"No Firn today"-Tage - Ötztaler Wildspitze und Hochvernagtspitze


Publiziert von simba , 5. April 2017 um 19:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 1 April 2017
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1760 m
Abstieg: 3100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV ab Imst ins Pitztal zur Gletscherbahn. Tourenkarte bis zur Bergstation der Mittelbergbahn 31 EUR (!)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Taxi + ÖV ab Vent via Sölden nach Imst
Unterkunftmöglichkeiten:Vernagthütte

Wegen einer hartnäckigen Ellenbogenverletzung meinerseits hat unsere Wintertourensaison eine erhebliche Auszeit genommen. Deshalb starteten wir auch mit zweifelhafter fönabhängiger Wetterprognose, die leider (in Form von Wind und fehlender Sonne) zumindest die Qualität der Abfahrten des Wochenendes bestimmen sollte - so viel zum Motto "No-Firn-Today"...

Auf die Ötztaler Wildspitze zu finden ist mit den Pitztaler Gletscherbahnen und über den Taschachferner an Wochenenden recht einfach - der Masse nach! Nach kurzer Abfahrt von der Bergstation der Mittelbergbahn über die Piste und dann ruppig übers gleichnamige Joch, kann auf dem Plateau des Taschachgletschers angefellt und aufgrund der geringen Schneelage in unserem Fall auch angeseilt werden. Noch glaubten wir - wie viele andere auch - an sonniges Wetter, wie es bis mittags prognostiziert war. Auf der an einigen riesigen und offenen Spaltenlöchern vorbeiführenden "Autobahnspur" gelangten wir aber nicht nur auf das obere Plateau des Gletschers unter dem Hint. Brochkogel, sondern auch in immer schlechteres Wetter mit entsprechender Sicht. Gut, dass auch andere Leute unterwegs sind, dann ist immerhin klar, wo es hingeht ;)

Dass der Steilaufschwung zum Skidepot nur mehr eine schmale Schneespur zwischen viel Blankeis aufwies, erkannten wir - wie die immer wieder zu findenen offenen schmalen Spalten direkt in der Spur - auch bei schlechter werdender Sicht. Ab jetzt gabs keine Fotos mehr: Zunächst musste man sich auf sauberes Harscheisengehen im Steilstück konzentrieren, danach auf Spalten hier und Spalten dort und anschließend gab es beim Gipfelgrat-Anstieg ohnehin nichts zu sehen. Immerhin mussten wir dort (wohl auch deshalb) kaum Wartepausen an der einzigen Kletterstelle (II-) direkt unter dem Gipfel einplanen.

Für die Abfahrt zum Brochkogeljoch, als Übergang zur Vernagthütte, warteten wir eine Phase mit einigermaßen guter Sicht ab - sonst wären wir (wie einige andere) wohl am Seil abgefahren. Das Brochkogeljoch kann von unterhalb des Hint. Brochkogels auf dem Gletscherplateau schiebend ohne großen Anstieg (vllt. 20-30 flache Hm) erreicht werden. Mit nochmaligen Anfellen könnte man mit 70 Extra-Höhenmetern die Petersenspitze besteigen. Nachdem eine Aussicht auch von dort nicht zu erwarten ist, lassen wir das, pausieren windgeschützt auf geschaufelter Bank am Joch und absolvieren dann eine wirklich grausame Abfahrt von selbigem: Dank Wind und fehlender Sonne ist es pickelhart, teilweise blank vereist in dem beachtlich steilen Stück (100 Hm ca. 35°) und mit den vorhandenen Spuren ist "ruppig" noch ein positiver Ausdruck (aufgestiegen sind dort quasi alle zu Fuß!). Diese Qual von Abfahrt geht dann weit hinunter auf dem Vernagtferner und ins Tal des gleichnamigen Bachs weiter, erst ab ca. 2700m firnt es (um 14:30 Uhr im Südhang) ein bisserl auf und erlaubt ein paar gute Schwünge. Auf ca. 2550m ist dann aber Schluss mit Abfahrt und die letzten Höhenmeter des Tages führen hinauf zur Vernagthütte, in der wir eine angenehme Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen ist der Blick nach Norden toll, es ist strahlend schön, nach Süden blickend wird aber klar: Der Fön oder seine fehlende Stärke ist auch heute ein Thema, denn die Wolken am nahen Hauptkamm drohen. Immerhin gut ist, zur Hochvernagtspitze ist es nicht weit, das könnte zeitlich reichen, bevor wir wieder in den Wolken verschwinden.

Wir folgen ab der Vernagthütte dem Moränenrücken nach Norden. Dort, wo dieser in einen Steilhang östlich der Hintergraslspitze übergeht, fahren wir einige Meter rechts hinab in die flachen Ebenen am Beginn des Vernagtferners. Auf diesem umgeht man in einer langen (flachen, teils abfallenden) Linksquerung die Felsinsel mit der weithin sichtbaren Wetterstation linkerhand (auf die Schwarzwandspitze zu) und quert dann durch die Felsinseln (kurz auch steil) nach rechts hinauf zur steilen Gletscherrampe, welche hinauf zum Gipfelplateau mit dem Felsgipfel links und dem Hauptgipfel rechts führt. Hier sind einige Spitzkehren gefragt, aber die Spur ist top und noch scheint uns die Sonne ins Gesicht. Doch auf den letzten Metern hinauf zum Gipfel - zu dem man über einen kurzen ausgesetzten Grat gehen muss - erwischen uns wieder die Wolken. Viel mehr als den Gipfelsteinmann mit Beilagen kann man nicht fotographieren, denn zu sehen gibt es nichts.

Wenigstens hat in der Abfahrt die in Teilzeit tätige Sonne einige Passagen im oberen Teil aufgefirnt, vor allem der eingewehte angefeuchtete Triebschnee lässt sich gut fahren - Firn ists halt nicht.... Unterhalb des Gletschers darf dann wieder gerumpelt werden, dass die Knie schlottern. Diese werden dann auch in der Folge nicht geschont: Ab ca. 2500m ist Ende mit Schnee und Abfahren und wir steigen auf dem großteils schneefreien Sommerweg hinab ins Rofental und (lange) hinaus nach Vent.

Die Beine können wir dann auf der langen ÖV-Rückreise aus dem Ötztal aber hinreichend hochlegen und uns erholen.

Schwierigkeiten (Ski- / Hochtourenbewertung)
Wildspitze: WS / L und II
Brochkogeljoch-Anstieg: L
Brochkogeljoch-Abfahrt: ZS-
Hochvernagtspitze: WS- / L 

Tourengänger: simba, Nala


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