Vorderer Grauspitz, 2599 m - länger als gedacht! [Euro Summits]


Publiziert von sqplayer , 5. September 2014 um 17:49.

Region: Welt » Liechtenstein
Tour Datum:15 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:26 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Fahrt auf der A13 nach Malans, durch den Ort zur nordwestlich gelegenen Älpli-Bahn, im Wald versteckt.

Meinen Urlaub im Juli verbrachte ich am Bodensee. Erstmal, weil ich noch nie am Bodensee war und zweitens, weil es ein guter Ausgangspunkt für Bergtouren in die Schweiz, Liechtenstein, Deutschland und Österreich ist.

Als nächstens europäischen Höhepunkt wollte ich den Vorderen Grauspitz in Angriff nehmen. Wie die meisten Leute wollte ich von der Südseite aus starten, in der Schweiz. Ich reservierte telefonisch also ein Ticket für die nostalgische Älpli-Bahn in Malans (fast direkt an der A13) und am 15.7.2014 war es dann soweit.

Die Älpli-Bahn ist zwar nicht mehr die neueste, aber die gelben kleinen Gondeln haben sich einen gewissen nostalgischen Charme bewahrt. In wenigen Minuten ging es hoch auf 1800 Meter zur Bergstation. Es war ein schöner Morgen, noch etwas Nebel in den Tälern, aber man sah, dass es richtig schön werden würde.

Nach einer Warnung der Wirtin, dass der Grauspitz nicht ganz ungefährlich sei, wo sie auch vollkommen recht hat, ging ich mit Steinschlaghelm im Gepäck :-) langsam los. 

Zunächst ging es über Almwiesen auf einen Fahrweg, der sich bis zu einem kleinen Pass auf ca. 2000 m  hochschlängelt. Doch die Freude über die gerade gewonnenen Höhenmeter währte nicht lang, da sich der Fahrweg wieder bergab schlängelte, und zwar ein ganzes Stück! So verliert man sicherlich wieder 400 Hm.

Irgendwann, wenn man wieder "ganz unten" ist, zweigt man in einen anderen Fahrweg zur "Alp Ijes" ab. Dieser steigt moderat bergan und irgendwann kommt man durch zwei stockdustere Tunnel, hier sollte man eine Stirnlampe parat haben!

Nach dem Tunneln kommt man dann zur Alp Ijes, die aus einem Haus und ein paar Wiesen besteht. Von hier sieht man schon den Grauspitz, aber keinen Weg dorthin :-)

Da ich nicht sicher war, fragte ich den Herrn von der Alp, wie ich den nun auf den Grauspitz komme. Er empfahl mir, über einen südöstlichen Grasrücken aufzusteigen, dann würde ich zum Kessel mit den Grauspitzen gelangen. Was mir aufgefallen ist, die Grauspitzen sind nirgendwo ausgeschildert, krass! Wo es doch solche schönen Gipfel sind. Und viele Leute gucken einen auch an wie Fragezeichen, wenn man "Grauspitz" sagt, das sind echt arme Gipfel, die zu unrecht ein Schattendasein fristen!

Weglos ging es also den Grasrücken aufwärts und nachdem man einen Gras-Turm links umgangen hat, findet man bald wieder einen Pfad, der den Grauspitz-Südostgrat hinaufgeht, der teilweise schon recht ausgesetzt werden kann (Abgrund rechts, wo der nächste Kessel ist).

Der Graspfad endet oben in felsigem Gelände und jetzt präsentiert sich einem der vorderer und hintere Grauspitz in ihrer vollen Pracht über einem senkrecht wirkenden Schotterfeld im Kessel. Ach du Sch........ da soll ich rauf? In der Tat sieht das Schotterfeld bei frontaler Sichtweise senkrecht aus. Ich ging dann aber einen kleinen Pfad hinunter und hinein in den Kessel und in die Schotterflanke hinein. Je näher ich kam, umso mehr merkte ich, dass es nicht senkrecht, sondern 30-40 Grad steil ist, also machbar. Man rutscht nicht mal oft weg, trotz der Steilheit. 

So ziemlich in der Mitte des Kessels ist eine Art Linie mit etwas Gras und Erde drin, die kann man dann in kleinen Serpentinen hochsteigen zum Grat. Der Grat selbst ist teilweise recht luftig und zur liechtensteiner Seite hin sah ich von oben nur auf eine Wolkendecke, während die schweizer Seite fast frei war. Vorsichtig ging ich den kurzen Weg zum Vorderen Grauspitz und hatte hier eine super Aussicht. Der Grat sieht auf den Fotos schon aus wie ein Rasiermesser, in Wahrhheit kann man da aber recht bequem gehen. Fotogen ist er aber allemal.

Zum Hinteren Grauspitz traute ich mich nicht mehr, da hier eine IIer-Kletterei notwendig war, die ich alleine nicht riskieren wollte. Außerdem war ich zeitlich schon verdammt spät dran.

Dann ging es wieder runter in den Kessel. Ich überlegte, ob ich vielleicht die Abkürzung immer weiter den Kessel hinunter nehmen sollte, erinnerte mich aber an einen Bericht, wo vor extrem steilen Grashängen gewarnt wurde und ging dann lieber "außen rum".

Zeitlich hatte ich die Tour vollkommen unterschätzt. Allein für den Aufstieg hatte ich vier Stunden gebraucht, da ich mich einmal verlaufen hatte. Ich würde die letzte Älpli-Bahn also nicht mehr erreichen, verdammt! Da konnte ich mich noch so anstrengen.

Durch die mitterweile sengende Nachmittagshitze schlich ich den ersten Gegenanstieg zum ersten Pass empor, der Schweiß lief nur so runter. Da dies die erste Tour in diesem Urlaub war, hatte ich mich ganz schön übernommen. Leider hatte ich auch meine Mütze vergessen und die Sonne knallte mir auf die Birne, dass mir ganz blümerant wurde.

Um ca. 18:00 kam ich völlig geschafft an der Älpli-Bahn an, die natürlich längst nicht mehr fuhr. Ich setzte mich erstmal hin und nahm einen Schluck aus dem zum Glück funktionierenden Wasserhahn. Nun würde ich zwei Stunden absteigen müssen zur Talstation und meine Knie waren jetzt schon im A.....!

Doch dann passierte das Wunder. Auf einmal kam eine leere Gondel nach oben gefahren und "parkte" dort, offenbar eine Wartungsfahrt. Sofort rief ich per Handy in der Talstation an und fragte, ob ich nochmal runterfahren könnte. Ja, es war möglich! So gelangte ich in kurzer Zeit zum Parkplatz und gab dem netten Herrn von der Talstation ein Trinkgeld. Danke, Älpli-Bahn, ihr habt meine Knie gerettet!

Fazit: recht lange Tour mit Gegenanstiegen und etwas heikler Kletterei in einem steilen Schotterfeld, recht schmaler Grat zum Schluss. Aber sehr fotogen!

Tourengänger: sqplayer


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