Damülser-, Glatt- und Türtschhorn - 3 Hörner über Faschina


Publiziert von boerscht , 13. Juli 2016 um 11:08.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 9 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1155 m
Abstieg: 1475 m
Strecke:12,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Au, Damüls via L193 aufs Faschinajoch. Kostenlose PP direkt am Pass.
Kartennummer:Kompass-Karte 2 - Bregenzerwald/Westallgäu

4 Hörner über Faschina waren geplant, aufgrund abendlichen Grillens wurdens dann jedoch nur 3. Das Glatthorn, im AV-Führer dem Lechquellengebirge zugeordnet, wird jedoch als der höchste Gipfel des Bregenzerwaldes genannt, ist dank Seilbahnunterstützung und des relativ einfachen Anstiegs oft besucht. Anders jedoch die Trabanten Damülser Horn und Türtschhorn, deren Anstiege um einiges anspruchsvoller sind.

Faschina - Schluchtensattel (T3):

Los geht es bei leichtem Nieselregen und Nebel in Faschina. Zunächst geht es hinauf zum Hahnenköpfle, unter dem sich die Mittelstation des Sesselliftes befindet. Der Weg führt auf der Nordseite des Hahnenköfles recht breit hinauf, schwenkt dann nach links ab, wird schmaler und etwas steiler. Zwei Mal quert man den Sessellifts und steht dann auf dem mit Funkmast verbauten Hahnenköpfle.

Von hier aus gehe ich weiter über den schön angelegten Blumenweg bis zum Schluchtensattel.
Der Blumenweg ist an abschüssigen Stellen teilweise mit Seilen versichert und es gibt die ein oder andere mini Kraxelstelle. Den Namen hat der Weg auf jeden Fall verdient es blüht in allen Farben und die Hinweistafeln erläutern jeweils was man denn da genau sieht. Mittlerweile hats aufgehört zu regnen, neblig ist es jedoch immer noch ziemlich und das Glatthorn zeigt sich bis dato leider nicht.
Aufpassen muss man, dass man die zahlreichen Alpensalamander, welche sich auf dem Weg tummeln und das feuchte Wetter genießen, nicht übersieht. Auch Birkhühner bekam ich hier zu Gesicht, diese waren jedoch lieder zu schnell für den Auslöser der Kamera - oder eher für den Benutzer.
Über die Graterhöhung des Zwölferköpfles erreicht man schließlich den Schluchtensattel, welcher leider noch völlig im Nebel liegt.

Damülser Horn (T3/T4):

Hier zweige ich ab um zum ersten Horn des Tages zu gehen, dem Damülser Horn. Wie ich feststelle eine HIKR Premiere, daher etwas ausführlicher beschrieben.
Dem gut erkennbaren Weg folgend steigt man zuerst über Wiesen, dann über eine kurze Steilstufe und schließlich wieder über Wiesen bis fast nach ganz unten ins Kar vor dem Damülser Horn ab. Hier befindet sich ein Wegweiser, der das Damülser Horn wbw markiert und mit 1 h angibt. Seltsam am Schluchtensattel war es mit 50 min angegeben was wohl eher der Richtigkeit entspricht.
Das Kar hätte man auch auf halber Höhe schon zum Damülser Horn queren können, so hab ich es dann auf dem Rückweg gemacht, spart kaum Zeit und auch nicht wirklich viele Höhenmeter - lohnt sich also nicht wirklich den Weg zu verlassen.
Durch das üppig bewachsene Kar leiten kleine wbw markierte Pflöcke auf den Südgrat des Damülser Horns. Eine eindeutige Wegspur sucht man hier jedoch vergebens. Über ein kurzes, leicht ausgesetztes Gratstück geht es zur etwas felsigeren Schlüsselstelle kurz vor dem Gipfel. Sicherungen gibt es keine, braucht man aber auch nicht. Die ca. 5 Meter im Fels führen unter einem Sporn entlang und man ist wieder auf dem Grat, dem man die letzten meter zum Gipfel folgt.
Hier ist nun bestes Wetter und der Blick über die Damülser Berge wird frei. Das Gras ist mittlerweile schon so gut wie trocken, was mir im Abstieg und Ausblick auf die weitere Tour doch ganz recht ist.
Im Gipfelbuch sind hier dieses Jahr erst 3 weitere Einträge, 2 davon im Winter. Die Einträge des letzten Jahres fallen ebenfalls sehr spärlich aus. Es gibt also auch einsame Gipfel rund um Damüls.

Der Grat der direkt vom Damülser Horn zum Glatthorn führt sieht ebenfalls sehr interessant aus, es ist jedoch kurz nach dem Damülser Horn eine ca. 30-40 m hohe Steilstufe im fast senkrechten Gras-Fels mix zu überwinden - sieht stark nach T6 aus. Danach geht es aber wieder moderat weiter. Nix für mich alleine.
Also wie gesagt im Kar wieder zum Aufstiegsweg auf den Schluchtensattel gequert und zu diesem aufgestiegen.

Schluchtensattel - Glatthorn (T3):

Auf dem Weg zum Glatthorn ist nun einiges los. Hier gibts nur eine felsige, versicherte, kurze Stelle die jedoch keinerlei Probleme darstellt und schnell ist man am Gipfel der schönen Pyramide des Glatthorns.
Hier reist der Himmel nun auch endgültig etwas auf und man hat eine super Aussicht auf den folgenden scharfen Grat zum gegenüberliegenden etwas niedrigeren Türtschhorn.

Glatthorn - Türtschhorn (T4+;II):

Nun folgt der spannendste Teil der Tour, der Gratübergang vom Glatt-, zum Türtschhorn.
Schwachen Wegspuren folgend verlässt man den Gipfel des Glatthorns nach Süden entlang des Grates und steig über die gleichmäßig steilen Wiesen gemütlich zum Grat hin ab. Der Grat schnürt sich langsam zusammen und man bleibt immer genau auf der ausreichend breiten Schneide, die zunächst nur aus Gras besteht und eine Wegspur klar zu erkennen ist. In teilweise leichter Kraxelei steigt man bis zum tiefsten Punkt des Grates ab.
Nun wird's ausgesetzt. In auf und ab gilt es einige Gratabschnitte zu erklettern und wider abzuklettern, der Grat ist hier nun sehr ausgesetzt. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sowie möglichst trockene Verhältnisse sind hier Voraussetzung. Zum Glück war das Gras vom morgendlichen Regen schon trocken, sonst wäre ich hier nicht mehr weiter gegangen. Bald steht man vor dem steilsten Aufschwung des Grates und der Schlüsselstelle. Fast senkrecht gehts ca. 10 m in Fels-Steilgras mix an der Gratkante nach oben. Man sollte jeden Griff im Fels vorher prüfen, einige Steine sitzen hier sehr locker und ein Ausrutscher darf man sich hier nicht erlauben.
Hat man die Stelle geschafft geht es noch einige Zeit weiter über dann Grat. Man erreicht noch einmal eine senkrechte Stelle, die sich jedoch westlich (rechts in Gras und Geröll auch umgehen lässt). Will man direkt darüber befindet man sich hier im II. Grad
Der Grat ist geschafft und es geht wieder einfacher im doch noch recht steilen Gras entlang der Abbruchkante hinauf zum Gipfel des Türtschhorns.
Hier erwartet einem ein futuristisches Gipfelkreuz und eine umfassende Aussicht. Auch hier halten sich die Gipfelbucheinträge von diesem und letzen Jahr, wie auch auf dem Damülser Horn, stark in Grenzen. Dieses Jahr waren 3 Leute vorher oben, die Einträge des letzten Jahres gehen auch nicht über ein paar Seiten hinaus. Vom Grat des Glatthorns kommend, gibt es kaum Einträge. Ein weiterer einsamer Gipfel mit interessantem Zustieg im Bregenzerwald.

Abstieg Türtschhorn Fatnellakar (T4):

Der Normale Auf- und Abstieg zum Türtschhorn erfolgt über den Südgrat ab der Türtschalpe (T4;I).

Ich wähle den direkten Abstieg durchs Fatnellakar zur Alpe Fatnella. Achtung: Sind Gämsen oder gar Kühe in der Flanke oder in der Nähe sollte man diesen Abstieg auf keinen Fall nehmen, da einiges an losem Geröll in der Flanke liegt.
Ich folge einem Kuhpfad der durch die steile Gras/Geröllflanke führt. Auf diesem lässt es sich einigermaßen gut absteigen, das Gelände ist jedoch schon ordentlich steil. Nochmal würde ich den Abstieg hier nicht machen und lieber den etwas längeren Weg über die Türtschalpe nach Fontanella gehen.
Unten im Kar trifft man auf den Weg der von der Fontanelle Alpe zum Glatthorn führt und mit Stangen markiert ist. 
An der Fontanella Alpe vorbei geht es für mich zur Bushaltestelle Säge an der Passstraße zum Faschinajoch. Hier nehme ich den Bus, der alle Stunde fährt zurück nach Faschina.
Das 4. Horn muss leider warten, da zu Hause der Grill angeheizt wird.


Eine schöne Rundtour mit spannenden, nicht ganz umanspruchsvollen Graten und einsamen Gipfeln in einem sonst nicht so einsamen Gebiet. Das Türtschhorn hat mir richtig gut gefallen, nächstes mal dann jedoch mit Südgrat im Abstieg.



Tourengänger: boerscht


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