Eggishorntour 1969


Publiziert von FJung , 16. April 2017 um 19:16.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:24 Mai 1969
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Strecke:Blatten - Riederfurka - Kühbodenalp - Eggishorn - Fiesch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Brig - Blatten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Fiesch im Rhonetal
Unterkunftmöglichkeiten:Sehr viele unterwegs

Im Winter sah man mich mit meinen Kollegen Ski fahren, in Champery, Zinal, Villars und über Montreux, und es war so herrlich, daß ich den Schnee bis zur Neige auskostete. Aber dann war doch wieder die Zeit zum Wandenr, und so entschloß ich zu Pfingsten, per Autostop nach Brig zu fahren. Das Wetter war schön, und weil meine Kollegen nach Deutschland fuhren oder sonst verhndert ware, ging ich allein. Um 10 Uhr war ich in Brig und stieg auf der Autostraße Richtung Blatten, immer hoffend, daß eines der wenigen Autos anhalten würde. Nach zwei Kilometern war es soweit: ein Auto hielt an und nahm mich bis nach Blatten mit, wo ich mich beim dem  Fahrer herzlich bedankte. Die  Straße führte noch etwas weiter, und nach einer Kurve sah ich vor mir eine im Bau befindliche Staumauer, die die Wasser des großen Altetschgletschers stauen soll.
Der Weg führte nun in das Tal vr der Staumauer hinab, aber warum sollte ich nicht auf der Staumauer entlanggehen? Ich fragte einen Arbeiter, und er gab mir den Weg frei. Leiter stieg ich hinab, dann ging ich auf der Krone des #dammes zum anderen Ende de Mauer, wo die Felsen steil hoch gingen. Aus einer Betonmauer, die nach oben ging, schauten Eisenstifte hervor, und ich ging an ihnen hoch, bis es nach zehn Metern nicht mehr weiter ging, denn der nächste Stift wa zu weit weg. Das war also nicht der Weg, den die Arbeiter zum darüberstehenden Kran gehen mußten Also wieder hinunter! Der Weg ging dann über Drahtmaschen und befestigte Seile weiter rechts hinauf. Tücken der Technik! Durch Wald und ü ber Moos ging ich weiter bergan, und ich hatte misch schon damit abgefunden, weglos zur Riederfurka gehen mssen, als ich auf Spuren stieß, die mich zu den Häuser der Riederfurka führten. Ein altes schloßähnliches Haus stand hier, 2064 m hoch. Ein englischer Maler (so wurde mir damals gesagt) lies es bauen, und er versprach den Sennern, daß er es ihnen nach seinem Tode vererben würde, wenn sie ihre Kühe immer so weit von der Furka weiden lassen, daß er ihre Halsglocken nicht hören konnte (die Anekdote ist wohl nicht wahr, und ich weiß auch nicht, woher ich sie hatte). Er brauche zum Malen seine Ruhe, und jetzt ist sein Haus zum Hotel geworden (1969), es war bei meiner Ankunft aber noch verschlossen. So aß ich aus meinem Rucksack und saß auf der Terrasse und ging dann auf das Riederhorn, 2230 m, von wo ich auf die Staumauer und die nähere Umgebung schaute, denn weiter hinten war nun alles in Wolken gehüllt.
Von der Riederfurka führt ein Weg in den Aletschwald, der hoch über dem  Gletscher steht und einmalig in Europa ist. Durch alte Arvenbestände, über moosbedeckte Steine und gurgelnde kleine Bäche ging ich am NW-Hang entlang, bis endlich der Aletschgletscher unter mir zu sehen war. Schutt lag auf ihm, Spalten durchzogen ihn, auf der anderen Seite stiegen die Berge bis über 4000 m auf. Je weiter ich gig, um so mehr sah ich vom Gletscher, der weiter oben immer schöner wurde, es lagen nicht mehr so viele Steine und Schutt auf dem Eis, Spalten waren nun vom Schnee überdeckt.
Ich  wandelte diesen Höhenweg hinan, plötzlich lag auch Schnee auf dem Weg, neben dem Weg, in den Senken zwischen den Steinen, und ich mußte über den Bergrücken hinweg zur Bettmeralp. Von Stein zu Stein hüpfte ich, meine Füße wurden dabei trotzdem nass, und auf der anderen Seite des Hanges ging ich über Rasen bergab, bis plötzlich links und rechts Felsen steil hinabgingen, der Grasrücken aber weiter nach unten führte. Ich glaubte, er ginge bis zum Wanderweg am Fuße der Wand, aber nach 20 m waren auch unter mir Felsen, ich war noch 10 m über dem Weg, den ich unter mir sah. Nun war ich schon so weit hinabgegangen, daß ein Wiederhochsteigen auch nicht gut möglich war, und die Felsen waren bis bis auf einen Griff, an dem ich mich festhielt, griffols. Erstmal setzte ich mich hin, so gut es ging, und dachte über meine Lage nach. Wenn ich jetzt noch meinen Rucksack hätte!!!
Als der Weg steiler wurde, hatte ich ihn die 15 Meter bis zur Felswand hinuntergeworden, mit der Reppschnur. Damit hätte ich mich jetzt abseilen können. Etwas nach rechts querend, fand ich einen kleinen Riß und auch Platz für meine Füße. Links von mir war nun ein Kamin, aber vollkommen von überhängendem Gras bedeckt. Die Grasbüschel war ich hinab, und unter ihnen war, welch ein Glück, ein Riß, an dem ich ich mich festhalten konnte. Dann ließ ich meine Füße hinabgleiten, bis ich wieder Halt fand. So kam ich doch wieder bei meinem Rucksack an. Von dort sah ich auch, daß 20 m weiter rechts, wo sich gerade einige Gemsen ernährten, ein bequemer Abstieg vorhanden war, den ich von oben aber nicht sah. 
Am Bettmersee vorbei ging ich zur Bettmeralp, einem bekannten Wintersportort, wo ich mich nach einem Lager erkundigte und bald darauf ruhig schlief.
Sonntagmorgen regnete es, und erst um 10 Uhr ging ich in Richtung Hotel Jungfrau. Kühbodenstafel ist Zwischenstation der Fiesch-Eggishornbahn, und hier ist auch ein Restaurant mit Schlafmöglichkeiten. Es war bei dem Wetter nicht interessant, auf das Eggishorn zu gehen, also übernachtete ich hier, am Abend haben wir noch Karten gespielt und Wein getrunken.
Auch am Pfingstmontag war das Wetter so schlecht, daß die drei Basler, mit denen ich am Abend zusammen war, und ich im Regen durch Wald und Wiesen nach Fiesch abstiegen, von wo ich per Autostop wieder nach Hause fuhr.

19.-20. September 1970
Nun sollte es aber endlich klappen! Ein herrliches Wetter begleitete uns von Montreux bis Mörel,  wo wir zu Mittag aßen und auf die Gondel warteten, die uns um 14.45 Uhr an der Riederalp absetzte, nun schon 1900 m hoch. Rainer und ich schulterten die Rucksäche, nicht ohne vorher einen langen Blick auf die Walliser Alpen auf der anderen Seite der Rhone zu werfen. Langsam stiegen wir zur
Riederfurka auf und gingen dann durch den Aletschwald, und als dann endlich nach einigen Minuten der Gletscher zu sehen war, dreckig und zerrissen, setzten wir uns erstmal hin und öffneten daraufhfin eine Flasche "Weissen", wobei wi dasd Aletschorn, Geisshorn, Nesthorn und die Wannenhörner genauestens betrachteten. 
Nach einer guten halben Stunde Rast gingen wir leichten Schrittes weiter, und bald sagten wir dem Aletschwald adé und gingen auf die Almen oberhalb des Bettmersees zu. Wir waren froh, daß wir diese Tour unternommen hatten, kletterten aus Freude auf kleine Felsen, die überall herumstanden, und ich konnte das Gelernte in St. Triphon, wo ich mit Kollegen vom Schweizer Alpenclub klettern durfte, hier anwenden
Wir ließen den Bettmersse rechts unter uns liegen und stiegen Richtung Bettmerhornhotel, wo wir uns von einem hübschen Mädel bedienen ließen, (was nicht bedeuten soll, daß es woanders keine gab!) so daß  wir fast in Versuchung gerieten, dort zu bleiben und  im Massenlager zu übernachten, aber dann siegte doch unser Berggeist, und wir gingen bis zur Kuhbodenalp, wo wir in der Laxer Skihütte angemeldet waren. Wir saßen draußen auf der Bank und räumten unsere Rucksäcke aus, tranken den restlichen Wein aus, und langsam überzog den Griesgletscher auf der anderen Seite des Rhonetales eine Röte, es wurde dunkel und wir ging ins Gasthaus, wo die Serviertöchter  mich nach 18monatiger Abwesenheit wiedererkannten und ich ihnen die vergessenen Kartenspiele noch einmal beibringen mußte. 
Vor Sonnenaufgang waren wir schon unterwegs und sahen, wenn wir uns umdrehten, die Mischabelgruppe, das Weisshorn, Fletschhorn und alle die anderen Gipfel im Morgenrot, bis dann die Sonne aufging und wir zu schwitzen begannen. Über uns la der Gipfel, und ein Geröllkar zeigte uns den Weg. Über große Steiblöcke, die kreuz und quer heruemlagen, kamen wir höher, wir waren weit und breit die einzigen Menschen. Kurz vor der Bergstation der Luftseilbahn, die fast bis zum Gipfel führt, machten wir noch einige Kletterübungen und auch Fotos. Erwartungsvoll gingen wir die letzten Meter zum Gipfel, um auf die andere Seite hinabzuschauen. Welch eine Sicht!!!
In der Ferne, als wenn sie über dem Gletscher wachen würden, standen Eiger, Mönch und Jungfrau, von denen sich die Firne hinabneigten zum Kokordiaplatz. Von rechts kam das Ewigschneefeld hinab, von links der große Aletschfirn, von hinten der Jungfraufirn, die  sich dort zum Aletschgletscher vereinigten. Wir sahen ihn in seiner ganzen Länge von 14 km, denn genau unter uns machte er einen Knick.
Hier Jungfrau, Trugberg, Aletschhorn, dort, nur eine Kopfdrehung weiter, Piz Rotondo, Weißmies, alle Walliser Berge bis zum Montblanc. Wir schauten und schauten und schauten. . Daran konnten uns auch die Gondelbahngäste nicht hindern, die nun zu großer Zahl gekommen waren. Der ganze Aufstieg hatte 1 3/4 Stunden gedauert, und so blieben wir noch lange auf dem Gipfel, von dem wir unser nächstes Ziel, den Märjelensee, sahen. Wir stiegen mit dem Rucksack hinab, schlenderten dahin, es war so ein herrlicher Tag, und ich ich wußte, daß es meine letzte Tour in diesem Jahr war, deshalb genoß ich diesen Tag noch einmal besonders.
Mit der Unterhose bekleidet sprang ich nun in den See, der sehr viel kleiner war, als ich ihn von den Postkarten her kannte, Eisberge fehlten n ihm vollkommen, aber trotzdem war das Wasser noch kalt genug. Rainer legte sich auf einen Stein und ließ seinen Kopf ins Wasser hängen, aber das war ihm auch zu kalt. Ich konnte auch nur immer einige Züge im Wasser machen und mußte dann wieder hinaus. Auf einem Stein ließ ich mich trocknen, ich fühlte mich wie neugeboren, während Rainer zum Gletscher ging und mir anschließend mit glühenden Augen davon berichtete. Es war für ihn das erstemal, daß er einen Gletscher so nah sah.
Der Weg ging nun steil bergab, vor uns lag der zerrissene Fieschergletscher,  bald gingen wir an den ersten Sträuchern vorbei, dann waren wir endlich unter dem ehemaligen Gletscherabbruch, wovon wir aber nur die glattgeschliffenen Steine sahen. Durch einen Urwald, über grausame Weg, mit Schimpfen und Fluchen, der Weg hätte wirklich besser sein können, kamen wir unversehrt um 14 Uhr im Dorf Fiescherthal an, von wo wir noch einmal eine halbe Stunde laufen mußten bis Fiesch, wo ich meine Schuhe auszog und an den Rucksack hängte. Nach einer weiteren halben Stunde hielt ein Auto, das uns bis nach Mörel mitnahm, von wo wir mit dem Auto bald wieder nach Montreux fuhren.
Der Winter näherte sich, und damit wieder die Skisaison.




Tourengänger: FJung


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