Überschreitung Picos de Europa - Travesía Picos de Europa


Publiziert von Jorrig , 5. September 2014 um 23:21.

Region: Welt » Spanien » Kantabrien
Tour Datum:20 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 7 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Bus von Santander oder Unquera nach Potes. Mit dem Taxi nach Colio.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Per Anhalter von Soto nach Oseja oder Cangas. Von Oseja gibt es Busse nach Cangas de Onís.
Unterkunftmöglichkeiten:Siehe Beschreibung

Dieser Bericht beschreibt eine Überschreitung der Picos de Europa von Ost nach West über alle drei Massive. Er basiert auf dem Artikel von Victor Puente Cantero, den man hier nachlesen kann: http://www.picoseuropa.net/travesias/pucavi.php Die Route ist aktuell, aber manche Informationen dort sind veraltet, bzw. manche Bedingungen haben sich mittlerweile geändert.
Es handelt sich um eine mehrtägige Tour mit Zelt oder Biwak, abseits der vielbeschrittenen Wege und auch abseits der populärsten Gipfel und Pässe. Sie erfordert eine wirklich gute Kondition, gute Orientierungsfähigkeit und fortgeschrittene Bergsteigerkenntnisse. Klettern oder Seile sind aber nicht erforderlich. Beschrieben ist die Tour für eine Dauer von sieben Tagen. Je nach Zeit, Kondition und Bedürfnissen kann sie aber auch verlängert werden. Wir haben sie in acht Tagen absolviert.

Grundsätzliches:
Die Picos de Europa sind vor allem Kalksteingebirge. Das bedeutet, dass die Hauptschwierigkeit ist, Wasser zu finden. Zeltplätze und Wanderetappen richten sich oft nach der Verfügbarkeit von Wasser. Es sind sehr steile Gebirge mit wenigen Passagen, in denen man gemütliche Höhenwanderungen abschreitet. Die meisten Wege in den Picos sind durch mittlerweile aufgegebene Minentätigkeiten entstanden. Sie sind in dem Fall sehr gut angelegt, werden aber nur auf den Hauptrouten auch instandgehalten.
Wilde Tiere gibt es nicht zu fürchten. Es gibt viele, viele Gemsen, ebenso Geier, mit etwas Glück sieht man auch Königsadler oder Steinböcke. Eidechsen gibt es viele, aber auch vereinzelt Schlangen. Von Wildkatzen, Wölfen und Bären haben wir nichts gesehen, dafür aber eventuell einen Dachs (es war dunkel). Pflanzen gibt es mehr, als ich aufzählen könnte. Im Laufe der Wanderung wandelt sich die Vegetation oft stark. Das macht ihren besonderen Reiz aus. Man findet viele Eichenwälder und sehr viele Haselnüsse. Dazu Buchen, die speziellen "Encinas" und viele Blumen.

Ausrüstung und Vorbereitung:
Wir sind mit Zelt, Schlafsäcken und Luftmatratzen losgezogen. Das macht die Rucksäcke recht schwer. Wer Gewicht sparen will, nimmt nur den Biwakschlafsack mit. Die Nächte können auch im Sommer sehr kühl werden, es ist oben oft sehr windig. Bergwanderschuhe reichen aus, wir haben je einen Stock dabeigehabt, um die Knie etwas zu schonen. Gaskocher und die übliche Ausrüstung dazu, insbesondere Karte und Kompass. Wir haben Wasserbehälter mit ca. 5 Liter Fassungsvermögen dabeigehabt. Ob das ausreicht, hängt sehr stark vom Wetter ab. Bei Sonne und Hitze ist das zu wenig, bei Nebel braucht man viel weniger.
Man sollte einige Wochen vorher auf das Wetter schauen. Wenn es viel regnet, stehen die Chancen auf Wasser höher als bei langen Trockenperioden.
Als Wanderkarte empfiehlt sich die Karte von Adrades. Man findet sie in Spanien überall als die Karte zum "Anillo de Picos de Europa". In jedem Fall sollte es eine mit Massstab 1:25000 sein.

Anreise und Startort:
Die Wanderung beginnt in Colio bei Potes. Wir sind von Oviedo gestartet. Wenn man direkt zu dieser Wanderung aufbrechen möchte, empfiehlt sich aber die Anreise nach Santander. Von dort gibt es viele Busse nach Potes. Das Taxi nach Colio kostet 12 Euro. In unserem Fall wartete es direkt an der Bushaltestelle auf Kunden.

Die Wanderung:
Ich beschreibe die Wanderung hier so, wie wir sie im Nachhinein für optimal halten. Wir wussten viele Sachen nicht im Voraus und haben daher Entscheidungen getroffen, die wir vielleicht sonst nicht getroffen hätten. Ich weise dann jeweils darauf hin und trenne Information von unserer Erfahrung.

Tag 1: Colio - Prao Jonfria
Früh morgens startet man in Colio mit der Wanderung. Victor beschreibt eine Route aus Colio selbst, die gen Norden hinter einer Höhle den Canal aufsteigt und über den Samelar zum Collado de San Carlos führt. Bei gutem Wetter und guter Kondition ist das eine schöne Sache. Wir hatten zum Start Nebel und stiegen daher aus El Parte auf (der Taxifahrer kennt das). Man hat von dort einen teilweise sogar betonierten Weg bis zum Collado San Carlos. Victors Weg erfordert etwas Orientierung, auf unserem kann man sich gar nicht verlaufen. Startet man früh, so kann man gleich den Aufstieg von 1500m in einem durchziehen. Wir sind abends angekommen. Folgt man dann dem Weg ca. eine Stunde lang, so kommt man an eine recht neue Schäferhütte. Die ist offen, und dort kann man gut übernachten. Noch eine weitere Stunde den Berg hinauf findet man einen grossen Trog mit einem satten Wasserstrom. Man muss am ersten Tag in dem Fall nicht viel Wasser mitnehmen. So viel Wasser wird man auf der ganzen Wanderung nicht wieder finden. Der Aufstieg zum Collado de San Carlos ist nicht sehr aufregend. Die Aussicht von oben gibt aber einen ersten Geschmack auf die Wanderung. Man sieht auf einen grossen Talkessel mit zackigen Bergen rundherum. Auf der rechten Seite des Passes kann man ohne Rucksack zum Samelar aufsteigen und hat damit bereits seinen ersten Gipfel. So schnell geht es nicht mehr auf diese Höhe, der Aufstieg ist also auf jeden Fall zu empfehlen. Die Sicht auf das östliche Massiv der Picos und die weitere Umgebung ist beeindruckend. Bei gutem Wetter sieht man das Meer.
Der weitere Weg ist schwieriger zu finden. Man geht etwas den gerade bestiegenen Weg wieder herunter und steigt an der rechten Canalseite eine Rampe hinauf. Ab dann folgt man auf gleicher Höhe einem kleinen Pfad, der mit Steinmännern markiert ist. Wir hatten hier Nebel, und dann wird die Orientierung schwieriger. Geht man zu weit nach oben, wird es zu steil, geht man zu weit nach unten, kommt man der Steilwand gefährlich nahe. Wir haben mehrmals die Rucksäcke abgesetzt und sind zur Orientierung etwas herumgelaufen, um den Weg zu suchen. Hat man die Geröllfelder unter dem Sagrado Corazón überquert, wird es einfacher. Das Ziel ist der Collado Jonfria, ein schmaler Pass zwischen zwei steilen Bergen. Ist es schon spät, so kann man hier übernachten. Es sieht von weitem fast unmöglich aus, aber auf dem Pass wächst eine satte Wiese. Hat man noch etwas Zeit, so kann man den Pass gen Süden absteigen zum Prao Jonfria. Das ist ein schmaler Sattel ca. 150m unter dem Pass, der ebenfalls mit sattem Gras bewachsen ist. Hier gibt es eine kleine Quelle, die in unserem Fall auch gut Wasser führte. Der Zeltplatz ist einer der schönsten, die ich bisher gesehen habe. Wir sind im Nebel abgestiegen und haben ihn nur durch gute Intuition und ein wenig Glück gefunden. Am nächsten Morgen sahen wir erst, wo wir waren: Auf allen Seite spitze Berge, steile Wände und schroffe Felsen, dann das Wolkenmeer und in der Ferne weitere Gipfel. Mittendrin unser Zelt auf einer Insel aus Gras, auf einem steilen Grat. Auf diesem Weg laufen wenige Menschen. Es lohnt sich auch, das Echo auszuprobieren.

Tag 2: Prao Jonfria - Coteros los Placeres de Arriba

Unser zweiter Tag verlief komplett im Nebel. Das ist auf dieser Etappe besonders problematisch, weil sie oft weglos verläuft und gute Orientierung sehr wichtig ist. So schwierig wie auf dieser Etappe wird es später nicht mehr, obwohl die reine Distanz und die Höhenmeter eine andere Sprache sprechen. Es beginnt gleich mit dem praktisch weglosen Abstieg gen Süden. Es gibt Schaf- und Ziegenwege und Steinmänner, denen man folgen kann. Im Prinzip gibt es aber keinen gemachten Weg. Trotzdem ist es wichtig, diesem zu folgen, damit man nicht in steilem Gelände mit Geröll endet. Nach einiger Zeit stösst man auf einen alten Minenweg zu den Minas de Viaje. Victor schlägt hier vor, gleich weiter querfeldein bergab zu laufen bis zur Kreuzung zum Canal de las Arriondas. Wegen des dichten Nebels haben wir das nicht getan und sind den Minenweg bergab gelaufen. Man stösst auf ca. 1300m auf eine kleine Nase, auf der ein riesiger Baum wächst. Dahinter gibt es eine steile Stufe. Hier wählt man den Weg rechts, der nur leicht an Höhe verliert. Wir trafen dort viele freilaufende Pferde, die leider bei dem Wetter den Weg total vermatscht hatten. Das war einer der unangenehmeren Teile des Wegs. Die vielen Tiere machen auch die Orientierung schwierig. Wir sind zu weit nach oben geraten und mussten beim Queren des zweiten grossen Flusstals einsehen, dass eine Überquerung nicht machbar war. Es gibt hier nur einen Weg hinüber. Der Abstieg geriet durch die vielen Dornbüsche eher schmerzhaft.
Die Wegkreuzung zum Canal de las Arriondas ist kaum zu erkennen. Den Canal sieht man auch im Nebel, aber der kreuzende Weg ist kaum auszumachen. In den Picos ist abseits der grossen Wanderwege praktisch nichts markiert oder ausgeschildert. Man muss wissen, wohin der Weg führt. Es gibt Steinmänner, wenn der Weg schwer zu finden ist. Der Weg führt weiter parallel den Berg entlang, nun wieder bergauf. Man folgt dem Flusslauf bis zu einer grossen Stufe, an der man wirklich nicht mehr weitergehen kann. Hier hält man sich links und steigt den steilen Canal de Untuje hinauf. Es gibt auch hier vermutlich keinen guten Weg, man schlägt sich so durch. Immer, wenn man denkt, nun ist es geschafft, dann taucht noch eine weitere Stufe auf. Der Canal ist aber nur am Anfang richtig steil. Ich schreibe hier nichts über die fantastische Aussicht, weil wir im Nebel praktisch nichts sahen.
Schliesslich erreicht man einen quer zur Marschrichtung verlaufenden Grat. Dies ist der Collado de Untuje. Dort wendet man sich rechts, läuft auf dem Grat entlang bis zur Steilwand und dann links unter dieser hindurch. Es gibt dort eine Quelle, die in unserem Fall auch etwas Wasser führte. Ohne eine Tasse oder Ähnliches gewinnt man hier aber kaum Wasser. Nach einem kurzen Aufstieg erreicht man den Collado de Tanarrio. Hier hat man viel flache Wiese, dies ist der erste geeignete Zeltplatz.
Victor läuft nun direkt ohne Weg den Berg hinunter bis auf ca. 1250m hinab und dann auf der anderen Seite wieder hinauf. Wir haben das wegen der schlechten Sicht nicht getan, es ist aber vielleicht die beste Alternative. Es gibt einen Weg, der sich rechts an der Wand orientiert und dort quert bis zur Kreuzung mit dem Canal de los Lechugales. Auf diesem Weg überschreitet man zwei Felsnasen, auf denen man ebenfalls übernachten kann. Laut Karte kann man nun weiter queren bis zum Zielort. Wir haben im Nebel aber den Weg verloren und ich hatte sehr viel Respekt vor der Querung des Canal de las Piedras Negras. Auf beiden Seiten Steilwände, dazu ein Canal mit sehr steilem Geröllgelände und kein Weg in Sicht - das wollte ich nicht riskieren. Wir haben aber später die Traverse von der anderen Seite gesehen, sehr gut ausgetreten und markiert. Bei besserer Sicht ist das also durchaus möglich.
Wir stiegen also wie Victor in den grossen Talkessel hinab. Da es spät wurde, suchten wir uns dort einen Notzeltplatz. Das Gelände ist fast überall ziemlich steil. Wir hatten aber Glück und zelteten zufällig genau auf dem Weg nach oben Richtung Los Coteros de los Placeres de Arriba. Dieser führt unter einigen steilen Felsvorsprüngen durch einen wunderschönen Eichenwald. Der Weg verläuft sehr weit oben. Er verliert sich vorher etwas im Gras, da hatten wir ihn am Vortag verloren. Später ist er aber sehr gut markiert. Los Coteros de los Placeres de Arriba kann man daran erkennen, dass auf dieser Höhe ein grosser Strommast steht (die Stromtrasse versorgte einmal die Minen im Nachbartal). Auf der Höhe gibt es eine Quelle, die in unserem Fall auch ausreichend Wasser führte, eine flache Wiese und eine wunderschöne Aussicht ins Tal gen Süden und auf den Talkessel mit den Steilwänden im Norden (genannt El Jisu) und Osten. Sachen, wie wir aufgrund des schlechten Wetters leider nicht sahen.

Tag 3: Los Coteros de los Placeres de Arriba - Las Coteras Rojas
Am dritten Tag geht es weiter bergauf aus dem Talkessel hinaus. Man läuft auf das westliche Ende der Steilwand zu, die man laut Victor kurz vor dem Pass besonders beeindruckend im Blick hat. Hier klarte sich für uns die Sicht auf. Vom Pass aus sieht man nun den folgenden Weg am Hotel de Avila vorbei den Canal del Vidrio hinauf. Alles wird dominiert von der Peña Vieja (2614m). Der Weg ist nun reinste Genusswanderung ins Tal über Wiesen und Felder, dann Strassen bis zum Hotel. Hier gönnten wir uns ein warmes Essen im Restaurant und eine Flasche Sidra. Das kostete gut 20 Euro. Man kann dort auch Käse und belegte Brötchen kaufen, es gibt aber keinen Supermarkt. Eine warme Dusche ist auch möglich, kostet aber 5 Euro pro Person. Das lohnt sich nur, wenn man gleich auch die Wäsche wäscht.
Wasser braucht man nicht zu kaufen, es gibt hinter dem etwas aus der Szenerie fallenden Chalet Real eine riesige Wasserquelle, an der man alle Vorräte auffüllen kann. Die kann man auch gebrauchen, denn bei dem nun folgenden Aufstieg in das Zentralmassiv der Picos gibt es nicht mehr viel Wasser.
Kurz dahinter verlässt man den guten Weg und läuft einen Minenweg entlang über Gras um eine Nase herum. Immer weiter auf dem Minenweg bis zum Eingang des Canal del Vidrio. Dieser ist schon beeindruckend von unten. Der Aufstieg ist zunächst steil durch Geröll, aber gut getreten und daher problemlos. Danach kommen aber glatte Felsen, bei denen man sich immer sehr weit links halten sollte und möglichst diese Felsen vermeiden sollte. Je höher man kommt und je näher man den weithin sichtbaren oberen Minen ist, umso schwieriger wird es. Mit einem schweren Rucksack braucht man oben schon gute Nerven, um sich mit Hilfe der Hände die Felsen hochzuziehen oder so manchen längeren Satz zu machen. Hat man die beiden Minen erreicht, ist der Weg zwar noch eng, aber sehr gut begehbar. Er führt rechts aus dem Canal heraus auf eine begraste Nase. Der schwierigste Teil ist dann geschafft. Laut Karte kann man den Canal weiter hinten umgehen. Wir haben den Einstieg und den Verlauf dieses Wegs gesucht, aber nicht gefunden. Auch zwei lokale Wanderer konnten uns nicht helfen, sie kannten den Weg nicht.
Der weitere Aufstieg führt in Serpentinen den Berg hinauf und ist problemlos. Man kommt recht weit oben, noch unter einem Pass, an eine Wegkreuzung. Links sieht man die Peña Vieja, geradeaus einen Taleinschnitt und rechts einige Bergspitzen. Man hält sich auf dem Weg nach rechts und macht am Schluss noch ein paar Kletterzüge auf den Pass hinauf. Wenn man dann die tolle Aussicht auf das abendliche Panorama des Talkessels vor einem genossen hat, orientiert man sich direkt links und steigt den flachen Berg hinauf. Das ist der Coteras Rojas. Man findet hier viele Biwakplätze. Der Weg weiter nach oben lohnt sich, wir fanden dort einen guten Platz für ein 2-Mann-Zelt mit traumhafter Aussicht. Es gibt allerdings kein Wasser und in unserem Fall eine Menge Wind. Mit ca. 2350m Höhe ist das auch der höchste Zeltplatz der Tour.
Es gibt hier nun mehrere Möglichkeiten. Wenn man sehr schnell unterwegs war und noch genügend Zeit ist, kann man die Peña Vieja besteigen und dort den Sonnenuntergang geniessen. Der Aufstieg ist einfach, und der Ausblick unbeschreiblich schön. Man sieht das Meer, sogar den Strand, das ganze Zentralmassiv inklusive den Naranjo de Bulnes und zahllose Bergketten im Süden und Osten.
Wir haben hier einen "Ruhetag" eingelegt und das Zelt einen Tag lang stehengelassen. Am Ruhetag sind wir dann mit kleinem Gepäck zum Collado Bonito gelaufen. Das ist der Standardaussichtsplatz auf den Picu Urriellu. Man hat dort das Symbol der Picos zum Greifen nah und kann auch die Kletterer dort beobachten. Angesichts der späteren Tage würden wir aber mittlerweile fast empfehlen, direkt weiterzulaufen. Grund ist einmal der Wassermangel hier oben und andererseits die starke Belastung der Tour, die man erst in den letzten Tagen merkt. Ein echter Ruhetag ist vielleicht besser, und den macht man besser eine Etappe weiter.

Tag 4: Coteras Rojas - Collado Jermoso
Man läuft - nach dem wunderschönen Sonnenaufgang ganz allein auf einem traumhaften Aussichtsplatz aus natürlich - vom Zeltplatz weiter bergauf Richtung Peña Vieja und Pico Navarro. Man hält sich immer zwischen den beiden und vermeidet den Einschnitt links. Bald stösst man auf einen Weg Richtung Pass, dem höchsten Punkt der regulären Tour (2440m). Wir haben auf dem Pass die Rucksäcke abgelegt und am Morgen die Peña Vieja bestiegen. Einen besseren Frühstücksplatz gibt es kaum. Wenn man das schon am Tag zuvor erledigt hat und noch den Picu Urriellu sehen möchte, steigt man aber besser direkt den steilen Canal ab. Der Weg ist nur direkt am Pass schwierig, danach wird er bald eben und verläuft gerade an der Südwand entlang. Hier befindet man sich auf einer der Haupttouristenrouten, und man trifft sicherlich viele Leute auf dem Weg. Direkt unterhalb den Horcados Rojos sieht man eine Art Mauer vor einer Höhle. Ich vermute, dort befindet sich eine Quelle, sie war aber in unserem Fall trocken.
Der Weg zur Cabaña Verónica ist also sehr leicht. Wer den Urriellu noch nicht gesehen hat, kann hier auf den Pass der Horcados Rojos steigen und ihn bewundern. Die Sicht vom Collado Bonito ist aber sicher besser. Der Weg ist nicht zu verfehlen, das ist ebenfalls eine Touristenroute.
In der Cabaña gibt es einen Hüttenwart, es handelt sich aber um nicht mehr als ein Notbiwak. Mit etwas Glück ist der Hüttenwart da, aber man sollte sich auf keinen Fall darauf verlassen, dass es dort Wasser oder Essen gibt. Das ist ein Unterschied zum Bericht Victors.
Von der Cabaña aus muss man nun das Felsenmeer durchqueren. Hier hatte Victor noch Probleme, der neue Hüttenwart (Mariano ist schon vor gut 5 Jahren an Krebs gestorben) hat aber den Weg zum Collado Jermoso mit roten Punkten markiert. Denen folgt man also, was nicht immer so leicht ist. Wichtig ist der Anfang über eine ca. 10m lange Felsmauer, ein beeindruckender Beginn. Man muss aufpassen, dass man nicht auf den Weg gerät, der zum Llambrión nach oben führt - unser Weg führt eher bergab und deutlich sichtbar auf einen Pass am Ende der Bergkette zu. Den roten Punkten und Steinmännern folgend, ist das eigentlich nicht schwer zu finden. Hinter dem Pass teilt sich wiederum der Weg, man kann von dort Richtung Liordes und Fuente Dé absteigen. Wir folgen weiter den roten Punkten rechts an der Wand entlang. Der Weg verläuft nun viel angenehmer und überraschend gleichmässig bis zum nächsten Pass. Ab hier wird es noch einfacher, den Weg zu finden, und nach zwei weiteren kleinen Pässen bekommt man endlich die Postkartenansicht auf den Collado Jermoso, das Refugio Diego Mella und das westliche Massiv der Picos. Es folgt nur noch ein einfacher Weg um den Talkessel herum bis zum Refugio.
Dort findet man eine immer sprudelnde Quelle. Trinkwasser gibt es direkt am Refugio, wenn man duschen will oder waschen, läuft man besser bis zum Bach hinab. Wir haben im Refugio selbst übernachtet, es gibt aber genug Plätze für Biwak und zum Zelten. Man kann sich auch für das Abendessen anmelden und im Zelt schlafen. Es gibt Bier und sehr gutes Essen, man kann es sich dort also gutgehen lassen. Strom für Handys ist auch vorhanden, ebenso darf man die Küche benutzen inklusive Gasherd, wenn man lieber selbst Essen kochen oder morgens Kaffee kochen möchte. Die Betten sind recht komfortabel, die Preise nicht übertrieben hoch. Der Höhepunkt ist natürlich der Sonnenuntergang um 21 Uhr auf dem Pass oben. Man wird vom Hüttenwart fast hinauf getrieben, vermutlich will er ein wenig Ruhe haben. Dementsprechend tummeln sich Scharen von Wanderern und Hüttengästen oben auf dem Pass für ein Spektakel, dass man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte. Wer möchte, nimmt sich noch ein Bier mit nach oben, setzt sich ins weiche Gras und sieht, dass es auch gen Westen noch Berge über Berge gibt. Wer will da noch nach Santiago wandern?

Tag 5: Ruhetag
Ein Tag Ruhe empfiehlt sich wirklich. Im Refugio hat man alle Annehmlichkeiten inklusive Toilette und eine wunderbare Aussicht. Die folgende Etappe ist anstrengend, und man spürt die vergangenen Etappen, vor allem in den Knien. Wir sind ziemlich trainierte Bergwanderer, aber auf der nächsten Etappe kamen wir da an unsere Grenzen. Daher hier die Originalempfehlung von Victor, der wir leider nicht gefolgt sind.

Tag 6: Collado Jermoso - Vega Huerta
Es geht an diesem Tag 1300m bergab und dann 900-1200m wieder bergauf. Das spricht für sich. Der Weg ist einfach zu finden. Der Abstieg vom Collado Jermoso ist bestens markiert, man läuft auf einer Touristenroute im Zentralmassiv. Er ist aber technisch schwierig, man steigt teilweise durch den Gebirgsbach über Felsen und Geröll ab. Später wird es einfacher, aber es gibt immer wieder Passagen mit steilen Felstritten. Die Vega de Asotín ist die erste Etappe, eine wunderschöne Weide im Talkessel. Danach geht es durch einen schönen Buchenwald leicht bergab auf die linke Talseite. Man glaubt kaum, wie schön es ist, nach all den Tagen zwischen den trockenen Felsen wieder Wald zu sehen! Der Weg folgt dann wieder einem alten Minenweg, sehr schmal und teilweise direkt in den Fels gehauen um die Nase herum Richtung Coriñanes. Diese "Rienda" ist ein weiterer Höhepunkt. Schliesslich erreicht man das Dorf, in dem sich das Restaurant "El Tombo" befindet. Dort kann man übernachten, aber vor allem für 11 Euro ein reichhaltiges Tagesmenü geniessen. Man kann auch diverse Kleinigkeiten kaufen. Supermärkte gibt es dort nicht.
Wer nun genug hat und denkt, es wäre eine gute Idee, hier die Tour zu beenden oder sie vielleicht mit dem Río Cares zu beenden statt mit dem steilen Aufstieg ins Westmassiv, dem können wir nur stark abraten. Es folgt nun der unserer Meinung nach bei weitem schönste Teil der Wanderung, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte!
Nach der Stärkung überquert man den Río Cares auf einer alten Brücke und steht am Mirador El Tombo. Der Río Cares hat natürlich viel Wasser. Wir nutzten die Gelegenheit, desinfizierten das Wasser aber vorsorglich. Der Zugang ist nicht ganz einfach.
Vom Mirador geht man etwas die Strasse hinauf und dann in der Kurve rechts auf einen Wanderweg. Dieser führt dann schön eben die Bergflanke des Westmassivs entlang durch Büsche und Wälder. Man geniesst die Aussicht in das Tal des Río Cares und in den immer tiefer werdenden Ausschnitt und schreitet entspannt weiter. Im Monte Corona stösst man auf eine Brücke über einen trockenen Bach. Wenn man sich hier bergauf durch die Büsche schlägt, hat man eine gute Chance, weiter oben Wasser zu finden für den nun folgenden Aufstieg. Wir haben es nicht geschafft und waren zu müde. Beim Verlassen des Waldes kurz nach der Brücke findet man einen schönen Notbiwakplatz, den wir nutzten. Wenn möglich, sollte man das aber vermeiden, da Übernachten nur über 1600m Höhe gestattet ist.
Die auf der Karte verzeichnete Quelle etwas weiter oben ist Einheimischen nach immer trocken.
Kurz danach beginnt der sehr steile Aufstieg. Es handelt sich wieder um einen Minenweg, ist sehr gut erkennbar und technisch einfach zu machen. Er zehrt aber sehr an der Kondition, vor allem bei starkem Sonnenschein wie bei uns. Der Weg steigt und steigt und wird erst über 1400m etwas flacher und ausladender. Die Quelle bei der Cueva del Agua ist entweder unauffindbar oder trocken. Ich habe gesucht und nichts gefunden. Man steigt immer weiter auf, bis man schliesslich auf eine Weide stösst. Wenn man auf dieser einen seltsamen kleinen Obelisken erblickt, dann hat man eine sehr gute Quelle gefunden. Das gemauerte Rohr und das eingemauerte Plastikbassin unter dem Obelisken deuten darauf hin, dass sich hier eine dauerhaft Wasser führende Quelle befindet. Die Wiese lädt zum Verbleiben ein. Es wächst hier im Sommer so viel an verschiedenen Bergblumen, dass man getrost ein wenig herumschauen kann. Wer also möchte und sich die restlichen Meter nicht mehr zutraut, kann hier übernachten. Vorteil: Fliessend Wasser. Nachteil: Beschränkte Aussicht, da man in einem Talkessel übernachtet.
Die Empfehlung ist, hier gut Wasser nachzuschöpfen und ausreichend zu trinken und dann die Wanderung fortzusetzen. Man steigt rechts aus dem Talkessel aus und wandert nun recht bequem weiter den Berg hinauf. Auf der Karte schwer zu erkennen ist, dass Vega Huerta eigentlich den Pass bezeichnet. Man ist also erst oben, wenn man auf dem Pass steht. Hier gibt es eine Menge Zeltplätze und sogar ein unbewirtschaftetes Refugio mit Betonpritschen, in dem man bei schlechtem Wetter übernachten kann. Die verzeichnete Quelle haben wir aber nicht gefunden. Einheimische berichteten uns, dass sie die Quelle noch nie mit Wasser angetroffen hätten.
Von dem Zeltplatz aus hat man eine wunderbare Sicht in alle Richtungen. Im Osten sieht man nun den Collado Jermoso plus die Gipfel des Zentralmassivs, vor allem den Llambrión und den Torrecerredo. Im Norden sieht man die grosse Wand der Castilla La Santa, einem Kletterparadies par excellence. Im Touristenbüro in Cangas bestätigte uns der Parkwächter dort, dass es hier ist, wo sich die spanische Armee ausbildet im Klettern. Die Touristen laufen aber alle zum Klettern zum Urriellu, warum auch immer. Ihnen ist das lieber so, denn dann haben sie die besser im Griff und wissen, wohin der Helikopter fliegen muss. Vor Kurzem habe eine Frau an der Castilla La Santa alleine geklettert und sei ins Seil gestürzt. Zwei Tage lang konnte sie sich nicht befreien und hing bei eisigem Wind im Seil, bevor jemand zufällig vorbeiwanderte und sie entdeckte.
Im Westen schliesslich schaut man über das Westmassiv bis zur Küste und nach Galizien auf endlose Bergketten. Sonnenuntergang und -aufgang sind auch hier unbeschreiblich schön.

Tag 7: Vega Huerta - Soto de Sajambre
Es ist nun wichtig, dass man Richtung Südwesten läuft und nicht den Pass hinabsteigt. Aus uns unerfindlichen Gründen scheint dort der Weg blockiert worden zu sein mit grossen Steinwänden. Davon lässt man sich nicht beeindrucken, sondern umgeht die Hindernisse. Der Weg führt zuerst unter der Spitze hindurch, die man von Vega Huerta im Süden gesehen hatte und verläuft dann direkt nach Süden. Hier hat man endlich eine angenehme Höhenwanderung. Ca. eine Stunde lang läuft man sehr angenehm auf 2000m über Felsen mit Sicht in alle Richtungen. Beim Collado del Burro kann man nun noch einen letzten Blick auf das Zentralmassiv werfen, bevor es den Canal del Perro hinuntergeht, weiter nach Südwesten. Der Weg ist sehr einfach und führt weiter nach Süden auf eine grasbewachsene Spitze. Unten grasen Kühe, man sieht das Refugio del Frade und den gleichnamigen Collado, einige Zweitausender weiter im Westen, das Tal von Valdeón usw., einfach traumhaft. Über den Collado del Frade weiter hinab geht es dann erst durch Heidekraut, dann durch wunderschöne Buchenwälder mit hängenden Flechten, Blaubeeren und einem plätschernden Bach hinab bis zum "Roblón", einer grossen, alten Eiche. Weiter unten findet man eine Brücke über den hier entspringenden Río Dobra in idyllischer Wald- und Wiesenlandschaft. Es geht nun auf gleicher Höhe auf der linken Dobraseite weiter durch einige Moorflächen Richtung Refugio Vegabaño. Dieses ist schön am Wald gelegen mit Ausblick auf ein paar steile Berge. Es gibt Hühner, Hunde und Pferde. Wir gingen weiter über die Majada de Vegabaño, eine riesige Pferdeweide mit einzelnen Bäumen und ein paar Hütten. Danach verlässt man das Nationalparkgelände und die Umgebung wird etwas profaner. Auf Waldwegen geht es runter nach Soto de Sajambre. Wir trafen gleich am Ortseingang ein baskisches Paar, welches uns mitnehmen wollte nach Oseja. Man läuft sonst durch den Ort durch bis zum Touristenparkplatz und wartet dort auf Tagesausflügler, die einen mit dem Auto mitnehmen können. Auf der grossen Strasse von Oseja fahren ALSA-Busse, der letzte kommt kurz nach 17 Uhr durch Oseja (im Sommer!) und bringt einen nach Cangas de Onís. Dort empfehlen wir "La Sifonería" für eine "Sartén de Nacho ..." und die wohlverdiente Sidra oder Bier mit Casera.

Tourengänger: Jorrig


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Kommentare (1)


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costanorte hat gesagt: Detaillierter Bericht
Gesendet am 29. Oktober 2014 um 13:44
Schöner Bericht, und gute Tourwahl, da meißtens fernab von den Hauptrouten, Im Winter sind die Picos und die Fuientes Carrionas (sieht man teilw. im Hintergund) auch sehr schoene Skitourenberge :-)


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