Fluebrig-Trilogie (Wändlispitz, Turner, Diethelm)


Publiziert von Bombo , 16. Juni 2015 um 00:14.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 6 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Östliche Sihltaler Alpen 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Pw bis zum kostenlosen Parkplatz beim Golfclub
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1153 "Klöntal"

Fluebrig-Trilogie
 
 
Wer schon einmal auf dem Diethelm 2092m, der höchste Punkt des Fluebrig-Massivs, war, dem ist der Anblick des Wändlispitz 1971m bestimmt nicht entgangen. Und wer auf Hikr die letzten Jahre aktiv die Berichte mitverfolgt hat, dem ging es ähnlich – immer wieder gab es Berichterstattungen von diesem fantastischen Wändlispitz, bekannt vor allem durch seinen wilden und ausgesetzten Südostgrat. Längst schon hatte ich mir diesen Gipfel, zusammen mit einer Fluebrig-Tri- oder Quadrologie auf meine Pendenzenliste gesetzt – heuer war es nun so weit und Schusli und ich durften dieses Projekt bei perfekten Bedingungen in die Realität umsetzen.
 
Der Aufstieg über den alten Schafweg (ab Alp Unterwand Jägerweg genannt) machte uns bereits zu Beginn mit seinem Namen alle Ehre: Kaum passierten wir mit dem Auto das Dorf Studen, standen wir auch schon im Stau – ausgelöst durch den soeben gestarteten Alpaufzug mit – wie wir im Nachhinein erfahren haben – 800 Schafen aus nah und fern. Aus einer geplanten kurzen Anfahrt von zu Hause aus, wurde dann plötzlich ein ausgiebiges Määhh-Watching, sodass wir heute im Stande sind, den Allerwertesten eines Schaf - oder auch mehrere davon - blindlings und im Handstand detailgetreu auf’s Papier zu bringen. Mit fast einer Stunde Verspätung erreichten wir dann doch noch unseren Startort Ochsenboden beim Parkplatz des Golfclub 930m.
 
Auf der Zubringer-Alpstrasse („Stafelwand“) standen dann die Schafe (vermutlich zwecks Zählung) ebenso im Stau wie wir wenige Minuten zuvor, sodass uns der Alphöhi zwecks einer „gescheiten“ Abkürzung quer durch die Büsche hochschickte – mit Büsche sind unzählige Brennnesseln gemeint, welche definitiv keine Rücksicht auf unsere kurzen Treckinghosen bzw. auf die nackigen Beine nahmen. Mir egal, ob man daraus Dünger, Tee, Kuchen oder auch Schnur machen kann – die Dinger sind blöd und brennen – Brennnesseln eben.
 
Beim spärlich markierten Abzweiger zum alten Schafweg auf ca. 1160m steigen wir weiterhin angenehm im Schatten hoch zur Alp Unterwand 1429m. Der Flüssigkeitsverlust ist bei diesen warmen Temperaturen bereits enorm, Zeit also für eine kurze Rast und Stillen des Durstes (jedoch ohne Brunnen bei der Alp).
 
Dank GPS-Track und bald sichtbaren Markierungen finden wir von Beginn weg die Route richtung Leiter, welche über wenige Stufen hoch zu einer mit Fixseil versicherten Felsplatte führt. Diese lässt sich problemlos meistern, auch wenn Grossgewachsene sich doch ziemlich verenken müssen, um nicht da und dort Mensch und Material zu schädigen.
 
Es folgt nun der erste Leckerbissen der Tour – nämlich der steile mit guten Tritten versehene Aufstieg durch die Wändliflue zum effektiven Wändli, welches entgegen der Wortbedeutung sich sehr flach und im einfachsten Wandergelände präsentiert. Beim Ausstieg der Wändliflue geniessen wir ein erstes Mal die fantastische Aussicht – wie schön sich dieser Platz doch auch zum Beispiel für ein Biwak oder ähnliches präsentiert. Man neigt klar dazu zu sagen, dass man hier bestimmt nicht das letzte Mal war.
 
Via P. 1728 erreichen wir bald schon einmal den Gipfel des Wändlispitz 1971m, geniessen hier prächtige Aussicht, lassen die Seele baumeln und schauen so ganz nebenbei auch auf unsere Abstiegsroute und fragen uns zu recht: „hier soll’s runter gehen!?“
 
Aufgrund zahlreicher Hikr-Berichte ist jedoch längst bekannt, dass dieser Südostgrat sehr gut zu begehen ist, wenn auch hin und wieder ein wenig ausgesetzt, jedoch lange nicht derart intensiv, dass man ständig Luft unter dem Füddli hätte. Oft führt der Pfad im Abstieg links des effektiven Grates durch, man neigt sogar dazu, hin und wieder bewusst auf dem Grat zu bleiben, um das Schwierigkeitslevel aufrecht zu erhalten.
 
Fast ein wenig zu schnell – jedoch stolz und mit voller Freude – erreichen wir den Wand- oder besser gesagt den Gratfuss, schauen immer wieder zurück und verewigen diesen wirklich sehr fotogenen Grat auf unseren Kameras.
 
Unser Weiterweg führt über P. 1972 zu P. 1950 (hier werden wir später zum Tal hinunter absteigen), dann zu P. 2038 und hinüber zum Gipfel des Turner 2069m. Die Wärme entzieht uns derart die Flüssigkeit, dass wir hier erneut eine Trink- und Verschnaufpause einlegen.
 
Wir beschliessen das Wyss Rössli 2018m unangetastet zu lassen und führen deshalb unsere Triologie mit dem Gipfelsturm zum Diethelm 2093m zu Ende. Der mit fixen Ketten versicherte Aufstieg ist problemlos und für jeden geübten Alpinwanderer problemlos machbar. Zum 3. Mal am heutigen Tag lassen wir unsere Blicke über das Sihltal schweiffen und geniessen das absolut fantastische Wanderwetter. Den Quellwolken über dem Hochgebirge am Horizont wollen wir Rechnung tragen und beginnen nach einer längeren Rast mit dem Abstieg.
 
Dieser führt uns via P. 1950 zur Alp Obergross 1837m, weiter zur Alp Schärmen 1579m bis hinunter zu P. 1300, wo wir kurz oberhalb davon uns auf einen längeren Schwatz mit dem Schaf-Alphöhi einlassen. Spannend, wie man auch mit einem solchen Urgestein eines Mannes über AC/DC, den Kilopreis für Wolle sowie den prozentualen Verlust von Schafen (rund 2%) pro Alpsaison unterhalten kann – das sind doch einmal wertvolle Gespräche!
 
Auf der Alpstrasse entlang der Stafelwand steigen wir noch die letzten Höhenmeter hinunter nach Ochsenboden beim Parkplatz beim Golfclub 930m und beschliessen da unsere Tour, wo heute Vormittag alles begonnen hat.
 
 
Fazit:
 
Eine Trilogie bzw. Quadrologie (mit Wyss Rössli), welche in jedes Voralpen-Palmarès gehört. Fantastisch schön die Aussichten, spannend und wild die Varianten am Wändlispitz, genussvoll und erhaben die Gipfel von Diethelm und Turner. Ganz klar eine Tour mit Wiederholungs-Charakter – in unserem Fall dann auf jeden Fall noch mit einem Abstecher auf’s Wyss Rössli.
 
Betreffend Marschrichtung: wir würden die Tour wieder in diese Richtung unternehmen, wobei auch in umgekehrter Reihenfolge aufgestiegen bzw. abgestiegen werden kann. Von der Wegfindung her dürfte es mit unserer Variante einfacher sein als umgekehrt (für Ortsunkundige).

Tourengänger: Bombo, Schusli


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