Tiefenstock 3515m
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Credits: Fotos von
anho und Gregi
Mein Bergjahr 2016 startete unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen. Voller (Über-) Elan wollte ich meine Bergform 2015 über den Winter konservieren und joggte oft und gerne und mit recht vielen Höhenmetern, was mein Körper prompt während einem Bergablauf mit einer Verletzung der Hüftgelenkslippe (Labrum acetabuli) quittierte. Von da an begann eine recht lange Leidenszeit, während der an ein intensives Training nicht zu denken war. Meine Pläne, in diesem Jahr früh und gut austrainiert in die Bergsaison zu starten, wurden früh und jäh durchkreuzt. Erst im Juli startete ich richtig mit Bergwanderungen in die Saison und es dauerte bis zum September, bis ich meine erste Hochtour 2016 in Angriff nahm.
Mit dem Tiefenstock hatte ich noch eine uralte Rechnung offen. Als Hochtouren-Novize machte ich mich mit Begleitung schon 2005 einmal auf den Weg zu diesem Gipfel. Nachdem wir sehr viel Zeit und Kraft mit dem Aufstieg zum Nördlichen Tiefensattel verbraten hatten, kehrten wir auf diesem unverrichteter Dinge wieder um, nichts- oder zumindest wenigahnend wie nahe der Gipfel des Tiefenstocks vom Sattel eigentlich wäre. Der Gletscherschwund, fehlende Erfahrung und wohl auch das Verfehlen des idealen Einstiegs in die Kletterei machten unserer Tour damals einen Strich durch die Rechnung. Auch hatte es damals keine Fixseile, an die ich mich erinnern könnte, nur teilweise "gfürchig" talwärts gebogene Sicherungsstangen halfen beim Aufstieg. Der Frust darüber, dass wir uns auf einer gemäss mehreren Tourenführern "leichten" Tour die Zähne ausgebissen hatten, sass lange tief und meine Lust auf einen neuerlichen Anlauf am Tiefenstock war bis 2016 wenig bis gar nicht vorhanden.
Mit den Jahren realisierte ich, dass der Tiefenstock und der Zugang zum Nördlichen Tiefensattel auch schon anderen Tourengängern eine echte Denkaufgabe mit auf den Weg gegeben hatte. Als mich mein Schwager André kürzlich auf die Sanierung des Nördlichen Tiefensattels aufmerksam machte und ich gerade auf der Suche nach einem Tourenziel für die jährliche Bergtour unserer Fasnachtsgruppe war, fiel die Wahl auf den Tiefenstock.
Vier Personen entschieden sich, die Unternehmung Tiefenstock anzugehen. Wir quartierten uns in der Albert-Heim-Hütte ein, diese bietet das ideal gelegene Basecamp für die Tour. Die Hütte hätte jedoch aus meiner Sicht dringend ein paar Investitionen nötig, der Zahn der Zeit nagt doch sehr deutlich an diesem Gebäude und ich bin durchaus nicht anspruchsvoll, wenn es um Berghütten geht. Die Hüttencrew war uns jedoch äusserst sympathisch und machte ihre Sache sehr gut und das Essen war vorzüglich.
Wir wählten am frühen Morgen den nördlicheren Zugang zum Tiefengletscher, man folgt dazu dem Weglein, das von der Hütte in nordwestlicher Richtung wegführt. Dort wo der Weg aufhört bzw. in Wegspuren übergeht, hält man sich gegen Westen und folgt den zahlreichen Steinmännern bis man etwas nördlich von Punkt 2765 auf einen ausserordentlich grossen Steinmann trifft (Karte). Von dort ist es nur noch ein sehr kurzer Abstieg auf den Tiefengletscher. Der von uns gewählte Weg schien uns im Nachhinein keinen Zeitgewinn zum Weg um die südlichen Ausläufer des Gletschhorn zu beinhalten.
Es folgt ein einfacher Marsch auf dem Gletscher zum Einstieg in den Nördlichen Tiefensattel. Dieser ist durch die Sanierung wirklich merklich einfacher geworden, die ersten Meter werden klettersteigähnlich mit Eisentritten und einem Stahlseil überwunden, anschliessend hat es mehr als ausreichend Kettenstände und Sicherungsstangen. Der Teil zwischen Leiter und Sattel ist einfaches Gelände, jedoch äusserst brüchig und schuttig und man schafft es kaum, keine Steine in die Tiefe zu schicken, so sehr man sich auch bemüht. Glücklicherweise verirrt sich im Sommer kaum jemand zum Tiefenstock, viele Seilschaften in diesem Teil der Tour wären recht unangenehm.
Vom Nördlichen Tiefensattel ist es nur noch ein recht kurzer und sehr einfacher, aber noch einmal schweisstreibender Marsch zum Gipfel des Tiefenstocks. Die Aussicht vom Gipfel ist wirklich alle Mühen wert, man kann sich kaum sattsehen am gebotenen Gipfelpanorama.
Der Tiefenstock ist vermutlich eher eine Wintertour, ich kann mir vorstellen, dass es einiges angenehmer ist, wenn der Schutt beim Nördlichen Tiefensattel unter Schnee liegt. Wir haben uns für die Tour recht viel Zeit gelassen, wir haben uns unterwegs noch als Strahler betätigt. Die Wetterlage war sehr stabil und so sahen wir absolut keinen Anlass uns zu beeilen. Eine eingespielte Seilschaft dürfte ca. 4 Stunden von der Hütte zum Gipfel benötigen und etwa in drei Stunden wieder zurück sein.
Der Tiefenstock ist sicher ein lohnendes Ziel und mit der Sanierung wieder einiges attraktiver geworden. Die Tour ist mit Ausnahme der Rinne zum Nördlichen Tiefensattel leicht, diese Passage macht daraus aus meiner Sicht ein WS/II. Beim Einstieg bildet sich im Sommer eine mehr oder weniger grosse Randkluft und der erste Eisentritt ist momentan für kleinere Leute wie mich bereits recht hoch gesetzt und verlangt einen kräftigen Zug. Ein Helm ist aus meiner Sicht ein Muss und direkt beim Einstieg zum Nördlichen Tiefensattel darauf zu warten, dass andere Seilschaften auf- oder abgestiegen sind, ist aufgrund des möglichen Steinschlags keine gute Idee. Klettermaterial benötigt man sehr wenig, wir haben in der Rinne viel gesichert und kamen mit 2 Schraubkarabinern aus. Man kann vom Nördlichen Tiefensattel auch abseilen, ich hätte jedoch auf unserer Tour jeweils rechten Bammel gehabt, aus diesem Schutt das Seil abzuziehen.

Mein Bergjahr 2016 startete unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen. Voller (Über-) Elan wollte ich meine Bergform 2015 über den Winter konservieren und joggte oft und gerne und mit recht vielen Höhenmetern, was mein Körper prompt während einem Bergablauf mit einer Verletzung der Hüftgelenkslippe (Labrum acetabuli) quittierte. Von da an begann eine recht lange Leidenszeit, während der an ein intensives Training nicht zu denken war. Meine Pläne, in diesem Jahr früh und gut austrainiert in die Bergsaison zu starten, wurden früh und jäh durchkreuzt. Erst im Juli startete ich richtig mit Bergwanderungen in die Saison und es dauerte bis zum September, bis ich meine erste Hochtour 2016 in Angriff nahm.
Mit dem Tiefenstock hatte ich noch eine uralte Rechnung offen. Als Hochtouren-Novize machte ich mich mit Begleitung schon 2005 einmal auf den Weg zu diesem Gipfel. Nachdem wir sehr viel Zeit und Kraft mit dem Aufstieg zum Nördlichen Tiefensattel verbraten hatten, kehrten wir auf diesem unverrichteter Dinge wieder um, nichts- oder zumindest wenigahnend wie nahe der Gipfel des Tiefenstocks vom Sattel eigentlich wäre. Der Gletscherschwund, fehlende Erfahrung und wohl auch das Verfehlen des idealen Einstiegs in die Kletterei machten unserer Tour damals einen Strich durch die Rechnung. Auch hatte es damals keine Fixseile, an die ich mich erinnern könnte, nur teilweise "gfürchig" talwärts gebogene Sicherungsstangen halfen beim Aufstieg. Der Frust darüber, dass wir uns auf einer gemäss mehreren Tourenführern "leichten" Tour die Zähne ausgebissen hatten, sass lange tief und meine Lust auf einen neuerlichen Anlauf am Tiefenstock war bis 2016 wenig bis gar nicht vorhanden.
Mit den Jahren realisierte ich, dass der Tiefenstock und der Zugang zum Nördlichen Tiefensattel auch schon anderen Tourengängern eine echte Denkaufgabe mit auf den Weg gegeben hatte. Als mich mein Schwager André kürzlich auf die Sanierung des Nördlichen Tiefensattels aufmerksam machte und ich gerade auf der Suche nach einem Tourenziel für die jährliche Bergtour unserer Fasnachtsgruppe war, fiel die Wahl auf den Tiefenstock.
Vier Personen entschieden sich, die Unternehmung Tiefenstock anzugehen. Wir quartierten uns in der Albert-Heim-Hütte ein, diese bietet das ideal gelegene Basecamp für die Tour. Die Hütte hätte jedoch aus meiner Sicht dringend ein paar Investitionen nötig, der Zahn der Zeit nagt doch sehr deutlich an diesem Gebäude und ich bin durchaus nicht anspruchsvoll, wenn es um Berghütten geht. Die Hüttencrew war uns jedoch äusserst sympathisch und machte ihre Sache sehr gut und das Essen war vorzüglich.
Wir wählten am frühen Morgen den nördlicheren Zugang zum Tiefengletscher, man folgt dazu dem Weglein, das von der Hütte in nordwestlicher Richtung wegführt. Dort wo der Weg aufhört bzw. in Wegspuren übergeht, hält man sich gegen Westen und folgt den zahlreichen Steinmännern bis man etwas nördlich von Punkt 2765 auf einen ausserordentlich grossen Steinmann trifft (Karte). Von dort ist es nur noch ein sehr kurzer Abstieg auf den Tiefengletscher. Der von uns gewählte Weg schien uns im Nachhinein keinen Zeitgewinn zum Weg um die südlichen Ausläufer des Gletschhorn zu beinhalten.
Es folgt ein einfacher Marsch auf dem Gletscher zum Einstieg in den Nördlichen Tiefensattel. Dieser ist durch die Sanierung wirklich merklich einfacher geworden, die ersten Meter werden klettersteigähnlich mit Eisentritten und einem Stahlseil überwunden, anschliessend hat es mehr als ausreichend Kettenstände und Sicherungsstangen. Der Teil zwischen Leiter und Sattel ist einfaches Gelände, jedoch äusserst brüchig und schuttig und man schafft es kaum, keine Steine in die Tiefe zu schicken, so sehr man sich auch bemüht. Glücklicherweise verirrt sich im Sommer kaum jemand zum Tiefenstock, viele Seilschaften in diesem Teil der Tour wären recht unangenehm.
Vom Nördlichen Tiefensattel ist es nur noch ein recht kurzer und sehr einfacher, aber noch einmal schweisstreibender Marsch zum Gipfel des Tiefenstocks. Die Aussicht vom Gipfel ist wirklich alle Mühen wert, man kann sich kaum sattsehen am gebotenen Gipfelpanorama.
Der Tiefenstock ist vermutlich eher eine Wintertour, ich kann mir vorstellen, dass es einiges angenehmer ist, wenn der Schutt beim Nördlichen Tiefensattel unter Schnee liegt. Wir haben uns für die Tour recht viel Zeit gelassen, wir haben uns unterwegs noch als Strahler betätigt. Die Wetterlage war sehr stabil und so sahen wir absolut keinen Anlass uns zu beeilen. Eine eingespielte Seilschaft dürfte ca. 4 Stunden von der Hütte zum Gipfel benötigen und etwa in drei Stunden wieder zurück sein.
Der Tiefenstock ist sicher ein lohnendes Ziel und mit der Sanierung wieder einiges attraktiver geworden. Die Tour ist mit Ausnahme der Rinne zum Nördlichen Tiefensattel leicht, diese Passage macht daraus aus meiner Sicht ein WS/II. Beim Einstieg bildet sich im Sommer eine mehr oder weniger grosse Randkluft und der erste Eisentritt ist momentan für kleinere Leute wie mich bereits recht hoch gesetzt und verlangt einen kräftigen Zug. Ein Helm ist aus meiner Sicht ein Muss und direkt beim Einstieg zum Nördlichen Tiefensattel darauf zu warten, dass andere Seilschaften auf- oder abgestiegen sind, ist aufgrund des möglichen Steinschlags keine gute Idee. Klettermaterial benötigt man sehr wenig, wir haben in der Rinne viel gesichert und kamen mit 2 Schraubkarabinern aus. Man kann vom Nördlichen Tiefensattel auch abseilen, ich hätte jedoch auf unserer Tour jeweils rechten Bammel gehabt, aus diesem Schutt das Seil abzuziehen.
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