Torre de la Palanca (2.609 m) - die wildeste Ecke der Picos de Europa


Publiziert von panodirk , 28. September 2023 um 13:56.

Region: Welt » Spanien » Kastilien-León
Tour Datum: 6 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am nördlichen Ende von Cordiñanes de Valdeón befindet sich ein großer Parkplatz. Cordiñanes erreicht man Posada Valdeón auf kleiner geteerter Straße in Richtung Caín.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio Collado Jarmoso (2.146 m)
Kartennummer:Editorial Alpina Picos de Europa

VORBEMERKUNGEN
Beim langen Aufstieg zum Refugio Collado Jermoso kommt einem natürlich eine Besteigung des Torre de Llambrión in den Sinn, doch beide Routen, sowohl der gelb markierte Anstieg auch auch der Normalweg über den Tiro Callejo sind sicherlich sehr ernsthafte Routen, die ich im Bereich T6 ansiedeln würde. Der mit Abstand einfachste Berg im Hüttenumfeld ist der auch nicht ganz einfache Torre de la Palanca, immerhin auch über 2.600 m hoch. Der Weg führt über viele Steine und eine kleine etwas herausfordernde Mauer, die ein kurzes Zugreifen im II. Grat und damit auch ein T5- rechtfertigt.
Wer wie wir früh morgens aufbricht, hat fast den gesamten Aufstieg im Schatten. Es bietet sich an, nicht zu früh zu starten!
Mit den Gegensteigungen ergibt sich tatsächlich ein Höhenunterschied von 2000 Metern. Wem dies zu viel ist, der kann auch vom Wanderparkplatz Valcavao (Schotterpiste ab Puerto de Pandetrave) aus starten: dort hat es zwar auch viele Gegensteigungen, doch der Ausgangspunkt liegt deutlich höher. Vermutlich versenkt man ab Valcavao aber noch mehr Zeit als von Cordiñanes.

DIE TOUR
Wir sind noch im Dunkeln in Cordiñanes gestartet. Der Hüttenweg ist gut markiert (weiß-gelb) und einfach zu finden. Vom Parkplatz führt ein Sträßlein hinauf, dann geht es auf einen guten Weg, der später - teils in den Fels gehauen - die Felswände der Peña del Porracho mit Gegenanstiegen quert. Dieser Teil ist mit Ketten üppigst gesichert, handelt es sich hier doch um den Abstieg vom Klettersteig Ferrata de Valdeón. An der Felsnase biegen wir nach rechts ab und sehen ab jetzt auch kein Drahtseil mehr. Noch eine etwas ausgesetzte Querung und wir treten in den schönen Wald Hayedo de Asotín ein. Später queren wir einen Lawinenkegel und gelangen auf die wunderschöne Wiese Vega l'Asotín, an der sich der Weg gabelt. Geradeaus geht es in den Canal de Asotín, während unser Weg nach links hinauf zum Collao Solado (1.617 m) führt. Bis hierher sind es etwa 2 Stunden und wir können einen ersten Blick ins Cornión-Massiv genießen.
Unser Weg zweigt nun nach rechts ab und führt in einer langen ansteigenden Hangquerung (Traviesa del Congosto) bis zum Kanal Argayo Congosto, in dem die letzten 200 Höhenmeter eher mühsam und unangenehm zu überwinden sind. Wer einen Helm dabei hat, setzt ihn vielleicht gerne auf. Doch zur Belohnung stehen wir unvermittelt an dem sehr nett geführten Refugio Collado Jermoso (oder Refugio Diego Mella, 2.146 m); weitere etwa 90 Minuten ab dem Callao.
Von der Hütte führt ein guter Weg in Richtung Las Colladinas. Dieser Weg quert den Geröllkessel und nach 300 Metern an einem Wegweiser zweigen wir nach links ab. Nun gehen wir auf gutem Weg (wir laufen zunächst an den gelben Markierungen des Torre de Llambirón entlang) in den Geröllkessel hinein; ein einfach zu begehender Kanal führt auf eine Geländeterrasse, auf der wir die gelben Markierungen hinter uns lassen und uns nach links wenden. Der Weg gewinnt an Höhe und quert direkt unterhalb der beiden Berge Torre Delgado Ubeda und Torre Diego Mella; bei letzterem befindet sich die 4 Meter hohe Felsmauer, die wir eher am rechten Rand als in der Mitte überwinden - kurz im II. Grat. Ich habe dort ein Steinmännchen gebaut, das aber wohl nicht lange überdauern wird. Nach der Mauer gibt es keine Schwierigkeiten mehr und auf meist gutem Weg folgen wir den unzähligen Steinmännern hinauf zum Torre de la Palanca (2.609 m), den wir nach etwa anderthalb Stunden ab der Hütte erreichen.
Das Panorama ist atemberaubend und verdient eine lange Gipfelrast, doch wehte an unserem Gipfeltag ein sehr heftiger Wind, so dass wir schnell wieder abstiegen und die Pause an die schöne Hütte verlegten.
Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg.

WICHTIGE INFOS
Wettervorhersagen sind schwierig zu bekommen und selten genau, denn gerade in den Picos hat es unzählige Mikroklimata zwischen feuchtem Atlantikeinfluss im Norden und der mediterran geprägten Liébana. Die besten Erfahrungen habe ich mit dem spanischen Wetterdienst AEMET (https://www.aemet.es/es/eltiempo/prediccion/montana) gemacht; dort kann man die Picos für eine detaillierte Prognose für 3-4 Tage wählen. Ergänzend hilft meteoblue und wetteronline; meist trifft eine Melange der drei Wetterdienste recht gut zu.
Seit diesem Jahr (2023) gibt es einen Kompass-Führer von Stephan Bernau für die Picos de Europa mit guten Routenbeschreibungen und GPS-Tracks; da sind auch einige grandiose Hammertouren dabei! Absolute Kaufempfehlung! - Hingegen wendet sich der Rother-Führer von Cordula Rabe eher an die zaghaften und gemächlichen Spaziergänger. Die Rother-Führer für die angrenzenden Gebiete Asturien und Kantabrien sind dafür hervorragend und komplett.
Das beste und wirklich komplette Kompendium der Picos gibt es von den Ediciones Cordillera Cantábrica: "Cumbres de los Picos de Europa" von Alberto Boza (ISBN 978-84-949964-5-0); auf spanisch, reich bebildert mit sehr detaillierten Routenbeschreibungen.
Wanderkarten bevorzuge ich von Editorial Alpina; hier gibt es das Kartendoppelpack für die Picos de Europa schon für wenig Geld. Sehr exakt in der Darstellung, doch darf man sich nicht von den Wanderwegen verleiten lassen; auch Routen im II. Grad sind hier rot dargestellt.
Viele, aber nicht alle Wege sind auch über OpenStreetMap (OSM) sehr gut abgebildet; fast jede angepeilte Exkursion findet sich (in unterschiedlicher Qualität) auch bei wikiloc.com. Ein GPS-Gerät ist für alle Touren von großem Vorteil, denn Wegmarkierungen gibt es - außer Steinmännern - in den Picos weitgehend nicht.

Tourengänger: panodirk


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