Glattchamm und Co.


Publiziert von maenzgi , 12. Juni 2017 um 22:06.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten   Speer-Mattstock 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Arvenbüel-Tritt-Leistchamm-Tritt-P 1830-Vorderleistchamm-Glattchamm-Tritt-Alp Loch-Arvenbüel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arvenbüel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Arvenbüel

Ich fand einen Hikr Klassiker aus älterer Zeit. Damals waren die Chämme in aller Munde. Im Gipfelbuch findet sich sehr viel Hikr Prominenz von damals wie auch heute noch. Als ich zu forschen begann, fand ich für die letzten 2-3 Jahre nur noch sehr spärlich Berichte, vorallem vom Glattchamm fand ich ausser dem Bericht von Delta aus dem Jahr 16 auf Englisch nichts mehr neues. Seit ich den Glattchamm gepackt habe, weiss ich warum. Im Jahr 17 hat sich vor mir noch keiner ins Gipfelbuch von Alpin_Rise eingetragen, welches nachwievor in gutem Zustand ist. Im Jahr 16 waren es ebenfalls nur eine Handvoll Leute. Deshalb nun mal wieder einen neuen Bericht zum Glattchamm und Co.

Um kurz nach halb 10 ging es in Arvenbüel los. Ich nahm den Weg via Egg. So stieg ich kurz etwas ab um danach durch den malerischen Wald hoch Richtung Alp Looch zu steigen. Der Weg ist nicht zu verfehlen. Den Flügenspitz liess ich bleiben, weshalb ich direkt zu P. 1661 hochstieg. Die Beine fühlten sich super an. So stieg ich direkt an der Seite der Felswand dem Wanderweg folgend hoch. Bis man auf den Abzweiger trifft, welcher entweder Richtung Walenstadtberg oder Leistchamm führt. Mein Plan war es ursprünglich zuerst zum Glattchamm zu gehen und von dort rüber zum Leistchamm zu traversieren. Ich war aber einmal mehr zu ungeduldig, darum stieg ich beim Täfelchen Tritt direkt der Kante nach hoch. Auf halber Höhe traf ich dann auf den Weggweiser Chammitte. Diese Route hat den Vorteil, dass man wenigstens für eine kurze Zeit alleine ist. Der Rest führt dann alles in direkter Falllinie nach oben auf den Leistchamm. Nach 1,5h hatte ich ein erstes Ziel erreicht. Das Niveau ist mit T3 noch sehr angenehm.Dort vergass ich vor lauter Routenstudium das Gipfelbuch. Der direkte Abstieg auf den Grat runter Richtung Mittler Leistchamm liess ich bleiben. Mir erschien der T6 II-III Aufstieg noch zu extrem für mich und durch den Schnee wollte ich mich nicht mühen, da ich nicht auf Schnee eingestellt war. Die Rast fiel hier kurz aus, das es sehr nebelig war.

Also im Sprint wieder runter zum Tritt und dann rüber zum Abzweiger P. 1830. Von dort folgte ich nur 100m dem Weg bevor ich nach rechts auf die Grasskante auswich. So steigt man durch Brennesseln (momentan noch mit kurzen Hosen begehbar) auf zum Glattchamm. Die Aufstiegsrinne mit dem Fixseil kann man nicht verfehlen, man braucht nur der steilen Kante des Glattchamm zu folgen. Das Seil liegt in der Rechten grösseren Rinne. Ich stieg also ans Seil, doch irgendwie wollte es mir nicht richtig gelingen. Das Seil ist lose, so versuchte ich es erst mittig, dann rechts haltend und am Ende links. Doch es sollte nicht sein, so ging ich geknickt weiter Richtung Vorder Leistchamm, dazu umrundet man halb den Glattchamm, danach gehts auf dem Grat weiter. In der Annahme, dass beim Steinmännchen der Vorder Leistchamm ist, kraxelte ich immer nahe an der Kante nach vorne. Dürfte wohl im T4 Bereich liegen. Ich musste jedoch feststellen, das dies kein bennanter Gipfelpunkt ist. Doch die Aussicht hatte es mit kurzzeitigem Blick auf Quinten in sich. Ich kam auch noch kurz in den Genuss des Blicks an die Gesamte Wand der Chämme, welche schaurig schön steil sind. Hier machte ich nun für mich alleine eine erst Richtige Rastpause.

Danach ging es zurück zum Vorder Leistchamm. Von dort lief ich rüber Richtung Mittler Leistchamm, die Route war für mich klar ersichtlich, hatte ich doch ein super Bild gesehn. Die Routen habe ich nachgezeichnet. So kraxelte ich auf eher glattem Fels Richtung Schnee. Wer meine Berichte bisher ein bisschen verfolgt hat, weiss das ich in den Schnee noch kein richtiges Vertrauen gesetzt habe. Ich bräuchte wohl mal einen Tourenpartner/inn welche/r mir voraus geht., damit ich Vertrauen fassen kann. Da ich bereits beim ersten Schritt in den Schnee diverse Alarmsignale hörte kehrte ich geknickt zurück zum Vorder Leistchamm.  Ich hatte mir heute vorallem die beiden T5 Gipfel als Ziel vorgenommen, da ich beim Leistchamm wie auch beim Vorder Leistchamm keine Bedenken hatte, die Gipfel zu erreichen. So ging es auf gleichem Weg zurück zum Glattchamm. Je näher ich kam, desto mehr wollte ich mich mit meiner Angst auseinander setzten. Die Angst das alleine etwas passieren könnte. Bei der Rinne angekommen ging es also die paar Meter wieder hoch zum Fixseil. Ich hängte mein Rucksack in die unterste Schleife des Seils und kraxelte links haltend die Rinne hoch. Ob das Seil, bei einem Abrutschen wirktlich halten würde, ich waage es je nach Kraft zu bezweiffeln. Weshalb ich maximal eine Hand als Seil nahm. Dieser Abschnitt ist jetzt im T5 Bereich. Hat man das Fixseil hinter sich gelassen ist es nicht mehr besonders schwierig, trotzdem sollte man bei rest Feuchtigkeit wie heute die Konzentration behalten. Ich bereute noch, dass ich mein Rucksack unten liess, hatte es doch ein Abseilhacken oderhalb des Fixseils. Wobei im Abstieg alles anderst kam. Auf dem Gipfel war das Gefühl unbeschreiblich, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Das Gipfelbuch durch zu Blättern liest sich wie das Who Is Who der Hikr Szene. Da ich jedoch an den Abstieg dachte, hielt ich es dort oben nicht lange aus. So machte ich mich an den Rückweg. Da passierte mir der Lapsus. Ich weiss rückblicken nicht mehr ob es an der Nervosität vor dem Abstieg lag oder ob es wirklich so schwierg zu sehen war von oben. Auf jedenfall fand ich meine Aufstiegsrinne nicht mehr. Trotz mehrmaligem hin und zurück laufen sah ich nur die linke Rinne von unten gesehn. Da ich mir nicht mehr zu helfen wusste und ich kurz vor einer kleinen Panikattacke war entschied ich mich dort abzusteigen. Dabei redete ich mir ein, dass ich bald auf das Fixseil treffen würde. Die Panik verschwand langsam und es entstand ein angenehmes Adrenalien Gefühl. Ich stieg rechts haltend ein, querte aber zuerst Höhe haltend nach links, so überwand ich die erste fast Senkrechte Steilstufe links. Die zweite Stufe überwand ich dann wieder auf der rechten Seite mit einem Gemisch aus Fels und Graskletterei, links Senkrecht. Danach hatte ich das Vertrauen in mich selbst komplett zurück gewonnen, ich querte erst absteigend nach links, danach nochmals nach rechts und sprang die letzten zwei Meter nach unten. Man was war das für ein Nervenkitzel. Ich denke die Route ist hier im T5+ II Bereich. Ich lasse mich aber gerne korrigieren von unseren Experten. Danach musste ich meinen Rucksack zurück holen.

Runter ging es dann auf gleichem Weg wie ich gekommen bin. Via P.1830 durch die Senke zum Tritt hinauf und von dort auf überaus gut gesichertem Weg (viele Fixseile für weniger geübte Berggänger vorhanden) zurück zu P.1661. Obwohl ich in der Senke einen Anflug von Hunger und Trinkrast bekamm, entschied ich mich noch für den kurzen Umweg via Flügenspitz. Die Aussicht ist dort ebenfalls sehr lohnend. Danach runter in die Alp Looch um einzukehren. Man hatte grosse Freude, hetzten doch viele Wanderer nur vorbei. Dabei ist das Ehepaar (er 84 Jährig) sehr herzlich. Nun strahlte auch noch die Sonne zum ersten mal richtig durch den Nebel, so konnte ich es nicht lassen, mir in diesen 1,5h noch einen Sonnenbrand einzufangen:(

Danach kehrte ich via Bittertannen zurück nach Arvenbüel und erreichte um 17:21 gerade noch meinen Bus.

Fazit: Die Tour ist fantastisch, kaum auszumalen, was für ein Panorama ich gehabt hätte, wäre nicht fast die ganze Zeit der Nebel auf der Walensee Seite gehangen. Ich werde bestimmt zurück kommen und versäumtes noch nachholen. Kaum geht man ab vom Leistchammweg ist man grösstenteils alleine. Da Angst bekämpfbar ist, bin ich froh, habe ich den Glattchamm noch gewagt, den es wird mich weiter voranbringen für die Zukunft. Ich wünsche der Hikr Community weiterhin viel Freude am Inoffizielen Hikrchamm. Die Tour eignet sich auch als Halbtagestour.

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (2)


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amelie hat gesagt: danke
Gesendet am 21. Juni 2017 um 12:31
Salut maenzgi
nach deinem ausführlichen Bericht sind ein Freund von mir und ich gestern Glattchamm besuch probiert.
Fazit, wir sind nicht auf Glattchamm sondern weiter zu Vorderleistkamm? und zwei Steinmanli besucht.
wie du es geschrieben hast, war das Seil ganz locker und sah gar nicht so brauchbar aus. Ich fand auch, die evtl. 2m Aufstieg bis zum Seil unangenehmste Stelle ist.
Nächstes mal nehmen wir mal Seil mit und probieren wir den Aufstieg! merci!

maenzgi hat gesagt: RE:danke
Gesendet am 21. Juni 2017 um 18:54
Hallo amelie
Schade das ihr es nicht gepackt habt, leider gibt es solche Tage. Der letzte Sonntag war leider nicht mein Tag.
Ich finde das Seil ist zurecht an dieser Stelle, nur leider ist es wage um Vertrauen zu fassen.
Ich habe die Stelle nicht mehr genau im Kopf, bin mir aber nicht sicher ob man wirklich Hacken für ein Seil setzten könnte, ich denke es ist zu Gras lastig.
Ich hoffe aber das ihr es dennoch schaffen könnt.
Werde bestimmt auch nochmals dort hochgehen bei meiner 7 Churfirsten 7 inoffizielen Churfirsten Projekt. Mal schauen, wann das Wetter dazu reicht und die Zeit vorhanden ist.


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