Von der Marbichler Spitze über den Kafellkamm zum Marlkopf


Publiziert von scan , 11. Juli 2016 um 21:10.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:10 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Achental, auf der Höhe des Abzweigs nach Steinberg

Manchmal unterschätzt man die Touren, die man machen will. So sollte meine Tour auf die Marbichler Spitze und die Überschreitung des Kafellkamm eigentlich als kleine Aufbautour im Vorkarwendel herhalten, herausgekommen ist aber eine 8,5 Stunden-Tour, die sowohl jede Menge physische als auch psychische Kraft erforderte.

Dabei beginnt die Tour recht harmlos mit einer langen Forststraßeneinlage hin zur Lämpereralm. Danach kommt das Herzstück der Tour, die Begehung des Kafellkamm, welcher sich von der Marbichler Spitze bis hin zum Marlkopf erstreckt und meist auf undeutlichen Pfadspuren oder komplett weglos erfolgt. Dabei wartet auch gleich die Schlüsselstelle der Tour, die extrem steile Besteigung der Marbichlerspitze kurz vor dem Marbichler Joch.

Die Besteigung ist wirklich nicht ohne. Von besagtem Joch aus ist in meinen Augen die beste Aufstiegsmöglichkeit auf der linken Gratseite, wobei man sich das dann so vorstellen darf, dass man sich krampfhaft an Grasbüschel klammert und versucht, nach oben zu kommen. Absteigen geht fast nicht mehr und man bewegt sich im absoluten Absturzgelände. Glücklicherweise ist die steile Stelle nicht so lang und danach hat man den schlimmsten Teil hinter sich und befindet sich am Anfang einer der schönsten und wildromantischsten Gratwanderungen im ganzen Karwendel. Auf der ersten Hälfte kämpft man noch mit der Wegführung, die allerdings mehr oder weniger immer direkt am Kamm verläuft. In der Scharte zum Kafell sind dann plötzlich alle Wegspuren zuende und es bleibt einem nichts anderes übrig, sich ca. 15m direkt durch die Latschen zu kämpfen. Danach sind die Schwierigkeiten vorbei und man bewegt sich lange auf wunderschönen Grashängen.

Eine gute Wegbeschreibung findet man *hier von maxl, wenn auch die Tour nicht den gleichen Ausgangspunkt hat. Die Wegführung erübrigt sich meistens sowieso.

Wer die Tour machen will, sollte allerdings folgendes beachten:

- Eine lange Hose oder zumindest Zipp Hose macht Sinn, da man zwangsläufig einige Brennnesselfelder queren muss
- Die Tour nicht bei Nässe gehen, das ist schlicht zu gefährlich bei den vielen Grashängen
- Die Tour nicht umdrehen: der Abstieg von der Marbichlerspitze ist dann nochmals heftiger als der Aufstieg
- Genug Wasser mitnehmen, die einzige Wasserquelle ist ein dünner Bachlauf vor dem Gröbner Hals, der wohl auch nicht immer Wasser führen dürfte
- Schwindelfreiheit und ein Gespür für die richtige Wegfindung sind unerlässlich
- Die Höhenmeter sind rein geschätzt, da man am Grat zwangläufig wirklich jede Steigung mitnimmt und sich sehr viel aufsummiert
- Am Anfang des Grates nicht nach unten ausweichen. Dort sind meist nur nasse Grasfelder und man kommt nicht mehr durch die Latschen zum Grat zurück
- Am Ende kommen nochmal viele Höhenmeter dazu, da man zwangsläufig hoch zur Seewaldhütte steigen muss
 - Am Abend nach Zecken absuchen, das hohe Gras am Kamm lieben Zecken! Auch ich hatte eine zum Andenken am Bauch. (zum Entfernen Zecke mit leichten Druck einer Pinzette mit einer halben Drehung (Richtung egal) herausdrehen. Nicht warten, Infektionsrisiko steigt mit der Zeit




Tourengänger: scan


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Kommentare (4)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2016 um 22:13
Schöne Eindrücke. An der Marbichler ist vermutlich der obere NW-Grat die leichteste / angenehmste Variante, die wir mit T4/ I bewertet haben. Die direkte Steilgrasflanke dürfte demgegenüber oben raus schon eher in den T5-Bereich gehen.

Gelöschter Kommentar

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juli 2016 um 08:54
Die Tour ist auch recht einsam, eigentlich ein richtiger Geheimtipp. Vielen Dank übrigens für Eure Wegbeschreibung.

tom42332 hat gesagt:
Gesendet am 14. Juli 2016 um 14:59
Ich bin einen Teil der Strecke zusammen mit scan gewandert (hauptsächlich oben am Grat lang).
Kann das nur bestätigen. Sauanstrengend und nicht ungefährlich. Nur bei trockenem Wetter gehen, da der Aufstieg auf die Marbichler Spitze am steilen Grashang stattfindet. Bei Nässe (selbst bei trockenem Wetter) besteht hohe Rutschgefahr und in Gipfelnähe geht's steil runter. Oben auf der Marbichler Spitze kann man prima eine Rast einlegen.
Die ingesamten Höhenmeter müssten soweit stimmen. Ich hatte eine Strecke von insgesamt 22km gemessen, also nicht gerade kurz.
Ich hatte die gleiche Strecke auch in einem anderen Buch gesehen, dort steht, dass man ab Kafell nicht am Grat lang geht, sondern etwas westlich davon. Vielleicht geht das durch etwas weniger Brennesseln.

Insgesamt eine super schöne Wanderung, absolut lohnenswert.

VG
Thomas


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