, dass es nun immer stärker zu regnen beginnt. So verzichten wir auf den Besuch der Zwerge in der Grotte des Nains und der Ruinen des Château von Ferrette. Schnurstracks wandern wir an der im Abriss befindlichen Kaserne vorbei ins Städtchen Pfirt hinunter zum Hôtel Collin, wo wir für die Nacht reserviert haben.

Geduscht und etwas ausgeruht sind wir die ersten Gäste die zum Nachtessen erscheinen. Auch wenn die Sundgauer Spezialität nichts mit dem Kar(p)fri(t)t(ig) zu tun hat, bestellen wir je eine Portion. Anders als anderswo ist der Karpfen hier nicht im Bierteig frittiert, sondern in feinem Griess panniert, wodurch er wesentlich weniger fett wird. Sehr zu empfehlen.

Ostersamstag, 31.03.2018

Eigentlich wollen wir etwas ausschlafen, sind dann aber schon vor dem auf 8 Uhr gestellten Wecker wach. Nach einem reichhaltigen Frühstücks-Buffett besuchen wir den kleinen Samstags-Markt und erstehen uns für wenig Geld eine Tranche Seikäss (Schweinekäse), eine Rauchwurst nach der der Rucksack immer noch riecht, zwei Schoko-Fondant-Eier und ein Stück echten Käse aus der Franche Conté, als kleine Zwischenverpflegung, denn man weiss ja nie. Und da das Ablaufdatum der Tranche Schweineleberwurst schon morgen ist, gibts noch eine Tranche gratis dazu. So sind sie eben hier auf dem Lande!

Alles gepackt, statten wir der ehemals stattlichen Burg auf dem Schlosshügel unseren Besuch heute ab. Wenn die aufsteigenden Nebelschwaden nicht wären, man sähe gar bis zu den Alpen, teilt uns ein Schild mit. Nicht das mit den Nebelschwanden natürlich.

Da wir schon mit Kuh- und Saukäse ausgestattet sind, lassen wir M. Anthony rechts liegen und steigen zum Rossberg hinaufen, dessen Aussichtsturm wir, aus nebel- und schwindel-technischen Gründen links liegen lassen. Statttdessen besuchen wir die Grotte du Docteur Herrings (zahlreiche Wortspiele möglich). Über weite, offene Felder mit Scharen von Zugvögeln gelangen wir nach Winkel. Nicht so benamst, weil es im hintersten solchen des Elsass liegt, sondern, anscheinend weil hier die Mönche des Klosters Grosslützel einen Weinkeller (vini cellae) hatten. Aber der Name ist Programm, denn sowohl beim Goldenen Ochsen als auch beim Hirschen scheint ausser der Wandbemalungen nichts darauf hinzuweisen, dass es sich dabei um Gaststätten handelt. So nehmen wir eben im Buswartehäuschen Platz, denn Fränzi muss ihren linken Fuss hochlagern, da er seit Kurzem am Schmerzen ist.

Auch wenn die Source de l'Ill überall gross angeschrieben ist, handelt es sich dabei nur um ein klägliches, kleines Rinnsal um das herum ein paar typisch französische Pseudo-Kunstobjekte plaziert wurden. So folgen wir dem Sentier des Marocains zu einer kleinen offenen Holzhütte über die wir äusserst froh sind, denn mittlerweile ist der Regen in Graupel und Schneeregen übergegangen, der von einem eisigen Wind über den Pass gefegt wird.

Wir brauen uns einen heissen Tee und just als wir etwas warmes im Magen haben, hört es auf zu schneien. So bes chliessen wir auch noch den Rest des Rundwegs um den Filtzwald unter die Füsse zu nehmen. Als wir auf die D432 treffen auf der die Schweizer vom Samstagseinkauf im Elsass zurückbrettern, drückt gar die Sonne durch und es wird angenehm warm. Nun ist es nicht mehr weit und schon bald haben wir le Petit Kohlberg erreicht, wo wir heute nächtigen werden.

Ostersonntag 01.04.2018

Heute schaffen wir es und können tatsächlich bis 9 Uhr ausschlafen. Nur Fränzi's Fuss hat sich leider nicht erholen können und schmerzt heute noch mehr als gestern. So beschliessen wir, die Tour abzubrechen und nach Lucelle abzusteigen. Glück im Unglück. Der Abstieg entpuppt sich als abwechslungsreicher Bergpfad auf dem uns gar noch ein halbes Dutzend Rehe (inklusive Bock) über den Weg sprintet.

Wären unsere Bäuche nicht noch vom Morgenessen gefüllt, wir hätten im Relais de l'Abbaye zum Osterschmaus zusitzen können. So aber machen wir nach einem heissen Tee ein Runde zum Etang, bevor uns das Postauto nach Delémont fährt.

Fazit: Rauchwurst nur noch luftdicht verpackt einpacken.

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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