Alpines in Norddeutschland : Auf und um das Bockshorn


Publiziert von Alpenorni , 22. August 2014 um 20:13.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Weser-/Leinebergland
Tour Datum:20 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 630 m
Abstieg: 660 m
Strecke:26 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wülfinghausen, Bus 385 ab Springe/Bhf.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Osterwald/Bhf. , Verbindung über Elze nach Hannover

In Norddeutschland ist`s nur im Norden flach. Denn südlich von Hannover, Niedersachsens Landeshauptstadt, erheben sich die 400er des Leineberglandes, und neben einigen Top-Klettergärten (Ith, Kanstein, Hohenstein...), wo an bis zu 50m hohen Wänden die obersten Schwierigkeitsgrade geklettert werden (Kalk), gibt es hier auch einige alte und neue Steinbrüche mit teils gewaltigen, teils aber auch sehr brüchigen Felsformationen und Abbauwänden.
Eins davon liegt bei Salzhemmendorf - das Bockshorn. Teils wird hier aktuell unter lautem Getöse noch abgebaut, aber der markante Bergsporn (mit Halbtrockenrasen und Orchideen an seinem Fuße) findet sich schon im alten Kletterführer (1972) von Richard Goedeke (ja, genau der, mit dem 4000er Buch, Altmeister der norddeutschen Kletter- und Bergszene, zahlreiche Erstbegehungen auch in den Alpen) ausführlich und mit Skizzen beschrieben.
Als Wanderziel habe ich mir diese Örtlichkeit, wo ich einst geklettert und biwakiert habe, heute ausgesucht.
Mit Öffis von Hannover aus bedeutet dies zunächst mal eine gute Stunde Bahn und Bus ab Hannover/Hbf., ehe ich in Wülfinghausen aus dem Bus steige und meine Wanderung mit dem Auf- und Abstieg über den Osterwald beginne. Unmöglich, all die Abzweigungen und kurzen weglosen Passagen aufzulisten, die mich
an den Südostrand des Osterwalds führen, dann bei Quanthof über die Saale, nun durch die Feldmark entlang der 5 Windräder bis kurz vor Ahrenfeld, und dann, nach Flankenmarsch entlang des Thüster Berges, bis zum Aufstieg, von Norden kommend, durch den Wald zum Steinbruchgelände.
Man konsultiere die Karte 1: 25.000 !
Bis hierher und hinterher alles im T1/t2-Bereich, juckte es mich nun aber doch, angesichts des beeindruckenden Bockshorns, dem "Gipfel" einen Kraxel-Besuch abzustatten.
Hierzu stieg ich über große und kleine Blöcke auf einer Steinhalde zur Scharte am Westgrat ( T2/T3) und nun, etwas links der Kante, über eine gut kraxelbare Rinne hinauf. Die letzten 3,4 Meter sehr ausgesetzt, mit losen Steinchen, daher das T4 - nix für Vertigo-Anfällige !!
Oben angekommen, hat man einen tollen Blick auf das Steinbruchgelände und den langgezogenen Ith gleich gegenüber im Westen. Abstieg (T2) dann im Wald auf der Nordseite des Sporns zum Wanderweg in Richtung Salzhemmendorf.
Nun beschloss ich, angesichts des schönen abendlichen Lichts, noch den Knübel aufzusuchen, eines sehr wiesenreichen empfehlenswerten Aussichtshügels bei Salzhemmendorf. Schöne Sicht ins Land auch von hier aus.
Der Rückmarsch führte mich entlang der Saale nach Hemmendorf, durch den Ort hindurch zur Tillylinde, und bei nun sinkender Sonne, durch die Feldmark bis zum niedlichen kleinen Bahnhof Osterwald, von wo aus die Züge stündlich in Richtung Heimat verkehren.




Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (3)


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lampbarone hat gesagt:
Gesendet am 18. November 2014 um 06:10
Soso, Du hast Dich also freiwillig ins (pardon aufs) Bockshorn jagen lassen ;)

(Danke für den Bericht, diesen T4 Berg nur 20 km von meiner Heimat kannte ich noch gar nicht)

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Dezember 2014 um 19:31
Nicht, dass Dich die Bilder noch erst auf`s und dann erst in`s Bockshorn jagen, denn : Von der einfacheren Nordseite aus ist`s nur ein T1+ ;-)

Übrigens ist es ziemlich schwierig, hier im Weser-Leine-Bergland irgendwo Routen zu kreieren, die mal über längere Strecken T3 oder gar mehr beinhalten.
Paradoxerweise gibt es an den Kansteinklippen (Liebesnadel, III+, Gran Odla III) oder im Ith oder gar im Selter (Keule, frei VII) u.a. niedersächsischen Felsgebieten freistehende Türme der gehobenen Klettergrade, aber abseits vom Okertal (Harz) findet man an all den Klippen, auch in den Wänden, kaum mal Routen im II/IIer-Bereich, dafür haufenweise ab IV aufwärts...
So klafft eine große Lücke zwischen den Wanderungen im T1 und den Klettertouren, die eben erst in recht anspruchsvollen Graden beginnen...
Da ist man über ein paar Kraxelmeter, die man auf den Wanderungen mal einstreuen kann, recht froh.
Im Osterwald gibt es ein paar recht kernige Varianten, aber alle recht kurz.
Ich habe vor, im nächsten Jahr mal weiter nach Süden vorzudringen, im Hils war ich gerade erst gewesen - da gefällt es mir z.B. sehr gut. Einsame Wälder ohne Ende, sehr schöne Gegend da, auch der Duinger Wald mit seinen Seen, oder die Thüster-Berg-Südseite mit den Magerrasen und sonnigen Hängen.....

lampbarone hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2014 um 01:50
Danke für die ausführliche Antwort! Das Problem kenne ich in der Heimat nur zu gut. In den Alpen gehe ich T3 bis T4, um schwierigere Kletterstellen zu umgehen, in der Heimat T2, um "T1 Stellen" zu "umgehen" :)
Und wenn es schon Felsen gibt, in meiner Nähe Ith, Hohenstein, dann gleich richtig und über meine Möglichkeiten/Interessen (solo noch gefahrlos ohne Seil usw.), wo man auch manchmal in der Zeitung liest, dass welche angestürzt sind.
Im Harz habe ich um den Brocken (aber eben nur drum, nicht die beiden überlaufenen Gipfelwege) immerhin noch schöne Wanderwege gefunden und kurze, einfache Kletterfelsen (beide Zeterklippen, Sonnenklippe, Landmannklippe sogar mit Gipfelbuch, Ottofelsen mit Nachbarn) - in der Heimat bin ich schon froh, auf Wanderwegen statt Wirtschafts-/Fahrwegen zu gehen.

Du sprichst vom Okertal. Sind die Wege/leichten Kletterstellen dort markiert oder zumindest auffindbar? Würde ich mir dann gern mal ansehen.

Wenn Du vom Leinebergland weiter in den Süden vordringen willst, kann ich Dir den Vogler empfehlen. Obwohl nichtmal der höchste Berg des Weserberglandes (gegenüber Bloße Zelle, Köterberg und Solling), hat man vom Ebersnacken aus den Eindruck, auf einem kleinen Gebirge zu stehen.
Als ausdauernder Langstreckenwanderer könntest Du vom Bahnhof Stadtoldendorf über Kloster Amelungsborn und Holenberg zum Kohlhai aufsteigen, dann über Ebersnacken, Hammershüttenkopf, Schnippkopf, Bodohöhe, Lehmbrink, Werderberg bis zur Königszinne und runter nach Bodenwerder. Oder noch den Eckberg mitnehmen, dann liegen auf der Tour 4 (!) Aussichtstürme - und trotzdem wirst Du kaum einem Menschen begegnen --- na außer vielleicht mir :)


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