Zugspitze 2962 m (via Höllental)


Publiziert von basodino , 8. August 2017 um 17:41.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 7 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 50 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto bis zum Wanderparkplatz nach Hammersbach (Euro 5/Tag oder Euro 8/2 Tage) oder mit dem Zug via Garmisch-Partenkirchen nach Hammersbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit den Zugspitzbahnen zurück nach Hammersbach, in 2017 zwingend via Zugspitzplatt, da die Eibseebahn neu gebaut wird
Unterkunftmöglichkeiten:Höllentalangerhütte 1387 m (DAV) und Münchner Haus (neben der Seilbahnstation)

Mein Arzt hat mir empfohlen, dass ich wegen beginnender Knieprobleme bevorzugt aufwärts gehen sollte und runterwärts fahren. Der Gedanke allein ist nicht so sonderlich attraktiv, aber da gibt es doch wenigstens einen Berg in Deutschland, den ich schon immer mal besteigen wollte, wo sich dieses Vorgehen geradezu aufdrängt: die Zugspitze!

Nun ist das alles nicht so einfach, denn in einem Rutsch (ohne Übernachtung) trauten wir uns das Untennehmen nicht zu. Und einen Platz auf der Höllentalangerhütte gibt es bei schönem Wetter spontan nicht. Ich könnte jetzt eine längere Diskussion beginnen, wie sinnvoll die neu eingeführten Online-Buchungssysteme der Berghütten sind, aber lassen wir das. Sehen kann man transparenterweise, dass man eine Übernachtung von Samstag auf Sonntag beinahe komplett vergessen kann und von Sonntag auf Montag auch mindestens 2 Wochen Vorlauf nötig sind. Glücklicherweise passte es aber mit dem Wetter gleich beim ersten Anlauf, selbst wenn das nur für den Gipfeltag galt und unser Aufstieg zur Hütte bei starkem Regen stattfinden musste.

Zudem wurde unsere Anfahrt an einem Ferienwochenendsonntag deutlich verzögert, aber wenn es draußen regnet, möchte man auch gar nicht so schnell ankommen. Es half aber nichts, und als wir nach 5 statt der geplanten 3 Stunden Anfahrt am Wanderparkplatz in Hammersbach ankamen, regnete es immer noch in Strömen. Zum Glück ist man ja ausgerüstet und so begannen wir bestens isoliert unseren Aufstieg.

Vom Wanderparkplatz geht man ortseinwärts der Straße entlang bis zum namengebenden "Bach". Jenseits der Brücke rechts ab und dem guten Weg bis zur Höllentaleingangshütte durch den Wald hinauf folgen. T2, 55 min

An der Hütte den bescheidenen Obolus von 1 Euro entrichten und in die Schlucht hinein. In dieser ist es kein großer Nachteil, dass es regnet, denn man wird hier augenscheinlich sowieso nass. Der Weg ist auf bewundernswerte Weise in das Gestein gefräst und man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Allerdings bewegt man sich auch auf längeren Strecken im Berg, wo die Aussicht eher bescheiden ist, dafür ist es hier etwas trockener. In gut einer halben Stunde ist man durch die Schlucht durch und das Tal weitet sich ein wenig. Bis zur Hütte hat der Regen auch eher etwas nachgelassen, aufhören sollte er aber erst abends um 8 Uhr. T2, 1 h 05 min.

Die neue Höllentalangerhütte ist wirklich schön. Zwei große Trockenräume, selbst bei Vollbelegung ausreichend viele Sitzplätze in den beiden großen Aufenthaltszimmern und neueste sanitäre Anlagen lassen kaum Wünsche übrig. Ich kann aber nicht verhehlen, dass ich mit dem Konzept der DAV-Hütten nicht warm werden will. Zu anonym, eher einem Restaurantbetrieb gleichend, bin ich durch die Vorprägung der Schweizer Hütten irgendwie etwas anderes gewohnt. Auch fand ich es nicht ganz so toll, dass man aus den 6er-Zimmern klammheimlich 8er-Zimmer gemacht hat. Man zahlt immerhin einen höheren Preis, dafür dass man sich zu viert auf 2,40m Breite zusammenkuscheln darf. 6 Haken und 6 Plätze für die Rucksäcke sprechen eine andere Sprache, ebenso wie die Darstellung auf der Homepage. Aber die Hütte ist nunmal beliebt und in der Hauptsaison chronisch überbelegt, so dass die Menschenmassen irgendwie untergebracht werden müssen.

Am nächsten Morgen stellte sich dann das vorhergesagte Traumwetter ein. Der Regen war schnell vergessen. Von der Hütte wandert man in den Talgrund, leicht ansteigend rechts des Baches hinauf bis zum Beginn der ersten Drahtseilpassage. T2, 35 min
Nun dem Seil entlang in einer Kehre bis zur Leiter, wobei das nicht ganz richtig ist. Es sind Metallstiege, die eine Platte raufgedübelt wurden. Aber es ist die erste richtige Engstelle und wir hatten Glück, dass wir kaum 3 Minuten warten mussten. Darüber geht es im Zickzack höher bis zum Brett. Wenn man an eine solch bekannte Stelle kommt, stellt sich beinahe etwas Enttäuschung ein, da die Passage wirklich nicht lange ist und uns auch vor keinerlei Probleme stellte. Klettersteig L, 35 min

Dahinter steigt man zunächst durch eine kurze schmale Rinne, die man nach links verlässt und dann durch eine größere, längere Rinne, die man auch nach links verlässt. Der Weg ist noch ein Weile etwas ruppig und lässt keinen rechten Rhythmus aufkommen, wird dann aber einfacher und man ersteigt den grünen Buckel. Hier ist nochmals ein idealer Pausenpunkt, bevor es in den Schutt geht. T3, 1 h 00 min

Der Weg durchläuft jetzt die Geröll- und Schutthänge rechterhand. Man erreicht beinahe unbemerkt die halbe Höhendifferenz der Strecke. Weiter oben wird die Spur dann etwas weniger fest, letztlich aber völlig problemlos bis zum Beginn des Gletschers. Genauer gesagt, ist es der Beginn des sichtbaren Gletschers, da man schon vorher über den mit Geröll bedeckten Gletscher wandert, wie man an einzelnen Stellen erkennen kann. T3, 0 h 50 min

Mit Steigeisen geht es jetzt auf die ca. 120 Höhenmeter bis zum Einstieg in den Klettersteig. Beim derzeitigen Zustand empfanden wir es als keinen Mangel, unangeseilt zu gehen. Es gibt einige Spalten, die aber alle recht deutlich zu sehen waren. 80% der Strecke ist aper und eher steil als schwierig. Wenn man ausrutschen würde, wäre eher ein Pickel hilfreich und wenn der nicht hilft, würde man den anderen nur mitreißen. (Es sollte sich aber jeder selbst seine Meinung bilden, da unangeseilt auf dem Gletscher entsprechende Konsequenzen haben kann)
Der Bergschrund ist derzeit kein Problem. Es gibt ihn, aber mit etwas Vorsicht kann man bis ans untere Ende des Seiles laufen (linker Einstieg). L, 0 h 20 min

Jetzt kommt eindeutig die Schlüsselstelle der Tour. Zum einen hatten wir großes Glück, dass wir gerade an der Stelle ankamen, als die letzten Leute des vorherigen Schwunges bereits im Hochsteigen waren und der nächste Schwung noch nicht richtig angekommen war. Zum anderen sollte man gerade hier wachsam sein und alle Kräfte mobilisieren. Der untereste Teil weist kleine Tritte auf, manche abgespeckt und abgeschrägt nach unten, es hat aber wenig gute Griffe. Zum Glück hat man hierzu das Drahtseil, welches wir auch beherzt nutzten. Die erste Fixierung des Seiles kommt erst nach knapp 10 Metern, weshalb man in dieserm Abschnitt wirklich nicht stürzen sollte, weil man Richtung Bergschrund und auf Wartende fallen würde. Ich mag es mir nicht wirklich vorstellen.

(PS: Ich habe allein für diese Stelle dem Klettersteig das "+" an das WS gehängt. Bei besten Verhältnissen (= Firn bis weiter hinauf) mag es einfacher sein.)

Mit viel Armkraft und wenig Technik erreicht man diese erste Fixierung, jetzt nochmals wenige Meter steil hinauf und dann beruhigt sich das Gelände insofern, als dass es entweder größere Tritte oder Steighilfen aus Metall aufweist. Man quert nach rechts über den rechten Einstieg hinweg atemberaubend schön und ausgesetzt bis man kurz in Gehgelände ohne Sicherung kommt. Hier weiter nach rechts und zum nächsten Seil. Nun in der Mehrzahl über Bänder und Leisten aufwärts, wobei es noch ein paar nette Stellen gibt, die ohne Klettersteigunterstützung wiklich nicht trivial wären. Je weiter man hoch kommt, desto seltener werden die Herausforderungen, desto mehr Gehgelände gibt es und um so einfacher wird es, auch mal jemanden vorbei zu lassen.
Allerdings wird man langsam auch müder. Nach etwa der Hälfte des oberen Klettersteiges brauchte ich dringend eine Pause. Die erste hierfür logische Stelle, eine große Nische rechts des Seiles wurde aber an diesem Tag auch als WC benutzt, was irgendwie logisch ist, denn soviele Gelegenheiten hierfür gibt es nicht. Ansonsten wäre das die ideale Pausenstelle.
Mit mehr Energie ging es ab da dann wieder etwas flotter hinauf. Man erreicht den Grat selber und sieht zum ersten Mal den Eibsee. Die lagunenhafte Ansicht, die Bötchen auf dem Wasser, auf einmal wünscht man sich 1800 m tiefer. Aber der Gipfel ist nun nicht mehr weit. Am Schluss erreicht man den Jubiläumsgrat und die letzten Meter sind dann wieder Gehgelände. WS+, 2 h 10 min.

Reine Gehzeiten: Hammersbach - Höllentalangerhütte 2 h 00 min, Höllentalangerhütte - Gipfel 5 h 30 min plus 30 min für Ausrüstungswechsel und Wartezeiten

Am Gipfel brach dann der erwartete Wahnsinn über uns herein. Man muss Geduld und Gelassenheit mitbringen, um seine 30 Sekunden am Gipfel mit Foto zu erhalten. Insgesamt hat es uns fast eine halbe Stunde gekostet, um die letzten 5 Höhenmeter zum Gipfel zu managen und auf die Aussichtsplattform hinüber zu wechseln. Dort stellte sich dann heraus, dass man Platzkarten für den Zug benötigt. Wir konnten auf dem Platt Tickets für 16 Uhr erhalten und waren gegen 17.15 Uhr wieder am Auto. Das ist dann vielleicht einfacher, wenn die neue Eibseebahn in Betrieb sein wird.

Insgesamt ist es eine tolle Tour, die nur mit entsprechenden Begleiterscheinungen zu bekommen ist. Wir haben es nicht bereut, uns einmal auf dieses Unterfangen eingelassen zu haben. Und der Arzt hat auch Recht behalten. Fürs Knie haben die 2250 m Aufstieg nicht geschadet.

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (4)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2017 um 18:30
Gratulation!

wir hatten diese geniale Tour auf demselben Weg unternommen - gefiel uns sehr; (etwas weniger die alten Hütte)

lg Felix

basodino hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2017 um 20:53
Vielen Dank!

Die neue Hütte ist schon schmuck und absolut zeitgemäß. Ich habe keinen Vergleich, aber ich denke der Unterschied wir erheblich sein.

Gruß
Marcel

Marion1976 hat gesagt: Fast dieselbe Zeit
Gesendet am 26. Februar 2018 um 22:45
Hallo Marcel,

wir waren genau 7 Tage nach Euch dort oben und sind über das Höllental zurück. Einfach grandiose Tour.

Viele Grüße,
Marion

basodino hat gesagt: RE:Fast dieselbe Zeit
Gesendet am 13. März 2018 um 21:47
Hallo Marion,

das hätte mich aber so ziemlich aus dem Socken gehauen, wenn wir uns dort über den Weg gelaufen wären.

Viele Grüße
Marcel


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