Kurzbericht 

Fuchskarspitze (2314m) - "Schwarze Wand" und Überschreitung Nord-Süd


Publiziert von Andy84 , 16. April 2016 um 23:25.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 1 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m

Das Hintersteiner Tal hat für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer einiges zu bieten. Einfache Wanderungen zum Schrecksee oder auf den großen Daumen, anspruchsvolle Bergtouren und Gipfel wie die Kälbelespitze oder den Schneck oder auch Steilgrasberge wie die Giebel-Salober Überschreitung oder die Rotköpfe.
Für die Kletterer gibt es im Gebiet um das Prinz-Luitpold-Haus einige sehr schöne Gipfel mit vielen schönen Klettergärten oder auch Mehrseillängen.

Trotz der Nähe des Prinz-Luitpold-Hauses sind einige der umliegenden Gipfel recht selten besucht. Dies liegt zum einen an deren recht anspruchsvollerer Besteigung, zum anderen am Hochvogel der in diesem Gebiet im Abstand die meiste Anziehungskraft hat und die Hüttenbesucher anzieht.
So fristen Gipfel wie die schöne Fuchskarspitze ein eher ruhiges Dasein. Und genau solche Gipfel interessieren mich um einiges mehr wie Massenanziehungspunkte wie der Hochvogel.
Da passt es natürlich perfekt das am Vorabend Kristian anruft und fragt ob ich Lust auf eine Mehrseillänge und die anschließende Überschreitung der Fuchskarspitzen habe.

Dieser lang gestreckte Felsberg östl. des Prinz-Luitpold-Hauses gehört zu den eigenwilligsten Gipfeln. Das außergewöhnliche Bild schaffen die schmalen, ausgeprägten Schichten des Hauptdolomits, die in jeder nur erdenklichen Weise geschweift, verbogen, geknickt sind und entsprechend "bunte" Wände und gezackte Grate schaffen.        Auszug AVF

Zustieg:

Wir treffen und in der Früh in Hindelang und fahren gemeinsam ins Hintersteiner Tal. Normalerweise ist mit dem Auto am großen Parkplatz in Hinterstein Schluss und es würde mit m Bike oder mit m Bus weitergehen. Da ist es natürlich sehr vorteilhaft wenn man ne Sondergenehmigung als Bergwächtler besitzt. So starten wir unsere Tour an der Talstation des Prinz-Luitpold-Hauses bei der kleinen Pointhütte.
Gemütlich geht es auf dem guten Hüttenzustiegsweg hinauf zu eben dieser.
Im Winterraum legen wir ein zweites Frühstück ein und legen uns bereits das gesamte Klettergeschirr an damit wir einen Rucksack zurücklassen können.
Als nächstes wird die Bockkarscharte anvisiert, nach gut 15 Minuten zweigen wir rechts auf einer schwachen Spur rechts ab und steigen über steiles Geröll zum Einstieg.

Kletterroute Schwarze Wand:

Hier beginnt nun meine erste richtige Mehrseillänge. Kristian kennt die Route bestens und steigt auch sogleich die ersten Seillänge vor. Diese ist im IV-ten Grat und bestens abgesichert. Die zweite und dritte Seillänge sind leichtes Gelände im maximal II-ten Grat, es muss jedoch auf viel loses Geröll geachtet werden.
Die vierte Seillänge ist dann richtig spannend, nach einem kurzen Aufschwung folgt ein sehr interessanter Hangelquergang unter einer senkrechten Felswand hindurch. Richtig schön ausgesetzt und eine so lange Querung im IV-ten Grat hat man nicht allzu oft.
Nach dieser Seillänge folgen 2 schöne Seillänge im allerbesten Fels, auch hier ist die Kletterei sehr gut abgesichert.
Nach einer schönen und etwas längerer Seillänge mit wieder etwas leichterer Kletterei folgt die Schlüsselseillänge mit einer kurzen Stelle im oberen V-ten Grat, bei der beherztes Zupacken notwendig ist.
Diese Seillänge endet ein paar Meter unterhalb des Gipfels, die letzten Meter auf die Nördliche Fuchskarspitze sind einfach.

Überschreitung der Fuchskarspitzen:

Am Gipfel gönnen wir uns eine kleine Pause bevor es nun an eine Überschreitung geht auf die es mich schon seit langem riesig freut.
Der Übergang vom Nordgipfel zum Mittelgipfel ist noch recht einfach, direkt danach geht es nun aber richtig los. Der Abstieg hinunter in die Scharte vor der Madonna zeigt einem sofort das hier das Wandergelände vorbei ist und man sich im ausgesetzten Kraxelgelände wohlfühlen sollte.
Der Aufstieg zur Madonna bietet dann tolle Kletterstellen im II-ten, vielleicht auch oberen II-ten Grat. Auf der Madonna befindet sich ein kleines Kreuz, Buch ist leider keine vorhanden.
Der folgende Abstieg in die nächste Scharte liegt klettertechnisch im oberen III-ten Grat, aber wir haben ja das Seil dabei und machen es uns dadurch natürlich einfach.
Nun folgen einige Aufschwünge und Abstiege aufeinander, dabei wird auch des öfteren der III-te Grat gefordert. Eine genaue Beschreibung ist nicht wirklich möglich, der klarste Weg ist aber meistens offensichtlich.
Man kommt dem Hauptgipfel langsam näher, man sollte sich jedoch nicht zu früh freuen, es folgt noch eine weiterer Abstieg im oberen III-ten Grat, den wir jedoch wieder abseilen, wie schon zuvor an der Madonna ist auch hier eine sehr gute Abseilstelle eingerichtet.
Beide Abseilstellen sind ca. 20 Meter hoch, können in Gegenrichtung auch abgesichert werden.
Aus der nun erreichten Scharte folgt eine Aufschwung welcher ebenfalls im guten III-ten Grat liegt, dieser sollte von der linken Seite gewonnen werden da hier die Felsqualität besser ist.
Die letzten Meter sind ein wahrer Kraxelgenuss, auf dem Gipfel wartet ein schönes Kreuz und ein genialer BLick hinüber zum alles überwachenden Hochvogel.
Leider ist der Tag nun schon recht weit fortgeschritten weswegen wir nicht allzuviel Zeit für eine Pause haben, sondern recht bald auf dem Normalweg hinunter in die Balkenscharte absteigen. Dieser ist im Vergleich zur Überschreitung ein reiner Spaziergang, liegt jedoch ebenfalls im Bereich T4, I+.
Von der Balkenscharte geht es auf dem Wanderweg gemütlich zurück zum Prinz-Luitpold-Haus und nach einer Feierabendhalben im Schein der Stirnlampe hinunter zur Pointhütte.


Zeiten und Schwierigkeiten:

Pointhütte Prinz-Luitpold Haus 40 min T2
Prinz-Luitpold Haus Einstieg "Schwarze Wand" 30 min T3+
MSL "Schwarze Wand" Fuchskarspitze Nordgipfel 150 min V+
Fuchskarspitze Nordgipfel Fuchskarspitze 115 min T5, III +
Fuchskarspitze Balkenscharte (Normalweg) 15 min T4+, I
Balkenscharte Prinz-Luitpold Haus 30 min T3
Prinz-Luitpold Haus Pointhütte 45 min T2


Schwarze Wand:

8 bestens abgesicherte Seillängen
6-8 Exen reichen, Köpfelschlingen können ab und an sinnvoll sein
50m Seil reicht aus

1. Seillänge     4      35m
2. Seillänge     2      35m
3. Seillänge     1      35m
4. Seillänge     4      30m    Hangelquergang
5. Seillänge     4+    25m
6. Seillänge     5      35m
7. Seillänge     3+    40m
8 Seillänge      5+    15m

Danach nur noch ein paar Meter zum Gipfel.

 
Fazit:

Ein absolut genialer Tag in den Allgäuer Alpen. Diese Tour hat meine Lust am Klettern nochmals deutlich gesteigert, die Route Schwarze Wand ist eine bestens abgesicherte Kletterroute.
Die Überschreitung der Fuchskarspitzen gehört für mich zu den absoluten Highlights in den Allgäuer Alpen und steht garaniert noch öfters auf der Agenda. Wer den Anforderungen gewachsen ist findet hier ein wirkliches Schmankerl vor.


Tourengänger: Andy84


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