Unnütze ohne Schnee – Scheuklappen abgelegt
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Bislang hatte ich den Unnütz immer nur durch die Brille des Skitourengehers betrachtet. Dass es westseitig auch eine Anstiegsmöglichkeit geben musste, ist mir beim Vorbeifahren auf der Bundestraße schon klar gewesen, aber nach dem Motto „aus dem Auge, aus dem Sinn“ hat sich diese Erkenntnis bereits nach kurzer Zeit wieder aus meinem Bewusstsein verabschiedet.
Dieses Mal ist mir beim Überfliegen der Karte die gepunktete Linie von der Zöhrer Alm bis zur Köglalm förmlich ins Auge gesprungen. So eine vielversprechende, von mir noch nicht durchgeführte, Überschreitung in „meinen“ Hausbergen, das geht ja gar nicht.
Mein Ausgangspunkt ist der Parkplatz hinter der Sparkasse in Achenkirch. Wenige Minuten später sehe ich im dichten Nebel, dass es direkt an der Bundesstraße auch einen Wanderparkplatz gibt.
Der schöne Weg hinauf über die Zöhrer Alm bis zur Latschengrenze führt vorwiegend durch lichten Nadelmischwald und lässt mich den etwas flauen Magen ( die 2 1/2 randvollen Teller Schwammerln waren wohl doch etwas zu viel des Guten ) vergessen. Der oftmals felsendurchsetzte Weg durch die Latschengasse hinauf zum Hinterunnütz habe ich dagegen nicht als Highlight empfunden, bei direkter Sonneneinstrahlung im Sommer wohl eher so etwas wie der „Vorhof zur Hölle“. Ein paar Felsplatten auf der linken Seite lockern das Bild ein wenig auf, ansonsten, wie Kardirk bereits angedeutet hat, kann man diesen Abschnitt als Trainingseinheit abhaken.
Am Gipfelplateau angekommen, suche ich auch vergeblich die offene Latschengasse die zum echten Gipfel des Hinterunnütz führt. Falls die Latschengasse noch nicht komplett zugewachsen ist, könnte ein Wissender, bewaffnet mit Astsäge und –schere, evt. mal einen „sozialen“ Dienst für die Allgemeinheit erbringen.
Beim Übergang zum Hochunnütz halte ich mich zu weit östlich, so dass ich nun doch noch ein paar Meter Latschengewühle absolvieren muss, als „Gegenleistung“ darf ich nun immer direkt am Grat zum nächsten Gipfel der Runde aufsteigen. Die Südabstürze des Guffert’s sind die ständigen Begleiter und der Blick hinab ins steile NO-Kar lässt schöne Erinnerungen wach werden, als ich die Skitour nach Neuschneefällen mal ganz alleine durchführen konnte.
Einfach geht es hinab in die Scharte, die den Vorderunnütz vom Hochunnütz trennt, nun strebe ich, direkt am Grat in leichter Kletterei in festem Fels, dem Gipfel des Vorderunnütz zu ( sieht schwieriger aus als es ist ).
Bin wenige Minuten alleine am Gipfel, dann kommen von der Südseite etliche Wanderer ebenfalls herauf. Ein Gleitschirmflieger hat sogar sein Sportgerät mit hoch getragen, hat beim Start sichtlich Mühe bis sich der Schirm im Aufwind endlich „aufstellt“ und er davonschweben kann. Diese Möglichkeit des Abstiegs hat schon einen besonderen Charme.
Dagegen ist „unsereiner“ Abstieg harte Knochenarbeit. Habe mich 3 jungen Bergsteigern angeschlossen, die mich im Tal mit dem Auto zum Ausgangspunkt mitnehmen. Beim Abstieg kommt uns eine Gruppe Downhill-Fahrer entgegen, die ihre Räder quer-geschultert hochtragen. Auf meine Frage „für welches Vergehen sie diese Strafe ableisten müssen“ reagiert der Erste in der Gruppe nicht unbedingt humorvoll. Ich hoffe nur, dass es bei der Abfahrt dieser überaus anspruchsvollen und teilweise auch sehr unübersichtlichen Strecke zu keinen Unfällen ( mit und ohne Beteiligung von Wanderern ) gekommen ist.
Unterhalb der Köglalm glitzert uns der Achensee freundlich entgegen und läd nach der Tour zu einem Erfrischungsbad ein. Aber dafür sind wir alle Viere dann doch zu große „Weicheier“.
Fazit:
schöne und unschwierige Überschreitung mit hervorragender Aussicht zum Guffert und in die Karwendelkette westlich vom Achensee
reine Gehzeit gut 5 Stunden, wenn man im Tal mit einem fahrbaren Untersatz zum Ausgangspunkt zurückkehren kann
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