Gross Düssi (3256m) mit Biwak
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Wer schon mal auf Clariden oder Schärhorn stand, wird mir beipflichten: Von Norden betrachtet zählt der Gross Düssi zu den schönsten Bergen der Schweiz. Umso erfreulicher, dass er sich von Süden überraschend einfach besteigen lässt. Eine Spur anspruchsvoller ist die Überschreitung mit Aufstieg über den Nordgrat.
Entsprechende Kondition vorausgesetzt lässt sich der Gross Düssi durchaus als Tagestour absolvieren. Doch vor mittlerweile drei Jahren hatte ich mir in den Kopf gesetzt, stattdessen am idyllischen Tschingelseeli auf gut 2400müM zu biwakieren. Einsamer geht's kaum. Und nach dem wolkenverhangenen Samstag profitierte ich am Gipfeltag vom Wetterglück und konnte das herrliche Panorama auf die hochalpine Hüfiarena ausgiebig geniessen.
Egal ob man den Düssi von Süden, Westen oder Norden angeht, das lange Maderantertal muss fast zwingend durchschritten werden. Doch wer über genügend Zeit verfügt, wird den Zustieg durchs wild-romantische Tal mit seinen Tausend Bächen und Wasserfällen (und Bergbeizen) allemal geniessen. Die zählbare Vernichtung von Höhenmetern setzt erst bei Blindensee (1374m) ein, wo man ins einsame Brunnital abzweigt. Ausser ein paar Düssi-Aspiranten und Besuchern der Hinterbalm- oder Cavardiras-Hütte verschlägt es kaum jemanden in diese Gegend.
Auf Hinterbalm (1820m) gibt's ein Bier. Nein, den Düssi habe schon lange niemand mehr bestiegen, da läge sicher noch Schnee, meint Hüttenwart Roland Zberg. Ich lasse mich nicht beunruhigen, bei einem so ausgesetzten Südgrat sollten um diese Jahrzeit ein paar Sonnentage reichen. Ich fülle 3.5l Wasser ab und ziehe weiter talaufwärts. In Waltersfire, dort wo der Cavardiras-Hüttenweg den Brunnibach überquert, hält man stattdessen links und folgt einem schwachen Pfad. Dieser führt unschwierig und meist gut erkennbar direkt zum Tschingelseeli (2443m) hoch, welches ich angesichts der Last auf meinem Rücken ziemlich geschafft erreiche.
Am oberen Ende von Seelein, windgeschützt in der kleinen Schwemmebene, richte ich mein Zelt auf, gerade noch rechtzeitig vor einem kurzen Platzregen. Ein Regenbogen direkt hinter dem Zelt entschädigt für den Stress. Nur wenige Minuten geben die Quellwolken an diesem Samstag den Blick auf den Düssi frei, genug um meine Vermutung bezüglich Schneelage zu bestätigen. Gegessen wird auf dem breiten Rücken westlich vom Seelein, um die letzten Sonnenstrahlen und den Blick aufs Maderanertal geniessen zu können. Anschliessend wird es rasch kalt. Dank Schlafsack und drei Kleiderschichten bleibt's dennoch wohlig warm.
Morgens um halb sieben der hoffnungsvolle Blick aus dem Zelt Richtung Düssi. Ja, die Wolken haben sich grösstenteils verzogen! Nach gemütlichem Frühstück verbleiben ebenso gemütliche 800Hm Gipfelaufstieg. Bei guter Sicht stellt die Routenfindung kein grosses Problem dar, zur Vorbereitung empfehle ich diesen Bericht von Nobis. Über den breiten Rücken westlich vom Seelein steigt man unschwierig (T4) in beliebiger Linie zum Tschingelfirn hoch, etwa zwischen P. 2843 und P. 2788. Man quert den harmlosen, wenig steilen Firn in nordöstlicher Richtung und gelangt so an den Fuss des Südgrats. Man folgt dem Firn bis zu seinem obersten Ende, wo anschliessend in den Südgrat eingestiegen wird (dort wo ein Seil hängt!). Mal links, mal rechts folge ich den besten Tritten, das übersteigt nirgends die Plaisirkraxelei. Bald verjüngt sich der Grat und ab jetzt folgt man primär der Kante. Die technischen Schwierigkeiten halten sich in engen Grenzen; nur vereinzelt, vor allem unmittelbar vor und nach dem Chli Düssi (3127m), erreicht man eine bescheidene II.
Der Schlussaufschwung auf den Gross Düssi (3256m) ist fast durchgehend Gehgelände. Man verbleibt auf der Kante oder weicht leicht in die Westflanke aus. Die dortigen Schneereste stellen kein Problem dar. Oben geniesse ich bei Windstille das herrliche Panorama auf den Hüfifirn mit Piz Cambrialas, Clariden, Chammliberg und Schärhörner. Auch Gross Ruchen und Gross Windgällen, im Vergleich zum Düssi anspruchsvollere Urner Klassiker, lugen aus der Wolkendecke hervor. Erster Gipfelbucheintrag seit Anfang August.
Im Abstieg probiere ich mich an der Variante, welche Nobis ins Spiel gebracht hat, aber wegen Schnee nicht angehen konnte. Fazit: Ja, tatsächlich lässt sich der Südgrat auch in direkter Linie vom Tschingelfirn erreichen (s. Topo), Schwierigkeit ca. T6-/II. Zurück beim Seeli packe ich meine sieben Sachen, darunter auch schöne Mineralien, die sich hier zuhauf finden, und setze den 2400m Abstieg fort. Nochmals Zwischenhalt bei Roland Zberg auf Rösti, Bratwurst und Bier, um den langen Gwaggel talauswärts etwas erträglicher zu gestalten.
Zeiten
4:05 Tschingelseeli
1:50 Gross Düssi
3:50 Golzern
Entsprechende Kondition vorausgesetzt lässt sich der Gross Düssi durchaus als Tagestour absolvieren. Doch vor mittlerweile drei Jahren hatte ich mir in den Kopf gesetzt, stattdessen am idyllischen Tschingelseeli auf gut 2400müM zu biwakieren. Einsamer geht's kaum. Und nach dem wolkenverhangenen Samstag profitierte ich am Gipfeltag vom Wetterglück und konnte das herrliche Panorama auf die hochalpine Hüfiarena ausgiebig geniessen.
Egal ob man den Düssi von Süden, Westen oder Norden angeht, das lange Maderantertal muss fast zwingend durchschritten werden. Doch wer über genügend Zeit verfügt, wird den Zustieg durchs wild-romantische Tal mit seinen Tausend Bächen und Wasserfällen (und Bergbeizen) allemal geniessen. Die zählbare Vernichtung von Höhenmetern setzt erst bei Blindensee (1374m) ein, wo man ins einsame Brunnital abzweigt. Ausser ein paar Düssi-Aspiranten und Besuchern der Hinterbalm- oder Cavardiras-Hütte verschlägt es kaum jemanden in diese Gegend.
Auf Hinterbalm (1820m) gibt's ein Bier. Nein, den Düssi habe schon lange niemand mehr bestiegen, da läge sicher noch Schnee, meint Hüttenwart Roland Zberg. Ich lasse mich nicht beunruhigen, bei einem so ausgesetzten Südgrat sollten um diese Jahrzeit ein paar Sonnentage reichen. Ich fülle 3.5l Wasser ab und ziehe weiter talaufwärts. In Waltersfire, dort wo der Cavardiras-Hüttenweg den Brunnibach überquert, hält man stattdessen links und folgt einem schwachen Pfad. Dieser führt unschwierig und meist gut erkennbar direkt zum Tschingelseeli (2443m) hoch, welches ich angesichts der Last auf meinem Rücken ziemlich geschafft erreiche.
Am oberen Ende von Seelein, windgeschützt in der kleinen Schwemmebene, richte ich mein Zelt auf, gerade noch rechtzeitig vor einem kurzen Platzregen. Ein Regenbogen direkt hinter dem Zelt entschädigt für den Stress. Nur wenige Minuten geben die Quellwolken an diesem Samstag den Blick auf den Düssi frei, genug um meine Vermutung bezüglich Schneelage zu bestätigen. Gegessen wird auf dem breiten Rücken westlich vom Seelein, um die letzten Sonnenstrahlen und den Blick aufs Maderanertal geniessen zu können. Anschliessend wird es rasch kalt. Dank Schlafsack und drei Kleiderschichten bleibt's dennoch wohlig warm.
Morgens um halb sieben der hoffnungsvolle Blick aus dem Zelt Richtung Düssi. Ja, die Wolken haben sich grösstenteils verzogen! Nach gemütlichem Frühstück verbleiben ebenso gemütliche 800Hm Gipfelaufstieg. Bei guter Sicht stellt die Routenfindung kein grosses Problem dar, zur Vorbereitung empfehle ich diesen Bericht von Nobis. Über den breiten Rücken westlich vom Seelein steigt man unschwierig (T4) in beliebiger Linie zum Tschingelfirn hoch, etwa zwischen P. 2843 und P. 2788. Man quert den harmlosen, wenig steilen Firn in nordöstlicher Richtung und gelangt so an den Fuss des Südgrats. Man folgt dem Firn bis zu seinem obersten Ende, wo anschliessend in den Südgrat eingestiegen wird (dort wo ein Seil hängt!). Mal links, mal rechts folge ich den besten Tritten, das übersteigt nirgends die Plaisirkraxelei. Bald verjüngt sich der Grat und ab jetzt folgt man primär der Kante. Die technischen Schwierigkeiten halten sich in engen Grenzen; nur vereinzelt, vor allem unmittelbar vor und nach dem Chli Düssi (3127m), erreicht man eine bescheidene II.
Der Schlussaufschwung auf den Gross Düssi (3256m) ist fast durchgehend Gehgelände. Man verbleibt auf der Kante oder weicht leicht in die Westflanke aus. Die dortigen Schneereste stellen kein Problem dar. Oben geniesse ich bei Windstille das herrliche Panorama auf den Hüfifirn mit Piz Cambrialas, Clariden, Chammliberg und Schärhörner. Auch Gross Ruchen und Gross Windgällen, im Vergleich zum Düssi anspruchsvollere Urner Klassiker, lugen aus der Wolkendecke hervor. Erster Gipfelbucheintrag seit Anfang August.
Im Abstieg probiere ich mich an der Variante, welche Nobis ins Spiel gebracht hat, aber wegen Schnee nicht angehen konnte. Fazit: Ja, tatsächlich lässt sich der Südgrat auch in direkter Linie vom Tschingelfirn erreichen (s. Topo), Schwierigkeit ca. T6-/II. Zurück beim Seeli packe ich meine sieben Sachen, darunter auch schöne Mineralien, die sich hier zuhauf finden, und setze den 2400m Abstieg fort. Nochmals Zwischenhalt bei Roland Zberg auf Rösti, Bratwurst und Bier, um den langen Gwaggel talauswärts etwas erträglicher zu gestalten.
Zeiten
4:05 Tschingelseeli
1:50 Gross Düssi
3:50 Golzern
Hike partners:
Bergamotte
Communities: Biwak- und Zelttouren
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0Km
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