Jungfrau Innerer Rottalgrat


Publiziert von Clariden , 15. August 2015 um 19:52.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:14 Juli 1015
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 

Der Anblick des Rottalgrates vom Schilthorn vor ein paar Jahren (einsam während Seilbahn-Revision) hatte mich "angemacht". Einer der viel zu heißen Tage des Hitzesommers 2015. Ich quäle mich den langen Hüttenweg hoch. Dabei ca. 10 Bremsenstiche eingefangen, Repellent würde sich durchaus lohnen. Und die Füße so oft wie möglich in kaltes Wasser gesteckt. 
Angenehme Temperaturen auf Hüttenniveau. Leider bin ich nicht alleine, was mich bei Alleingängen immer stört. Ist was ziemlich anderes. Deshalb entweder deutlich früher oder später starten. Da abends bewölkt, kein Reko möglich, deshalb 1h nach den 2 Seilschaften gestartet gegen 5.
Gemäß Führer über Felsband im NW der Hütte auf flachen breiten Rücken, der zum Fuß einer plattigen dreieckigen Wand führt. (Topo in der Hütte) Diese klar abgrenzbare Wand mündet auf einem Felskopf, der über einen flachen (Schnee)-Grat auf 3450m nach links zu den Fixseilen führt. Diese Wand ist oft von Wassereis überzogen.  Ich gehe ganz an ihrer linken Begrenzung und treffe da einmal tatsächlich trotz der tropischen Temperaturen auf einen Wassereis-glasierten Tritt. Das ist fast unangenehmer, als wenn alles überzogen wäre, da ich dann Steigeisen anhätte und auch gewarnt wäre. 
Im Abstieg finde ich indes später einen viel einfacheren Weg der in etwa von links unten diagonal  nach rechts oben führt und zumindest am Nachmittag in diesem heißen Sommer völlig trocken ist. Vereinzelt finden sich schwache gelbe Markierungen und Sicherungsstangen, die den Weg markieren.
Das erste Fixseil führt über II-er Gelände, das 2. über steiles, recht festes III-er Gelände.
Dann folgen ca 100hm über ziemlich schuttig-sandiges I-IIer Gelände, kurze Stelle vielleicht III, ohne Seile insgesamt schräg nach rechts hoch zum 3. Seil. Im Abstieg ist dieser Part zwischen 2. und 3. Fixseil der eindeutig heikelste der ganzen Tour. Da es da kaum Sicherungsmöglichkeiten gibt, würde sich daran nichts ändern, auch wenn man zu zweit wäre. (Allerdings steigen die wohl allermeisten Seilschaften über den Normalweg zum Jungfraujoch ab).
Im Abstieg auch deshalb heikel, weil da mittlerweile sehr viel Wasser fließt. Wäre aber sicher einfacher gewesen, wenn ich mir den Weg besser eingeprägt hätte. Hoch ist es recht einfach, so dass ich eben weniger aufmerksam bin. Auch das 3. Fixseil klettere ich ohne dessen Benutzung (wenige Meter IV). Kann eine provisorische Sicherung darum legen. Ob die viel taugt, weiß ich nicht, habe auch nicht vor es zu testen, auf jeden Fall besteht ja die Möglichkeit, das Seil zu greifen. Da mir ein Bekannter von einem beobachteten Seilriss auf der Tour erzählte vertraue ich lieber dem hier tatsächlich recht guten Gestein.
Danach schräg links hoch, verpasse dann aber den regulären Aufstieg zum äußeren Rottalgrat, so dass es kurz recht brüchig wird. Über diesen Grat dann einfach zum Hochfirn. Klasse Ambiente bis zum Gipfel. Diesen habe ich für mich allein. Mäßiger NO-Wind, nur wenige Meter unter dem Gipfel im Windschatten angenehme Temperaturen, so dass ich ausgiebig genieße.
Tour im Alleingang
Im Abstieg mehrfach abgeseilt, 40m Seil bzw. Reepschnur
Hatte mich beim Hüttenwart nach Spaltengefahr auf dem Hochfirn erkundigt, die dieser als gering ansah, auch bei den hohen Temperaturen. Dabei aber vermieden den geplanten Alleingang zu erwähnen, da manche Hüttenwarte dann gar nichts mehr sagen.
Die Bewertung mit "S" bezieht sich auf die wenige Meter kurze Kletterstelle am 3. Seil. Gesamthaft fand ich die psychische Beanspruchung deutlich niedriger als bei Lenz-NO-Nadelgrat, da am Rottalgrat nur wenige richtig exponierte Stellen.





Tourengänger: Clariden


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Kommentare (3)


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danueggel hat gesagt: Chapeau!
Gesendet am 15. August 2015 um 20:21
Danke für den Bericht, tolle Leistung!

Hoffentlich sind diese Saison noch ähnliche Projekte möglich, ich sehe jedoch schwarz, ähh schneeweiss :(

Clariden hat gesagt: RE:Chapeau!
Gesendet am 15. August 2015 um 21:08
Danke Danueggel, ja sieht im Augenblick so aus, aber wenn man an den Verlauf des letzten Jahres denkt, war es um diese Zeit ganz schlecht und dann kam ein genialer Herbst. Ich hoffe darauf.
Gruß
Clariden

detlefpalm hat gesagt: Digital ins Mittelalter
Gesendet am 5. Januar 2019 um 22:06
Alle Achtung - wusste gar nicht dass es im Mittelalter (anno 1015) schon Digitalkameras gab


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