Ueber die sieben Gipfel des Torrone Alto
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Bei meinem letzten Besuch hatte ich wegen Gewitterneigung auf einen Ueberschreitungversuch verzichtet. So nutzte ich das stabile Spätsommerwetter der letzten Augustwoche für einen zweiten Anlauf. Die Tour ist sehr vielfältig: „Hüttenweg“ und Zustieg führen durch Alpinwandergelände, Gipfelaufbau und eigentliche Ueberschreitung bieten eine mittelschwere Klettertour und der Abstieg weist durch den erforderten Gebrauch von Steigeisen Hochtourencharakter auf. Ausserdem geniesst man dank der relativen Höhe und zentralen Lage ein wunderschönes Rundum-Panorama auf die Tessiner, Bergeller, Bündner, Zentralschweizer, Berner und Walliser Alpen. Und überlaufen scheint das Gebiet auch nicht zu sein: beide Male begegnete ich am eigentlichen Torronemassiv sonst niemandem. So erstaunt denn auch die Summa von G. Brenna nicht: „ein beachtliches alpinistisches Unternehmen, an das man sich mit Stolz erinnern wird“.
29.8.2008: Von Monti Savorù führt ein weiss-rot markierter Bergweg zur Cap. Brogoldone (1904m) und weiter über den Passo Gagern (2191m) bis auf knapp 2300m SW unter die Abflachung von Sabi, die man über Geröll nach NW ansteigend erreicht, T3. Ab hier beginnen weiss-blaue Markierungen, denen man bis unter die Btta del Lago (2509m) folgt: nun besser auf Pfadspuren direkt E des Felskamms, statt den Markierungen mitten durch das Geröll folgend, zur Btta N del Lago zwischen P. 2600 und 2647. Nun wieder den weiss-blauen Markierungen nach, bis diese vom weiss-rot markierten Bergweg von der Btta di Pianca Geneura (2366m) abgelöst werden und auf diesem zur Alpe d’Oerz (2087m), T4, gut 6h. Wer den Schlüssel des Patriziato d’Osogna für die Capanna nicht abgeholt hat, muss wie ich mit der Cascina nebenan vorlieb nehmen, Trinkwasser von der vorbeifliessenden Nala ist vorhanden (Badegelegenheit).
30.8.2008: Nach Aufstehen um 4 Uhr geht es bei sternenklarer Nacht und bereits wieder später Dämmerung erst ab ca. 6 Uhr mit der Stirnlampe durch das steile, inzwischen weitgehend ausgeaperte (bei Altschnee ev. mit Steigeisen) und dadurch ziemlich ruppige (grobes Geröll) W-Couloir bis knapp unter die Btta Alta (2535m), wo man nach NW auf eine Gras- bzw. Geröllterrasse queren kann. Auf dieser weiter Richtung NW zu einer grasdurchsetzten Felsrippe und auf dieser nach N hinauf, bis man auf die von der Btta del Torrone (2665m) mit Steinmännern markierte Pfadspuren stösst, T5. Nun diesen entlang fast horizontal nach E, durch die obere S-Flanke auf den W-Grat und über diesen auf Gipfel 7 (2950m), L, II, Steinmänner, ca. 2h 30min.
Hier beginnt die Ueberschreitung: dem Grat folgen, bis man auf ein Schuttband abklettern kann (III, brüchig), dem man bis unter den Sattel zwischen Gipfel 6 und 5 folgt. Zu diesem hinauf (II, Rucksackdepot) und Abstecher (IV, Genusskletterei) zu Gipfel 6 (ca. 2952m). Zurück zum Sattel und durch eine kurze Verschneidung (III) auf Gipfel 5 (ca. 2956m). Dem Grat entlang unschwierig zu Gipfel 4 (Hauptgipfel, ca. 2957m) und nach einem kurzen Kamin links hinunter (III) zu Gipfel 3 (ca. 2956m). Nach einem weiteren einfachen Gratabschnitt erreicht man einen ca. 12m hohen Turm mit einem Risskamin, über den ich mit 2-maliger Reepschnurhilfe (Querblock, Zacken) abgeklettert bin (IV, guter Fels), den man gemäss G. Brenna aber beidseits in brüchigem und heiklem Gelände umgehen könnte. Hinab zu einem Sattel mit rötlichem Gestein, rechts über eine ca. 5m hohe senkrechte Stufe an guten Griffen hinauf (III), dann auf einem Grasband in einer Rechtsschlaufe auf den SW-Grat und über diesen (kurz III-IV) auf Gipfel 2 (ca. 2919m). Schliesslich einfach (I-II) zu Gipfel 1 (ca. 2897m) und zur Sella 2844, insgesamt ZS, ca. 1h 30min, total ca. 4h 30min.
Abstieg: durch eine ausgeaperte Rinne (Platten, Schutt) auf den Ghiacciaio di Alto und mit leichter Eisausrüstung auf hartem Firn (bis 35 Grad) in einer Linksschlaufe über diesen hinunter. Auf felsdurchsetzten Geröllbändern und zuletzt einem steilen Grashang an den Fuss der Senda del Bo (2295m) und auf einer steilen Grasrampe (Drahtseil) zu dieser hinauf, T5, ca. 1h 30min. Auf der andern Seite zuerst durch eine steile Rinne, dann über Geröll und Weiden weglos nach NE hinunter auf den von der Alpe di Pradaccio (2086m) kommenden Pfad, dem man bis zur Lesgiüna folgt (Bademöglichkeit), T4. Ca. 40m bachabwärts beginnt ein guter Parallelpfad, dem man bis zur Alpe Giümela (Rinder, Ziegen) folgt. Bald trifft man auf den weiss-rot markierten Bergweg vom Pass Giümela (2117m), der über die Alpe di Lesgüna (1480m) nach Biborgh (1313m) führt, wo die Fahrstrasse beginnt, T3, ca. 2h, total ca. 3h 30min. Den folgenden Abschnitt bis Malvaglia (380m) legt man am Besten per Autostop zurück, da der nächste Wanderweg erst bei Pontirone (867m) Richtung Biasca (293m) abzweigt.
Material: 20-30m Reepschnur, Leichtsteigeisen und- pickel, Biwakmaterial. Für Seilschaften ev. reduzierte Kletterausrüstung mit 50m Zwillings- oder Halbseil (ein Strang), 2-3 Express, 2-3 Schlingen, Kk-Sortiment, 2-3 mittleren Friends und Helm empfohlen.

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