Tiefenstock - ein einsames Goldstück


Publiziert von Zoraya , 16. Oktober 2017 um 19:31.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 Oktober 2017
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Tiefenstock, ich wusste du bist ein Goldstück als Hochtourenziel im Sommer/Herbst. "Du gehst auf den Tiefenstock? Das ist doch ein Skitourenberg." Ja, das mag sein. Ich habe mir den Gipfel aber als Hochtour in den Kopf gesetzt und wurde nicht enttäuscht. An einem Traum tag wie er es gestern war, haben wir nur zwei Personen angetroffen. Im Winter wären es definitiv mehr.

Gestartet sind wir beim Hotel Tiefenbach um 06.00 Uhr. Ein wolkenloser Sternenhimmel empfing us. Die Wetterbedigungen könnten perfekter nicht sein. Mit Stirnlampen marschierten wir los Richtung Albert-Heim-Hütte, wählten aber nicht den offiziellen Weg zum Tätsch sondern der markierte Wanderweg zum Tiefenbach. Kurz bevor er in den Hüttenweg mündet, bogen wir weglos ab Richtung Westen. Ich kenne das Gebiet relativ gut, was bei Dunkelheit definitiv ein Vorteil ist. Als Orientierung am besten immer rechts vom Bach bleiben, so gelangt man zur Brücke und einem Wegweiser zur Sidelenhütte/Albert-Heim. Zum Gletscher wird zwar keine Richtung angewiesen aber es hat einen einigermassen gut erkennbaren Weg, immer rechts vom Bach. Man erreicht rasch die eindrückliche Schwemmebene. Inzwischen wurde es hell und der mächtige Galenstock leuchtete uns in geheimnisvollem Rot entgegen. Ich traf auf einen kleinen, interessanten Stein, komplett Schwarz. Ich dachte, wenn wir auf dem Rückweg wieder auf diesen Stein treffen, nehme ich ihn mit. Wie gross war die Chance in dieser riesigen Geröll- und Sandhalde? Steil in rutschigem Kies ging's hoch zum Tiefen"gletscher". Ich war leicht schockiert, denn der Gletscher ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Den gesamten Weg über, bis fast zum Tiefensattel, benötigten wir weder Steigeisen noch Seil. Im Aufstieg kann man sich an die Moräne halten. Der Weg zieht sich, dafür mit sanfter Steigung. Man landet am Ende in einer Art Sackgasse, umringt von den Felsen des Tiefenstocks und Gletschhorns. Dort montierten wir die Steigeisen, denn der Aufstieg bis zum Tiefensattel war dann doch ziemlich steil. Inzwischen ist am Fusse des Sattels ein kurzer Klettersteig mit Eisenbügeln errichtet worden. Der Steig ist zwar etwas ausgesetzt aber ohne grösseren Aufwand machbar. Die Schwierigkeit folgte erst danach. Zwar bewegen sich die Kletterstellen höchstens im 3. Grad, das Problem lag eher am Schnee und den sehr brüchigen Felsen. Zum Teil war es doch äusserst rutschig. Angelangt im Tiefensattel schien der Gipfel irgendwie immer noch weit weg. Die Höhe, viel zu wenig Schlaf und eine mühsame Erkältung machten mir echt zu schaffen. Meine Beine mutierten zu Blei. Aber wie eigentlich immer, entschädigte der Gipfelmoment alle Mühe. Die Aussicht...das Matterhorn zum Greifen nah, einen traumhaften Blick zu den höchsten Urner und Berner 4000er, der Göschneralpsee in seiner vollen Pracht und natürlich sein hübscher Nachbarsgipfel, der Galenstock. Da wir zeitlich etwas knapp dran waren, blieben wir nicht allzu lange auf dem Gipfel. Der Abstieg vom Tiefensattel dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Abkletter n stand ausser Frage. Mit diesen Verhältnissen schlicht zu gefährlich. Also Abseilen. Möglichkeiten dafür hat man zwar genug aber die Abseilerei braucht einfach seine Zeit. Der grösste Fan vom Abseilen bin ich jetzt auch nicht unbedingt. Blöderweise hatten wir nur ein 40 m Seil dabei. 50 m wären optimal gewesen. Den Klettersteig stiegen wir dann aber ohne Abseilen hinunter. Unelegant skifahrend aber mit viel Spass rutschten wir den kompletten Gletscher hinab. Bei der Schwemmebene angelangt meldete sich dann doch langsam die Müdigkeit. An den schwarzen Stein hätte ich niemals mehr gedacht, lief aber tatsächlich wieder am selben Ort vorbei. Ich nahm ihn mit, er ist jetzt mein Glücksstein :D. In einem Zug marschierten wir dann zurück zum Hotel Tiefenbach und gönnten uns ein kühles Getränk in der Sonne.

Der Tiefenstock ist wirklich ein kleines Goldstück im Sommer. Sehr einsam, ein bisschen Abenteuer, spassiger Klettersteig, knackige Kletterstellen, traumhafter Ausblick. Was will man mehr?

Tourengänger: Zoraya


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