Feldberg - Extended-Version


Publiziert von frmat , 27. Oktober 2015 um 21:39.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:27 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:46km

Ein Schinder pro Jahr muss sein! Dass es ausgerechnet auf den eher ungeliebten Feldberg gehen sollte verdanke ich der Tatsache, dass man einer schönen Frau bekanntermaßen keinen Wunsch abschlagen kann.
Also ran an die Planung. Von "ganz unten" sollte es losgehen. Das hieß im Klartext aus dem Dreisamtal. Wären schon mal 1100Hm gesetzt. Praktischerweise haben sich ein paar Hügel um den Feldberg rumgemogelt, die im aktuellen Projekt noch keinen Besuch erhielten, namentlich Schweizerwald, Baldenweger Buck und Seebuck. Also eine gute Gelegenheit. Dann könnten wir ja auch eigentlich mal versuchen die 40km zu knacken. So kam ein ums andere dazu und am Ende stand die Runde Kirchzarten - Hinterwaldkopf - Feldberg - Schauinsland - Kirchzarten: 46km und 1900m versprachen eine Minimonstertour.

Als ich aufstehe und rausschaue ist das Tal schön mit Nebel verhangen. Das lässt hoffen, dass ich für die samstägliche Bierlaune und die daraus resultierende Tourenplanung nun doch nicht bestraft werde. Die leise Hoffnung zerschlägt sich, als eine gut gelaunte Tourenpartnerin pünktlich um 7 Uhr vorfährt. Also werden wirs wohl durchziehen.

Wir beginnen die Wanderung im schönen Kirchzarten mit dem Spaziergang zum örtlichen Bäcker. Neben einem ausgiebigen Frühstück vor Ort verschwinden etliche Kalorien in unseren mit Getränken bereits gut gefüllten Rucksäcken. Draußen ist es immer noch ungemütlich kühl, ganze 4°C zeigte das Thermometer vorhin. Als Warmup marschieren wir strammen Schrittes auf den Giersberg zu und knicken kurz vor der Kapelle links in den Wald hinauf ab. Bereits hier verzieht sich der Nebel und ein herrlicher Herbsttag wartet darauf, genutzt zu werden. Über zwei Rampen erreichen wir nach knapp 1h das Holzeck und füllen kurz die Kalorienspeicher auf.

Nun sollten wir eine Schippe drauf legen. Im bisherigen Bummelantentempo wird's schwierig, die Runde noch im Hellen zu komplettieren. Also schalten wir die Wadenmuskeln ein und schrauben uns durch den Wald, zuletzt über eine sonnige Wiese zur Höfener Hütte hinauf, die ohne Touristen heute morgen eher einem Hexenhäuschen ähnelt. Die Hütte bleibt links liegen, der Pfad steigt weiter bergan in den Rotecksattel und zuletzt über die grasige Kuppe zum Gipfel des Hinterwaldkopfes, den wir heute morgen völlig alleine genießen können. Über der Oberrheinebene hängt der Nebel und in 1000m Höhe scheint jemand eine Linie gezogen zu haben. Hier oben scheint die Herbstsonne doch recht kräftig und es ist angenehm warm. Diese Etappe ist einfach immer wieder ein echter Kracher! Mit nur 45Min ab Holzeck ging dieses Teilstück auch recht flott von der Hand, bzw. den Beinen. Doch noch wartet eine Menge Holz, sodass die Pause wie üblich kurz gehalten wird.

Am Hinterwaldkopfsattel leicht abgelenkt nehmen wir versehentlich den unteren Weg nach links, was erst nach einem guten Kilometer auffällt. Praktischerweise leitet ein Steiglein hinauf zum richtigen Weg und wir gönnen uns diese 500m extra, hurra. Sofort schalten wir wieder in den Angriffsmodus und sind schnell zwischen Bankgallihöhe und Wieswaldkopf durchgeschlüpft zum Spähnplatz. Nun heißt es aufpassen, den richtigen Weg zum Schweizerwald zu erwischen. Die Bezeichnung "Wald" ist genau das, was der Besucher geboten bekommt. Einen typisch schwarzwälderischen Waldgipfel ohne echten Weg, dafür mit hübscher Grenzmarkierung. Lohnt nicht. Über einen Schleppweg den Grenzsteinen folgend hinab und über freie Wiesenflächen zum Sattel Rinken (1:15h).

Der nächste Gipfel lockt. Kurz durch den Wald, dann der Teerstraße folgend steigen wir hinauf zur Baldenweger Hütte. Auch dieser Versuchung widerstehen wir und machen uns gleich an die Besteigung des Baldenweger Buck. Auch hier führt der Weg wieder oft über freie Flächen mit herrlicher Aussicht moderat bergan. Das Gipfelerlebnis am Baldenweger Buck haben wir dank des weniger begangenen Seitenpfades wieder für uns allein. Der Blick reicht zurück zum Hinterwaldkopf und auf die gegenüberliegende Ameisenstraße am Feldberg. Na das kann was werden. Was die Aussicht anbelangt bleibt die Tour weiterhin großartig, allerdings muss man die Landschaft nun mit Unmengen an Touristen teilen, was nicht weiter schlimm wäre, wäre diese Feldbergseite nicht so fürchterlich verbaut. Nein, es wird nicht mein Lieblingsberg werden. Um die seelische Qual noch etwas zu vergrößern genehmigen wir uns natürlich noch den Umweg über den Seebuck (und damit die Bergstation der Kabinenbahn). Ganz toll hier, also im Tiefflugtempo auf den Hauptgipfel des Feldbergs, auf dem wir nach (brutto) gut 5h ankommen (insgesamt 4:45h). Ziel erreicht, Massen an Leute, nix wie weiter. Die auch heute wieder tadellose Alpensicht ist indes nicht zu leugnen und lohnt jeden Besuch der hohen Schwarzwaldgipfel immer wieder.

Nach wenigen Minuten stehen wir an der St. Wilhelmer Hütte in der Warteschleife für einen Sitzplatz. Die Energiespeicher freuen sich über ordentlich Nachschub und wir, dass wir bei Kilometer 22,3 schon fast die Hälfte der Tour (allerdings mehr als die Hälfte der Anstrengung) geschafft haben. Nun geht's weiter im Uhrzeigersinn und rauf auf den Westweg. Auf dem Stübenwasen-Höhenweg ist ebenfalls ganz gut Betrieb aber frisch gestärkt fliegen wir nur so dahin zum gleichnamigen Gasthof. Weiterhin folgen wir der roten Raute über das wellige Profil am Biathlon-Zentrum hinab zum Notschrei (1:30h). Für unser letztes Tagesziel, den Schauinsland, wählen wir eine Extraschleife. Ansonsten hätten wir zumeist sehr unschön der Straße folgen müssen. Überhaupt ist der gesamte Abschnitt zwischen Gasthof Stübenwasen und Hofsgrund eher nicht so der Hit. Im steten Ab und Auf lassen wir auch diesen Waldweg hinter uns und steuern die Skilifte Hofsgrund an. Die Wegweiser versprechen, dass es nicht mehr weit ist. Die Ruhe der letzten Kilometer tauschen wir am Großparkplatz gegen den Rummel am Freiburger Hausberg. Treppenstufen leiten zunächst einige Meter nach oben, dann führt ein schöner Weg zum schon lange sichtbaren Asssichtsturm (1h). Der letzte Gipfel ist geschafft und wir verwöhnen die Muskeln noch mit den 30 Extrametern hinauf zur Aussichtsplattform auf dem Schauinsland. Das Hammer-Panorama entschädigt heute für alles, trotzdem müssen wir schon bald weiter, schließlich steht die Sonne schon recht tief.

Der Abstieg erfolgt wieder über bekanntes Terrain. Noch ein letzter Gegenanstieg ist zu bewältigen ehe der Weg rechts um den Hundsrücken hinab zur Rappeneckhütte leitet. Auf der Wiese oberhalb setzt bereits die Dämmerung ein und wir erhöhen noch einmal die Schrittfrequenz. Drei mehr oder weniger steile Rampen später stehen wir neben dem ersten Bauernhof in Dietenbach. Nun nur noch 2km auslaufen und die Runde ist komplett (2h). Als wir am Ortschild von Kirchzarten vorbeilaufen ist es kurz vor sechs. Zehneinhalb Stunden haben wir brutto gebraucht. Entgegen vorherigen Befürchtungen geht's uns erstaunlich gut, vielleicht klappt also demnächst mal eine "Belchen-Extended-Runde", wir werden sehen. Für heute reichts erstmal, hoffentlich bleibt das schöne Herbstwetter bestehen, es fehlen nur noch 4 Touren...

Fazit: Lange Tagestour, vor der sich jedoch kein ausdauernder Wanderer fürchten muss, das ist eher eine Kopfsache. Landschaftlich oft einmalig schön, wobei man das Erlebnis fast immer mit vielen anderen teilen muss. Viel Spaß beim Nachgehen :)

Tourengänger: frmat, Louise86


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