Schächentaler Windgällen 2764m (via NW-Grat)


Publiziert von Bombo , 3. September 2015 um 00:09.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:22 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:siehe GPS-Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW zum Mettener Butzli (Fahrbewilligung in Unterschächen für CHF 10.00 lösen)
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1192 "Schächental"

Schächentaler Windgällen via NW-Grat
 
 
Es gibt Projekte, von denen erfährt man erst, wenn man wegen einem anderen Projekt selbst vor Ort war. So auch bei uns, als wir vor fast 2 Jahren den Schächentaler Windgällen über die Normalroute bestiegen und dabei Bergführer und Routensanierer Alex Arnold kennenlernen durften. Er zeigte mit dem Finger auf den Nordwestgrat und dass wir diesen doch auch einmal versuchen sollen. Die Route sei saniert und die Knacknüsse könnten A0 erklettert werden. Also fand auch diese Tourenidee ihren Weg auf unsere Pendenzenliste.
 
Schönes, stabiles Wetter lautete die Vorhersage, also nichts wie los. Mit dem Auto inklusive Fahrbewilligung bis Mettener Butzli 1966m, diverse Parkmöglichkeiten bieten sich dort an. Auf gut ersichtlichen Wegspuren durch kleineres und grösseres Geröll hoch zum Alpler Tor 2448m, wo wir bei einer Pause die Stimmung sowie die tolle Aussicht gegen Norden und Süden geniessen. Den Markierungen entlang steigen wir zuerst südostwärts, anfänglich ein wenig Höhe vernichtend, später dann wieder Höhe gewinnend, bis wir teilweise ziemlich ausgesetzt das kurze Fixseil erreichen. Dieses benutzten wir lediglich am oberen Befestigungspunkt, um uns für das Anziehen der Kletterutensilien zu sichern. Hinweis: Mit Vorteil rüstet man sich bereits vor diesem Zustieg aus, da der dortige Platz alles andere als komfortabel ist.
 
Nun beginnt die Kletterei, welche wir von Beginn weg in Bergschuhen absolvieren. Über mehrere mehrheitlich einfachere (II-III) Seillängen steigen wir durch den Kamin hoch und dürfen uns dort von der Sonne wärmen und verwöhnen lassen. Die anschliessende Fussetappe über den Grat legen wir dann am kurzen Seil zurück, selbstverständlich könnte man sich hier auch losbinden. Kurz vor der äusserst brüchigen Steilstufe gönnen wir uns eine Verschnaufpause, bevor wir immer noch mit Bergschuhen an den Füssen den weiteren Aufstieg fortführen. Wir erreichen nun den Sonnenplatz und stehen damit vor der ersten richtig kniffligen Stelle. Wir entscheiden uns für die mitgebrachten Kletterfinken, da der Fels dort doch schon sehr abgespeckt ist und unser Kletterniveau noch keine waghalsigen Manöver zulässt. Der Beginn geht dann auch ganz gut, dennoch müssen wir die Schlüsselstelle, bei welcher oberhalb davon eine dankbare Schlinge baumelt, A0 „bschissä“. Egal, Hauptsache oben. Es folgt dann nochmals ein kurze Gehpassage, welche sich aber ganz gut auch in den Kletterfinken begehen lässt. Nun stehen wir vor der zweiten Knacknuss und diese entpuppt sich für mich als Vorsteiger auch als solche. Hier scheitere ich schon beim Einstieg und hänge nach mehrmaligem Versuch eine Bandschlinge in den ersten BH ein – et voilà, weiter geht’s und dies sogar ganz flink. Für die letzten Seillängen ziehen wir wieder die Bergschuhe an und geniessen nochmals eine tolle Kletterei, bis wir dann den definitiven Ausstieg erreichen. Von dort geht es in einfachem Gehgelände zum Gipfel des Schächentaler Windgällen 2764m.
 
Und wie lautete jetzt nochmals die Wetterprognose – schön und stabil? Das mag sein, jedoch nicht hier auf dem Gipfel. Wolkenschwaden wechseln sich mit Sonnenschein ab, wobei meist erstere das Rennen machen. Auf ein tolles, farbiges Gipfelfoto müssen wir heute verzichten, haben dafür aber die Gewissheit, dass wir mit jedem Meter Abstieg wieder zurück in den heissen Sommer zurückkehren. Dafür sind wir am Gipfel nicht alleine – eine Gruppe feiert mit Schaumwein den Geburtstag. Spannend die Frage des „Korkenknallers“, ob man den Korken einfach so verschiessen oder evtl. doch zurück ins Tal mitnehmen soll. Man einigte sich auf „verschiessen“, da dies ein Naturprodukt sei und somit die Umwelt nicht gefährde. Dass aber der geneigte Gipfelbesucher gerne einen sauberen Gipfel antrifft und man deshalb den Korken zum Beispiel auf einem Komposthaufen im Tal vernichten könnte, davon war keine Rede. Ich staune immer wieder ab solchen Menschen und schäme mich im Nachhinein, dass ich nicht interveniert habe.
 
Den Abstieg wählen wir dann durch die Südflanke (= Normalroute), welche seit unserem letzten Besuch am 26. Oktober 2013 bedeutend mehr Fixinstallationen aufweist, als dann zu mal. Man neigt dazu zu sagen (oder zu denken), dass nun Kreti und Pleti diesen Gipfel besteigen werden. Irgendwie schade. Zügig erreichen wir wieder unseren Startort Mettener Butzli 1966m und geniessen dort erneut das stabile, schöne und heisse Sommerwetter.
 
 
Fazit:
 
Auf jeden Fall eine tolle und spannende Route, wenn auch im Mittelteil sehr brüchig und unangenehm. Die beiden Schlüsselstellen empfand ich auch mit A0 deutlich schwieriger als 4c, eher tippe ich auf 5a oder 5b und dies mit Schlingenbenützung. Nach der Tour waren wir uns einig, dass wir diese Route wohl eher nicht mehr klettern werden, jetzt aber beim Revue-Passieren muss ich sagen, dass ich eigentlich sofort wieder losziehen möchte und diese Variante gleich nochmals klettern will – dann aber noch ein wenig eleganter und vielleicht sogar ohne A0.
 
 
Material:
 
60m Einfachseil (besser 50m Einfachseil und wer sich sicher ist, dass er nicht zurück über die Route abseilen will oder muss, kann auch ein 40m Einfachseil mitnehmen)
6 Exen
2 Schlingen
Helm (brüchig!)


Tour mit Schusli

Tourengänger: Bombo, Schusli


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