Alp Sigel 1769 m - Enziane zum 3. Advent

Die nach Süden gerichteten Grashalden der Alp Sigel sind weit herum bekannt für ihren Blumenreichtum, besonders im Bergfrühling. Dass wir Mitte Dezember am 3. Advent dort oben ein gutes Dutzend Enziane antreffen werden, überstieg dann unsere Vorstellungskraft doch um Einiges. 

Der Bergkamm über der Alp Sigel mit mehreren kotierten Punkten, der höchste mit 1769 m eigentlich ein bescheidenes Gipfelziel, ist von Osten her betrachtet, der Beginn der mittleren Alpsteinkette. Der P. 1769 m ist von Brülisau her rasch erreichbar und bietet dennoch einerseits einen schönen Einblick ins Herz des Alpsteins mit dem Seealpsee weit unten, und andererseits überblickt man gleichzeitig weite Teile des Appenzeller Hügellands bis zum und über den Bodensee hinaus.

Es scheint nicht so richtig Winter werden zu wollen. Es liegt zwar etwas Schnee - zu viel davon um noch anspruchsvolle Bergtouren im Alpstein in Angriff nehmen zu können - aber die aperen Stellen dominieren doch klar und lassen immer noch schöne Bergwanderungen zu, wenn man etwas auf der Sonnenseite unterwegs ist. Der Schnee war bei der heutigen Besteigung von P. 1769 m kein grosses Hindernis, erforderte aber im steileren Gipfelbereich dennoch erhöhte Vorsicht; insbesondere war man im Abstieg gut beraten, diesen langsam anzugehen, denn aufgrund der etwas glitschigen Verhältnisse hätte dort ein Ausrutscher kaum einen glimpflichen Ausgang nach sich gezogen.

Nach dem höchsten Punkt bestiegen wir noch einen weiteren, stark mit Legföhren bewachsenen Felskopf zwischen P. 1769 m und P. 1743 m. Man muss sich dort allerdings regelrecht zwischen dem teilweise dichten Gestrüpp hindurchzwängen. Zu unserem Erstaunen fand sich dort sogar ein aus zwei Holzstecken gebasteltes Gipfelkreuz, welches von weitem kaum sichtbar ist. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich von dort aus P. 1769 m mit seiner senkrecht abfallenden felsigen Nordwestflanke.

Wenn sich die Sonne heute auch nur ganz zaghaft zeigte, erlebten wir dennoch einen stimmungsvollen Tag im Alpstein und dies - hat man die Wanderwege einmal verlassen -  in völliger Einsamkeit. Zum 23. Mal standen wir heute gemeinsam auf dem höchsten Punkt der Alp Sigel; zum 23. Mal alleine. Auch der Blick ins Gipfelbuch verrät, dass dieser Gipfel wenig Besuch erhält, aus welchen Gründen auch immer.

Der Winter scheint weiter auf sich warten zu lassen. Nur die kühlen Temperaturen, unterstützt von einem erfrischenden Lüftchen, erinnerten daran, dass er eigentlich schon vor der Türe stehen sollte. 

Routenbeschreibung:

Von Brülisau (bzw. dem Parkplatz Pfannenstil kurz vor Beginn des Brüeltobels) folgt man dem Fahrsträsschen bis zum Gasthaus Plattenbödeli, vor dem man auf markierten Weg (ausgeschildert Alp sigel) nach rechts abzweigt und in mehreren Kehren hinauf die Hütten der Alp Sigel erreicht. Der weitere Routenverlauf ist weglos aber bei guter Sicht übersichtlich: Man steigt traversierend die mässig steilen Grashänge auf und erreicht zuletzt in Gratnähe den P. 1769 m.