Rundtour Rosed - Solögna - Nassa - Rosed


Publiziert von valser , 17. September 2014 um 12:13.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:10 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Solögna 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis Rosèd (Bavona)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto ab Rosèd oder Foroglio (Bavona)
Kartennummer:1271 - Basodino

Bei dieser Tour war am Anfang der genaue Plan noch inexistent. Ich hatte das Auto bei Rosèd nach der Brücke geparkt, gleich beim Anfang des Weges nach Solögna. Im Kopf hatte ich zwei Touren, von welchen ich nicht allzu viel Wegsuchen erwartete, einerseits die Alpe Oglie auf der linken und andererseits die Alpe Solögna (mit Wechsel in der Höhe nach Nassa). Ich stand da, konnte mich nicht entscheiden. Das Wetter schien gegen Abend zu leichtem Regen zu neigen, weshalb ich nicht zu spät zurück sein wollte oder mindestens nicht mehr allzuweit oben. Schliesslich warf ich eine Münze. Die Münze entschied Oglie, und ich entschied, wie immer in solchen Fällen, für das Gegenteil. Also gleich los den Wald hoch. Grandioser Talblick talauswärts in der felsigen Passage vor Costa. In Costa musste ich mich kurz mit Hilfe der Karte orientieren, ich hatte mich noch nicht gross in dieses Gebiet der Alpe Solögna eingelesen und dachte einen kurzen Moment, ich sei schon bei Corte Nuovo. Eine halbe Stunde später schliesslich durchquerte ich dieses zügig ohne Halt. Im darauf folgenden Abschnitt hielt ich stetig Ausschau nach der Abzweigung nach Cadinc. Eine deutliche Abzweigung oder einen Weg entdeckte ich jedoch nicht. Dafür bedankte mich die Alpe Solögna für meinen Entscheid mit vielen kleinen, aber umso süsseren und aromatischeren Himbeeren, und oben beim Corte Grande auch mit Heidelbeeren en Masse, welche ich genüsslich als Apéro genehmigte.

In Corte Grande machte pünktlich um 12:00 Mittagspause mit Wasserfüllen, Karten- und Wetterberichtsstudium. Angesichts des Wetterberichts und meinem Durst nach Neuem entschied ich, die Traverse über Pianaccio zum Corte di Cima der Alpe Nassa in Angriff zu nehmen. Laut der aktuellen Karte 25'000 sollte dieser eigentlich bis zum Grat, welcher Nassa von Solögna trennt, noch vorhanden sein. Schon auf der Wiese nach Corte Grande entdeckte ich eine Rot-Weiss-Markierung. Ich vermutete, dass der Wanderweg zum Rif. Piano delle Creste früher den Umweg über Pianaccio machte. Doch war ich erstaunt, als nach Pianaccio immer noch Markierungen zu erkennen waren. Der Weg war gemäht, und bis zu einer grösseren Schutthalde auch breit. Die Schutthalde querte ich, den Markierungen folgend, leicht aufwärts steigend. Danach auf wesentlich schmalerem Pfad, teils etwas abschüssig und feucht-rutschig zum Grat hoch, welchen ich um 13:00 erreichte. Und welche Überraschung: Ein offizieller, neu wirkender Wegweiser mit Aufschrift "Sentiero di montagna" weist dort in Richtung Btta d. Nassa und Pianaccio. 

Von hier aus empfiehlt sich, der orogr. linken Seite des Geröllfeldes von Valletta folgend sich vom Grat zu entfernen, in den Talboden abzusteigen und dann auf Höhe von Corte di Cima auf kleiner Wegspur über eine ebenfalls kleine Treppe zur Hütte zu queren. Einen Weg oder eine Spur vom Wegweiser alles direkt hinunter auf dem Grat nach Corte di Mezzo habe ich nicht gesehen und ist wohl auch nicht empfehlenswert, obwohl in der Karte im Buch "Alpi di Val Bavona" so eingezeichnet. Direkt vor der Hütte führt in einem kleinen Tälchen der ebenfalls gemähte und gut sichtbare Weg zu Tale. Zeit für einen Ausflug in die Forca und einen Blick den Rebiagraben hinunter gestehe ich mir nicht ein, da mittlerweile die Wolken dichter geworden sind, und ich noch nicht ganz abschätzen kann, wie lange ich für den Abstieg brauchen werde. Immerhihn erwarten mich noch die berüchtigten Treppen von "Al Scrann", welche ich nicht bei Regen durchsteigen möchte. 

Also von der Hütte zurück zum Tälchen mit dem Weg nach Corte di Mezzo (oder Corte di Fondo?). Welchen Weg ich erwische weiss ich noch nicht, es soll einen direkten nach Corte di Fondo in der Talsohle und einen auf dem zuvor überquerten Grat über Corte di Mezzo geben. Mein Weg führt zuerst direkt im Tälchen talwärts, nach einem kurzen Geröllfeld jedoch die Höhe haltend nach links dem besagtem Grat entgegen. Nach einer Traverse durch den Wald erreicht man diesen wunderschönen, mit Wiese bewachsenen und mit einigen Lärchen bestückten Grat mit verschiedenen Aussichtspunkten in alle Richtungen: Basodino - Solögna - Robiei - Foioi - Oglie (an dieser Stelle: dort werde ich schon noch hochsteigen) - Chient - Mater - Fontana - Bignasco - Cazzana. Danach verschwindet der Weg leider wieder im Wald und der Abstieg fährt nun richtig in die Oberschenkel. Dafür purzeln die Höhenmeter nur so dahin, eine halbe Stunde nach Corte di Cima erreiche ich Corte di Mezzo von Norden her. Unterhalb der Hütte der Weg zum Corte di Fondo, welches ich 10 Minuten später ebenfalls von Norden her erreiche. Südlich führt ein ebenfalls gemähter Weg in den Wald, wohl die direkte Route dem Ri di Nassa entlang. Unterhalb der Hütte (sprich östlich) tauche ich erneut in steilen Laubwald, dann folgen die erwähnte Schlüsselstelle "Al Scrann". Mit grosser Aussicht, grosser Vorsicht meinerseits, unglaublich steil und zum Glück mit Ketten gesichert. Erneut Laubwald. Mitten im Abstiegs-Trott erschrecken mich einige herunterfallende Kieselsteine, ich drehe mich hangaufwärts und erspähe durch die Bäume einen prächtigen Steinbock. Einige unscharfe Fotos später gehe ich weiter und quere kurz darauf den Ri di Nassa, es folgt eine traverse entlang der orogr. rechten Talseite hinüber nach Semacorte.

Den Weiterweg kenne ich von der Auènn-Tour, unterschätze ihn aber in seiner Länge und Steilheit. Die Oberschenkel brennen nun so richtig, die Beine sind zittrig. Der Abstieg einen Tag zuvor von Orsalietta war auch nicht ohne, und jetzt weitere 1300 Höhenmeter. Erschöpft erreiche ich endlich das Bildstöckchen, wo sich der Weg nach links und rechts gabelt. Der Rechte führt Richtung Puntid, der Linke gabelt sich wenige Meter später nochmals, nach rechts nach Foroglio (wäre die logische Fortsetzung des Abstiegs), über die Brücke nach Rosèd, wo mein Auto steht. Vorbei an einem Stein mit Inschrift (ich kann den Italienischen Text nicht übersetzen, Zanini, Erbauer des Foioi-Wegs ist erwähnt) der Bavona entlang. Ich genehmige ein kurzes Bad, bin doch wieder ordentlich verschwitzt wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Trocknen an der Sonne. Ich bin noch nicht ganz trocken, als sich die Sonne verzieht und die ersten Regentropfen fallen. Ich verziehe mich ins Auto, und schon prasselt der Regen nieder. Ich bin jetzt froh, habe ich nicht zu lange auf den Alpen oben verweilt und bin schnell abgestiegen, obwohl es noch einiges zu entdecken gegeben hätte. Dafür zittern die Beine auch selbst beim Bedienen der Pedale im Auto.

Im Nachhinein würde ich den Weg in umgekehrter Richtung empfehlen. Der Weg im Valle di Nassa ist spürbar steiler (T4) als jener nach Solögna (T3). Die einzige Passage, in welcher der Orientierungssinn gefragt ist und eventuell Improvisationsvermögen, ist in der Gegend von Valletta zwischen dem Grat mit Wegweiser und Corte di Cima (Nassa). Das Gelände ist aber Übersichtlich und deshalb fällt einem das Improvisieren leicht. Der Weg nach Solögna ist markiert und gut zu finden, jener nach Nassa eigentlich durchgehend gut sichtbar aber nicht markiert.
Was jetzt schon feststeht: Ich will die verpassen Blicke durch die Lücken (Forca, Btta di Nassa) oben auf der Alpe Nassa nachholen, die Btta di Nassa würde sich auch für eine Durchschreitung sehr anbieten.

Tourengänger: valser


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Kommentare (3)


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saentis55 hat gesagt: Toller Bericht!
Gesendet am 18. September 2014 um 16:32
die Inschrift auf dem Stein bedeutet, dass ein gewisser Giacom Zanzanin am 25. Mai 1812 von diesem Felsen verletzt wurde und nach 35 Stunden in ein anderes Leben einging. Plinio Martini erzählt davon in seinem Buch "il fondo del sacco"
...und viel Erfolg, wenn du nach Oglie gehst
gruss
Säntis

valser hat gesagt: RE:Toller Bericht!
Gesendet am 21. September 2014 um 20:09
gehört definitiv ganz nach oben auf der liste der bücher, welche ich lesen möchte!

saentis55 hat gesagt: RE:Toller Bericht!
Gesendet am 22. September 2014 um 09:53
das Buch gibts auch auf Deutsch mit dem Titel "nicht Anfang und nicht Ende" im Limmat Verlag Zürich, www.limmatverlag.ch.
Viel Spass beim Lesen, du wirst viele bekannte Orte und Wege finden


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