Diethelm über Alp Obergross, Abfahrt Wändlispitz über Gartenbeetli


Publiziert von Patricia , 20. Februar 2017 um 11:14.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:15 Februar 2017
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Östliche Sihltaler Alpen 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Start gegenüber des Restaurants des Golfplatzes im Ochsenboden

Seit geraumer Zeit geistern die Nordabfahrten am Fluebrig in meinem Kopf umher, doch wie so oft passen Verhältnisse, Partner, etc. nicht zusammen. Auch am heutigen Tage bin ich mit dem Gedanken, die schönen Südhänge am Fluebrig zu befahren, alleine losgezogen. Und nicht die Nordseite zu besuchen.

Doch es kommt ja meistens anders als man denkt....

Ich starte also um 8:30Uhr beim Golfplatz und bemerke, dass der Schnee auf dem Forstweg unterhalb der Stafelwand bereits knapp ist, einige Male muss ich zwischen Skitragen und Anziehen hin und her wechseln. Mühsam. Nach dem langen Forstweghatscher folgt der steile Anstieg im Bereich des Sommerwegs über Schärm zur Alp Obergross. Doch auch hier, Schnee ist bereits Mangelware. Die Schneeecke ist zwar noch durchgängig für den Aufstieg, lässt aber erahnen, dass für die Abfahrt das Gross der steilen Firnhänge schon nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Schliesslich folge ich recht lange dem Schluchtboden, der mit vielen harten Lawinenresten gefüllt ist, was wiederum recht mühsam, dafür ein Weiterkommen mit Ski an den Füssen ermöglicht, im Gegensatz zu den bereits aperen Südhängen oberhalb. Noch befinde ich mich im Schatten als ich endlich die Schlucht an geeigneter Stelle verlassen kann. Harscheisen sind nötig um die sehr steilen, glatten Hänge hinauf zur Alp Obergross sicher zu begehen. Ich folge einer frischen Spur, ein Einzelgänger muss vor mir unterwegs sein.

Ab der Alp Obergross bin ich endlich in der Sonne, die Harscheisen verschwinden im Rucksack, der Sattel zwischen Diethelm und P2057 ersichtlich, auf leicht aufgefirntem Gelände gewinne ich schnell an Höhe und komme gleichzeitig mit dem Einzelgänger vor mir am Sattel an. Wir tauschen ein paar Sätze aus und merken schnell, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Beim weiteren Anstieg zum Gipfel des Diethelm bemerken wir 3 Abfahrtsspuren Richtung Gross Sienen, das Thema wechselt schnell auf "wenn du dabei bist, dann bin ich auch dabei, eine der Nordabfahrten in Angriff zu nehmen".

Wir können noch einen Tourengänger erspähen, der gerade vom Wändlispitz in Richtung Gross Sienen abfährt, allerdings im flachen Boden wieder anfellt und zu uns hinauf steigt. Markus und ich beschliessen, dem Wändlispitz ebenfalls einen Besuch abzustatten, sind wir beide doch noch nie oben gestanden.

Markus erzählt, dass er sogar schon die Chli Sienen befahren hat und auch den Aufstieg über das Gartenbeetli am Wändlispitz gewagt hat. Liegt zwar schon ein Weilchen zurück, aber irgendwie verlockt der gut gesetzte und noch lockere Pulver am Wändli, auch 2 Schneeschuhgeherspuren sind ersichtlich, wir beschliessen die verwegene Abfahrt ohne genauere Ortskenntnis am Wändlispitz in Angriff zu nehmen. Im Nachhinein betrachtet natürlich ein Schwachsinn, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und bei genauerer Ortskenntnis wäre die Abfahrt auch überhaupt kein Thema gewesen, nur: ich bin den Gartenbeetlianstieg noch nie angegangen und bei Markus lag dieser schon 10 Jahre zurück...

Anfangs cruisen wir durch verspieltes und toll pulvriges Gelände. Die Schneeschuhspuren leiten leider schliesslich in die Wändliflue hinein, wir aber wollen ja weiter nordwärts hinunter. Erste Bäume versperren die Sicht, wir finden aber immer wieder einen guten Durchschlupf und offenere Hänge bis das Gelände schliesslich abschüssig und nach Abbruch aussieht. Wir befinden uns leicht westlich des Kessels, in den wir hinein müssen, aber nicht wissen, wo das schmale Band als Durchschlupf zu finden ist. Mit Intuition und etwas Glück erblicke ich schliesslich an einem einzelnen Baum eine morsche Schlinge mit Normalhaken, müssen wir etwa abseilen?!? Nein, es ist die Passage, wo das Bändchen in den Kessel hineinführt. 

Ich schnalle die Ski ab und stapfe vorsichtig seitwärts hinüber, ein Ausrutscher wäre fatal. Markus schnallt noch seine Steigeisen an und folgt. In dem Kessel wartet dann wieder schöner Pulver auf uns, leider hat dieser keine dicke Unterlage, wir touchieren bereits hier einige Steine. Grüne Farbkleckse an Bäumen, an Felsen markieren ab hier den Weg nach links (im Abstiegssinne), dem wir auch folgen, denn weiter rechts bricht der Kessel abermals etwas steiler ab, der Schnee liegt hier nur dünn auf dem steilen Gras und liegt zum Abrutschen bereit. Keine gute Idee sich in diesem Gelände noch länger aufzuhalten, wir steuern deshalb den grünen Farbpunkten hinterher, auch wenn so langsam ein Durchkommen mit Ski schwierig wird. Zu wenig Schneeauflage, der Belag der Ski rutscht über Felsen und Wurzeln, ratsch...und wieder einen Stein erwischt. Der Wald wird etwas lichter, wir tragen ein Stück die Ski um sie schliesslich weiter unten wieder anzuziehen und die letzten Meter bis zum Chalchboden abzufahren.

Die Loipe bringt uns kraftsparend zum Auto zurück. Es tut gut, der düsteren und abweisenden Schattenseite des Fluebrig heil entkommen zu sein, wir saugen die hellen Sonnenstrahlen auf, sind erleichtert und froh, den richtigen Durchschlupf gefunden zu haben. Denn beim Zurückschauen auf die Nordseite wird einem ganz Angst und Bange und hätte mich am Morgen vor dem Start jemand gefragt, ob wir gemeinsam die Nordseite befahren wollen, ich hätte dankend abgelehnt...


Facts und Info:

Ich habe meine GPS-Aufzeichnung in die Karte übertragen, leider war die Aufzeichnung recht ungenau, da die Felswände wohl das GPS-Signal abgelenkt haben. Fotos von der Abfahrt habe ich leider auch keine gemacht, da ich genau an diesem Tag meine Kamera vergessen habe und die Handykamera wollte ich auch nicht so häufig bedienen, um Akku zu sparen.

Für die Befahrung des Gartenbeetli am Wändlispitz braucht es sehr sichere Verhältnisse (wir hatten Stufe "gering" an diesem Tag laut LLB). Eine gute Schneeunterlage auch noch zwischen 1000 und 1500m sollte gegeben sein. Alte Ski sind von Vorteil, da selbst bei ausreichend Schnee unten im Wald wahrscheinlich immer der Untergrund berührt wird. Du solltest dir bewusst sein, dass an einigen Stellen ein Ausrutscher oder Sturz mit den Ski fatal enden würde, es gibt so viele Felsabbrüche. Die Orientierung von oben ist nicht einfach, ein genaues Studium der Karte und deiner Position ist zu vielen Zeitpunkten angebracht, ausser du kennst die Route vom Sommer in und auswendig.

Die Schlüsselstelle ist das 10m Band zu finden, welches den Weg in den Kessel frei gibt. Als Anhaltspunkt dient ein grösserer Baum mit Schlinge und Normalhaken ziemlich am Abgrund stehend. (Karte)Danach geht es von der Orientierung her im Kessel eher immer links haltend (im Abfahrtssinne), Markierungen an Bäumen und Felsen beachten.




Tourengänger: Patricia


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T6 III
23 Jun 18
Diethelm via Chli Sienen · carpintero
T6 II
T4
25 Mai 14
Diethelm (Fluebrig) · Yak
T4
8 Jun 13
Diethelm (Fluebrig) · Yak
T4
17 Nov 12
Diethelm (Fluebrig) · Yak

Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

tricky hat gesagt: Sehr cool
Gesendet am 20. Februar 2017 um 14:57
Das Gartenbeetli im Winter ist auch schon lange auf meiner Liste. Gratuliere zur Tour.


Kommentar hinzufügen»