Kafellkamm - ein toller Laufsteg im Vorkarwendel


Publiziert von maxl , 11. November 2015 um 00:24. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 1 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Achenkirch der Beschilderung zum Christlum-Skigebiet folgen. Dort riesengroßer Parkplatz (5€/Tag, danke...), etwas nördlich davon parken allerdings viele Autos (billiger? kostenlos??)
Unterkunftmöglichkeiten:Seewaldhütte

Lange lange schon hatte ich diese Tour im Visier, der Sven schließlich schafft es durch seinen klugen Vorschlag, dass wir sie an diesem traumhaften Herbstsonntag endlich mal gehen können. Eine Tour wie gemacht für den Herbst, sollte man meinen, die Ausblicke sind für die geringe Höhe nicht von schlechten Eltern, und die Farben rundherum einfach nur traumhaft. Der Preis dafür ist ein ziemlicher Hatsch vom Achensee an sowie wieder dorthin zurück - die Gratüberschreitung macht diesen aber mehr als wett, keine Frage!

Um zehn Uhr stapfen wir am völlig leeren Parplatz des Skigebiets Christlum los - 5€ darf man dafür berappen, Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben.... evtl. kann man etwas nördlich daneben billiger parken, das haben wir nicht herausfinden können. Der Sven trägt noch einen kurzen Kampf mit seiner neuen Hose aus, den er knapp verliert, aber macht nix, eine Notkonstruktion hält das untere linke Bein so grade so eben. Frohen Mutes geht's also los, unter der Talstation durch und zum Eingang in's Unterautal. Hier werden wir später des Nächtens wieder zurückkommen, hinauf steigen wir allerdings über einen recht steilen Pfad in Wald hinein, der auf eine Forstraße nördlich überhalb des Tals führt (T2). Diese geht's nun eine Weile entlang, an der netten Bründlalm vorbei, über eine der beiden Varianten (gibt sich nix) zur Jochalm und schließlich über die schmale Straße zur Seewaldhütte, die einigen letzten sonnenhungrigen Ausflüglern der Saison noch Erfrischungsgetränke feilbietet. Anderthalb Stunden bis hier, ein netter Spaziergang. Von der Hütte geht's auf dem Wanderweg ein Stück den Rücken gen Hochplatte weiter. Ich beschließe, diese auch noch eben mitzunehmen, wenn man schon mal da ist, Sven steigt auf halber Strecke in richtung Hochzemmalm ab. Zur Hochplatte braucht man ab der Hütte keine halbe Stunde, T2. Oben ist einiges los, ich knipse nur ein bisschen, nehme den gleich zu überschreitenden Kamm in's Visier und mache mich dann gleich wieder an den Abstieg, der über den NO-Grat (oberes T2) bald auf Sven's Abstiegsweg trifft. Auf dem Rücken zweigt nach links ein Steig in die recht steile Nordflanke der Hochplatte ab, dieser führt dann in konstantem leichten Gefälle zur Großzemmalm. Von dort geht's wieder über eine Fahrstraße hinauf zur Lämpereralm, an der schon der Aufschwung zur Marbichler Spitze zu bewundern ist (dreiviertel Stunde ab Hochplatte). Steil, uff......

Jetzt wird's also interessant. Forstwege und markierte Wege sind nun erst mal Vergangenheit, es wird etwas rustikaler! Nach einigem Rumprobieren am steilen Aufschwung der Marbichler Spitze haben wir den wohl günstigsten Durchstieg entdeckt, der immer noch brutal steil und teils etwas ausgesetzt ist (T4,I). Am einfachsten steigt man direkt von der Lämpereralm am Zaun entlang den schwach ausgeprägten Rücken hinauf, bis die Latschen aufhören und das Gras unangenehm steil wird (direkt weiter wohl T5, heikel). Hier quere man auf gut gangbaren Schrofen hinüber zum Nordwestgrat (T4-), der nun das letzte Stück über zwei kleine Aufschwünge (T4, gerade I) verfolgt wird. Dann ist's geschafft, der schwierigste Teil der Tour liegt hinter uns, und die gemütliche Kammüberschreitung vor uns, das fühlt sich gut an! Der Kafellkamm bewegt sich überwiegend im T3-Gelände, größtenteils ist's auch leichter. Der schwierigste Teil kommt gleich hinter der Marbichler Spitze, an dem's etwas eng und abschüssig zugeht (T3+), um den Kafell herum stören eher die Latschen. Es empfiehlt sich fast immer, direkt an der Gratkante zu bleiben, auch wenn es nicht so aussieht. Die Umgehungen sind meist anstrengender oder heikel, oben kommt man eigentlich immer ganz passabel durch, nur zweimal muss man etwas wühlen. Vom Kafell zum Rether Kopf hat man es überwiegend mit genussvollem milden Grasgelände zu tun (T2), lediglich der letzte Aufschwung zum höchsten Punkt der Tour ist etwas steiler (T3). Am Rether Kopf selbst geht es steil, aber gutmütig hinab in's Rether Joch und von dort zum gleichnamigen Gipfel weiter. Letzte Station ist der Marlkopf, den man sogar auf einer Pfadspur, die sich kurz hinter dem Rether Joch ausprägt, erreicht. Dieser bietet nicht nur ein Gipfelkreuz, sondern auch einen chicen Tiefblick auf die Lochalm, wo sie weiland Steinöl produziert zu haben scheinen, und zudem einen tollen Blick auf das Gipfelmeer des urweltlichen Gebirgs, hinter dem gerade die Sonne verschwindet. Das müssen wir natürlich verfolgen, was für ein Moment! Für die Kammüberschreitung von der Marbichler Spitze bis zum Marlkopf brauchen wir 2 1/2h, freilich mit reichlichen Pausen.

In der Dämmerung nehmen wir schließlich vom Marlkopf Abschied, was uns gar nicht mal so schwer fällt, denn die Sonne ist weg und es wird frisch. Eine meist recht deutliche Pfadspur führt unterhalb des Rether Jochs in die Flanke, an einer Alm vorbei hinab und schließlich mit nur leichtem Gegenanstieg in den Gröbner Hals (T2). Hier packen wir uns warm ein, zücken die Stirnlampen und stiefeln hinab zunächst zur Gröbenalm, danach auf die ewig lange Forststraße in's Unterautal. Diese führt recht steil hinab (was täten wir jetzt für ein Radl.....) und am Ende noch eben eine zeitlang zurück richtung Achenkirch. Nach doch recht zachen eindreiviertel Stunden Abstiegszeit sind wir wieder an der furchtbaren Talstation Christlum, an der der Skicircus sicher bald starten wird, toll. Aber was soll's - nach so einem Tag kann man sich nun wirklich nicht mehr aufregen, schon gar nicht über so was....!

Tourengänger: sven86, maxl


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5-
21 Aug 15
Auf langem Weg zur Hochplatte · Tobiwan
T5
22 Okt 18
Wunderschöne Gratwanderung im Goldenen Oktober über Achenkirch · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
T2
18 Apr 14
Noch ne Hochplatte · ZvB
T6 II
18 Okt 18
Überschreitung Hochplatte von Ost nach West, im Anschluss... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
9 Sep 18
Hochplatte · Mo6451

Kommentar hinzufügen»