Gantkofel (1866 m) und Bergner Kreuz (1779 m) über Kematscharte und Große Scharte


Publiziert von DiAmanditi , 5. November 2016 um 19:04.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1271 m
Abstieg: 1271 m

Der Gantkofel – nur 1866 Meter hoch und trotzdem ein ziemlich interessanter Gipfel: Im Osten bricht er mit einer gewaltigen, von mehreren tief eingeschnittenen Rinnen durchzogenen Felswand zu den Hängen des Überetsch ab. Und gerade durch diese Klüfte führen einige leicht abenteuerliche Steige, die man mit entsprechender Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gut meistern kann. Vor einem Jahr waren wir schon einmal auf dem Gantkofel (Hier der Link zum Bericht). Damals stiegen wir über den sogenannten "Neuen Weg" auf und durch die Große Scharte ab. Da es uns damals so gut gefallen hat und wir auch noch alternative Routen kennenlernen wollten, wählten wir in diesem Jahr den Aufstieg über die Kematscharte. Diese Variante ist etwas schwieriger als die beiden erstgenannten Wege, dazu jedoch später mehr.

Unser Ausgangspunkt war der Weiler Berg oberhalb von St. Michael (Eppan), wo wir direkt von unserer Ferienwohnung starteten. Hier stiegen wir zuerst auf den kleinen Kreuzstein, von dem aus erst der eigentliche Aufstieg beginnt. Zunächst geht es über einen kleinen Pfad hinauf zur Straße nach Perdonig, die nun überquert wird. Jetzt muss man nur noch der Beschilderung „Buchwald-Kematscharte“ einem schattigem Pfad den Berg hinauf folgen. Zum Glück war heute die Luft nicht so schwül wie bei unserer ersten Tour und deshalb strengte uns der Auftakt zum Gasthaus Buchwald kaum an. Jenes Gasthaus erreichten wir somit bald und rasteten hier kurz, nur leider hatte der Buchwald heute geschlossen.

Nach der kurzen Pause betraten wir nun Neuland für uns: Wir folgten dem Weg 546 steil eine Wiese hinauf und dann genauso steil durch den Wald zunächst zum Eppaner Höhenweg, dem wir jedoch nicht folgten und am Warnschild „Steinschlaggefahr!“ vorbei weiter Richtung Kematscharte wanderten. Nach einiger Zeit Hochsteigen durch den steilen Wald erreichten wir das am malerischen Löschweiher gelegene Forsthaus Pfraunboden, das sich schon ziemlich in der Nähe der Felswände befindet. Das ist übrigens ein schöner Pausenplatz, zumal es auch eine Quelle mit frischem Wasser gibt. Danach wird der Laubwald zu Fichtenwald, der nun aber etwas weniger steil ist und der Weg bald die Schlucht der Kematscharte erreicht. Zunächst führt er kurz durch die schuttige Rinne, dann steigt man mithilfe einer kleinen Holztreppe wieder aus dieser hinaus und danach noch etwas höher, bevor wir den richtigen Einstieg in die Kematscharte erreichten.

Hinter diesem führt der Weg im Zickzack, durch Baumstämme vor Erosion geschützt und drahtseilgesichert ziemlich steil die schuttig-erdige Rinne hinauf. Nach wenigen Metern stößt man auf einen Klemmblock in der schattigen Klamm, in der oft ein kühler Wind weht. Dieser Klemmblock bildet zugleich die Schlüsselstelle, denn um an ihm vorbeizukommen, muss man entweder eine etwa sieben Meter hohe, beinahe senkrechte Metallleiter hinaufklettern oder unter dem Klemmblock mit Drahtseilen, Metallkrampen und einer 2-Meter-Leiter gesichert hindurchkriechen. Wir entschieden uns für die Leiter, für die Schwindelfreiheit von Vorteil ist und stiegen danach weiter den immer noch mit Baumstämmen befestigten Pfad hinauf, der bald in ein Kräutermeer eintaucht. Jetzt geht es nur noch über eine kleine Holzleiter (gut 3 Meter) und weiter die Schlucht hinauf, dann erreicht man die Kematscharte und somit den Nonsbergrücken. Von hier aus sind es nur wenige Schritte durch Wald und Wiesen zum 1779 Meter hohen Bergner Kreuz.

Die Aussicht von hier ist großartig: Die Bergketten von Texelgruppe, Stubaier Alpen, Sarntaler Alpen, Dolomiten, Fleimstaler Alpen und die der Brentagruppe sind nebeneinander aufgereiht. Nachdem wir die wunderschöne Aussicht eine Zeit lang genossen hatten, wanderten wir am Kamm entlang auf einem kleinen, schönen, aber nicht markierten Pfad zunächst zur kleinen Herrenscharte. Durch die unterhalb dieser liegende Schlucht führt kein markierter Weg, aber sie scheint nicht allzu schwer zu sein; das wäre mal eine Erkundung wert. Nun geht es weiter auf dem Pfad durch Lärchen-Arven-Fichtenwald, Latschen und Wiesen leicht und aussichtsreich über den Nonsberg. Plötzlich wird jedoch das Gelände kurz steiler und rutschiger und nach ein paar Metern erreicht man die Große Scharte, von der es nur noch ein kurzes Stück zum Gipfel des Gantkofels ist.

Während wir vorher auf gar keine Wanderer getroffen waren, sahen wir auf einmal eine Menge Ausflügler auf dem Gipfel die Aussicht genießen. Der Gantkofel ist eben aus dem Nonstal leicht zu besteigen und somit ein beliebter Gipfel, während den schwierigeren und anstrengenderen Weg von Eppan aus kaum jemand nimmt. Die Aussicht am Gipfel ist beeindruckend, jedoch der am Bergner Kreuz ähnlich. Einziger Unterschied ist der, dass man die Brentagruppe von hier nicht sehen kann. Am Gipfel legten wir erst einmal eine längere Rast ein, dann stiegen wir wieder ab. Dazu galt es zunächst, den Abstiegsweg auszuwählen, denn wir überlegten zwischen Großer Scharte und Furglauer Scharte, entschieden uns dann aber für die Große Scharte, durch die wir schon im letzten Jahr gegangen waren und begannen nach einer kurzen Trinkpause an der dortigen Quelle den Abstieg.

Dieser beginnt in einem recht steilen Fichtenwaldstück, bevor der Pfad in eine steile Geröllrinne leitet. Jene wird steil und in kleinen Kehren mit einigen Stellen, an denen man die Hände einsetzen sollte, abgestiegen. Nach ein paar Minuten quert der Weg eigentlich links aus der Rinne hinaus, wir stiegen jedoch diese weiter hinab. Das ist etwas anspruchsvoller, da es keinen Weg, nur noch ein paar Steigspuren gibt und man leicht einen Steinschlag auslösen oder im rutschigen Gelände ausgleiten kann. Immerhin konnten wir teilweise (aber nur teilweise) problemlos im Geröll abfahren. Kurz vor Ende der Rinne kommt die eigentliche Schlüsselstelle: Eine mit kleinsplittrigem Geröll bedeckte Stufe muss überwunden werden (I), dann erreicht man nach wenigen Metern wieder den markierten Weg. Natürlich kann man auch diesen nehmen, wie in meinem ersten Tourenbericht beschrieben. Nun wandert man auf leichtem Weg hinunter durch den Wald zurück zum Buchwald und weiter zum Kreuzstein, also zum Anfang der Tour.

Schwierigkeiten:
Von Berg zum Buchwald:T2
Vom Buchwald zum Forsthaus Pfraunboden:T2+
Durch die Kematscharte auf das Bergner Kreuz:T3
Übergang vom Bergner Kreuz zum Gantkofel:T1, Steilstelle T2
Durch die Große Scharte zum Buchwald:T3, Rinnen-Variante T3+, I

Fazit:
Wunderschöne, abwechslungsreiche Tour bei tollem Wetter, für die etwas Schwindelfreiheit und Trittsicherheit vorausgesetzt ist und so aber vom versierten Bergwanderer mit Spaß begangen werden kann. Und meine Vermutung aus dem Fazit der letztjährigen Tour hat sich bestätigt: Von Eppan aus ist der Gantkofel wirklich ein nicht besonders häufig bestiegener Berg.

Tourengänger: DiAmanditi


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