Unbenannter Gipfel bei der Aiguille du Tour


Publiziert von Dodovogel , 5. Oktober 2017 um 13:46.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:27 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   F 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 690 m
Abstieg: 1470 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB nach Martigny; Taxi nach Champex; Sessellift La Breya; Dann zu Fuss nach Cabane d'Orny, über den Glacier d'Orny zum Col d'Orny und über den Col des Plines zum Biwak.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Sessellift von la Breya nach Champex, Taxi nach Martigny.
Unterkunftmöglichkeiten:Bivouac de l'Envers des Dorées
Cabane d'Orny SAC
Cabane du Trient SAC
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Auf dem Rückweg von einer Klettertour an den Aiguilles Dorées wollten wir noch eine kurze Hochtour machen. Wir starteten von unserer Unterkunft im Bivouac de l'Envers des Dorées in Richtung Aiguille du Tour. Dort treffen wir gleichzeitig mit 3-4 weiteren Gruppen ein, welche von der Ornyhütte oder der Trienthütte kommen. Der resultierende Stau am Einstieg zur Aiguille du Tour dauert uns zu lange und wir beschliessen stattdessen einen Nebengipfel zu besteigen. Leider hatten war es bewölkt als wir auf dem Gipfel standen und der ersehnte Blick zum Mont Blanc war verdeckt. Ansonsten war die Sicht nicht schlecht.

Unterwegs zurück zur Ornyhütte mache ich erste Erfahrungen damit wie tückisch die Gletscher sind. Einmal ist mir am Rande einer Spalte der Tritt unter den Füssen weggebrochen, wo andere zuvor drauf gestanden sind. Ich schaffe es aber mit einem Sprung bäuchlings über die Spalte; die Füsse hängen aber runter. Nichts passiert. Kurze Zeit später hatte ich noch einmal Glück als ich meinen Fuss hebe und darunter der Schnee einbricht und ein tiefes Loch zurückbleibt. Diese Spalte hatte ich überhaupt nicht erahnt. Da wir zu fünft immer angeseilt waren, wäre hoffentlich nichts passiert aber es sind wichtige Lektionen für mich. 

Auf dieser Tour sind wir mit einem Bergführer unterwegs.

Wetter:
Sonnig bis leicht bewölkt

Ausrüstung:
- Steigeisen, Pickel und Seil für das Trientplateau (Gletscher ist verschneit, Spaltensturzgefahr).
- Kletterausrüstung für die Besteigung des Gipfels. Zum zwischensichern und für den Standbau haben wir Eisschrauben, Bandschlingen, Reepschnur, und 1 x 2er Friend eingesetzt.

Wegbeschreibung
Bei den angegebenen Gehzeiten ist zu berücksichtigen, dass wir schwer beladen unterwegs waren, da wir die gesamte Ausrüstung für eine 4-tägige Hütten- und Klettertour dabei hatten.

Bivouac de l'Envers des Dorées – Col des Plines (T4+, 1h)
Unser Bergführer entscheidet sich via Col des Plines zum Plateau du Trient zu gehen. Dies entspricht dem (Sommer-) Normalweg zwischen dem Biwak und der Ornyhütte. Alternativ könnte man via Fenêtre de Suzanne und Fenêtre de Saleina gehen, doch diese Route ist angeblich in schlechtem Zustand. Grundsätzlich ist die Steinschlaggefahr bei Felswänden in diesem Gebiet nicht zu unterschätzen.

In der Geröll- und Blockwüste zwischen Biwak und Col des Plines hat es Steinmänner und Wegspuren denen mit Vorteil folgt. Vor Sonnenaufgang sollte man aber aufmerksam sein, um auf dem Weg zu bleiben. Abseits der Wegspuren kann das fortkommen mühsam sein. Zum Teil können steile Abschnitte auch verschneit und vereist sein. Je nach Verhältnissen sind Steigeisen und Pickel empfehlenswert. Der Pass zum Plateau du Trient ist direkt am südlich Fuss vom Roc des Plines.

Col des Plines – Aiguille du Tour (WS+, II, 2h)
Direkt hinter dem Pass hat es einen kleinen Schmelzwassersee und einen schmalen Firngrat auf das Plateau du Trient hinauf. Ab hier gehen wir am langen Seil über den verschneiten Gletscher. In diesem Bereich haben wir aber noch keine Spalten gesehen. Wir gehen entlang der Nordseite der Aiguilles Dorées bis zum Fenêtre de Saleina (unser Bergführer wollte sich diesen Übergang kurz anschauen). Wir überqueren das Fenêtre de Saleina nicht, sondern bleiben auf dem Plateau. Ab jetzt halten wir relativ direkt auf die Aiguille du Tour zu. Der Gletscher wird vor der Aiguille Purtscheller jetzt steiler und es hat hier viele sichtbare Spalten. Die Wegfindung durch die Spaltenzone war aber unproblematisch. Wir machen noch auf dem Gletscher ein Materialdepot.

Beim Einstieg zu den Kletterpassagen der Aiguilles du Tour stauen sich einige Bergsteiger-Gruppen. Anstatt zu warten, entscheiden wir uns die Aiguille du Tour auszulassen. Stattdessen klettern wir auf einen namenlosen Nebengipfel südlich der Aiguille du Tour. Von der Aiguille Purtscheller aus gesehn ist es der dritte Gipfel auf dem Grat zur Aiguille du Tour.

Beim Einstieg auf Höhe der Scharte nördlich des Gipfels muss der Bergschrund und dann ein kurzer, steiler, vereister Firnhang überwunden werden. Wir haben mit Eisschrauben zwischengesichert und oben in der Scharte einen Stand eingerichtet, wo wir dann auch die Steigeisen ausgezogen haben. In diesem Bereich ist der Fels sehr schlecht; es bröckelt alles Weg wo man drauftritt. Doch ein bisschen höher wird es gleich viel besser. Von Norden gelangen wir um eine Felsnadel herum auf "unserem" Gipfel, wo wir wieder einen Stand bauen. Siehe Bilder und Karte für eine bessere Verständlichkeit dieser Beschreibung.

Hinweis zur Schwierigkeitsbewertung: Hochtouren sind neu für mich und die Bewertung mangels Erfahrungswerte schwierig. Ich habe die Bewertung an der Aiguille du Tour Normalroute angelehnt. Die Kletterstellen sind nicht schwierig, eine Sicherung nicht zwingend nötig aber trotzdem sinnvoll. Zusammen mit dem einen, steilen Firnhang über dem Bergschrund macht das für mich das WS+ aus. Das Plateau du Trient ist ansonsten eher L.

Aiguilles du Tour - Cabane d'Orny (WS, 2h 30m)
Zum Abstieg ziehen wir noch oben die Steigeisen wieder an und seilen dann vom Gipfel und über den Bergschrund hinweg ab. Da es keine fixen Haken hat, bleibt oben Material zurück.

Dann gehen wir wieder am langen Seil zu unserem Materialdepot zurück und dann über das Plateau auf den Col d'Orny zu. Kurz davor hat es wieder zahlreiche, teils verdeckte Spalten. Jetzt am Mittag ist der Schnee stark aufgeweicht. Hier hatte ich auch meine zwei Schreckmomente (siehe Einführungstext oben).

Auf dem Ornygletscher wird es dann bald aper. Im oberen Bereich ist er noch recht zerklüftet. Wir halten uns auf der nördlichen Hälfte des Gletschers (auf der Pointe d'Orny Seite). Auf der Le Portalet Seite (Süden) kommen regelmässig teils grosse Felsen heruntergedonnert.

Manchmal muss man etwas abenteuerlich zwischen den Spalten balancieren und springen. Hier gehen wir kurz am kurzen Seil. Für den letzten Abschnitt auf dem Gletscher gehen wir nicht mehr angeseilt und kurz vor der Hütte gehen wir vom Gletscher runter und steigen die Moräne zur Hütte hoch.  

Cabane d'Orny - Bergstation La Breya (T3, 1h 30m)
Der Abstieg auf dem Bergwanderweg zur Sesselliftstation La Breya ist landschaftlich sehr schön und unproblematisch. Mit dem Sessellift kommt man nach Champex herunter. Die Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr sind dort aber eher dürftig. Wir haben ein Taxi nach Martigny bestellt.

Tourengänger: Dodovogel


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Geodaten
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