Passportenkofel 2719m - Die im Schatten sieht man nicht


Publiziert von georgb , 11. Oktober 2017 um 08:01.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:10 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Toblach-Misurina-Lago Antorno
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Die bewundernswerten Drei Zinnen strahlen weit über die Dolomiten hinaus. Aus aller Herren Länder kommen Bergfreunde, um sie zu bewundern oder zu besteigen, die nähere Umgebung wird dabei kaum wahrgenommen.
Direkt nebenan zum Beispiel erhebt sich ein faszinierendes Massiv, der Passportenkofel. Doch niemand sieht ihn, geschweige denn, kommt auf die Idee, dort hinaufzusteigen. Wenn, dann lockt höchstens der angrenzende Klettersteig über die Passportenscharte zum Paternkofel.
Im Schatten der bekannteren Berge, wenige Meter neben den Touristenmassen, Sportkletterern und Ferratisti, bietet er wildes, ursprüngliches Dolomitenambiente in absoluter Einsamkeit. Herrlich für den, der es mag!?
Deutschsprachige Information findet sich nirgends, aber zwei italienische Seiten berichten detailliert von der Croda di Passaporto, für meine Tourenplanung sehr hilfreich. Ich bin entsprechend gut vorbereitet, habe eine Wegbeschreibung und, wie empfohlen, 50 Meter Seil dabei.
Trotz des zusätzlichen Ballasts verzichte ich auf die Anfahrt zur Auronzohütte und starte am Antornosee, die 25 Euro werde ich später besser investieren ;-) Außerdem tut der Spaziergang durch die ruhigen herbstlichen Wälder gut, abseits der schon anrollenden Busse.
Nach anderthalb Stunden treffe ich auf die anderen Zinnenfreunde und marschiere gemeinsam mit ihnen Richtung Paternsattel. Natürlich werfe auch ich staunende Blicke auf die gewaltigen, einzigartigen Naturbauwerke, aber bald rückt der Passportenkofel ins Blickfeld und ich spähe nach der Aufstiegslinie. Bis zum Stolleneingang zum Klettersteig ist der Weg deutlich sichtbar und eine schwache Trittspur zieht rechts weg. So schwach, dass ich sie verliere und zu weit nach Osten gerate, mit 1er Gelände ist bald Schluss, also zurück. Tatsächlich könnte man schon direkt beim Stolleneingang aufsteigen und hier finden sich auch die ersten Steinmänner.
Es werden zwei Schärtchen überstiegen, dann zwänge ich mich durch eine schmalen Kamin, der nur einen von uns durchlässt. Will heißen, ich schiebe meinen Rucksack vor mir her und folge ihm ;-) Die Gipfeltürme kommen in Sicht und mit Hilfe der Steinmänner findet sich der Richtige. Das Ganze auf heillos brüchigem Untergrund, ein wildes, genussarmes Gelände!
Ein letztes Schärtchen führt auf die Nordseite und dort findet sich ein ausgesetzter Riss, der diagonal zum Gipfel zieht. Ein satter 2er, aber bestens griffig und, im Gegensatz zum bisherigen, solider Fels. Bald ist der höchste Punkt erreicht und die Blicke dürfen schweifen. Auch unter meine Füße, denn direkt auf dem Gipfelsockel hat man einen Haken versenkt.
Nach reiflicher Pause und Überlegung entschließe ich mich abzuseilen, wozu habe ich sonst das Equipment mitgeschleppt!? Ich entwirre das Seilknäuel und fädel ein, gut 20 Meter dauert das Vergnügen, in jedem Fall netter, als die ausgesetzte Rippe abzuklettern.
Ich stürze mich wieder ins Geröll und stolper zurück. Den engen Kamin nehme ich abwärts mit Rucksack und Gewalt, wir passen gerade so gemeinsam durch. Ich suche mir ein erhabenes Plätzchen und bestaune noch einmal die zauberhaften Zinnen, immer wieder grandios. Fast hätte auch ich schon den Passportenkofel vergessen und werfe einen dankbaren Blick zurück: "Ich sehe dich!"
Die anderen, geblendet von der Zinnenpracht, haben ihn und mich wohl kaum bemerkt, ich schleiche mich zurück, an der Auronzohütte vorbei und unsichtbar durch die Wälder zurück zum Auto. Auch der Gasthof Landro am Dürrensee liegt inzwischen im Schatten, aber ich sehe sehr genau das reichhaltige Tortensortiment am Tresen.







Tourengänger: georgb


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Kommentare (1)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2017 um 21:19
sana invidia...


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