Dreifingerspitz 2479m - Eine ganz andere Furkelrunde

Wenn im Pustertal von der Furkelrunde die Rede ist, dann meint man in erster Linie die Umrundung des Kronplatzes mit dem Rad. Aber ich habe heute so ganz nebenbei eine ganz neue Furkelrunde erfunden, die so wohl noch niemand gemacht hat und wohl auch niemand mehr machen wird ;-)
Aber der Reihe nach: Meine Runde beginnt in St. Vigil an der Miarapiste beim Riff´a. Dort stelle ich den Wagen ab und schiebe mich auf dem Forstweg ins Fojedöratal. Auf dem zauberhaften Weg begegnen mir allerlei Wildtiere und die Sonne lacht dazu. Begeistert ziehe ich dem Kreuzjoch entgegen, aber bald tauchen dunkle Wolken im Westen auf, rechtzeitig am Dreifingerspitz stehe ich mittendrin und die Stimmung passt sich an.
Meine Furkelrunde scheint zum Scheitern verurteilt, aber nach kurzem Zögern nehme ich die Abfahrt zur Dreifingerscharte in Angriff. Das bruchige Geläuf hebt meine Stimmung nicht, ich verzichte auf den Piz da Peres und taste mich direkt in die Dreifingerlahne. Auch hier bricht es zunächst noch ungemütlich, erst in tieferen Regionen im Wald findet sich noch Restpulver und ich hüpfe fröhlich weiter abwärts.
Doch es taucht ein nächstes Problem auf, der Sommerweg zurück zum Furkelpass ist nicht auszumachen und bald stehe ich viel zu tief auf einem Forstweg. Zeit für eine Pause inclusive GPS-Check und Kartenstudium. Mir schwant nichts Gutes, denn um zurück zum Wagen zu kommen, fehlt mir noch eine lange Querung und 300 Höhenmeter Aufstieg. Alles Training, ich felle auf und marschiere weiter zur Furkel. Neben der Pre da Peres-Piste finde ich einen gewalzten Weg und ein Freerider kommt mir entgegen.
Er beantwortet alle meine Fragen und kennt jede Variante, ich bin überrascht. Als er sich vorstellt, bin ich begeistert, es ist Simon Kehrer, ein legendärer Enneberger Bergführer und Tourenpublizierer. Ich nutze die Gelegenheit und entlocke ihm allerlei Geheimtipps.
Für weitere Exkursionen bin ich allerdings heute zu müde, ich verabschiede mich höflich von dem sehr sympathischen Experten und quäle mich neben der Liftschneise steil durch den Wald. An der Ücia Picio Pre erblicke ich endlich wieder das Licht der Welt und die Sonne verhöhnt mich dazu. Trotzdem verzichte ich auf die Einkehr, lasse die gröhlenden Touristen sitzen und schwinge entspannt über die Pisten zurück zum Wagen.
Meine Furkelrunde ist aber noch nicht vollendet, denn auch ich will den Kronplatz umrunden und fahre über Olang zurück. An der alten Rienzbrücke mache ich Zwischenstop, steige ein paar Meter an der Windschnur auf und halte Rückblick, die etwas andere Furkelrunde ist vollbracht ;-)