Höhlenkraxeleien - das Geheimnis der Zwerge von Ferrette


Publiziert von Nik Brückner , 20. Dezember 2021 um 12:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Alsace » Haut-Rhin » Sundgau
Tour Datum:27 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:6 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der D473 nach Ferrette
Unterkunftmöglichkeiten:In Ferrette

An diesem schönen Tag wollten die Waldelfe und ich uns den hübschen Ort Ferrette im elsässischen Jura nahe der Französisch-Schweizerischen Grenze einmal näher ansehen. Um den Ort ranken sich viele Geschichten, historische, aber auch einige Sagen, und das lockte uns natürlich an. Also ab ins Auto, "Innocence & Danger", das neue Album der Neal Morse Band eingelegt, und los geht's.


Wir parkten auf einem großen Parkplatz im kleinen Ort Ferrette (510m).

Die heutige Siedlung entstand vor etwa neunhundert Jahren unter dem Namen Pfirt. Damals war sie Hauptort der gleichnamigen Grafschaft. Die über die Jahrhunderte einigen Promis gehörte: Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs etwa gelangte sie in den Besitz von niemand anderem als Kardinal Mazarin. Später wurde die Siedlung vom Hause Grimaldi aus Monaco regiert - die monegassischen Fürsten nennen sich noch heute Grafen von Pfirt. Sieh an - Monaco. Albert II. von Monaco war sogar schon mal hier, 2006, Otto von Habsburg auch, und nun halt wir. ;o}

Aus dem Ort steigt man auf hübschen Weglein hinauf zum Château (611m). Und das ist eine großzügige Anlage, man sollte ein wenig Zeit für die Besichtigung mitbringen.

Das Château Ferrette (die Burg Hohenpfirt) wurde im Jahr 1100 erstmals urkundlich erwähnt und zählt damit zu den ältesten elsässischen Burgen. Die Burganlage ist in zwei Burgteile aufgeteilt: eine Ober- bzw. Hauptburg und eine Unter- oder Vorburg. Die Oberburg ist wesentlich älter. Die Vorburg besitzt mehrere halbrunde Schalentürme, die so angelegt wurden, dass sie im Falle einer Eroberung dem Angreifer keinerlei Schutz gegen Beschuss aus der Oberburg boten. Hat aber nicht viel genutzt, wie die Geschichte der Burg zeigt:

Gründer der Burg waren die bereits erwähnten Grafen von Pfirt. Als deren Geschlecht 1324 in männlicher Linie ausstarb, ging die Burg mit der Grafschaft durch die Heirat Johannas von Pfirt an den Habsburger Albrecht II. Damit war Hohenpfirt vorderösterreichisch.

Durch die vorderösterreichische Zugehörigkeit wird die Burg Hohenpfirt w
ährend des Dreißigjährigen Krieges zu einem Ziel für die Protestanten. Die Burg wird zur Garnison ausgebaut. Allerdings verliert Johan Adam von Pfirt die Burg 1632 an Erlacher Truppen. Doch schon zwei Jahre später erheben sich die Bauern gegen die Obrigkeit und vertreiben die protestantischen Besatzer. Die aber prompt mit Verstärkung zurückkehren, und Dorf samt Burg plündern und stark zerstören. Doch damit nicht genug: Bereits 1635 wird Hohenpfirt teilweise in Brand gesetzt und geschliffen.

Danach wurden lediglich einige Teile der Unterburg wieder aufgebaut. Doch auch diese fielen 1789 den Aufständen der französischen Revolution zum Opfer. Damals wurde die Anlage erneut in Brand gesteckt. Später diente sie als Steinbruch für die Ortsbewohner.


Nach der Besichtigung der Burg gingen wir zum südöstlichen Ende der Anlage hinüber. Hier kann man durch einen Gang im Fels das Burgareal verlassen. Dann wanderten wir auf der Nordostseite des Bergs im Wald hinunter, überquerten dort einen Wanderweg, und stiegen drüben unter hoch aufragenden Felswänden zum Loechlefelsen hinauf. Hier hat man von einigen kleinen Felsgraten aus eine schöne Aussicht über das Tal von Ferrette. Einer davon, der Loechlefelsen (575m) ist geländergesichert.

Auf dem wunderschönen Weglein ging es nun weiter nach Osten. Bald wird ein breiter Weg gequert, dahinter macht unser Weglein eine Rechtskurve. An der gleich darauf folgenden Kreuzung bogen wir links ab, um über das Plateau des Nains zu einem Aussichtspunkt zu gelangen. 

Von hier aus hat man nochmal eine schöne Sicht zum Schwarzwald, mit Blauen, Belchen und Feldberg.

Und in eine Schlucht direkt unterhalb des Aussichtspunkts... Dort befindet sich die Grotte des Nains, die Zwergengrotte. Um dorthin zu gelangen, steigt man nun auf der Nordseite des Aussichtsfelsens hinunter, und hält sich unten rechts. Bald steht man in einer kleinen, aber wilden Felsenschlucht. Tief unten im dunkelsten Teil befindet sich die Grotte des Nains (570m). Hier wohnten einst Zwerge....

Vor langer, langer Zeit wurde die einst "Wolfshöhle" genannte Öffnung in den Felsen der Heidenflüe von einem Zwergenvolk bewohnt. Aber die Wolfshöhle war damals kein wilder, schmutziger Schlund, sondern eine Folge reich ausgestatteter Hallen! Es gab Zimmer, die aus Bergkristall herausgehauen waren, und alle Möbel und Geräte waren aus purem Silber. Jeder dieser Räume wurde von einem Zwergenpaar bewohnt. Und jeder, der sie gesehen hatte, musste sich wundern über die Schönheit ihrer Gesichtszüge und die strahlende Helligkeit ihrer Augen, die wie Sterne leuchteten. Und die Zwerge hatten keine Kinder, da sie ewige Jugend genossen.

Die Zwerge hatten nun ihre Freude daran, ins Tal hinabzusteigen und dort die Behausungen der Menschen zu besuchen. Zur Erntezeit kamen sie mit ihren kleinen Sicheln aus ihren unterirdischen Hallen, um den Bauern bei der Arbeit zu helfen. Und so waren diese den Zwergen sehr dankbar, und versäumten es nicht, sie zu ihren Festen einzuladen und ihnen alles zu servieren, was Küche und Keller hergaben.

Eines jedoch kam den Menschen befremdlich vor: Nie bekamen sie die Füße der Zwerge zu Gesicht. Lange Gewänder bedeckten ihre kleinen Körper bis hinunter auf den Boden.

Eines Tages sannen ein paar junge Mädchen, die dem Drang ihrer Neugierde nicht widerstehen konnten, darauf, den Zwergen das Geheimnis ihrer Füße zu entlocken. So stiegen sie eines Morgens mit dem Aufgang der Sonne hinauf zur Höhle der Wölfe, und bedeckten das Steinplateau vor dem Eingang mit Sand. Darin würden sich die Zwergenfüße abdrücken, dachten sie, und so müssten sie doch deren Form im Sand erkennen können. Darauf versteckten sie sich.

Und tatsächlich: Sobald die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Felsen der Heidenflüe lenkte, erschienen die Zwerge am Eingang ihrer Höhle, und überquerten, ohne die Arglist der Mädchen zu erahnen, die sandige Hochebene, um wieder einmal zu den Menschen hinunterzusteigen. Als sie fort waren, kamen die Mädchen aus ihrem Unterschlupf, neugierig, zu sehen, was für Abdrücke die Zwerge im Sand hinterlassen hatten. Als sie aber sahen, dass die Zwerge Spuren von Ziegenfüßen hinterließen, brachen sie in lautes Gelächter aus. Die Zwerge jedoch, die das hörten, erkannten den Betrug, kehrten unverzüglich um, und zogen sich in ihre Höhle zurück. Sie haben sie seither nie wieder verlassen.


Wie so viele vor uns suchten natürlich auch wir nach Spuren der Zwerge. Allein, die Höhle ist leer, und die Zwerge scheinen sich für immer ins Innere des Bergs zurückgezogen zu haben. Oder sind sie jetzt in Franken zuhaus? Dort gibt's eine ganz ähnliche Geschichte.

Und dann entdeckten wir sie doch...

Ein Stück weiter oben, südlich der Grotte des Nains, befindet sich eine Felsspalte. Und dort saßen sie in der Felswand: kleine blaue Zwerge mit weißen Mützen. Sie riefen uns zu sich her, und zeigten uns ihr Geheimnis: Einen Geheimgang durch eine Spalte im Fels, hinauf aufs Plateau der Heidenflüe ...

Die Waldelfe voraus, ging es nun steil hinauf in den Felsspalt. Ein kleiner Boulder ist zu erklettern (I), dann befindet man sich im hinteren Teil der Spalte. Hier klettert man eine Felsstufe hinauf (I), um einen Absatz zu erreichen, in den von oben ein wenig Licht hereindringt. Von dort aus wendet man sich nach links, um eine nach oben sich verengende Spalte hinaufzuklettern (I). Hat man diese verlassen, geht es rechts im Steilwald (T3+) hinauf zu einem Wanderweg, der vom Aussichtspunkt kommend nach Südwesten führt, zu einem Sattel zwischen dem Plateau des Nains im Norden und dem südlich benachbarten Hügel. Hier befindet sich ein Wanderparkplatz.

Von diesem Parkplatz aus wanderten wir nach Norden hinauf, zur Felswand der Heidenflueh (631m). Auch von hier aus hat man noch einmal einen schönen Blick über das Tal von Ferrette. Wir wanderten noch ein Stück an der Felskante entlang, hinunter zu der Kreuzung, an der wir zuvor nach Osten zur Grotte abgebogen waren. Hier wandten wir uns nach links, und gelangten unterhalb der Heidenflueh über eine Treppenflucht hinunter in das hübsche Örtchen, das wir nun nordwestwärts durchquerten, um zurück zu unserem Auto zu gelangen.


Fazit:

Fantastische kleine Runde durch und rund um Pfirt, die mit kleinen und großen Highlights nur so gespickt ist. Besonderes Highlight für uns war natürlich die Kraxelei durch die Felsspalte an der Grotte des Nains. Insgesamt eine wunderbare Gegend abseits der großen Stadt (Basel) und der Besucherströme im schönen Elsass, die sich zu entdecken lohnt. Schee war's! Pfirti Pfirt!

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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