Gabler (3263m) -5 Meter


Publiziert von Sebi4190 , 3. September 2016 um 01:05.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:26 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:21 km

Nachdem ich vor 2 Jahren schon mal auf der Zittauer Hütte gewesen bin, der Gabler generell ein schöner Berg ist und wir eigentlich auch noch nie auf einem hohen Berg im Zillertal waren, fiel unsere Wahl recht schnell auf besagten Gipfel als wir nachmittags zuvor an der Isar diskutierten wo wir das schöne Wetter ausnutzen wollen. Nach anfänglichen Überlegungen den Berg vom Krimmler Tauernhaus mit Übernachtung auf der Richterhütte über den Südwestgrat nach Norden zu überschreiten, entschieden wir uns schließlich für den Normalweg über die Zittauer Hütte. Bei einer Überschreitung bräuchte man eine Möglichkeit um vom Endpunkt Finkau wieder zum Krimmler Tauernhaus zu kommen, einen Bus gibt es nicht. Außerdem sind die Wege von Süden sehr steinschlaggefährdet. 
So machen wir uns also gegen Mittag von München aus auf den Weg richtung Zillertal. Das Schöne an dieser Tour ist, dass man den gesamten Wegverlauf schon von der Straße aus begutachten kann. Zunächst ärgern wir uns aber noch über die unverschämten Parkgebühren von der Finkau. 4€ pro Tag, okay zahlt man wo anders auch. Wir müssen aber 7€ zahlen weil wir ja insgesamt 2 Tage anfangen, jeder extra Tag kostet 3€. Als wir fragen ob 4€ nicht reichen da wir ja nicht mal 24 Stunden da wären, wurde das ohne Diskussion verneint. Da ich den Weg zur Hütte vom letzten Besuch her kannte und die ersten km nur auf einem breiten Schotterweg ins Tal hineinführen und uns außerdem ein großes Auto zur Verfügung steht, haben wir Fahrräder dabei. Im Nachhinein hätten wir einfach wo anders parken sollen.
Nach der Aufregung packen wir unser Zeug zusammen und fahren los. Direkt zu Beginn geht es steil los und in mehreren großen Kehren geweinnt man schnell an Höhe. Es ist sehr warm und der Schweiß läuft dementsprechend. Noch nie sind wir mit Fahrrädern zu so einer Tour unterwegs gewesen und so nimmt die Flucherei natürlich ihren Lauf (im Nachhinein sagten wir uns allerdings: Nie wieder ohne Fahrrad). Sobald man die Baumgrenze erreicht, hat man das schlimmste Stück auch hinter sich gebracht und es geht schnell vorwärts. Das Fahrrad spart hier sicher allein im Aufstieg mindestens eine halbe Stunde da es doch ein paar km sind die man bis zum finalen Hüttenanstieg zurücklegen muss. An der Talstation der Materialseilbahn endet die Straße und wir sperren die Räder ab. Anschließend steigen wir gemütlich die letzten 450m zu Fuß auf. Währenddessen bekommt man wieder wunderschöne Blicke auf das morgige Tourenziel. Auch die anderen Gipfel präsentieren sich von ihrer schönsten Seite. An der Hütte angekommen setzen wir uns noch eine Weile an den nahezu spiegelglatten See, bevor wir zum Essen einkehren. Da wir nur zu zweit in einem Lager sind ist die Nacht sehr ruhig und ohne Schnarcher.
Am nächsten Morgen stehen wir um Punkt halb 7 vor der Hütte. Die Spitzen der Reichenspitzgruppe erreichen gerade die ersten Sonnenstrahlen. Man überquert den Bach welcher aus dem unteren Gerlossee fließt und gelangt so zu einem breiten Bergrücken. Anfangs finden sich noch zahlreiche Steinmänner und auch immer wieder Wegspuren. Später auf den vom Gletscher glattgeschliffenen Blöcken gibt es weder das Eine noch das Andere. Allerdings ist das Ziel stets ganz klar und vor Augen, man geht einfach bis zum höchsten Punkt der Felsen. Nach etwa einer Stunde steht man so am Beginn des Gletschers und wir seilen an.
Zunächst steigen wir steil direkt über den ausgeaperten unteren Teil auf. Dann folgen wir einer alten Spur, welche unterhalb der Felsen des Ostgrats nach rechts queren. An der Kante eines Windkelches geht es weiter aufwärts, dann geht es nach rechts in die Spaltenzone. Wenn man von unten richtung Gipfel schaut erkennt man insgesamt 3 große Spalten welche alle quer über den oberen Gletscher verlaufen. Am linken Rand der zweiten Spalte gibt es eine kleine Brücke welche man überquert, sodass man von unten gesehen links nach rechts quert, um die Oberste der drei großen Querspalten rechts zu umgehen. Das Letzte Stück richtung Skidepot steilt dann nochmal ordentlich auf, schlussendlich steht man vor den Gipfelfelsen. Jetzt begehen wir leider einen entscheidenden Fehler, welcher uns das Gipfelkreuz kostet, wir lassen das Seil hier liegen... Vom Sattel aus gesehen scheinen die letzten felsigen Meter doch eher einfach zu sein und auch sonst haben wir nirgends etwas von irgendwelchen besonderen Schwierigkeiten gelesen bzw. gehört. Anfangs ist das auch so und wir klettern problemlos über Blöcke aufwärts, es ist nirgends schwieriger als II. Ausgerechnet ganz zum Schluss kommt dann aber leider eine etwa 5m hohe steile Platte, welche zwar einige Risse bzw. Griffe hat, aber zwischendrin gibt es doch 2m die eben doch sehr glatt aussehen. Von den Schwierigkeiten sieht es trotzdem machbar aus, das Problem ist nur die brutale Ausgesetztheit. Sollte man beim Abstieg an der griffarmen Stelle eventuell ins Rutschen kommen fliegt man direkt ein paar hundert Meter senkrecht die Nordwand runter. Auf der anderen Seite geht es ebenfalls mehrere hundert Meter nahezu senkrecht abwärts. Unter der Platte ließe sich wunderbar ein Stand bauen und mitten in der Platte steckt sogar ein Haken. Da wir Schlaumeier aber das Seil unten gelassen haben ist es uns einfach zu gefährlich, die 5m sind es dann doch nicht wert. Wir versuchen die Stelle noch in der steilen Südflanke zu umgehen, anfangs sieht es noch machbar aus doch dann steht man vor einer meterhohen senkrechten Wand. Immerhin bekommen wir hier noch das kleine Gipfelkreuz zu sehen. Tatsächlich sind es nur ein paar Meter die fehlen.
Wir steigen also alles wieder ab und rasten am Sattel bei unserem Seil. Wir überlegen kurz ob wir nochmal mit Seil aufsteigen sollen, sind dann aber doch zu faul. Die Aussicht ist auch von hier schön genug. Besonders schön zeigt sich der nahegelegene Großvenediger, aber auch der Wilde Kaiser oder die hohen Gipfel im Süden sind wunderbar zu sehen.
Nachdem wir die Steigeisen wieder angezogen haben und das Seil auch wieder im Einsatz ist steigen wir über den Gletscher wieder ab. Unter der dünnen Schneeschicht zeigt sich öfters Blankeis und generell sollte man diese Tour eher im Frühsommer machen als jetzt. In diesem Sommer muss man aber dann unterwegs sein wenn es das Wetter eben zulässt. Der Rückweg über die glatten Felsen und den restlichen Rücken zur Hütte dauert dann sogar länger als der Gletscherteil. Da es mittlerweile auch sehr warm ist schlaucht das Stück doch ziemlich. Zum Glück warten ja weiter unten noch zwei Fahrräder auf uns.
Bei einem Bier sitzen wir noch etwas am See unten kühlen die Füße. Tatsächlich versucht auch jemand im See zu schwimmen, überlegt es sich nach drei Zügen aber doch anders und dreht wieder um. Dann steigen wir schnell ab zu den Rädern und ab geht die Fahrt. Nach 15 Minuten stehen wir wieder am Auto, der Fahrtwind sorgt dabei für angenehme Abkühlung. Wie furchtbar es doch wäre jetzt durch die Mittagshitze zu latschen. Die Flucherei vom Vortag ist natürlich vergessen und von nun an fahren wir wenn möglich überall mit dem Rad rauf. Im Gegensatz zum Unteren Gerlossee ist die Wassertemperatur im Speichersee etwa 1000m tiefer sehr angenehm und wir erfrischen uns bevor wir schließlich die Heimfahrt antreten.
Abschließend kann man zu dieser Hochtour sagen, dass sie sich wunderbar eignet als Eingeh- bzw. Trainingstour für den *Großglockner. Der Gletscherteil ist zu vergleichen mit dem Ködnitzkees und die Felsen oben sind ähnlich denen im Gipfelbereich des Großglockners. Die Strecke ist ebenfalls ähnlich, einziger Unterschied am Glockner ist halt , dass er eben 500m höher und somit Österreichs höchster ist und alle rauf wollen. Hier hingegen ist man komplett alleine unterwegs und hat seine Ruhe, außer uns war kein Mensch am Berg unterwegs. 

Tourengänger: Sebi4190, Benedikt


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Kommentare (3)


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Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2016 um 21:28
In den Gipfelbuch der Reichenspitze liest man einige Solobegehungen im Sommer über Gabler (bzw. Schulter und Flanke). Ist Gletscher trotz der drei Spalten solo vertretbar oder doch eher "mutig"?
Gruß
Hans

Sebi4190 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2016 um 11:15
Hängt von den Verhältnissen ab, die drei Spalten sind eigentlich nicht das Problem da man sie denke ich sowieso fast immer sieht. Allerdings gibt es auch Längsspalten die man bei uns jetzt erahnen konnte, aber schwer zu sehen sind.

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2016 um 20:31
Danke für deine Einschätzung!


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