Chli Windgällen (2986 m) - oder eher "Föhngällen"


Publiziert von Schneemann , 10. Oktober 2014 um 09:02.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 9 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Arth-Goldau Zug weiter nach Erstfeld Posti nach Amsteg Post Posti nach Golzeren Talstation
Zufahrt zum Ankunftspunkt:wie Zufahrt, nur umgekehrte Reihenfolge

Da sich die Wanderzeit für die hohen Berge langsam aber sicher dem Ende zuneigt, wollte ich das gut vorhergesagte Wetter nochmal nutzen um noch einen lang ersehnten Gipfel zu besteigen: den Chli Windgällen. Wie fast immer diesen Sommer, liess sich die Sonne jedoch eher selten blicken und es ging ein stellenweise fast unerträglich starker und eisig kalter Föhnsturm (sollten die nicht "warm" sein?). Dennoch eine wunderschöne Tour auf einen Charakterberg - abwechslungsreich, in beeindruckender Hochalpenkulisse und mit einer anspruchsvollen Gipfelpassage und Genuss-Kletterei.

Tour:
Die Anfahrt zur Luftseilbahn Golzern ins Maderanertal ist zwar umständlich, aber eigentlich problemlos. Züge und Busse sind wie meist in der Schweiz gut aufeinander abgestimmt, so dass man kaum Wartezeiten hat. Die Landschaft ist sehr wild und alpin und lässt keinen Zweifel daran dass man nur ein unbedeutendes Nichts ist gegen diese gewaltigen Felsklötze rundherum. Mit der Seilbahn spart man sich knapp 400 Höhenmeter, was die Tour auf erträgliche 1600 Höhenmeter schrumpfen lässt.

Es gibt von der Bergstation der Seilbahn mehrere Aufstiegsmöglichkeiten. Entweder man steigt steil und direkt auf oder man macht einen grossen Bogen und nimmt die Windgällenhütte mit. Beim direkten Aufstieg gehts gleich zur Sache und es hat eigentlich auch fast keine Flachstücke - so gewinnt man schnell an Höhe und erreicht die Hütten von Oberchäseren (1925 m). Dort öffnet sich dann der eindrückliche Kessel mit den beiden Windgällen-Gipfeln. Von dort aus gings dem blau-weissen Weg folgend über herbstliche Wiesen hinauf. Bald erreicht man die riessige Karstregion, wobei sich der Chli Windgällen immer grösser vor einem aufbaut und seine ganze Schönheit preisgibt.

Man verlässt den blau-weissen Weg schliesslich nach links, bevor dieser auf das Furggeli zusteuert. Dann steigt man einer Wegspur und Steinmännlis folgend auf in Richtung zum "Sattel" des Chli Windgällen. Hier blies heute der Föhnsturm wie ich es noch selten erlebt habe. Die ganze Kleidung flatterte so stark im Wind dass sie sich fast wie eine "Wing Suit" aufblähte und ich Sorge hatte davongetragen zu werden. Ich sah kaum eine realistische Chance den Gipfel bei diesen Bedingungen zu packen - zum Glück gingen wir trotzdem weiter: Danke an meinen Kollegen und an die drei Absteigenden vom Gipfel, die von etwas schwächerem Wind im oberen Teil berichteten.

Der Gipfelaufstieg ist von der Wegfindung nicht trivial - es gibt hier aber schon gute Beschreibungen, weshalb ichs nicht nochmal wiederholen möchte. Siehe zB den Bericht von Daenu (eher die gelbe Route). Grundsätzlich schien es mir aber leichter zu sein, als oft angegeben. Es gibt eine praktisch durchgehende Wegspur, Steinmännli hat es zudem sehr viele. Grob gesagt steigt man der Spur folgend soweit auf, bis man nicht mehr weiterkommt. Dann quert man etwas ausgesetzt in die Südflanke und steigt dann direkt zum Gipfel auf. Das Gelände lässt wohl auch verschiedene Varianten zu...

Der letzte Gipfelgrat war für mich die Schlüsselstelle, auch weil dort der Wind wieder stärker wurde. Etwas ausgesetzt (aber weniger als befürchtet) umklettert man den letzten Grataufschwung und erreicht dann den Gipfelbereich. Die Fernsicht war leider nicht passend zur guten Vorhersage, aber dennoch wars eine interessante Stimmung - ständig trieben Wolken in Hochgeschwindigkeit über den Himmel und änderten die Lichtverhältnisse sekündlich. Bei weniger Wolken dürfte der Chli Windgällen aber ein exzellenter Aussichtsberg sein...

Abstieg entlang der Aufstiegsroute.

Fazit:
Seit Jahren will ich auf den Chli Windgällen und nun hats endlich geklappt! Die Tour geht sehr direkt und ohne Umschweife hoch zum Gipfel und gefällt mir wunderbar. Bei mehr Sicht, weniger Wind und wärmeren Temperaturen würd ich sie jederzeit gerne wiederholen. Der oberste Teil ist "weglos" hat aber fast durchgehend Pfadspuren, was die etwas komplizierte Aufstiegsroute deutlich entschärft. Je nach gewähltem Weg ists wohl eher ein T5 I oder II. Beeindruckend ist die gewaltige Szenerie rundherum, irgendwie fühlt man sich bei diesen Bergdimensionen ziemlich klein. Natürlich macht die Tour auch Lust endlich mal den gegenüberliegenden Bristen in Angriff zu nehmen...

Tour mit D.


Tourengänger: Schneemann


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2014 um 10:39
gut beschrieben, schön bebildert - er gefällt mir sehr, dein Bericht von der Chli Windgallen.

lg Felix


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