Piz Piot (3052m) Überschreitung


Publiziert von Chrichen , 20. Februar 2018 um 18:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:11 Februar 2018
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:ca. 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW nach Juf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Der zweigipfelige Piz Piot befindet sich südlich von Juf und bietet wohl eine der lohnendsten Touren im Avers. Sehr oft wird nur der Nordwestgipfel (3037m) besucht. Bei guten Bedingungen lässt sich auch die Überschreitung zum Hauptgipfel (3052m) machen. Mit einer Abfahrt zum Juferjoch kann damit eine kleine Runde eingebaut werden, die zwar rein skifahrerisch vielleicht nicht die lohnendste Option sein mag dafür aber umso mehr durch Abwechslung auftrumpfen kann.

"Etwas wagen mit der Wetterprognose lohnt sich manchmal schon", schreibt Stijn am Vorabend, nachdem sich diese wieder einmal kurzfristig nach und nach verschlechtert hat. Dass er damit völlig recht hat, soll sich am nächsten Tag bei einer Tour mit besten Bedingungen zeigen. Unser Ziel haben wir weit im Süden gewählt, wo uns die Chancen auf schönes Wetter am besten erschienen.

Juf - Piotjoch - Piz Piot Nordwestgipfel (WS)
Nach einer langen Anfahrt mit dem PW starten wir im kleinen Dorf Juf zuhinterst im Avers Tal. Das Fahrzeug können wir auf dem Parkplatz neben dem Wendeplatz vom Postauto abstellen. Bei wärmeren Temperaturen als erwartet und einigen hohen Wolkenfeldern, durch die der blaue Himmel hindurchschimmert, schreiten wir der Langlaufloipe entlang ins Tal der Juferalpa hinein.

[Stijn] Bei der Anfahrt durch das Avers lohnt es sich Ausschau zu halten nach Eiskletterer auf den riesigen Eisfällen. Die Strasse ist ab etwa Cröt schneebedeckt, aber immer gut fahrbar (mit Winterreifen aber ohne Schneeketten). Bei Ankunft in Juf zeigte das Auto immerhin -12 °C an, aber wenigstens die gefühlte Temperatur ist wesentlich wärmer.

Der beinahe-Flachlauf zieht sich gut 2.5km in die Länge. Nach Ende der Loipe werden im Bereich Piot rasch Höhenmeter gewonnen. Früh schon zeigt sich unser heutiges Ziel, der Piz Piot. Der Aufstieg durch einen kleinen Taleinschnitt ist hübsch, wobei feinster Pulverschnee auf einer harten Unterlage die Spur ziemlich rutschig und den Aufstieg entsprechend kräfteraubend macht. Umso mehr freuen wir uns schon auf die Abfahrt, die jetzt schon viel Spass verspricht.

[Stijn] Wenn die bestehende Spur zu rutschig ist, dann macht man halt eine neue...

Bald schon wird eine flachere Geländeterrasse erreicht, und das Piotjoch rückt in die Nähe. Stets das eindrückliche Gipfelziel im Blickfeld halten wir rechts über sanft geneigtes Gelände auf das Joch zu. In der sehr steilen NE-Flanke vom Piz Piot sind einige wagemutige Abfahrtsspuren zu erkennen. Nach einem kurzen steileren Hang ist das Piotjoch erreicht. Dieses bietet eher wenig neue Ausblicke, dafür aber zeigt sich eindrücklich der Nordgrat zum Piz Piot Nordwestgipfel P.3037. Es bieten sich ab dem Piotjoch zwei Varianten: Der Grat kann mittels Fussaufstieg direkt erklimmt werden, oder er lässt sich westlich umgehen, wobei dort ebenfalls ein Steilstück zu einem Sattel hinauf aufwartet.

Wir entscheiden uns für die direktere Variante via Nordgrat. Diesem nähern wir uns der Spur von Vorgängern folgend auf Ski an, bis uns das Gelände bei den rutschigen Bedingungen zu steil wird. Dann ziehen wir die Steigeisen an und binden die Ski auf den Rucksack. Teils über harten Schnee, teils leicht einsinkend steigen wir anstrengend in der Falllinie auf. Ca. dort wo sich der Grat zu verjüngen beginnt und felsiger wird halten wir in Aufstiegsrichtung rechts. Der Weg geradeaus weiter würde wegen einer Felsstufe in eine Sackgasse führen. Den Spuren von Vorgängern folgend umgehen wir die besagte Felsstufe in teils recht steilem Gelände westseitig. Stellenweise hat der Wind haltlosen Schotter freigelegt, was insbesondere eine Stelle etwas heikel macht. Danach lässt sich der Westgipfel P.3037 leicht erreichen.

[Stijn] Bei der heiklen Schotterstufe versuche ich etwas bessere Tritte zu erstellen. Unter der oberen losen Schotterschicht entdecke ich eine zwei lose Schotterschichten, gefolgt von einer unbekannten Anzahl weiterer losen Schotterschichten. Etwa wie "Turtles all the way down", nur mit Schotter statt Schildkröten... Irgendwann fragt Chrichen ob ich da etwa einen römischen Schatz am ausgraben bin...

[Chrichen]
Alpinismus und Archäologie... näher verwandt als man denkt! 

Das Wetter hat weitgehend aufgeklart, wobei einige Wolken den Himmel beleben. Bald schon wird es aber wieder zuziehen, weshalb wir unsere Pause auf dem Westgipfel nicht allzu lange ausfallen lassen.

Piz Piot Nordwestgipfel - Piz Piot Hauptgipfel (WS+)
Während einige Tourengeher für die Abfahrt die sehr steile NE-Flanke anvisieren, machen wir uns zunächst zu Fuss dem Grat entlang weiter zum Hauptgipfel. Der Grat ist z.T. stark verwechtet, dank der sicheren Bedingungen kann heute aber getrost in die SW-Flanke ausgewichen werden. Bald schon zeigt sich, dass Ski besser gewesen wären, weshalb wir etwas verspätet auf Ski wechseln. Dann aber hat es wieder Stellen, die vom Wind blank gefegt wurden, so dass wir schlussendlich doch wieder zu Fuss anstrengend bis zum Hauptgipfel weitergehen.

[Stijn] Wir sind heute die einzigen die die Überschreitung zum Hauptgipfel angehen. Die Überschreitung selber und auch die Abfahrt durch das Juferjoch sind noch komplett unverspurt!

Mittlerweile hat es ziemlich zugezogen, und der Wolkendeckel scheint uns auf den Kopf zu fallen. Somit halten wir auch beim Hauptgipfel die Rast eher kurz und beschränken uns auf eine kurze Reko und eine kleine Stärkung. Vom Steinmann aus ist der SE-Grat gut einzusehen. Der NE-Grat, über den unsere Route führt, versteckt sich aber hinter einer kleinen Wechte. Einige Meter Abstieg über den SE-Grat verschaffen den nötigen Einblick und Klarheit. Die Abfahrt kann wenige Meter neben dem Gipfelsteinmann begonnen werden.

Piz Piot Hauptgipfel - Juferjoch - Juf (WS+)
Zu Beginn der Abfahrt in Richtung Juferjoch ist der NE-Grat noch schmal, und man hält sich zunächst in der rechtsseitigen Flanke. Dort wo diese sehr steil wird, überqueren wir eine Schneeverwehung an deren schwächsten Stelle um auf die andere Seite zum Beginn des auf der Karte markant dreieckig geformten NE-Hangs zu gelangen. Zuerst über harten Schnee, dann über eine dünne Auflage von Pulver und Triebschnee gelangen wir über diesen ins sanfte Gelände oberhalb vom Juferjoch. Ein Mangel an Hangneigung und vor allem auch ein Mangel an Schnee wegen Windeinfluss zwingen uns zu einigen kurzen Tragepassagen auf den letzten Metern zum Juferjoch. Prinzipiell gilt es hier in Abstiegsrichtung möglichst links zu bleiben.

[Stijn] Rechts neben den abgeblasenen Felsen vom Juferjoch gibt es eine verlockende Schneerinne. Wenn man aber wieder in Juf ankommen möchte, statt irgendwann in der Po-Ebene zu landen, dann sollte man trotzdem die Felsen wählen und nicht die Rinne...

Vom Juferjoch fahren wir über eine gut mit Schnee gefüllte schwach ausgeprägte Rinne ins flache Gelände ab. Auf dieses kurze Teilstück haben wir uns schon beim Aufstieg gefreut.

[Stijn] Die Rinne am Juferjoch (wenige Meter südlich von der auf der Skitourenkarte eingezeichneten Route) ist meist etwas weniger als 35° steil, ganz oben aber noch etwas steiler. Dank super Pulverschnee ist diese Passage auch für mich heute gut fahrbar. Meine Kurven sind noch viel grösser und weniger elegant als bei Chrichen, aber immerhin gewinne ich wieder das Selbstvertrauen zurück das ich vor zwei Wochen am Chli Chärpf verloren hatte. Ich würde sogar sagen: so viel Spass hatte ich bei einer Skitourenabfahrt bis jetzt noch nie!

[Chrichen]
Bedingungen wie am Chli Chärpf möchte ich lieber nicht erleben müssen! Heute war top!

Danach geht es bei schönsten Schneebedingungen mehr oder weniger der Aufstiegsroute entlang zur Langlauflöipe hinab. Diese ist gerade genug stark geneigt, dass man mit etwas Stöckeln und hie und da einer kurzen Einlage im Skating-Schritt bis Juf hinabgleiten kann.

[Stijn] JU-HU-HU-UF! Wir feiern die unverhofft schöne und erfolgreiche Tour mit ein Getränk und eine Torte im Hotel-Restaurant vom höchsten Dorf in West-Europa. Statt der erwarteten Wetterverschlechterung, setzt sich jetzt erneut die Sonne durch. Diese begleitet uns auch auf der Rückfahrt ganz bis Chur, bevor wir in Landquart "endlich" auf Nebelsuppe und Schneeregen treffen. So scheint es so als ob wir auch mit einer kürzeren Anreise gutes Wetter hätten finden können. Zu Hause erzählen die Hikr-Berichten aber eine andere Geschichte. "Zwischenzeitlich setzt immer wieder Schneefall ein, die Sicht ist auch heute teilweise schlecht, nicht immer ist mir wohl," so Djenoun in Davos. Und Delta am Calanda berichtet von "Schneesturm""Wind unbarmherzig" und "Kampf", und dieses schon am frühen Vormittag. Im Vergleich damit, hatten wir in Juf wirklich einen Volltreffer mit dem Wetter!

[Chrichen] Es hat sich definitiv gelohnt!

Tourengänger: Stijn, Chrichen


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