Bocktschingel (3068m)


Publiziert von أجنبي , 15. März 2015 um 11:21.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:12 März 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1940 m
Strecke:602a, 604, 605 nach SAC-Führer „Skitouren Glarus – St. Gallen – Appenzell”: Fisetenpass – Rund Loch – Ober Sulzbalm – P. 2750 – P. 2848 – Claridenfirn – Bocktschingel – Tüfelsjoch – Tüfels Fridhof – Follen – Chlustrittli – Wild Boden – P. 1609 – P. 1459 – P. 1390 – Urnerboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Urnerboden, LSB bis Fisetenpass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Urnerboden
Kartennummer:LK 1:50.000: 246 S Klausenpass / LK 1:25.000: 1193 Tödi

Nachdem am Vortag unser Versuch am Pizol beim Kaffee in der Pizolhütte geendet hatte und wir in der Abfahrt zum LVS-Übungsgelände grösste Mühe hatten, im Whiteout überhaupt die Piste zu finden, musste am Donnerstag eine zünftige Wiedergutmachungstour her. Wenn noch irgendwo Pulver zu finden sein sollte, dann am Tüfelsjoch, sagten wir uns. Wenn möglich wollten wir die Rundtour noch mit einem nahegelegenen Gipfel küren, dem Bocktschingel.

 

Von der Prognose her war klar: Es würde eine kalte (-10° C), windige (60km/h) Angelegenheit werden. Ob es zur Kür reichen würde, war also unsicher. Etwas überrascht waren wir beim Start auf dem Fisetenpass, dass es fast windstill war. Während der Morgen langsam erwachte, zogen wir auf harter Spur dem Rund Loch entgegen. Bei diesen Verhältnissen war klar, dass ich nicht nochmal den Fehler begehen würde, mich ohne Harscheisen durch die Schlüsselstelle bei der Ober Sulzbalm zu knorzen. *Vor drei Jahren hatte ich dabei reichlich Blut geschwitzt und mir geschworen, den Fehler nicht noch einmal zu begehen.

 

Dank den Harscheisen ging es also problemlos durch die 38° steile Schlüsselstelle. Kurz darauf hatte uns der Wind. Irgendwann waren unsere Nasen so kalt, dass wir auch diese einpacken mussten und vermummt in die Höhe stiegen. Den Gemsfairenstock – das hatten wir schon zu Hause beschlossen – liessen wir links liegen. Wir hatten ihn ja vor drei Jahren besucht und wollten stattdessen unsere Zeit lieber für einen allfälligen Besuch auf dem Bocktschingel nutzen.

 

Bei P. 2848, nach zwei Stunden Aufstieg, fellten wir ab. Die Abfahrt auf den Claridenfirn war auch diesmal kein Genuss, ging aber im harten, tragenden Schnee recht gut. Als wir unten ankamen, staunten wir nicht schlecht: Der Wind war weg! So beschlossen wir, die Verpflegungspause vorzuziehen, denn weder auf dem Bocktschingel, noch auf dem Tüfelsjoch erwarteten wir angenehme Bedingungen. Die Aussicht auf den Tödi liess uns leise darüber fluchen, dass wir am Folgetag wieder zur Arbeit mussten. Nur zu gerne wären wir am Freitag dort hoch.

 

Nach einer ziemlich langen Rast zogen wir über den bestens eingeschneiten Claridenfirn an den Tüfelsstöcken vorbei und erspähten bald unsere Ziele. Da wir mittlerweile angenehm warm hatten und es auch in der Höhe bloss nach mässigem Wind ausschaute, beschlossen wir den Bocktschingel in den Angriff zu nehmen. Da die Flanke seit Sonnenaufgang in der Sonne war, unterstützte mich weicher Schnee beim Spuren. Im 35° bis 40° steilen Gelände rund 100 Hm in die Höhe zu spuren war dennoch ziemlich anstrengend. Immerhin rutschte ich kaum aus.

 

Etwas unterhalb von P. 3068, in der einzigen halbwegs flachen Passage machten wir Skidepot, zogen Steigeisen an und nahmen den Pickel in die Hand. Erneut war Spurarbeit gefragt, diesmal geradewegs hoch. Über eine kleine Wächte steigend landeten wir bald auf einem kleinen Boden. Nun waren nochmals einige Höhenmeter zu meistern, diesmal aber etwas weniger steil. Um Punkt 12 Uhr standen wir mausalleine auf dem Gipfel, freuten uns und schauten zum Clariden hinüber. Seit Abmarsch beim Fisetenpass waren wir 4h 30min unterwegs (inkl. Pausen).

 

Weit unter uns nutzte nun eine Tourengruppe unsere Aufstiegsspur. Rückwärts stiegen wir zurück zum Skidepot. Nun, mit unseren Tritten, war die Sache recht gemütlich. Den Steilhang meisterten wir recht gut, der Schnee war angenehm weich. Unter dem letzten Felsen querten wir zum Tüfelsjoch hinüber und landeten etwa 30 Meter unterhalb der Felsen. Dafür noch einmal anzufellen, war uns zu blöd. So stapften wir also zu Fuss hoch. Da wir nicht so recht wussten, was uns oben erwarten würde, zogen wir die Steigeisen an und verstauten den Pickel griffbereit. Relativ komfortabel (zumindest bei meiner eher überdurschnittlichen Körpergrösse) folgten wir den Eisenbügeln und -stiften in die Höhe, uns stets an der Kette festhaltend. Kurz vor deren Ende enden die Bügel, jedoch fanden die Steigeisen im Fels guten Halt. Der restliche Aufstieg zum Joch im Schnee war derart gut gespurt, dass wir den Pickel nur pro forma in die Hände nahmen.

 

Auf dem Tüfelsjoch angekommen – es war nun 13 Uhr – blickten wir in die Tiefe. Mit Freude durfte ich feststellen, dass ich keinerlei Angst empfand. Nur schon der Anblick der Kette, welche die Traverse erheblich erleichtert, wirkte sich positiv auf meinen Gemütszustand aus. Ein Freund, der mir die Stelle letzthin als „mittlerweile ein Kinderspiel“ beschrieb, schien in der Tat nicht übertrieben zu haben. Nach der Traverse landeten wir in einer langen Rampe. Auch hier lag die Kette frei und an ihr festhaltend stiegen wir problemlos in die Tiefe. Ganz zum Schluss – wo es bei diesen Schneeverhältnissen gar nicht mehr nötig war – hing noch ein Seil drin. Der Bergschrund war nur ansatzweise zu erkennen und kein Thema.

 

Auch hier freute uns, dass es beinahe windstill war. Nach einer Pause machten wir uns bereit für die lange Abfahrt nach Urnerboden. Wir wählten dafür die rechte Variante, also jene, die auch auf der Tourenkarte eingezeichnet ist. War oben alles etwas windgepresst, fanden wir in der Mega-Mulde westlich des Speichstocks den ersehnten Pulverschnee. Anders als erwartet, waren hier nur wenige abgefahren, weshalb noch viel Platz für eigene Linien blieb.

 

Kurve um Kurve vernichteten wir Höhe, verliessen die Mulde über die westliche Moräne und landeten beim Tüfels Fridhof. Welch beruhigende Namensgebung! Leider änderte dort die Konsistenz des Schnees schlagartig. Anstelle von Pulver gab es zunächst einen Deckel der ganz üblen Sorte und in der Gegend des Chlustrittli pickelharter, natürlich heftig umgepflügten Schnee. Einzig der Rückblick auf eine der besten Touren des Winters liess die Motivation nicht in den Keller sinken. Beim Wild Boden trafen wir zum ersten Mal auf etwas Sulz. Anstatt uns via Siwloch zur Jägerbalm hinunter zu kämpfen, fuhren wir auf der Passstrasse bis fast zu P. 1609, trafen dort auf die Abfahrt vom Klausenpass und folgten dieser nach Urnerboden. Hier, in den SO-Hängen, fanden wir endlich passablen Sulzschnee. Auf der Loipe stöckelten und fuhren wir fast bis zum Parkplatz bei der Kirche zurück, wo wir kurz vor 15 Uhr unsere Odyssee beendeten.

 

SLF: günstig


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (2)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 15. März 2015 um 16:05
Genau unser Programm von gestern - einfach mit Gemsfairenstock und Abfahrt Tüfelsjoch links

أجنبي hat gesagt: Nice!
Gesendet am 15. März 2015 um 17:45
Lohnt sich, gell!


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