Südrouten am Krönten 3108m


Publiziert von Bergamotte , 27. August 2017 um 18:00.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Intschi - Arnisee (ausserhalb Öffnungszeiten Betrieb mit Jeton oder 15.- in Münzen)
Unterkunftmöglichkeiten:Leutschachhütte
Kartennummer:1211 Meiental / 1191 Engelberg

Das hochalpine Ambiente rund um den Glatt Firn begeistert mich immer aufs Neue. Dabei lassen sich die meisten Gipfel ohne grösseren Schwierigkeiten erreichen. Das gilt auch für den Krönten, der über die beiden Normalrouten häufig begangen wird: von Norden ab Kröntenhütte bzw. von Süden ab Leutschachhütte (via Sass Pass). Das sind prima Einstiegstouren für Hochtourenneulinge.

Wenig bekannt sind demgegenüber die direkten Südanstiege. Ausgehend vom Leitschachfirn steigt man über effiziente und abwechslungsreiche Routen entweder zum Westgrat (via Südturmlücke) oder zum Ostgrat (via Südostrinne) auf. Erstere Variante hat Chrichen erst kürzlich auf Hikr dokumentiert (*klick) - ich habe sie im Abstieg benutzt. Informationen zu meiner Aufstiegsroute habe ich, vom Clubführer abgesehen, hingegen keine gefunden. Eindrücklich ist hier in erster Linie die Querung über den kleinen Windkolk auf der Krönten-Nordseite. Und zuvor kann man den Chli Krönten ohne grossen Mehraufwand mitnehmen. Der Kletterer kann diesen übrigens auch komplett überschreiten, wie das Alpin_Rise *hier gemacht hat.


Die erste Bahn ab Intschi fährt erst kurz vor sieben, etwas spät für mein Programm. Doch die Kabine lässt sich mit Jeton oder 15.- in Münzen selbständig in Gang setzen, so dass ich um 6:20 vom Arnisee (1368m) loslaufen kann. Der wohlbekannte Wanderweg durchs Leitschach ist gut ausgebaut und ich gewinne rasch an Höhe. Aus Westen zieht die angekündigte Wolkenfront auf und es fallen wenige Tropfen. Doch der Spuk sollte rasch vorbei sein. Auf der sympathisch geführten Leutschachhütte (2208m) bestücke ich am Brunnen meine Wassertanks und deponiere die Trailrunners. Weiter geht's in den Bergschuhen Richtung Sass Pass, doch unterhalb vom Sunnig verlasse ich den wbw-Weg und steige über Geröllhalden in den Kessel des Leitschachfirns hoch. Hier, zu Füssen des Kröntens, kann die Südostrinne wie auch der Aufstieg in die Südturmlücke gut eingesehen werden.

Um diese Jahreszeit ist die Südostrinne praktisch aper, Firn liegt ohnehin keiner mehr. Der Aufstieg über Geröll und Schutt ist zwar mühselig, aber nicht besonders schwierig (T5). Die Rinne endet direkt im Sattel zwischen Krönten und Chli Krönten ("Kröntensattel"). Letzterer lässt sich von hier in einer Viertelstunde erreichen. Hierfür holt zunächst eine Wegspur gut sichtbar nach Norden aus (dort Steinmann), um anschliessend wieder den Gratrücken zu gewinnen. Der zusehends schmalere Grat zum Chli Krönten (2910m) lässt sich prinzipiell durchgehend begehen (bis II). Wem das zu luftig ist, findet auf der harmloseren Nordseite immer wieder Gesimse, die angenehmer sind (ca.T5+). Dann zurück auf gleicher Route zum Rucksackdepot.

Nun folgt der unbestrittene Tageshöhepunkt: die Querung auf der Krönten-Nordseite über den kleinen Windkolk. Natürlich ist er um diese Jahreszeit nicht mehr ganz so eindrücklich. Der Firn ist weniger hart als befürchtet, aber Steigeisen und Pickel selbstredend zwingend. Viel zu schnell endet das Vergnügen in einer Geröllhalde unterhalb des Westgrats. Über diesen erreiche ich in drei Minuten den Gipfelturm und würge mich fluchend den engen Felsspalt hoch. Dank meinem BMI geht das sogar knapp mit Rucksack... Oben macht sich eine Gruppe, die zweite und letzte des Tages, zum Abmarsch bereit zurück zur Kröntenhütte, so dass ich in Ruhe meinen Lunch und das grossartige Panorama geniessen kann.

Für den Kröntensprung hat's schlicht zu wenig Publikum... So kraxle ich die wenigen Meter auf der Ostseite runter, um auf der Nordseite des Turms ausgesetzt zurückzuqueren. Man könnte hier sichern, worauf der erfahrene Alpinwanderer aber getrost verzichten wird (T5+, bei Schnee/Eis heikel). Eigentlich hatte ich meinen Rückweg über die Normalroute via Sass Pass geplant. Doch vor Ort entschied ich mich spontan für den Abstieg via Südturmlücke. Das ist zwar anspruchsvoller, aber spannender, direkter und ohne Gegenanstieg. Die Routenfindung sollte auch von oben gelingen und folgt den drei Firnterrassen (s. LK, von den Firnen selber ist vor Ort nicht mehr viel übrig oder mit Schutt bedeckt). Bei der oberen Terrasse halte ich mich rechts (westlich), um zur gutmütigen Rippe zu gelangen. Diese kraxle ich ab bis in eine kleine Lücke, von hier links runter durch eine kurze Schuttrinne auf die mittlere Terrasse (T5). Der Übergang auf die untere Terrasse wird etwas anspruchsvoller (T6-/II) und erfolgt gemäss Chrichens Beschrieb ganz links (östlich) aussen den Begrenzungsfelsen entlang. Zwei, drei Mal muss ich etwas rumprobieren. Auf Gipfelbuch habe ich im Anschluss gesehen, dass es offenbar auch eine Variante ungefähr in der Wandmitte gibt (mit einem Bohrhaken). 

Von der unteren Terrasse kurzer Wiederaufstieg in die Südturmlücke. Bis hierhin ist das eine abwechslunsgreiche, lohnende Route, aber nun beginnt die Plackerei. Aus der Lücke führen prinzipiell zwei Steilrinnen nach unten, mit zahlreichen Varianten dazwischen. Von oben ist das Gelände schlecht einsehbar. Ich probier's zuerst rechts (in Abstiegsrichtung), ein Absatz zwingt mich aber nach wenigen Metern zur Umkehr. Also bescheisse ich mich links irgendwie runter, da gibt's zahlreiche Varianten. Mehrmals muss ich etwas zurücksteigen, insgesamt knapp T6/II. Aber im Aufstieg oder Frühsommer kommt man sicherlich besser durch. Unten auf dem blanken, pickelharten Firn muss ich nochmals die Steigeisen montieren und zunächst gar rückwärts auf den Frontzacken absteigen. Rasch lehnt sich das Gelände aber zurück und flott geht's talwärts. Damit ist bald wieder Schluss und mühselig kämpfe ich mich über grobes Geröll zurück in den Kessel, wo ich wieder auf die Aufstiegsroute treffe. Der weitere Rückweg zur Hütte und runter zum Arnisee verläuft zügig und ereignislos.


Bemerkungen 
- Die ideale Saison für alle Routen ab Leutschachhütte ist natürlich Frühsommer, wenn Geröll und Schutt noch schneebedeckt sind. In diesem Fall dann Aufstieg über weite Strecken mit Pickel und Steigeisen. In den hier beschriebenen Varianten aber unbedingt die Gefahr von Nassschneelawinen beachten
- Diese Tour ist in umgekehrter Richtung einen Tick einfacher.
- Helm nicht vergessen, auf der Südseite des Kröntens ist ständig was am Brösmeln.

Zeiten
1:30  Leutschachhütte
1:45  Chli Krönten
1:05  Krönten
2:00  Leutschachhütte
1:10  Arnisee

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2017 um 09:30
da warst du viel früher - und "gröber" - am selben Tag zur Leutschachhütte unterwegs; super Tour, Gratulation!

lg Felix


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