Gross Ruchen 3138m


Publiziert von Bergamotte , 10. August 2015 um 22:15.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Brunni P. 1406: Fahrbewilligung erhältlich für 20.- im Hotel Alpina, Unterschächen (am Vorabend anmelden, nach der Tour bezahlen)
Kartennummer:1192 Schächental

Am Aussehen kann's nicht liegen, mit seinen formschönen Nachbarn Gross Düssi, Schärhorn oder Windgällen kann der Gross Ruchen nicht mithalten. Trotzdem erhält der Gipfel - eigentlich eher als Skitourenklassiker bekannt - den ganzen Sommer hindurch regelmässig Besuch. Erstaunlich: Knapp die Hälfte aller Besteigungen erfolgt über die Nordwand.
Nachdem es mir nun zwei Winter lang nicht gereicht hatte, riss mir der Geduldsfaden: Besser über endlose Geröllhalden aufsteigen als gar nie oben stehen. Die Mühsal hielt sich schlussendlich in Grenzen und ab dem Ruchchälenpass hat man ohnehin nur noch Augen für das hochalpine Ambiente.


Die Normalroute auf den Gross Ruchen lässt sich grob gesagt in drei Abschnitte unterteilen: erstens der lange und steile Aufstieg durch die Ruch Chälen, zweitens die genussvolle Passage über den Ruchenfirn und drittens die kurze Kletterei am Gipfelaufschwung.

Die Ruch Chälen hab ich angenehmer erlebt als erwartet. Es haben sich deutliche Wegspuren herausgebildet, auf denen man aufgrund der Steilheit äusserst zügig an Höhe gewinnt. Natürlich steht es jedem frei, sich einen eigenen Weg durch das Geröllchaos zu suchen...   Einen kleinen Felsaufschwung kurz vor der Passhöhe umgehen die meisten rechts, es führen aber auch Spuren links vorbei. Ich hab beides probiert und die Normalvariante etwas sanfter erlebt. Mühsam hingegen, die Vorschreiber haben's erwähnt, die Wegsuche zwischen dem Start bei P. 1406 und dem Eingang in die Ruch Chälen (ca. 1900m). Natürlich verirrt sich hier niemand, wo's hingeht, ist jedem klar. Trotzdem hält man sich bei so langen Aufstiegen gerne an vorhandene Spuren. Bei mir klappt das eher schlecht als recht, immerhin bin ich mir das Offtrail Wandern mittlerweile gewohnt.

Die Ankunft auf dem Ruchchälenpass (2612m) kommt in vieler Hinsicht einer Erlösung gleich: Die enge Chälen weicht einem weiten Panorama auf Urner und Glarner Alpen, der Schatten weicht der Sonne und die endlose Geröllhalde einem weichen Firnteppich. Ich lege eine kurze Pause ein und geniesse den Moment. Weitere Berggänger sind weit und breit keine zu sehen. Das Chanzeli umgehe ich relativ scharf. In diesem Bereich weist der Ruchenfirn keinerlei Spalten auf, nur gegen Westen erkennt man ein paar kleine Risse. Je nach Verhältnissen können Pickel/Steigeisen angebracht sein. Kurz nach dem Chanzeli steige ich über aperes Felsgelände zu P. 2837 auf. Ab hier bis auf den Gipfel können alle Schneefelder zurzeit vollständig umgangen werden. Den Gipfelfuss erreicht man zuletzt in leichter Kraxelei über dessen Ostausläufer.

Am Gipfelaufschwung halte ich mich an die meistbegangene Variante. Das bedeutet zunächst Aufstieg durch eine zwar gutgriffige, aber steinschlägige Rinne. Durch das folgende Schuttfeld sind zahlreiche Variante möglich, teils auch Trittspuren erkennbar. Von den Platten ganz links würde ich eher abraten, auch wenn dort eine Sicherungsstange lockt. Irgendwann hält man dennoch nach links Richtung Grat, um so die Kettenpassage zu erreichen. Diese kann - was ich im Aufstieg mache - in leichter Kletterei auch wenig rechts davon durch eine kleine Rinne umgangen werden. Anschliessend über Gehgelände die letzten Meter auf den Gpfel vom Gross Ruchen (3138m). Das Panorama lässt wenig Wünsche offen, auch wenn die Fernsicht nicht ideal ist: Windgällen, Bristen, Düssi, Oberalpstock, Tödi, Schärhorn etc.

Irgendwann hat die Herrlichkeit ein Ende, zumal mir auch die Höhe in Kombination mit den nicht mal drei Stunden Schlaf zu schaffen macht. Da heisst es besonders aufpassen beim Abstieg zurück auf den Firn. Beim Chanzeli kreuze ich schliesslich einen Spätstarter, meine einzige Begegnung heute. Der arme Kerl musste so pressieren, dass er vergass Pickel und Steigeisen einzupacken. "Brauchst Du heute nicht", kann ich ihn beruhigen. Im oberen Teil der Chälen lassen sich die Geröllfelder relativ angenehm absurfen. Weiter unten halte ich mich an den Restfirn auf der Südseite. Effizient abrutschen zwar geht nicht - zu hart, ruppig und steinübersät-, den Kniegelenken ist trotzdem gedient. Die müssen im unteren Teil nochmals leiden, erneut erwische ich nicht die perfekte Linie und steige grösstenteils querfeldein ab. Das alles ist vergessen, als ich wenig später im Brunnialp Beizli bei Sandwich und Weissbier sitze und mir ein angenehm kühler Wind um die Ohren bläst.


Material
- Helm
- Pickel
- Steigeisen

Zeiten (zügig)
2:50  Ruchchälenpass
1:30  Gross Ruchen
2:00  Brunni

Tourengänger: Bergamotte


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