Mit dem Bike durch das legendäre Val d'Uina


Publiziert von SCM , 9. Juni 2015 um 10:02.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 5 Juni 2015
Mountainbike Schwierigkeit: SS - Fahrtechnisch sehr schwere Tour
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   CH-GR   A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1520 m
Abstieg: 1980 m
Strecke:67.3 KM

Die Uinaschlucht ist bei Bikern sehr beliebt. Sie ist ein lengendärer Teil von vielen Alpenüberquerungen, aber auch eines Tagestour ab Nauders oder Martina gilt als absolutes Bike Highlight. Alpenüberquerer fahren die Tour normalerweise von Norden nach Süden und schieben deshalb das Bike die Schlucht hinauf. Auch die ausgeschilderte Tagestour ist in dieser Richtung angeschrieben. Wir entscheiden uns aber die Tour in der umgekehrten Richtung zu fahren. Das hat zwei Vorteil: Die Trailstrecke am Schlinigpass kann gefahren werden und es ist einfacher das Bike die Schlucht hinunter zu schieben als hinauf.

Nauders --> Schlinig (WS)
Wir starten gegen 10 Uhr in Nauders. Wir folgen dem beschilderten Radweg den Reschenpass hoch zum Reschensee. Am Reschensee gibt es zwei Möglichkeiten: entweder dem rechten Seeufer entlang, dem neu errichteten schönen Radweg folgend, oder aber dem linken Seeufer entlang, an dem ebenfalls ein gut ausgebauter Radweg entlang führt. Wir entscheiden uns für das linke Seeufer, um auch noch den berühmten versunkenen Kirchturm von Grau aus der Nähe zu sehen.

Bei der Staumauer am südlichen Ende des Sees beginnt die sehr schöne Abfahrt auf einem guten Radweg bis nach Burgeis auf ungefähr 1250 müM. Beim Dorfbrunnen füllen wir die leeren Wasserflaschen auf und folgen dann für wenige 100 Meter weiter dem Radweg Richtung Meran. Immer noch mitten in Burgeis biegen wir aber auf die Strasse nach Schlinig ab. Entlang der asphaltierten Strasse geht es aufwärts am Kloster Marienberg vorbei bis nach Schlinig. Mittlerweile ist es Mittag und die Sonne brennt erbarmungslos. Leider gibt es hier auch überhaupt keinen Schatten, so dass wir sehr froh sind, als wir endlich die Häuser in Schlinig erreichen.

Schlinig --> Sesvennahütte (S)
Bei einer kurzen Rast im einzigen geöffneten Cafe in Schlinig erkundigen wir uns nach dem Verhältnissen in der Uina Schlucht. Die Wirtin kann uns leider keine konkreten Angaben machen. Anschliessend fahren wir durch das Dorf und folgen weiterhin dem beschilderten Radweg. Dieser führt nun zuerst auf einer relativ flachen Forststrasse in das Schliniger Tal. Nach der Schliniger Alm wird die Strasse aber bis zu 47% steil und das Bike muss hier geschoben oder getragen werden. Nach ungefähr 150 Höhenmetern wird der weg aber wieder deutlich flacher, und der Rest der Strecke bis zur Sesvennahütte kann grösstenteils gefahren werden. Hier treffen wir auch auf andere Biker, die die Route in umgekehrter Richtung fahren und uns versichern können, dass die Verhältnisse es erlauben, die Schlucht zu durchqueren.

Sesvennahütte --> Uina Dadaint (SS)
Nach einer kurzen Rast bei der leider noch geschlossenen Sesvennahütte (Öffnungszeiten können hier nachgesehen werden), folgen wir dem Wanderweg zum Schlinigpass. Der Weg steigt zuerst ungefähr 50 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt der Tour, dem Schlinigpass auf 2309 müM, an, bevor er über eine weite Hochebene leicht abwärts bis zum Eingang der Uinaschlucht führt. Bei guten Verhältnissen ist der teilweise technische Trail gut fahrbar. Im Moment gibt es aber noch einige Schneefelder und Bäche zu überqueren. Wir müssen unser Bike über ungefähr 20 Schneefelder schieben/tragen und mehrere Bäche überqueren. Das alles ist ziemlich zeitintensiv und kräfteraubend.

Irgendwann erreichen wir aber doch den Eingang der Schlucht. Eine Hinweistafel weist darauf hin, dass das Bike durch die Schlucht unbedingt getragen/geschoben werden sollte. Diesem Hinweis sollte unbedingt gefolgt werden, auch wenn der Weg meistens fahrbar wäre, denn ein Fehler würde hier meistens tödlich enden. Der in den Fels geschlagene Pfad führt durch die Schlucht talabwärts bis nach Uina Dadaint. Obwohl der Pfad an den meisten gefährlichen Stellen durch Ketten gut gesichert ist, sollte man schon einigermassen schwindelfrei sein.

In der Mitte der Schlucht erreichen wir die Schlüsselstelle der Tour: ein ungefähr 5 Meter langes Schneefeld bedeckt in einer Kurve den Weg:



An dieser Stelle würde ein Ausrutscher auf dem Schneefeld wohl fatal enden, da es unterhalb des Schneefeldes keine Auslaufzone gibt, sondern nur der Grund der Schlucht. Zusätzlich ist das Schneefeld auch ein wenig vereist und nur schwache Trittspuren sind erkennbar. Mit grosser Vorsicht überqueren wir nacheinander das Schneefeld und reichen das Bike jeweils weiter. So kommen wir alle heil auf der anderen Seite an.

Wenig später erreichen wir die zweite schwierige Stelle in der Uinaschlucht, die aber weit weniger gefährlich ist: Im oberen der beiden Tunnel hat sich im kompletten Tunnel eine dicke Eisschicht gebildet, die den kompletten Tunnelboden bedeckt. Mit dem Bike auf dem Rücken ist es nicht ganz einfach das Tunnel ohne Ausrutscher zu durchqueren, doch schliesslich schaffen wir auch das. Kurz darauf wird der Pfad sogar wieder fahrbar und nach kurzer Zeit erreichen wir die Alm Uina Dadaint. Hier gibt es prinzipiell eine Einkehrmöglichkeit, aber leider ist die Alm als wir dort ankommen geschlossen.

Uina Dadaint --> Martina (WS)
Anschliessend geht es auf einem teilweisen ziemlich steilen Forstweg talauswärts bis nach Sur En. Danach folgen wir dem Innradweg talabwärts bis kurz nach Strada. Der Radweg führt meistens leicht bergab, doch trotzdem müssen 1 oder 2 kleine Steigungen überwunden werden. In Strada überqueren wir den Inn und fahren dann auf der anderen Seite weiter bis nach Martina.

Tourengänger: SCM, melo, muro99, zora56


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Kommentare (3)


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Bombo hat gesagt: Vice versa
Gesendet am 9. Juni 2015 um 11:27
Super Bericht, herzlichen Dank! Und nun die finale Frage (welche ich mir nämlich auch immer wieder stelle) - würdest Du die Tour bei einer zweiten Fahrt nochmals in diese "umgekehrte" Richtung fahren oder doch so wie ausgeschrieben (also Schlucht aufwärts)? Dieses Projekt steht bei mir nämlich sehr weit oben auf der To-Bike-List...

Grüsse
Bombo

SCM hat gesagt: RE:Vice versa
Gesendet am 9. Juni 2015 um 11:35
Hi Bombo

Vielen Dank. Wir haben einen Teil der Tour bereits in die umgekehrte Richtung absolviert (http://www.hikr.org/tour/post51305.html) und Ich würde die Tour definitiv nochmals so machen wie ich sie in diesem Bericht beschrieben habe, vor allem aus folgenden Gründen: 1) Es ist einfacher das Bike die Schlucht hinunter zu schieben als hochzutragen, 2) der Singletrail Teil auf der Hochebene beim Schlinigpass hätte ich aufwärts nicht fahren können, abwärts aber mit wenigen Ausnahmen schon, und 3) wenn du Kräfte sparen willst ist die Fahrt von Burgeis nach Schlinig deutlich einfacher als von Sur En nach Uina Dadaint, weil es eine asphaltierte Strasse von Burgeis nach Schlinig gibt.

Die Aussicht ist in beiden Richtung gut und es bleibt bei beiden Varianten genügend Zeit diese zu geniessen.

Gruss
SCM

Bombo hat gesagt: RE:Vice versa
Gesendet am 9. Juni 2015 um 11:39
Merci, sehr ausführlich, besten Dank.

Gruess


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