Altmann über zwei Täler 1966


Publiziert von FJung , 2. April 2017 um 18:54.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:17 September 1966
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1560 m
Abstieg: 1560 m
Strecke:Wasserauen - Seealpsee - Meglisalp - Altmann - Fälensee - Sämtisersee - Brueltobel - Brülisau
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Appenzell - Wasserauen
Unterkunftmöglichkeiten:Meglisalp - Rotsteinpaß

Kalli (mein Bruder) arbeitete nun in Frauenfeld, und wir beschlossen, so oft wie möglich in die Berge zu gehen. Es sollte diesmal wieder ins Säntisgebiet gehen, weil wir erst am Sonnabendmittag losfahren konnten und das Appenzellerland am nächsten gelegen ist.
Wir fuhren über Appenzell bis Wasserauen (876 m), wo die Straße aufhörte. Am Elektrizitätswerk stiegen wir mäßig bergan. Ein breiter Promenadenweg ließ uns hurtig voranschreiten, so daß ich den ungewohnten Rucksack nur während der ersten Meter als störend empfand. 
Bald sahen wir den stillen Seealpsee vor uns, der Regen der Vortage hatte die Wasser über die Ufer treten lassen, so daß wir nasse Füße bekamen und am Ende des Sees einen großen Umweg machen mußten, um zu den Hütten von Spitzigstein zu gelangen.
Da ich von dieser Gegend eine Ansichtskarte gesehen hatte, wußte ich, daß es hier sehr schön sein mußte. Wir sahen nämlich nichts. Die Wolke versperrte uns jede Aussicht.
Nun ging es links steil bergauf, dann  ziemlich eben weiter. Zur Rechten stürzten die Felsen hinab. Über Weiden erreichten wir drei Stunden nach dem Aufbruch die Meglisalp in 1517 m Höhe. Ziemlich früh gingen wir ins Bett, und am Morgen sahen wir zeitweise den Altmann, unser Ziel, somit konnte die Wolkendecke nicht mehr dick sein.
Geschwind brachen wir auf, und tatsächlich waren wir schon nach wenigen Minuten aus der Wolke heraus. Aber vm Seealpsee drängte sie immer wieder herauf, so daß wir zuerst befürchtete, sie würde weitersteigen. Gleichmäßg ansteiged, erreichten wir den Rotsteinpaß´, die Hütte lud zum kurzem Verweilen ein, doch gleich ging es an der Felswand weiter bergauf zum Altmannsattel.
Hier gönnten wir uns die  Pause, um den Rucksack zu erleichtern und die wundervolle Aussicht zu genieße. Die Wolkendecke lag etwa bei 1660 m, alles andere darüber erstrahlte im Glanz der Sonne, der Himmel wölbte sich wolkenlos über uns.
Den Rucksack und andere Sachen ließen wir auf dem Sattel liegen, und nun ging es weglos zum Gipfel. Eisenstifte erleichterten den Aufstieg, ein schmaler Gratrücken mußte noch balancierend überwunden werde, dann standen wir auf dem Gipfel.
Wir bedauerten die Menschen, die unten in den Wolken lebten, und die, weiter entfernt wohnten, vielleicht noch nie  Berge gesehen haben, wir sonnten uns und begannen mit dem Abstieg. Kleine Eisflächen, auf dem Anstiegsweg mühelos umgangen, bereiteten uns nun etwas Schwierigkeiten. Unten zitterten uns etwas die Knie, ging es doch ziemlich steil weglos bergab, und ein Sturz, die Nordwand hinab, wäre über mehrere hundert Meter gegangen. 
Beim  Altmannsattel endete ein Schneefeld, es war nicht besonders steil. Wir setzten uns auf die Hosen und kamen so mühelos einige Meter tiefer. Dann war die Freude zu Ende, die Wolke war erreicht.  Man sah keine 50 m weit.
In den Schuhen drückten mir einige hineingefallene Steinchen, ich zog die Schuhe aus und entleerte diese. Plötzlich hörten wir ein Poltern, das rasend schnell zunahmen, ein Krachen, das Aufschlagen nachfolgender Steine. Weil die Geräusche von weiter vorn kamen, gingen wir nicht in Deckung, sondern lauchten diesem Spuck, der nur sekundenlang dauerte. Unter uns hörten wir Kühe muhen, Hunde jaulten, dann war wieder alles still.
Wir gingen im Neben weiter. Etwa 200 m weiter sahen wir, wie nahe wir an einer Katastrophe vorbeigegangen waren. Etwaa ein halber Kubikmeter Erde war durch die Wucht des Aufpralles eines Felsbrockens aus dem Wanderweg gerissen worden.
Wenn nicht in meinem Schuh die kleinen Steinchen gedrückt hätten . . .
Schnell verließen wir diesen ungastlichen Ort, dankten Gott und schauten mißlaunig in Richtung Ffälentürme, von wo die Steine kamen. Unterwegs trafen wir ein älteres Ehepaar, das von der Alp Häderen kam. Sie wollten uns anzeigen, weil wir die Steine lostraten, wie sie meinten. Bei ihnen kamen die Steine in Sichtweite hinunter. Wir erklärten, daß wir selber Glück gehabt hatten, und wenn sie uns nicht glauben wollten, sosllten sie unseren Weg zurück gehen und den Einschlag sehen. Das überzeugte sie. Wir gingen am Nordufer des Fälensees weiter, das gegenüberliegende Ufer des schmalen Sees war nicht zu erkennen, solch eine Suppe herrschte.
Über den Sämtisersee, das Brüeltobel und Brülisau erreichten wir wieder den "Käfer".
Wenn ich jetzt auf der Karte mir die Route anschaue, müssen wir damals schon gut in Form gewesen sein, ohne weiteres Lauftraining. Während der Wochentage war ja auch noch Arbeit angesagt. Wir dachten noch nicht an eine 35-Stunden-Woche, die Regelarbeitszeit war 44 Stunden pro Woche. Oft kamen auch noch Überstunden hinzu.

Tourengänger: FJung


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