Aiguille du Tour
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Aiguille du Tour - im Rahmen eines Fortbildungskurses
Wie der kleine Titel schon sagt, absolvierten wir im Gebiet Orny-Trient einen Aufbaukurs Fels & Eis im fantastischen Umfeld der beiden Hütten Cabane d'Orny und Cabane du Trient. Leider war uns das Wetter nicht sehr entgegenkommend. Trotzdem lernten wir viel und konnten in einigermassen gutem Wetter eine sehr gute und lehrreiche kombinierte Hochtour durchführen.
Im Hüttenzustieg am Donnerstag dem 10. Juli stapften wir durch nassen Restschnee bei leichtem Nieselregen. Aus dem dichten Nebel oberhalb des Combe d'Orny gelangten wir feucht in die Cabame d'Orny CAS. Der Hüttenweg führt entlang der Südostflanke oberhalb der Ornyschlucht schön in Alpenrosen, steilen Granitfelsen, Granitkies und ebenfalls steilen Grashängen hoch bis auf eine kleine Ebene wo sich der Weg in Richtung Westen dreht. Auf der hohen nördlichen Seitenmoräne des Glacier d'Orny gelangt man dann relativ locker zur Cabane d'Orny. Hätten wir nur Hochtouren im Bereich Plateau du Trient gemacht, wäre ein direkter Aufstieg in die Cabane du Trient sicher die beste Lösung.
Am ersten Tag repetierten wir viele Knoten, Anseilmethoden, Sicherungsmethoden und machten etwas Theorie. Am Tag darauf, das Wetter war keinen Deut besser, kletterten wir soweit möglich in der Aiguille d'Arpette rum, lernten wie mit mobilen Sicherungen umgehen und lernten neben bekannten Abseilmethoden andere kennen. Durch den kühlen Wind in Verbindung mit Regen war das Klettern und die eher am Ort gebundenen Übungen keine unbedingte Wohltat, einfach auch nicht weil die Felsen sehr rutschig waren. Am Nachmittag, als sich das Wetter etwas lichtete, schritten wir auf den Glacier d'Orny und repetierten nebst der Spaltenrettung einige sehr interessante Verankerungen und Stände. Am Abend stand die Tourenplanung für den nächsten Tag auf dem Programm. Eigentlich wären ursprünglich die Tête Blanche (kombinierter Ostgrat) und die Petite Fourche auf dem Programm gestanden. Allerdings präsentierte sich die steilen (zu bewältigenden) Ost-Nordhänge der Tête Blanche mit viel weichem und nassen Schnee, weswegen der Aufstieg heikel wäre (Schneerutsche oder Lawinen).
[12.07.2014] Aiguille du Tour
Nach am Vorabend erfolgter Tourenplanung und eher unruhiger Nacht stiegen wir gegen 06:30 Uhr auf den Glacier d'Orny. In dichtem Nebel aber wenigstens mehr oder weniger trocken erreichten wir den Col d'Orny, dessen Übergang die Beschreitung des Glacier du Trient bzw. jene des Plateau du Trient einleitet. Im Norden auf einem Felsvorsprung ist die Cabane du Trient zu sehen, denn mittlerweile hatten wir die Nebelobergrenze überschritten. Ein Wolkenmeer war in nördlicher Richtung (Richtung Genfersee) zu sehen.

Die Sonne heizte bei der Überschreitung des Plateaus bereits mächtig ein, der Schnee im Aufstieg Richtung Aiguille Purtscheller war bereits weich und nass. Das Plateau du Trient ist hinsichtlich Spalten in keinem Fall zu unterschätzen. Erstens hat es deren sehr viel und zweitens sind sie teilweise sehr gross. Ein anständige Anseilmethode mit entsprechenden Vorkehrungen ist daher nicht nur sinnvoll sondern erforderlich.
Südgrat auf den Südgipfel der Aiguille du Tour
Am Einstieg in die steile Ostflanke traversierten wir (nun in 2er-Seilschaften) über den Gletscherschrund und stiegen direkt auf den luftigen Südgrat. Im Grat kletterten wir zuerst am kurzen Seil. Der Grat wird je weiter oben je luftiger und die Kletterei nahm ebenfalls an Schwierigkeit zu. Der Schnee erleichtert das Klettern insofern nicht, dass man die Steinstrukturen darunter manchmal suchen musste. Die gesamte Kletterei erfolgte in Steigeisen. Im mittleren Abschnitt durfte ich etwa 30m im Vorstieg klettern. Dabei hängte ich 3 Sicherungen ein (darunter einen Friend) und sicherte ungefähr 20m unterhalb des Gipfels die nachfolgenden unserer Gruppe an einem Stand.
Der letzte Abschnitt kletterte unser sehr professioneller und vorbildlicher Bergführer und Lehrer vor und wir kletterten ohne Steigeisen die letzten paar Meter in doch eher schwierigerem Granit (ca. 4b) relativ ausgesetzt bis zum Gipfel.

Ein schönes Gefühl oben angekommen zu sein und wir konnten die Kletterei so richtig geniessen.
Der Abstieg führte uns zuerst über den Nordgrat des Südgipfels der Aiguille du Tour, der uns immer wieder einen schwindelerregenden Tiefblick in die Westwand der Aiguille du Tour garantierte. Allerdings drehten wir dann etwa 40m unterhalb des Gipfels in die Ostwand die dann relativ leicht und schnell begangen werden konnte. Die Entscheidung nicht die ganzheitlichen Überschreitung von Nord- und Südgipfel zu unternehmen, gab uns dann recht zumal einige grosse Schneerutsche ab dem Nordgipfel spontan losgegangen sind.
Rückweg auf der Aufstiegsspur. In der Mitte des Abstiegs begann es zu schneien und wir waren uns bewusst, dass wir ein riesiges Glück hatten, überhaupt eine Tour im Rahmen dieser Ausbildung machen zu können. Eine sehr schöne und interessante sowie lehrreiche Tour war es und das Gebiet bietet noch weit mehr, also werden wir wieder kommen.
Geologie: Vollständig im Granit, Mineralien des Granits sind mächtiger ausgeprägt als sonst wo. Der Granit ist durch die vergleichsweise grossen Mineralien bestens geeignet zum Klettern. Feldspatteile (weisse Bestandteile des Granits) bis Fingergross! Granit beherbergt kaum Glimmer dafür mehrere Feldspatarten und teilweise versetzt mit Serpentin(it) (grün, seifig). Grate oft durchsetzt mit spitzen Granitzacken, welche sich zum Sichern am kurzen Seil sehr gut eignen.
Am letzten Tag wäre die Begehung des Südgrats der Aiguille d'Arpette (3059) IV oder die Aiguille de la Cabane (2999) III vorgesehen. Wir entschieden uns wegen des Regens und der sehr nassen und rutschigen Felsen dafür die leichtere Aiguille de la Cabane zu begehen. Wir stiegen runter zum Lac d'Orny und querten ihn auf dessen Westseite und gelangten so in leichtem Fels und Schutt auf den Grat (ca. T4+) und stiegen die ersten paar Meter bis ca. 2860m ü.M. auf dem Grat hoch (ca, T5, I). Auf Grund der vielen Flechten auf dem Fels und den sehr nassen Bedingungen brachen wir ab und entschieden uns im Sinne der Sicherheit für den Rückzug. Etwas enttäuscht aber trotzdem zufrieden stiegen wir zurück zum Sessellift auf der Grand Plans.
Trotz sehr schlechtem Wetter bringen wir einen gut gefüllten Rucksack an Erfahrungen und neuen Tricks und Kniffs mit ins Tal. Zudem konnten wir unser Wissen auffrischen und sind nun auch sicherer im Umgang mit Tourenplanung, Entscheide, Sicherung und v.a.. auch Zeitmanagement - etwas vom wichtigsten für eine gelungene Tour. Tourenbeschrieb im Kopf des Berichts bezieht sich nur auf Tour Aiguille du Tour Sommet Sud 3540m ü.M via Südgrat. Gemäss Hochtourenführer Wallis WS II (Ostflanke), Südgrat schwieriger, deswegen und zusammen mit Verhältnissen WS+ IV (Kletterstelle in Gipfelnähe sonst II).
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