Aiguilles du Tour


Publiziert von ᴅinu , 23. Juli 2022 um 09:24.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:17 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   F 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 649 m
Abstieg: 1634 m
Strecke:14 km

Einstimmig hatten wir entschieden, das Morgenessen um 4 Uhr zu konsumieren. Sehr früh für die Aiguilles du Tour. Die 125 Übernachtenden und die Vielzahl an Aiguilles du Tour Aspiranten liessen uns jedoch aus der Komfortzone locken. Das Morgenessen um vier Uhr Morgens war dann in der Cabane du Trient auch ziemlich anstrengend. Rund ein Drittel der Gäste hatte dieselbe Idee früher aufzustehen und kämpfte an der Ausgabe für Ihr «Morgenessenpacket».

Da wir uns gut organisiert haben und bereits am Vorabend gepackt hatten, standen wir auch schon kurz nach dem Morgenessen in Vollmontur vor der Hütte. Einem Bergführer mit Rund 10 Gästen wanderten wir gezwungenermassen im Dunkeln hinterher, hinunter auf das Plateau du Trient. Beim Steigeisen montieren und Seilschaft bilden konnten wir die Gruppe quasi überholen und machten uns als dritte Seilschaft auf den Weg zu den Aiguilles du Tour. Über das Plateau war die Spur parallel zu den Gletscherspalten angelegt, weshalb wir versetzt zueinander wanderten, sodass im Falle eines Spaltensturzes nicht die gesamte Seilschaft in einer Spalte verschwindet. Wir peilten dabei die  Aiguille Purtscheller an. Am Aiguille Purtscheller entlang stiegen wir auf einer steilen Spur hinauf unter die Aiguilles du Tour, wobei wir am Bergschrund entlang fast bis zum Nordgipfel wanderten. Der Bergschrund konnte noch gut überwunden werden, dies wird sich jedoch in den kommenden Tagen / Wochen ändern, die einzige Brücke sah nicht mehr langlebig aus. Nachdem wir den Bergschrund überquert hatten, nutzten wir die gute Spur hinauf unter den Südostgrat, wo wir dann auch unser Depot für den Pickel und die Steigeisen machten. Zudem wechselten wir am Einstieg zum Felsgelände in kleine Seilschaften, damit wir effektiver vorwärts kommen und einander besser absichern können.

Am Einstieg wartet ein halber Sandkasten auf den Hochtourengeher. Der Permafrost löst sich hier weitgehend auf, unter dem Sand kommt teilweise noch Eis hervor, was uns bestätigte, dass wir mit Steinschlag rechnen müssen. Da wir nun die zweite Seilschaft am Berg waren, galt es umso mehr vorbildlich voran zu gehen ohne Steine ins rollen zu bringen. Die breite Autobahn hinauf verleitet den Direktanstieg zu begehen. Auch wir sind zuerst zu weit aufgestiegen und querten dann später in steilerem / unwegsamerem Gelände zum Sattel. Auf dem Normalweg kann man anderen Seilschaften sehr gut ausweichen und man kann den Seilpartner bestens um Felsenzacken am kurzen Seil sichern. Am Sattel zwischen Nord- und Südgipfel angekommen galt es noch im unteren 2. Schwierigkeitsgrad auf den höheren Nordkipfel zu kraxeln, von welchem wir eine tolle Aussicht geniessen konnten.

Auf dem Normalweg stiegen wir hinab. Ab dem Sattel wird das Gelände wieder eine Spur gutmütiger. Auf den letzten 50  Metern kamen uns dann massenweise Seilschaften entgegen und es wurde mit dem Schlüsselwort "Stein" Lautstark. Eine Zweierseilschaft machte gar zusammen halt auf der Brücke vom Bergschrund, um die Helme aus dem Rucksack zu holen. Ja, es ist eine wirklich gute Einstiegstour für jemanden der Hochtouren machen möchte, trotzdem sollte man die wichtigsten Regeln am Berg kennen & einhalten. Hierbei empfehle ich nicht einfach auf gut Glück los zu laufen, sondern als solide Basis vor einer eigenen Hochtour einen Kurs zu besuchen. Die SAC Kurse Fels & Eis eignen sich dazu bestens.

Da wir um 8 Uhr morgens bereits schon wieder auf dem Gletscher standen, machte ich den spontanen Vorschlag via Col du Tour noch den Tête Blanche zu besteigen. Am Col du Tour mussten wir dann aber feststellen, dass ein tiefes Windjoch den einfachen Aufstieg zum Tête Blanche versperrte. Trotz mit Repschnurr vorgegebenen Abseilständen, wollte ich das Risiko mit der Gruppe nicht eingehen, da zudem im Abstieg von der Tête Blanche Richtung Fenêtre de Saleina ein riesiger Bergschrund aufwartete. Auch ein direktaufstieg über den Klettergrat  kam nicht in Frage, man hörte andauernd Steine herunter purzeln. Insofern machten wir am Col du Tour auf Geröllgelände unsere Mittagspause.

Anschliessend wanderten wir auf direktem Weg zum Glacier d'Orny, wobei wir auf diesem Stück an der einen und anderen grossen Gletscherspalte vorbei zogen. Die kleinen Risse in der Schneedecke müssen nicht unbedingt kleine Risse im Gletscher sein, dies können durchaus auch angerissene Brücken sein. Auch hier wanderten wir den grössten Teil vom Weg versetzt zueinander, um bei einem Spaltensturz nicht alle am Seil in einer Spalte zu versenken. Der Abstieg über den Glacier d'Orny zu machen war eine gute Idee, da wir nur im mittleren Teil der Gletscherzunge auf eine komplexe Spaltenzone getroffen sind und so sehr effizient hinunter steigen konnten. Unten auf der Schwemmebene angekommen, suchten wir den kürzesten Weg zum Wanderweg, von wo wir diesem entlang zurück zum Startort folgten. Um uns vor der langen Heimfahrt noch ein bisschen zu erholen, machten wir einen Stop am Lac de Champex, wo wir uns auch ein leckeres Mittagessen gönnten. 

Tourengänger: TeamMoomin, ᴅinu


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